Hallo

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Wir wollen unterhalten und informieren.

Viel Spaß

Neues von den Alten

Das „Kleine“, „Neue“, „Kurze“ zwischen den großen Aktionen, Alltägliches, normales Leben, sozusagen Berichte zwischen den Events zeigt diese Serie. Lasst Euch überraschen, es ist für Jede und Jeden etwas dabei, mit Sicherheit.

Zu den einzelnen Berichten einfach auf die Namen klicken:

Jahresabschluss / Corona-Weihnachten / U-Bhf. Französische Straße / Sportliche Hilfe / Ein Baum fällt / Golfschlägerkauf / Buchstabenmuseum / Festival of Lights / Alpaka-Wanderung / Bye, bye Harley / Kleinod-Expedition / Martins Geburtstag / Potsdam / Wacholderbombe / Viktoria-Luise-Platz / Lustwandeln im Schlossgarten / Yoga / Harley Reparaturversuch / Bärenwald Müritz / Durch’s Spektefeld zum Schleusenkrug / SUP im Regen / Happy Birthday, Vadder / Bei Pino / Kleinodsuche / Helmtest / Sommer-Gin / Entdecken und genießen / Gartenarbeit

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Jahresabschluss

Wir verabschieden jetzt, hier und heute nicht nur das alte Jahr, sondern beenden auch diese Serie „Neues von den Alten“, die uns viel Spaß gemacht hat und die mit 28 Einzelbeiträgen einen repräsentativen Querschnitt unseres Wirkens im Jahr 2020 darstellt.

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Nach dem Heiligenkalender der römisch-katholischen Kirche ist der 31. Dezember der Gedenktag des heiligen Papstes Silvester I. und wird üblicherweise mit einem „Guten Rutsch“ vom laut tosenden 1. Januar, dem Neujahrstag abgelöst. Aber in diesem Jahr ist Vieles anders. Corona bedingt steht uns der Sinn eher nach Innehalten als nach Feiern. Und wir dürfen ja auch nicht, folglich bleiben wir unter uns.

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Martin hat den Kälteanzug für den Moët & Chandon schon vom Schrank geholt, damit er der Flasche später das schützende Jäckchen überziehen kann. Wenn man sich schon sonst nichts gönnt, dann darf es in trauter Zweisamkeit der Champagner mit der traditionsreichen Geschichte aus dem Jahr 1743 sein. Ohne Gesellschaft, ohne Viren, ohne Knallzeug, aber mit dem einen oder anderen kleinen Walzer, werden Petra und Martin in das Jahr 2021 gleiten und hoffen, dass das Glück ihnen „hold“ bleibt.

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Ein wahrlich seltsames Wort, diese „hold“. Es hat als althochdeutscher Begriff in der neudeutschen Sprache mit der Bedeutung „zugeneigt" überlebt, ein wahrer Klassiker also. Obwohl meist obsolet und kaum mehr verwendet, passt er zum nachdenklich stimmenden Jahresende. Zuneigung hält uns aufrecht, Zuneigung gibt uns Kraft. Darauf können wir bauen, zur Not mit ganz viel Glücksklee.

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Thomas blickt auch auf dieses 2020 zurück: Es wird in Erinnerung bleiben, so wie vielleicht noch das 1989, nur nicht so freudig. Das Marzipanschwein vom letzten Jahreswechsel ist noch da, ahnungslos mit „Viel Glück“ und maskenfreien Küssen überreicht, harrt es auf seine Ablösung. Schweinchen 2021 kriegt es bestimmt besser hin.

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Zuversicht hilft, von wegen der self-fulfilling …na ihr wisst schon. Und irgendwann sehen die Fotos von maskentragenden Menschen genauso skurril aus, wie die jeansjackentragenden Vokuhilas und Löwenmähnen von 1989 an der Mauer. Lasst uns virtuell gegenseitig an die Hand nehmen… es wird!

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Corona-Weihnachten mit Liebe!

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Besinnliches Weihnachten, was heißt das? Schnell noch mal zum Media-Markt, Schlange steh’n bei Edeka, Postchaos beim Paketabholen, drängeln bei Douglas und Parkplatzstress vor Hugendubel. Kommt euch das bekannt vor? Dazu natürlich Stau am Autobahndreieck an dieser ewigen Baustelle und zwischendrin der vermaledeite Chris Rea, der unbedingt nach Hause fahren will … es ist zum verrückt werden! Besuchsmarathon vom ersten bis zum letzten Tag und eigentlich schon Vorbereitung auf Silvester.

Weg damit! Dieses Jahr gibt es nur einen Wunsch: Gesundheit! So oft daher gesagt und unbeachtet. Kostenlos und doch unbezahlbar. Alles Andere verliert dieses Jahr an Bedeutung.

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Eure grad60-Schreiber jedenfalls begehen es besinnlich. Thomas feiert mit Melanie im engen Familienkreis und verzichtet auf die große Geschenkeflut. Kekse, selbst gerührter Senf und etwas Gin-Likör liegen unter dem geschmückten Weihnachtsbaum. Nur die Jüngsten können uns nach dem Auspacken mit dem Klack - Klack - Klack einer Murmelbahn erfreuen.

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Martin fährt wegen Corona nicht nach Merdingen zur Restfamilie und bleibt im kleinen Kreis mit Mutter, Frau, Tochter daheim in Falkensee. Auf den Tannenbaum hatte er wegen der eigentlich geplanten Aushäusigkeit verzichtet, so muss es jetzt ersatzweise der Ficus Benjamini mit Lichterkette sein, ohne Kugeln und Schnickschnack.

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Auf der Terrasse wird die hiesige Teilfamilie den Ofen, den er zur Pensionierung vom Bruder geschenkt bekommen hatte, anfeuern und mit warmen Wein aus Tassen und Spotify-Weihnachtssampler im Hintergrund der fernen Sippschaft mittels Zoom-Konferenz zuprosten. Geht doch auch, wenn’s nicht jedes Jahr sein muss.

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Vielleicht können wir uns dieses Jahr einmal wirklich besinnen. Besinnen darauf, wie viel Gesundheit bedeutet, wie wichtig Nähe ist (gerade, wenn wir darauf verzichten müssen) und zuversichtlich sein, es wird schon wieder… Zum Schluss noch eine sehr schöne und gut gelungene Weihnachtskeramik von Christiane. Dankeschön!

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Und so wünschen wir euch von Herzen nur eins: Gesundheit!

Eure Schreiberlinge Martin und Thomas

Kommentar von Dominik:

  • Hallo, sehr spannende kurze Geschichten habt ihr da zwischendrin.
    Das Gedrängel und der Stress sind uns natürlich auch gut bekannt... leider.
    Aber in einem Punkt muss ich euch etwas widersprechen. Und zwar, dass Gesundheit immer kostenlos ist. Manche von uns hatten da leider etwas weniger Glück. Aber das macht uns (oder zumindest mich) nicht weniger glücklich. Ich wünsche meinen Angehörigen und mir selbst natürlich auch immer viel Gesundheit. Denn ohne diese gibts oft eben nicht mehr viel was man sich wünschen würde. Ich wünsche euch alles Gute, viel Gesundheit ;) und ein frohes Fest.
    Hier noch eine kleine Empfehlung für ein Spiel für Inspiration (https://simonjan.de/collections/erzaehlt-euch-mehr). Es hat mir und meiner Partnerin viele interessante Gespräche beschert und uns noch ein bisschen näher gebracht.

grad60.com

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Geisterbahnhof

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Das Dämmerlicht gibt schwache Konturen preis. Der waffentragende Lodenmantel dreht sich hinter den Pfeiler und wirft einen bedrohlichen Schatten im gelben Licht der U-Bahn-Fenster. Die U-Bahn rumpelt ohne Halt an der Bahnstation vorbei und bietet Gruselfaktor für West-Berliner und ihre Besucher. 28 Jahre lang der Anblick auf der U6 bei der Unterquerung von Ost-Berlin. Die vergangene Geschichte von 1961 bis 1989 blitzt dunkel und unangenehm in meiner Erinnerung auf und hält sich so lange, bis ich den hell erleuchteten U-Bahnhof Französische Straße erreiche. Eine junge Frau und ein alter Mann steigen zusammen mit mir aus und verlassen zielstrebig die Station.

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Wheep-Wheep-Wheep, die Türen schließen. Mit anschwellendem Summton verlässt der Zug die Station und lässt mich in der Stille auf dem Bahnsteig zurück. Irgendwie erwarte ich ein Zeichen auf sein baldiges Ende, auf den neuen alten Geisterbahnhof. Am 4. Dezember ist hier Schluss, die Züge fahren durch. Davon ist nichts zu merken. Stoisch stehen die grünen Pfeiler mit ihren Nieten in der Mitte des Bahnsteigs und lassen das Baujahr 1923 nur erahnen.

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Die grüne Farbe ist das Erkennungszeichen für den Bahnhof. Der schwedische Architekt Alfred Grenander bestimmte diesen Farbton für die Station Französische Straße. Die Nachbarn bekamen als Kennung Weiß, Rot, Gelb und Blau. Wie eigentlich immer in Berlin fehlte das Geld für Ausschmückungen und selbst die Wandfliesen mussten eingespart werden. So blieb es beim Putz und der farblichen Einrahmung des Namensschildes.

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Der Gegenzug fährt ein. Wieder steigen nur drei Fahrgäste aus. Ohne groß den Blick zu heben, laufen sie zu den Treppen. Am liebsten möchte ich ihnen zurufen: „Schaut doch mal, das gibt’s in wenigen Tagen nicht mehr!“ Ist mir aber dann doch zu albern und so laufe ich noch einmal auf und ab und freue mich, als letzter auf dem Bahnhof zu sein. So’n bisschen Abschied wie vom Flughafen Tegel. Noch kann ich mir nicht vorstellen, wie es hier aussehen wird. Klar, der bewaffnete Grenzsoldat steht hier nicht, aber wird der Bahnhof zugemauert, werden Gitter aufgestellt oder nur das Licht ausgeschaltet? Und kann der Zug hier einen Nothalt einlegen?

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Ich steige die Treppen zur Friedrichstraße hinauf und entdecke hier dann doch einen kleinen Aufsteller: „Der Bahnhof wird wegen des geringen Abstands zum neuen Kreuzungsbahnhof Unter den Linden geschlossen“. Da treffen sich die alte Strecke aus den 1920er-Jahren mit der „Kanzlerbahn“ von 2020. Ich bin gespannt, welche Kennfarbe hier dominieren wird und ob auch das Geld für die Kacheln fehlt. Ein erster Blick die Treppen zum Bahnhof hinunter spricht jedoch eher für einen üppigen finanziellen Rahmen.

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Aber schon jetzt kann ich sagen, das Portal der alten U-Bahnstation beeindruckt deutlich mehr. In der geschwungenen Metallkonstruktion leuchtet „Französische Straße“ und die gusseisernen Metallgitter strahlen mit ihren Verzierungen den stolzen Charme der vielseitigen Geschichte des neuen Geisterbahnhofs aus. Wenigstens sie werden uns hoffentlich erhalten bleiben.

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Wer als letzter noch einmal auf diesem U-Bahnhof stehen möchte, hat bis zum 4. Dezember Zeit dafür. Es ist kein sensationelles Erlebnis, aber mir tat es gut, nicht vorbei zu hetzen, das Bewusstsein zu schärfen und Details zu betrachten. Ganz im Sinne unseres Mottos: Jetzt haben wir Zeit für uns!

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Sportliche Hilfe

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Das Sportstudio ist geschlossen. Ein winziger Virus ist stärker als jeder Bizeps und will meine Arnold-Figur zunichtemachen. Also nichts mit Bodypump. Aber der kleine ekelhafte Gesell hat die Rechnung ohne Familienhilfe beim Pakete schleppen gemacht. Meine Tochter bekommt für ihr Label „Gretas Schwester“ eine große Lieferung Bücher im Body-Workout-Format und ich melde mich spontan zu diesem Spezialkurs an. Bevor es richtig los geht, untersucht sie mit ihrer Kollegenfreundin noch das Hantelmaterial.

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Ich greife mir das erste Paket und schaue dabei mit dem überlegenen Lächeln des Sportprofis auf die Palette. „Das reicht ja gerade für’s Aufwärmen!“, sage ich zu mir und halte das Gewicht im leichten Bizepscurl. Noch schnell in die Kamera gegrinst, bevor ich den Packen in das Atelier bugsiere. Anschließend noch etwas Armdrücken und schon steht der Karton oben auf dem Regalbrett.

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Mit federndem Schritt geht‘s zum Schnellkurs wieder auf die Straße. Aber uups, eine zweite Palette steht neben den Hantelgewichten. „Ach so, das war nicht alles?“, entfährt es mir und ich sehe bei meiner Trainerin ein dezentes Schmunzeln. Nun gut, dann lohnt sich das wenigstens. Das zweite Paket geschnappt und hinein in das Lager. „Clean and Press“ höre ich virtuell meinen regulären Trainer Alex rufen und schwungvoll steht die Kiste hoch oben an seinem Standort. Mit einem: „Wird ja doch noch ein Training!“, überrascht mich draußen die dritte Palette. Das dezente Schmunzeln wird breiter: „Sieben!“ Zum Glück gesellen sich weitere Kursteilnehmer dazu und ich erschummel mir eine Pause beim Hüten meines Enkels.

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Man mag kaum glauben, wie schwer Papier sein kann. Karton für Karton verlässt das Transportgestell und findet seinen Platz im Lagerraum. Mal hoch oben in den Regalen oder auch für die Rückenübung unten hinter den Vorhängen. Fast vier Tonnen Gewicht sind in „Move“. Lediglich die Beine kommen im Training zu kurz. Nur eine Treppenstufe hat die Trainerin als Stepper eingebaut. So mach ich mich für das Beintraining noch mit dem Fahrrad auf den Heimweg und stelle fest: Es geht auch mal ohne Sportstudio! Es ist nur anders als mein geliebtes „Bodypump“.

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Ein Baum fällt

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„Mein Freund, der Baum ist tot, er fiel im frühen Morgenrot!“ Diese Textzeile eines Songs (1968) von Alexandra, die ein Jahr später und viel zu früh mit nur 27 Jahren bei einem Autounfall starb und deren Lieder wir in der Nachbarschaft gerne singen, geht mir durch den Kopf, als Roland, mein Nachbar, Freund und Spanischkenner, „Mi querido Vecino“ also, die Kettensäge ansetzt.

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Aber, fangen wir mit der Geschichte von vorn an. Ich helfe natürlich gerne, wenn ich kann und Roland hat mich darum gebeten; ich bin folglich mit voller Schaffenskraft dabei und stehe zur Verfügung! Als Naturliebhaber und Baumfreund muss ich ehrlicherweise aber zugeben, dass ich beim Fällen eines Baumes eher distanziert begeistert bei der Sache bin. Doch es muss sein.

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Es ist 10:00 Uhr in Deutschland und in Falkensee und alles ist bereit. Dieser Baum, eine Linde, die von Roland immer schon in der Krone beschnitten wurde, steht knapp hinter der Grundstücksgrenze direkt an unserer Garage und drückt von Jahr zu Jahr mehr gegen das Betonfundament. Das geht nicht mehr lange gut, er kann nicht stehen bleiben, leider! Und heute soll der Stamm fallen. Das wichtigste Werkzeug ist die Kettensäge. Vor diesem Ding habe ich mächtig Respekt. Und das nicht erst, seit ich 1974 den Film „Das Kettensägenmassaker“ gesehen habe. Kennt keiner mehr? Wirklich? Leute! Ich glaube allmählich, ich bin zu alt. Der Streifen ist für Horrorfans ein „must have seen“! Den Film gibt’s noch als Video und Figuren wie Leatherface gingen schließlich in die Horrorgestaltengeschichte ein. Und was hat Roland für eine Kettensäge? Eine mindestens 50 Jahre alte Maschine der Firma Stihl, die er von seinem Vater und der wiederum von seinem Onkel bekommen hatte. Ein tolles Ding!

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Die Äste hat Roland schon vor ein paar Tagen entfernt. Für uns bleibt nur der Stamm, aber der hat es faustdick hinter der Borke. Oben geht es noch ganz leicht; etwas später merken wir, besser gesagt Roland, dass ein Stamm mit einem Durchmesser von rund 50 cm nicht so einfach durchzusägen ist. Er quält sich, der sonst so sanfte und freundliche „Kettensägenroland“. Obwohl er das wirklich sehr gut kann. Er hat ja auch mal einen Kurs in der Firma seines Vertrauens mitgemacht (ein Geschenk seiner Kinder, die sich wohl um seine Gesundheit sorgten). Daher auch die komplette Ausrüstung, einschließlich Schnittschutz-Latzhose und Sägespanflugschutz am Helm. Richtig und wichtig. Aber an erster Stelle steht sein „Know how“. Los geht’s mit der "Ablängen-Prozedur". Das heißt, der Baum wird Stück für Stück kürzer gemacht.

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Im Moment des Durchsägens muss Roland die volle Kontrolle behalten, gegen Ende des Schnitts heißt es, den Anpressdruck zu reduzieren, ohne den festen Griff an den Handgriffen der Kettensäge zu lösen. Immer konzentriert bleiben. Er macht es gut, natürlich. Ein großes Stück ist schon ab.

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Ich, als Helfer des Baumarbeiters Roland, fixiere immer den Teil, der abgetrennt werden soll, damit dieser nicht unkontrolliert der Schwerkraft folgt und womöglich Schaden anrichtet. Wir arbeiten Hand in Hand. Ein gutes Gefühl. Gemeinsam eine Sache zu bewältigen, an der ein Einzelner schwer zu knabbern hätte, mit einem guten Freund an der Seite, das macht Spaß. Schritt für Schritt kommen wir nach unten und machen kurz vor Erreichen des Baumstumpfes eine Pause. Die Maschine muss gewartet werden. Kette spannen, Zähne schärfen, Kettenöl nachkippen.

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Nach ein paar Minuten geht es weiter. Doch dann drohen wir am Baumstumpf zu scheitern, da die Kettensäge hier nur schwer ansetzbar ist. Aber Roland weiß genau, wie es weitergehen soll. Es muss anderes Werkzeug her: Axt, kleiner Hammer, großer Hammer, Stahlkeil, Aluminiumkeil, Spaten, Schippe, Besen, Handfeger, Harke! Arbeitsplatz fegen, sauber machen für die Säge. Und etwas Erde am Baumstamm wegschaufeln. Wir brauchen Arbeitsfreiheit.  

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Es beginnt mit kleinen Schnitten mit der Kette seitwärts, da, wo es geht. Dann den Keil entlang der Wachstumsringe von oben ansetzen. Der Stahlkeil ist der Vorreiter, dann kommt als Unterstützung den Aluminiumkeil hinterher. Es läuft, wir kommen voran. Es kostet aber auch Kraft. Der große Hammer wiegt locker mindestens zehn Kilo und will beim Spalten vernünftig und mit Schwung auf dem Kopf des Keils platziert werden. Und das mit Schmackes und nicht „wie ein totes Schaf“, wie mein Vater immer zu sagen pflegte. Wir wechseln uns ab, der Schweiß fließt.

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Mal großer Hammer, mal kleiner Hammer, mal Säge, mal Roland, mal ich. Der Stumpf wird immer weiter zerkleinert und abgetragen. Und zwar so weit, bis das Fundament der Garage frei liegt und der Rest des Stumpfes mit Erde bedeckt werden kann. Wir posieren wie zwei stolze Großwildjäger, wie ich im Nachhinein feststellen muss. Dieser Eindruck täuscht. Mir tut es immer noch leid um den Baum, aber er war an der falschen Stelle gewachsen. Oder? Eigentlich war er ja zuerst da und dann kam ich mit der Garage! Also, was ist richtig?

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Der Baum ist weg, die abgeschnittenen Baumscheiben werden in den nächsten Tagen noch gespalten und dienen später als Feuerholz im Kamin. Die Wachstumsringe zeugen übrigens von 37 Jahren Lebenszeit, die wir ziemlich brachial beendet haben. Ein großer Baum, der noch viele gute Jahre vor sich gehabt hätte, ist gefallen. Ich muss wieder an meine gute Freundin im Geiste, Alexandra, denken: „Mein Freund, der Baum ist tot, er fiel im frühen Morgenrot!“

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Der ehemalige Standort der Linde ist von Roland schön hergerichtet worden. Es sieht nett aus und schmeichelt dem Auge, aber dennoch: Für meine Gefühlswelt ist der Anblick ambivalent, geprägt von absoluter Notwendigkeit und einem gewissen Gefühl der Trauer.

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Golfschlägerkauf

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Der Typ aus Bayern hatte Probleme mit der Verpackung und dem Versand; durchaus nachvollziehbar. Und der Typ aus Friedrichshain hatte nur immer recht kurze Zeitfenster, in denen ich ihn hätte aufsuchen können. Das war dann auch nicht so einfach. Aber der Reihe nach.

Wir haben die Platzreife für Golfspieler in Deutschland und wir wollen weitermachen. Neben der Urkunde ist eine weitere nicht ganz unwichtige Voraussetzung das Equipment, sprich Golfschläger und Tasche. Thomas hat in seinem Fitnessclub diverse Menschen, die eine Ausrüstung verleihen. Ich habe niemanden; zum Ausleihen, meine ich. Also umschauen, am besten bei EBAY. Angebote gibt es genug, aber auch Preise, die mir das Wasser in die Augen treiben. Ein neuer Halbsatz (sieben Schläger) von Wilson mit Tasche ist schon für 199.- Euro zu haben; da sollte ein gebrauchter Halbsatz, auch wenn er nicht von Wilson ist, deutlich unter 100.- Euro liegen.

Ich befinde mich jetzt an der Boxhagener Straße und bin, nachdem ich den mittäglichen Timeslot verpasst hatte, für den späten etwas zu früh. Also warten. Im Auto? Auf dem Gehweg? Nein, lieber in eine Kneipe. Für die ist es aber hier noch deutlich zu früh. Also Pizzeria. Der Wirt ist nicht sauer, dass ich nur ein Bier trinke und nichts esse. Ich warte auf den Termin und bin guter Dinge.

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Der Kontakt mit Yannick ist freundlich und entspannt. Mich wundern nur diesen recht kurzen Zeiträume, in denen ich vorbeikommen könnte. Ist der Anwalt mit Praxis oder Psychotherapeut? Keine Ahnung. Werde ich ja gleich sehen. 60.- Euro sind jetzt abgemacht, das ist grundsätzlich in Ordnung; zumal der Satz aus zehn Schlägern besteht. Yannick kommt ursprünglich vom Ammersee und hat da Golf gespielt. Nunmehr in Berlin angekommen, hat er nicht mehr die Zeit. Und er ist Student in irgendwas; ich habe vergessen, zu fragen. Auch, warum er nur immer in so kurzen Zwischenräumen Zeit hat. Ist ja auch egal. Preis, Qualität, Zustand stehen im ausgewogenen Verhältnis zueinander. Nach wenigen Minuten bin ich wieder auf der Straße, mit den Schlägern und freue mich.

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Am nächsten Tag zu Hause wird ausgepackt und ausprobiert. Es ist alles da. Driver, Putter, Sand Wedge, Pitching Wedge, Eisen drei bis neun, allerdings ohne den Sechser. Bei dem Eisen sechs ist nur noch der Schaft da. „Der Schlägerkopf ist mir mal weggeflogen und ich habe ihn nicht wiedergefunden“, hat Yannick gesagt. Na sei’s drum, es geht auch ohne den Sechser.

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Auch an Zubehör gibt es Einiges mit dazu: Eine Golf-Arizona Pitchgabel zum Ausbessern des Greens, Holztees für den Abschlag und Bälle aller Art und Farbe, sogar einen von Kaiser Franz. Nicht schlecht, denke ich. Und alles für 60 Euro! Passt! Hast du gut gemacht.

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Jetzt muss nur noch der nächste, richtige Abschlag folgen; nicht nur üben im Garten. Auf der kurz gemähten Zone am Anfang eines Lochs werde ich dann meinen rosafarbenen Golfball aufteen und ins Spiel schlagen. Mit dem Driver Echelon B2-B.

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Um anschließend den Fairway entlang mit nur einem Schlag bis zum Green zu kommen. Dort werde ich kurzentschlossen einputten und mit einem Birdie auf der Scorecard zum nächsten Loch gehen. Das wird toll.

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Buchstabenmuseum

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„Ich kaufe ein A und möchte dann lösen …“, so sprach der Kandidat dereinst in der Rateshow Glücksrad und Maren Gilzer drehte den Buchstaben um. Wir beide Ü60ger erinnern uns noch an diese Quizshow in Sat 1, viele unserer Leser/innen bestimmt auch. Und heute hier im Buchstabenmuseum könnten wir auch einen Buchstaben kaufen, machen wir aber nicht, wir schauen nur.

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In diesem ungewöhnlichen Museum in Berlin-Tiergarten am Hansaplatz werden gebaute Buchstaben und komplette Schriftzüge oder auch Symbole vergangener Epochen gesammelt, bewahrt und dokumentiert. Es soll ein Ort der Erinnerung, aber auch der Impulse für aktuelle Diskussionen sein, erläutert ein Informationstext dem Besucher das Anliegen der Museumsmacher.

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Wir wandern durch die Stadtbahnbögen und sind begeistert von den auch mal recht kuriosen Ausstellungsstücken. So erstaunt uns zum Beispiel der Fisch vom Frankfurter Tor, der mal zum Geschäft „Zierfische“ gehörte und am 17. April 2009 ins Museum aufgenommen worden ist. Da kann sich Thomas nicht zurückhalten. 

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Auf der Website heißt es weiter, dass gebaute Buchstaben aus dem Stadtbild verschwinden, da regionale, traditionelle Betriebe und kleine Einzelhandelsgeschäfte, die noch handwerklich hergestellte, individuell und hochwertig gestaltete Ladeninschriften verwenden, verdrängt werden. Stimmt irgendwie, denke ich.

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Beim Stöbern und Betrachten der Relikte aus früheren Zeiten, die eigentlich noch gar nicht so lange her sind, wie wir meinen, kommen wir auch zu einem besonders hübsch drapierten, rot dominierten, beleuchteten Buchstabensalat. Was für einen Schriftzug diese Buchstaben mal ergeben haben, erschließt sich uns nicht.

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Wir ziehen weiter durch die Räume. Filigrane Buchstaben aus Holz neben massiven Objekten aus Neon oder Stahl verströmen eine nahezu melancholisch stimmende Aura. Nicht alles ist schon fertig. In einigen Ecken stapeln sich Exponate, die offensichtlich noch hergerichtet werden müssen.

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Ich lese nach, dass im Lager aktuell über 2.000 Objekte verwahrt werden. Basis für den riesigen Fundus war die private Sammlung von Barbara Dechant, Gestalterin aus Wien. Und hier wird dieser kostbare Schatz der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Tolle Idee, gut performt und wichtiges Zeugnis des Kulturgutes Schrift, finden wir. So auch Coca-Cola auf Russisch (daher “K” statt ”C”, wäre sonst “sch” ausgesprochen worden)!

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Bevor wir die Ausstellung verlassen, scheint sich Thomas in den Anfangsbuchstaben seines Vornamens verliebt zu haben. „Was für ein Hammer wäre dieses Teil in meiner Wohnung, so geil!“, schwärmt er und will mit mir den Transport besprechen, Geld würde keine Rolle spielen, da wäre er bereit, einiges zu investieren. Ich werfe ein, dass ein beleuchtetes „N“ doch vielleicht besser passen würde. Gibt es aber nicht, nur andere leuchtende Buchstaben, die käuflich zu erwerben sind. Thomas winkt ab: „Es war nur ein Scherz, mein Lieber, ist doch viel zu groß!“ Obwohl …  schlecht wäre so eine Buchstaben-Leuchte nicht, denke ich.

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Ein großer Teil der Arbeit dieser Museumsgestalter ist unverkennbar die Dokumentation. Man merkt deutlich, wie sehr sich die ausschließlich ehrenamtlich arbeitenden Menschen bemühen, zu jedem Schriftzug, jedem Logo und jedem Buchstaben die Entstehungsgeschichte herauszufinden. Nach rund 60 Minuten sind wir durch und streben nach draußen. Übersehen kann man den Eingang im Stadtbahnbogen 424, 10557 Berlin, übrigens nicht, dafür sind die Buchstaben einfach zu groß. Die Anfahrt ist mit der U-Bahn bis zum Bahnhof Hansaplatz oder mit der S-Bahn bis zum Bahnhof Bellevue echt easy. Die Öffnungszeiten sind Donnerstag bis Sonntag, 13:00 bis 17:00 Uhr. Der reguläre Eintritt beträgt 12,00 Euro, ermäßigt 6,50 Euro.

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Wir ziehen ein Resumé und sind sehr angetan von dem Bestreben, das Kulturgut “Buchstabe” zu bewahren und empfehlen einen Besuch des Buchstabenmuseums uneingeschränkt.

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Festival of Lights

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Vom 11.-20. September ist in Berlin das Festival of Lights 2020 als eine Art Open Air Lichtkunstgalerie mit über 100 strahlenden Kunstwerken an 86 Orten wieder einmal für das Volk präsent. Und wir wollen uns heute gefangen nehmen lassen und darüber berichten von den letztjährlich immer sehr beeindruckenden Illuminationen. Wohl wissend, dass in Coronazeiten Einiges anders sein wird. Mal schauen. Wir starten am Berliner Dom.

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Auf der Website der Macher steht, dass die Projektionen im Interesse der Besucher vorübergehend ausgeschaltet werden müssen, sollten sich an einzelnen Orten zu viele Menschen unter Vernachlässigung der Abstandsregelung aufhalten. Hier vor dem Dom ist es voll, aber Abstand halten ist möglich und wird auch weitestgehend praktiziert, soweit wir das beurteilen können. Neben den hochkarätigen Kameras sind natürlich überwiegend Handys im Einsatz, um die Bilder festzuhalten. Wir sind da keine Ausnahme.

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Wir wechseln den Schauplatz und flanieren die Straße unter den Linden entlang. Ja, es kommt mir vor wie flanieren, denn die Stimmung ist gelöst, viele Menschen sind einfach nur da, ohne Stress und Hektik und spazieren oder gar lustwandeln durch die Nacht, als wäre alles gut auf dieser Welt.

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Wir wechseln die Straßenseite, was bei dem Verkehr ohne Ampel nicht so leicht ist und kommen zum Bebelplatz. Hier ist richtig was los, viele Menschen, aber auf Distanz. Und es gibt viel zu sehen.  

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Der Bebelplatz ist ja der Ort, an dem der israelische Künstler Micha Ullman mit seinem Denkmal „Versunkene Bibliothek“ an die Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933 in der Mitte des Platzes erinnert. An der Fassade der Staatsoper ist deshalb auch Schwerpunkt der Illumination eine Collage zum kulturellen Israel.

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Beiläufig frage ich in die Runde, wer denn der Herr auf dem Bild wäre. Schweigen und Achselzucken, keiner weiß es. Aber nach einigen Recherchen bekomme ich Auskunft. Der Mann ist Amos Oz, ein israelischer Schriftsteller und Journalist, geboren am 4. Mai 1939 in Jerusalem und gestorben am 28. Dezember 2018 in Petach Tikwa (Israel, wenige Kilometer östlich von Tel Aviv). Ein schönes Motiv. Wir schlendern weiter und auch hier fällt mir am meisten die gelöste, harmonische Stimmung auf. Ein bisschen wie Weihnachten. Das lässt uns nicht unbeeinflusst.

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Mit Licht und Schatten zu spielen, macht nicht nur Kindern Spaß, wir machen auch unsere Albernheiten.

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Entlang der Französischen Straße geht es Richtung Friedrichstraße und dann zum Brandenburger Tor. Wie in den Jahren zuvor, soll das unser Highlight werden. Und wir sind nicht enttäuscht. Schon von weiter weg ist es einfach nur toll anzusehen.

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Hier gibt es Motive ohne Ende. Wir wissen gar nicht, was wir zuerst fotografieren sollen.

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Die Begeisterung und Freude sind auch hier bei allen Menschen, denen wir begegnen, zu spüren. Überall haben Frauen und Kinder Lichterkränze auf dem Kopf. Viele Leute tragen Luftballons mit bunten Lichterketten oder Sonnenbrillen mit LED-Beleuchtung. Und diese beleuchteten Ballons sind absolut der Hammer.

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Nach einem letzten Blick hoch zur krönenden Skulptur der Quadriga auf dem Brandenburger Tor ziehen wir weiter zum Potsdamer Platz.

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Wir passieren die US-Vertretung, die sich mit einer Botschaft über Einigkeit, Frieden und Freiheit an die Deutschen wendet, die ich nur unterstreichen kann.

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Nach einigen hundert Metern und mit deutlich weniger Menschen als Begleitung kommen wir gegen Mitternacht am Platz mit der Hochhausformation Forum-Tower, Kollhoff-Tower und Bahntower an und sind etwas enttäuscht. Hier gibt es nicht so viel zu sehen, wie erwartet. Am besten gefällt uns das riesige rote Herz direkt an der historischen Ampel, das zu pulsieren scheint.

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Wir haben nur wenige der 100 strahlenden Kunstwerke gesehen und sind dennoch sehr angetan von dem, was zum 16. Mal ganz offensichtlich mit viel Liebe und Freude von Birgit Zander und ihrer Agentur Zander & Partner produziert worden ist. Bravo und weiter so!

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Alpaka-Wanderung

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Ach, sind die süüüüüß! So entfährt es nicht nur mir auf dem Alpaka-Hof in Vetschau im Spreewald. Der Spreewald in Brandenburg? Richtig! Die knuddeligen Tierchen leben auch hier und nicht nur in den Anden von Südamerika, wo wir ihnen schon auf unserer Reise Peru auf eigene Faust begegnet sind. Mit meiner Familie habe ich mich aufgemacht zur Alpakafinca in Vetschau und da schauen sie uns in braun, weiß, schwarz von der Weide entgegen. Man könnte meinen, sie lächeln…

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Das ist aber nur die menschliche Vorstellung von Kuscheltier. Im Grunde sind es Wildtiere, die eine angeborene Scheu vor Menschen und allem Anderen haben, das ihnen gefährlich vorkommt. Trotzdem besteht bei jedem der unbändige Drang, in die weiche Wolle zu greifen. Die Tiere ertragen das, aber es sind keine schnurrenden Katzen. Sie werden nach der Geburt vom Muttertier nicht trockengeleckt, dazu ist die Zunge viel zu kurz, und so haben sie wohlmöglich nicht dieses Nähebedürfnis. Trotzdem streichle ich zart und gefühlvoll das knuddelige weiße Jungtier.

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Von diesen Minikamelen gibt es weltweit etwa vier Millionen Tiere, fast alle davon leben in Peru. Das Kostbare an den Alpakas ist die Wolle: Im Vergleich zur Schafwolle ist sie viel wärmer und wesentlich feiner. Hier auf der Weide in Vetschau laufen Jungtiere verschiedenen Alters herum. Das liegt daran, dass die Stuten den Eisprung passend zum Deckakt auslösen können und somit das ganz Jahr über empfängnisbereit sind. Zuständig dafür ist „McIntosh“, der Chefbock vom Feld. Uns wird geraten, ihn nicht zu bedrängen, um vor Spucke im Gesicht verschont zu bleiben. Dem Ratschlag folge ich gerne.

Für unsere gebuchte Wanderung bekommen die Flauschis einen Halfter um den Kopf und wir den Strick in die Hand. In Reih und Glied geht es schließlich an einem Spreewaldfließ entlang. Immer ruhig und geschmeidig, denn schon ein Kahn auf dem Wasser beunruhigt die Tiere. Trotzdem beschleicht mich das Gefühl, das einige ihre kecke Frisur mit Stolz spazieren führen.

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Mit mir läuft „Belle Florita“, eine angehende Zuchtstute an fünfter Stelle der Karawane und wir haben uns arrangiert. Ich zottle nicht am Strick und Wuschel-Lady bleibt bei mir im Trott. Dafür kein Zerren und kein Spucken. Nach zwei Stunden Wanderung ist der Hof wieder erreicht und zumindest ich um eine Erfahrung reicher. „Belle Florita“ springt, wahrscheinlich erleichtert, auf dem Feld davon. Und kurz habe ich den Eindruck, dass sie vor „McIntoch“ mit den Wimpern blinkert.

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Bye, bye Harley

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Seit dem 3. März des Jahres 2020 a.D. gibt es meinen guten, alten Freund Mario nicht mehr auf diesem Planeten; er spaziert jetzt irgendwo zwischen Nirwana und Unendlichkeit durch die Sphären.

Und nun war es an der Zeit, sich um den Verbleib seiner Maschine, der Harley-Davidson Springer Softail Chopper, Sondermodell 1985 (Baujahr 1988), mit dem Apehanger, dem Mikuni-Vergaser, den weit nach vorn verlegten Fußrasten, den hinteren breiteren Reifen und dem tiefer gelegten Sitz zu kümmern. Das war kein leichter Weg, das muss ich schon sagen.

Ist es euch schon mal so ergangen? Schreibt uns, wenn ihr eine Geschichte dazu habt, einfach mail an info@grad60.com

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„Live to Ride“ oder auch „Ride to Live“, so steht es auf dem Primär-Deckel, und am besten noch „Forever and Ever“. Sicher, das kann ein Lebensmoto sein, ich sage nur: „Easy Rider“. Mario hat diesen Traum auch verfolgt, wahrscheinlich von dem Tag an, als er den berühmten Film mit Peter Fonda auf seiner Harley „Captain America“ das erste Mal gesehen hat. Einmal mit dem Harley-Virus infiziert und für immer gefangen, das ist so, das kann man nicht mehr ändern, das war und gilt auch für mich. Aber ich weiß natürlich, von einem Virus in Zeiten der Corona-Pandemie positiv zu reden, klingt seltsam, seht es mir bitte nach.

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Chris aus NRW hat sich interessiert gezeigt, Marios Harley seiner Sammlung hinzuzufügen; er hat nämlich schon vier, Marios soll die fünfte werden. Und uns war es wichtig, jemanden zu finden, der diese besondere Softail Springer zu würdigen weiß. Chris hat in seiner Jugendzeit genau dieses Modell gehabt und es nach drei Jahren aus finanziellen Gesichtspunkten wieder verkaufen müssen. Nun wollte er seinen Jugendtraum zurückhaben, da kam ihm unsere Verkaufsanzeige gerade recht. Das gute Stück ist von Mario immer sehr geliebt und gepflegt worden. Aber wegen seiner Krankheit stand sie zuletzt längere Zeit unbewegt beim Händler, das hat die Batterie nicht unbeschadet überstanden. Also habe ich vor dem Verkaufsgespräch der Harley noch ein neuen Energiespeicher verpasst.

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Die Unterhaltung mit Chris ist nett und kurzweilig, ein sympathischer Kerl. Auch wenn der Verkaufserlös nicht hundertprozentig unseren Vorstellungen entspricht, ist es schließlich doch ein win-win Situation. Nach einiger Kraftanstrengung ist das gute Stück im Transporter. Ich platziere meinen Hintern noch einmal in das tiefe Sitzpolster und hänge mich final wie ein Affe an den Lenker (daher, ihr wisst schon, der Name Apehanger), während Chris die Gurte anzieht.

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Ich wünsche ihr, der grandiosen Chopper, der stolzen Heldin der Landstraße, der jahrelangen, treuen Gefährtin meines Freundes Mario, einen schadenfreien Weg in die neue Heimat. Ich schaue mir schlussendlich die Fixierungen der Gurte an und versichere mich, dass die Befestigungen an den richtigen Stellen sitzen und halten. Alles ist in Ordnung. Sie wird es nicht schlecht haben, da wo sie hinkommt, mit Sicherheit, Chris wird gut mit ihr umgehen. Trotz aller Trauer durchströmt mich ein wohliges Gefühl. Mario hätte es auch so gewollt, ich bin mir sicher.

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Wie kann man nur so sentimental sein, verdammt!

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Kleinod-Expedition

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Diesmal ist schon etwas Suche erforderlich, um für euch einen neuen Geheimtipp zu erschließen. Unsere erste Idee ist zu weit weg und auch der zweite Vorschlag nicht gerade um die Ecke. Nummer Drei ist unser Ziel. Wir starten. Aber ist das wirklich ein Kleinod oder doch allzu bekannt? Spontan ändern wir die Richtung und steuern unsere Alternative an. Wir diskutieren, ob das geht. Kommt man da wirklich hin? Wir versuchen es und tatsächlich gibt es einen Zugang.

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Selten sind wir so aufgeregt, ein auch für uns völlig unbekanntes Kleinod zu erschließen. Und wir freuen uns wie die Schneekönige über die Perspektiven und vor allem über die vielen Bildmotive. „Der Beitrag wird fotolastig“, stellt Martin lapidar fest und drückt den Auslöser. Ich positioniere mein Hama-Dreibeinstativ und klemme das Handy zwischen die Haltebacken für ein Selfie von uns beiden. Das Ding mit den gummierten biegsamen Beinchen hat schon oft gute Dienste geleistet, wie z.B. auf den 2600 Radkilometern nach Barcelona.

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Mir rutscht ein: „Ist ja irre hier!“, heraus und Martin drückt noch mal auf das Knöpfchen für ein weiteres Bild: „Das wird die Qual der Wahl!“ Aber das ist gut so. Oft genug haben wir auch Artikel, für die wir uns Fotos aus den Fingern saugen. Dann lieber so.

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Voller Freude und mit voller Speicherkarte geht’s in ein Bistro. Der Coronazettel liegt zum Ausfüllen bereit und zwei Wäscheklammern. Vor die Toilette geklemmt, sollen sie die Belegung signalisieren. Wir genießen den Cappuccino und freuen uns. Der nächste Artikel in der Serie „Kleinode“ wird wieder spannend. Schaut doch mal rein.

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When I'm Sixty-Four

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Die Beatles haben’s 1967 gesungen. Wir waren 11 und bestaunten die ersten Härchen unter den Achseln. 64 Lebensjahre waren Lichtjahre entfernt und die Opas für uns gänzlich uninteressant. Und nun ist es passiert. Martin hat’s erreicht und ich werde in vier Monaten folgen. Natürlich ist nur die 64 passiert, „Opa“ ist noch lange nicht unser Gefühl. Auf dem analogen Speicherchip Langspielplatte ist „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ mit der Ode an unser Alter erschienen. In einer Zeit, als Fotos schwarz/weiß waren und es fotografierende Fernsprecher noch nicht einmal bei Raumschiff Enterprise gab. So sah Martin mit 11 Jahren zusammen mit seinem Bruder aus, der jetzt in Merdingen lebt, wo Martin für uns eine Sektkellerei besucht hat.

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Martin hat in den Schleusenkrug geladen, den wir gut von seinen „Pensionsgedanken“ aus dem vorletzten Jahr kennen. Und wie singen die legendären Jungs weiter? „Birthday greetings bottle of wine“. Keinen Wein, sondern einen Gin gibt’s zu den Geburtstagsgrüßen.

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Ich vermute doch mal, das Ginkenner Martin uns über die Empfindungen seiner Geschmacksknospen beim Testschlürfen des Wacholderelixiers informieren wird. Ich bin gespannt, wie der Vergleich zum Sommergin und zur Wacholderbombe ausfällt. Und weil wir beide nicht die Lippen davon lassen können, bestellen wir uns vom Schleusenkrug den „Beefeater“ mit Tonic an die Bierbänke. Sauberer Standard, aber heute ist ja auch keine Verkostung, sondern Kurzbilanz zum letzten Jahr.

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Und die hört sich doch ganz gut an. Ich höre von Martin verschwindend wenig Unzufriedenes. Klar, wer ihn kennt, weiß, wie hingebungsvoll akkurat er im Job war und wie wichtig ihm Aufgaben sind. Jetzt sucht er sich die Freizeitarbeit selber und fühlt sich gut dabei. Zur Hobbyarbeit gehört auch grad60.com. Da folgt bald Martins Erste-Jahr-Pensions-Bilanz. Ich bin gespannt. Auf dem Nachhauseweg spät in der Nacht singe ich mit Ringo und Co.: „When I get older losing my hair“. Na, das wird mir in den vier Monaten wohl nicht passieren. Happy Birthday, Martin!

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Potsdam ohne Sorgen

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Da radelt der Martin doch nach Potsdam und wässert mir hinterher den Mund mit seinem Spaghettieis am Brandenburger Tor. Da kann ich nicht lange warten und setze mich in die S-Bahn nach Potsdam. Direkt und ohne Umwege steure ich das Café am Brandenburger Tor an und genieße auf demselben Platz die Schokovariante. Es schmeckt, nur leider meint es Petrus nicht ganz so gut mit mir.

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Aber nicht nur Gelati ist mein Begehr. Es soll ein Tagesausflug in die Stadt des Weltkulturerbes werden und so stelle ich fest, dass auf diesem Platz hier vielleicht schon Theodor Storm gesessen hat. Jedenfalls wohnte er 1853 hier in dem Haus und traf sich da auch mit seinem Kumpel Theodor Fontane zum Geschichtenschreiben. Für mich geht’s weiter zu dem weltberühmten sorgenfreien Schloss.

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Hier stelle ich fest, Wetter und Coronazeiten bieten auch einen Vorteil. Ich habe den Park noch nie so leer erlebt. Als ob mir der „Alte Fritz“ exklusiv eine Audienz gestattet, geht es über knirschende Kieswege an den Prunkbauten vorbei. Mannomann, da hat jemand aber aus dem Vollen geschöpft und prächtige Ziergärten um eine Blockwindmühle anlegen lassen da „die Mühle dem Schloss eine Zierde sey“.

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Mein Spaziergang, es ist schon fast eine Wanderung durch diesen Park, führt durch Blütenzierde, Palmengärten und Sichtachsen an gewaltigen Eichen vorbei. Bewusst habe ich eine abseits gelegene Route gewählt und werde mit mir unbekannten Aussichten belohnt, wie am Belvedere auf dem Klausberg.

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Wahnsinn, so berühmt diese Schlossanlage auch ist, auf meiner 14 Kilometer-Wanderung „ohne Sorgen“ entdecke ich so viel Neues, das ist ja schon fast eine Geschichte in der Serie „unbekannte Kleinode“ wert.

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Eine Wacholderbombe aus Dresden

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Wacholder ist nun einmal der Grund dafür, dass sich Gin überhaupt Gin nennen darf. Es gibt verdammt gute Gins, bei denen dieses Basic eher wie ein notwendiges Übel behandelt wird: „Muss halt mit rein!“ Bei dem Juniper Jack aus Dresden ist das anders: Beim ersten olfaktorischen Aufeinandertreffen frage ich mich, ob da außer Juniper (= Wacholder) noch andere Botanicals drin sind. „Aber natürlich“, würden mir die beiden auf der Flasche mit Namen und Unterschrift verewigten Destiller, Siebert Henning, und Founder, Jörg Fiedler, entgegenrufen, hätte ich sie gefragt: „Zehn Botanicals, nämlich Lemon, Blackberry, Mint, Coriander, Vermouth, Orange und der Rest ist Schweigen!“, so steht es jedenfalls auf der Flasche.

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Ich rieche beim zweiten, dritten und vierten Mal auf jeden Fall Zitrone, Minze, Orange und etwas Koriander, eventuell. Der Rest ist kompliziert. Versuchen wir es doch mal mit den Geschmacksknospen der Zunge, vielleicht kann ich doch noch andere Pflanzenstoffe identifizieren. Ich lasse die ersten Tropfen über die Lippen in Richtung Schlund gleiten, bewege die Flüssigkeit von rechts nach links. Und kaue, also ich tue so, als ob ich kaue. Interessant, seht interessant. Ich meine Anis und irgendetwas Holziges zu schmecken. Ich warte noch etwas und schlucke. Ich erkenne nichts weiter. Aber ganz am Schluss ist der Schluck scharf, pfeffrig. Sehr schön. Ich bin überzeugt, dass ich einen neuen, guten Gin in meiner Sammlung habe.

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Ich tue zwei Eiswürfel ins Glas, tropfe den Juniper Jack darüber und finishe mit Tonic von Thomas Henry. Ein schönes Plätzchen im Garten ist schnell gefunden. Ich genieße und stelle fest, dass diese Wacholderbombe ruhig ein wenig mehr Tonic verträgt. Gut so, mal etwas anderes als sonst, wo oft zu viel Tonic den Gin erschlägt.

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Bevor ich dieses ganz private Tasting beende, schaue ich mir die Flasche noch einmal genauer an. Verschlossen ist sie mit einem Glaskorken, der mit JJ und 1736 verziert ist. Die Jahreszahl verweist auf ein Theaterstück, das in diesem Jahr als Protest gegen den „Gin-Act“ (eine Steuer auf Gin) von einem Mitarbeiter der Brennerei mit Namen „Juniper Jack“ geschrieben worden ist. Die Adelstitel vor den Botanicals stammen übrigens aus diesem Stück. Der rechteckige Flaschenkörper hat runde Schultern und einen massiven Boden. Die Flasche liegt verdammt gut in der Hand und sieht sehr schick aus. Und sie hat ein grandios gezeichnetes Männergesicht aufgedruckt bekommen. Vollbart, lange Haare, die zu Ästen eines Baumes werden. Ein attraktiver Bursche.

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Wieder einmal habe ich einen guten Gin gefunden. Das war vor kurzem auch mit dem Tanqueray Flor de Sevilla so oder vor längerer Zeit mit dem Inverroche Amber Gin aus Südafrika. Und es gibt in meiner Sammlung noch etliche andere, über die ich (noch) nicht geschrieben habe.

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Viktoria-Luise, meine alte Liebe

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Hier habe ich mal gewohnt, in der Winterfeldstraße am Viktoria-Luise-Platz. Und hier war ich schon lange nicht mehr. Aber auch heute nimmt mich dieser Platz, meine alte Liebe „Viktoria-Luise“ gefangen. Er hat eigentlich nichts Sensationelles. Eine stolze Wasserfontäne gibt es auch anderswo. Aber er hat eine einmalige Atmosphäre.

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Ich war früher so oft auf diesem Platz, habe auf der Brunnenumrandung mein Eis geschleckt oder um die Ecke einen Imbiss im längst geschlossenen Tomasa Motzstraße genossen. Für die Geschichte interessiere ich mich erst jetzt, wo ich Artikel für grad60.com schreibe. Vielleicht auch eine Anregung für euch. Wir suchen ja immer Mitmacher und ich kann versichern, mit Schreibgedanken sind Erlebnisse deutlich intensiver und Relaxen auf der Wiese mehr als nur Ausruhen.

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Am Rand steht eine Infotafel: Der Platz und die neuen Straßen wurden mit Hilfe einer eigenen kleinen Kraftstation elektrisch beleuchtet – der benachbarte Stadtteil hatte noch schlechte Gasbeleuchtung. Abends erstrahlte ein weithin sichtbarer illuminierter Springbrunnen. Die Einweihung des Platzes fand im Jahr 1900 mit einem großen Fest statt. Die Chronik beschreibt: „Um die Mitternachtsstunde wurde die Absperrung durchbrochen und namentlich die weibliche Jugend mischte sich unter die Gäste. Um 12 1⁄2 Uhr ließ ich das Licht ausschalten, damit die Stimmung nicht allzu vergnügt wurde.“

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Ob das heute so funktionieren würde? Ich vergnüge mich jedenfalls bei Sonnenschein ganz ausgezeichnet. Dieser Platz hat einfach was. Die Stimmung ist locker entspannt, die Menschen freundlich und mein Gefühl von früher über einen ganz besonderen Platz bestätigt sich.

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Die antikisierenden Kolonnaden sind glücklicherweise weitgehend von Farbschmierern verschont geblieben und ich habe meine alte Liebe „Viktoria-Luise“ wiederentdeckt.

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Lustwandeln im Schlossgarten

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Das Schloss Charlottenburg ist eine ehemalige Sommerresidenz der Hohenzollern im Berliner Ortsteil Charlottenburg mit einem rund 55 Hektar großen Garten, der heute mein Tagesausflugsziel sein soll. Er wurde ab 1697 von Siméon Godeau als französischer Barockgarten angelegt. Nach einer Zeit der Vernachlässigung kümmerte sich von 1740 bis 1786 Friedrich II. um die Wiederherstellung des Lustgartens, diesmal allerdings im modernen Stil des Rokokos. Soweit Wikipedia. Ich stehe nach kurzem Fußmarsch schon mitten drin und schaue entlang der Baumreihen zurück zur imposanten Kuppel des Schlosses. Ein toller Anblick und ein schönes Stück Gartenlandschaft.

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Der Schlossgarten Charlottenburg ist ein facettenreicher Schauplatz königlicher Gartenkunst und galt lange als einer der modernsten Gärten im deutschsprachigen Raum; da kommt mein Garten trotz Rindenmulch nicht mit. An der Spree gab es drei Angelhäuser und einem kleinen Hafen, wo auch Sophie Charlotte vom Berliner Schloss kommend in einer ihrer prächtigen Lustjachten anlegte. Prachtvolle Schiffen jedweder Art sind hier heute nicht mehr zu erspähen; nur Transportkähne oder Ausflugsdampfer sind zu sehen, wobei letztere wegen Corona fast leer sind. Die Kurprinzessin und spätere Königin von Preußen, Sophie Charlotte von Brandenburg, feierte hier im „Lietzenburger Schloss“, das erst nach ihrem Tod ihr zu Ehren in Schloss Charlottenburg umbenannt wurde, glanzvolle Feste mit Musik, Tanz und Feuerwerk, vor allen Dingen hier draußen. Dafür gab es einen Spielgarten mit Wasserbassins, Bahnen für das Boule-Spiel und einen Fasanengarten. Aber Charlotte hatte auch einen Sinn für goldene, riesige Gefäße, die sie einfach so irgendwo hinstellen ließ.

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Im Schlossgarten befinden sich auch das 1788 von Carl Gotthard Langhans erbaute Teehaus Belvedere und das nach 1810 für Königin Luise erbaute Mausoleum. Hier gibt es schon wieder so interessante Schüsseln. Am liebsten würde ich eine mitnehmen.

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Nach einer Drehung um meine Körpermitte und einem kurzen Gang zweimal links auf den Sandweg entlang der Baumgruppen Richtung Parkzentralachse bin ich am Karpfenteich, der vielleicht noch Fisch enthält, unter Umständen auch Karpfen, was mich aber nicht so interessiert. Ich bewundere hingegen die weiß schimmernden Putten, die am Ufer stehen und die sich bestimmt auch gut in unserem Garten machen würden. Bei einem Selfie mit so einem kleinen Schelm hoffe ich inständig, dass der keine Blasenschwäche hat oder ein versteckter Springbrunnen plötzlich losgeht.

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Ich schlendere wieder in Richtung Schlossmitteltrakt, umrunde einmal die Blumenrabatten und erhole mich auf einer Bank im Schatten. Sich hier der Lust und dem Wandeln hinzugeben, muss doch ganz schön gewesen sein, denke ich und genieße den Augenblick.

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Zum Schluss will ich mir etwas Süßes gönnen, so wie Thomas das immer gerne tut und in seiner Fortsetzungsgeschichte „Süßkram“ anschaulich beschreibt. Ich begebe mich folglich zum Restaurant Charlotte, das am Eingang zum Park liegt (Spandauer Damm Nr. 3) und begehre Einlass. Das Coronavirus hat hier eine kleine Menschenschlange produziert. Ich muss warten, bis ich platziert werde, aber nicht lange. Hier gibt es deutsche, italienische, spanische und asiatische Küche auf zwei Etagen und im Terrassengarten. Ich suche mir im Garten ein Plätzchen im Schatten und bestelle keinen Cappuccino, sondern eine Eisschokolade mit Sahne.

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Die Bedienung ist freundlich und schnell, wenn auch maskiert. Ich nicht. Die Maske muss man hier nur aufsetzen, wenn man zum Klo will. Da das mir im Augenblick kein Bedürfnis ist, genieße ich meine Eisschokolade ohne Maske (ginge ja wohl auch nicht anders). Sie schmeckt richtig gut, obwohl man dabei wahrscheinlich auch nicht viel falsch machen kann. Kuchen und Eis auf den anderen Tischen sehen gut aus und ob der Cappuccino dem Qualitätsanspruch von Thomas genügen würde, kann ich nicht sagen; das wird er wohl selbst ausprobieren müssen. In diesem Sinne, “schlürf” und bleibt gesund!

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Ja, Yoga

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„Gebe dein ganzes Gewicht satt in den Boden ab!“ säuselt mir Mady entgegen. Na nichts leichter als das. Ich liege in meinem Wohnzimmer entspannt auf der Matte und lausche dem Youtube-Kanal der Yoga-Lehrerin Mady Morrison. Erst mal ankommen und auf sich selbst konzentrieren. So einfach sich das anhört, so wichtig ist es auch, die Gedanken vom Alltag zu lösen. Der Einkauf, der Zahnarzttermin und die tägliche Arbeit am Blog entfernen sich und ich konzentriere mich nur auf meine Atmung und das satte Abgeben an den Boden.

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Das ist natürlich nur der Anfang. Wer glaubt, Yoga heißt nur Rumliegen und Händefalten, der wird dabei schwitzend seine Meinung ändern. Je nachdem in welchem Level der Leib gebogen wird, desto anspruchsvoller und schweißtreibender sind die Verrenkungen. Mir reicht Yoga für Anfänger, obwohl ich schon seit einiger Zeit zweimal die Woche meinen Körper trainiere. Und zwar zuhause im Wohnzimmer. Nur Mady schaut mir aus dem Fernseher zu und erklärt auch „Bewegungslegasthenikern“ den herabschauenden Hund, Kobra und Sonnengruß. Sieht bei mir alles nicht so fotogen aus, deshalb gibt’s nur ein Bild vom „Marichyasana“, ja okay, vom „Drehsitz“.

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Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht so viel von dem Hokuspokus darum halte und mir die poetischen Namen oder Bezeichnungen im Vinyasa Yoga wurscht sind. Aber ich genieße es, den Körper zu stretchen und mich auch mal in eine schweißtreibende Halteposition zu bringen. Der stehende „Krieger II“, ein Bein gestreckt, das andere im rechten Winkel, wird nach gewisser Zeit eine anständige Herausforderung. Dazu braucht es kein Sportstudio und kein Equipment. Die Unterweisung gibt es kostenfrei im Internet und ganz ehrlich, die Zeit dafür haben wir ja.

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Probiert es doch mal aus, mir jedenfalls gefällt es und ich fühle mich nach so einer halben Stunde frisch und gestärkt. Und Mady scheint auch zufrieden mit mir zu sein.

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Harley Reparaturversuch

Vor ein paar Wochen hatte ich vor, meine Harley aus dem Zweijahrestiefschlaf zu holen, um mal wieder durch’s Gelände zu flüggen, wie auch in meinem Bericht „Harley und sonst Nix“ beschrieben. Und …? Nichts! Gar nichts. Sie wollte und wollte nicht anspringen. Zweimal die Batterie leergenuckelt, nada! Bin dann zu Dirk von den HD Doctors mit der Batterie unter’m Arm und wollte von ihm ‘ne neue. „Nee“, sagte der, „das klingt nicht nach Strom, sondern nach Sprit! Bring doch mal den Vergaser her, ich lege ihn ins Ultraschallbad und dann springt sie auch wieder an, die Gute.“ „Wie jetzt?“, war meine Reaktion. „Ich habe noch nie den Vergaser ausgebaut, ist das schwer?“, stotterte ich. „Ist nicht schwer, kannste!“ Der hatte gut reden. Ich trollte mich, fuhr nach Hause und legte das Projekt zunächst auf Eis, um über diese Herausforderung in Ruhe nachzudenken. Bis vor einer Woche. Da habe ich mich dann rangewagt.

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Nun sitze ich auf einem Plastikhocker in meiner Garage vor der Maschine und rede mir gut zu: „Das schaffst du, ist nicht schwer, bestimmt nicht!“ Zunächst baue ich auf der linken Seite die Hupe ab, um von der Rückseite die Schrauben vom Vergaser lösen zu können. An die eine komme ich auch gut ran, die andere ist versteckt. Aber mit einer Winkelverlängerung für die Imbusnuss geht es. Läuft, irgendwie, ich staune. Der Vergaser ist von den Manifolds ab und hängt an der anderen Seite noch an der Benzinleitung, dem Unterdruckschlauch, dem Choke und den Gaszügen. Die beiden Schläuche sind leicht entfernt, der Choke auch, aber die Gaszüge sind eine Herausforderung.

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Ich verstehe einfach das Prinzip der Befestigung am Vergaser nicht. Und dann sind sie irgendwie immer zu kurz, um sie zu lösen. Nach ein wenig googeln, längerem Kopfzerbrechen und unzähligen Try-and-Error-Aktionen bekomme ich es hin. Ich halte nach gut drei Stunden den Vergaser wie ein neugeborenes Baby in der Hand und bin einigermaßen stolz auf mich. „Kannste!“, hat er gesagt, der Dirk. Und ich konnte.

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Nach einer Woche hole ich das Teil bei Dirk ab. Er hat alles gereinigt und ein paar Teile ausgetauscht. Aber ein Ventil hat er vergessen, wie sich später herausstellt. Aber der Reihe nach. Ich fahre nach Hause und beginne gleich mit dem Einbau. Leichter als der Ausbau. Logisch, ich weiß ja jetzt, wie es geht. Nur bei der Luftfilterbefestigung fehlt eine Schraube. War die schon immer weg? Wohl kaum. Aber, warum sollen nicht auch drei halten, vier sind reiner Luxus, kann ich mir nicht leisten.

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Nach einer Stunde bin ich fertig. Und nun? Warten? Auf Godot? Nee, sondern starten! Was sonst? Sie springt zwar an, spuckt aber Blut und Wasser, respektive Benzin, und knallt, was das Zeug hält. Das kann ja wohl nicht richtig sein. Schnell mache ich sie wieder aus. Was nun? Ich rufe Dirk an. „Tja, mein Lieber, da ist wohl noch etwas Anderes nicht okay, bring sie halt her! Hast du eine Anhängerkupplung? Dann kannst du meinen Hänger haben!“ Habe ich nicht. Ich lege auf und überlege, wie ich die Maschine zu den Doctoren bringen soll. Schließlich hilft der ADAC und bringt meine Heritage Softail Classic in den Zitadellenweg nach Berlin-Spandau, wo mich Dirk schon erwartet.

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Nach einer weiteren Woche ruft er mich an. Ich kann die Maschine abholen. Ich lasse mich hinbringen, steige aus dem Auto, biege gespannt um die Ecke und steuere den Eingang an.

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„Was war denn noch?“, frage ich Dirk. Er guckt etwas verschmitzt und sagt: „Das Schwimmernadelventil war auch noch verstopft, hatte ich wohl vergessen, sorry! Und ich habe noch zwei Schellen erneuert und der Maschine zwei neue Zündkerzen spendiert, mehr nicht!“ Ich kann’s kaum glauben. „Und den Vergaser habe ich richtig eingebaut?“, ich schaue ihn ungläubig an. „Sieht so aus, MacGyver!“ Ich nicke und bin schon wieder stolz auf mich, denn ich bin schließlich nicht wirklich ein Harleyschrauber. Ich verlasse beschwingt den Laden, schwinge mich auf meine Harley und reite davon. Sie spuckt nun weder Blut noch Wasser, sondern röhrt im satten Ton. Und das ist gut so! Bis zum nächsten Mal bei Dirk (hoffentlich nicht so bald).

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Bärenwald Müritz

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Was haben Balou, Ben, Clara, Dushi, Felix, Ida, Mary, Mascha, Michal, Otto, Pavle, Sindi, Sylvia, Tapsi, Luna sowie Rocco gemeinsam? Sie sind jetzt einigermaßen glücklich und zufrieden, soweit wir das beurteilen können. Wir besuchen die geretteten Bären vom Bärenwald Müritz in der Nähe der Stadt Plau am See in Mecklenburg-Vorpommern und wollen hautnah erleben, was sie in (fast) freier Natur so treiben. Natürlich sind sie nicht wirklich völlig frei, sie leben aber in sehr weitläufigen Gehegen, können sich ungestört zurückziehen, wenn sie wollen und haben Einiges an Unterhaltungsequipment um sich rum. Als wir bei Ben vorbeigehen, scheint ihm der verschossene Elfmeter etwas peinlich zu sein. Verschämt versteckt er sein Gesicht.

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Das Bärenschutzzentrum ist ein Tierschutzprojekt von VIER PFOTEN, einer internationalen Tierschutzorganisation. Die Bären stammen europaweit aus verschiedensten, sehr kritischen Käfig- oder Gehegehaltungen, die immer massive Verhaltensstörungen verursachen. Es wurden auch Bären gerettet, die als sogenannte „Tanzbären“ für die Belustigung von Besuchern sorgen sollten. Nur, weil ein Bär aufrecht stehen kann, seine Vorderpfoten sehr geschickt wie Hände benutzt und wie ein Mensch sitzt, ist er doch kein „Tänzer“. Wie blöd sind Menschen eigentlich?

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Im Bärenschutzzentrum beginnt dann ein neues Leben für diese imposanten Tiere, die Eingewöhnung ist aber oft schwierig. Auch Ben war zunächst recht scheu und zeigte starke Verhaltensprobleme aufgrund der vielen Jahre, die er im Betongehege verbringen musste. Hilfe kommt regelmäßig von den anderen Bären, die schon länger da sind. So auch für Ben. Zusammen mit seinem Bruder Felix lernte er die Bärinnen Katja und Ida kennen, mit denen sich die Bärengeschwister nach kurzer Zeit schon ein Gehege teilten. Jetzt ist alles gut.

Wir streifen weiter durch den Park, der gerade auch für Kinder viele, sehr gut gemachte Schautafeln und Informationen bereithält. An dem Foto eines aufrechtstehenden Kragenbären wird mir klar, dass ich diesem Tier nicht so gern in freier Wildbahn begegnen möchte. Dies ist aber auch aufgrund der stark dezimierten Population in Mitteleuropa mehr als unwahrscheinlich. Und selbst wenn, die Bären sind viel zu scheu, sie würden schon lange bevor ich sie sehen könnte, Reißaus nehmen.

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Kurz vor dem rund zweieinhalb Kilometer langen Rundgang kommen wir beim Braunbär Rocco vorbei, der am 7. Juni 2019 aus einem Hinterhof in Albanien gerettet worden ist. Er wurde als „Haustier“ in einem ca. zwölf Quadratmeter kleinen, verrosteten Metallkäfig auf einem Betonboden gehalten. Schrecklich. Er scheint etwas unwirsch zu sein. Schnaufend und brummend steht er abwechselnd aufrecht oder versucht ein Metallgitter am Verbindungstunnel zum nächsten Gehege zu knacken. Warum?

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Wir schauen uns um und entdecken den Grund seiner schlechten Laune. Er will zu Luna, eine zierliche Bärin, die ca. 1,60 m groß ist und nur knapp 100 kg wiegt. Sie hat eher helleres Fell und ist von schlanker Statur. Und sie ist auf der anderen Seite des Geheges, dessen Zugang versperrt ist. Da ist wohl Liebe im Spiel, oder?

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Außer mit Geldspenden und natürlich mit den Eintrittsgeldern (11 € für Erwachsene, 5 € für Kinder) kann man das Bärenschutzzentrum noch mit Sachspenden unterstützen. Wie zum Beispiel mit Bällen in 25 cm Größe oder Jutesäcken zur Beschäftigung für die Bären, mit Hundepellets oder Katzenfutter, mit Medikamenten zur Unterstützung der Leberfunktion oder mit einer riesigen Hängematte zum Chillen.

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Genaueres zur Unterstützung dieses einzigartigen Tierschutzprojektes kann man auf der Website erfragen. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Er ist informativ, aufklärend und beeindruckend. Und jeder Besucher hilft auch ein bisschen.

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Durch's Spektefeld zum Schleusenkrug

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„Lass uns doch mal durch das Spektefeld nach Spandau fahren!“, fordert meine Frau energisch. “Die Strecke ist so schön, aber wir fahren so selten da entlang!“ Recht hat sie. Irgendwie erscheint mir das aber deutlich zu kurz für eine Fahrradtour und so erweitern wir den Ausflug kurzer Hand bis zum Großen Tiergarten in Berlin-Mitte. „Und wenn wir schon mal da sind, könnten wir uns doch vor dem Heimweg im Schleusenkrug stärken“, wirft meine Frau ein. „So machen wir das“, sage ich. Gesagt, getan, ab geht die Luzie, nach wenigen Minuten sind wir an der Bahnhofstraße und fahren zwischen den Feldern Richtung Spandau.

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Das Spektefeld befindet sich im zum größten Teil im Berliner Bezirk Spandau, beginnt aber eigentlich schon in Falkensee. Der 79,9 Hektar große Grünzug wurde 1973 als Erholungspark angelegt und ist ein Teil des Warschau-Berliner-Urstromtales. In dieser weitläufigen Parkanlage befinden sich Bäume, geschwungene Wege, Teiche, Staudengärten, Liegewiesen, Seen, Spielplätze, Bänke, zahlreiche Skulpturen und kleine Brücken. Und ein Kletterfelsen. „Wouh“, denke ich, als ich davor Halt mache. „Das würdest du wohl nicht schaffen, oder“, fragt meine Frau. Warum auch, denke ich und sage: „Ich glaube immer an mich, aber in diesem Fall, nein, da hast du Recht, sicher nicht!“

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Kurz darauf queren wir eine Gleisanlage der Bötzow – Bahn. Diese Nebenstrecke zweigt bei Bötzow von der aus Nauen in östlicher Richtung führende 26 Kilometer lange Strecke nach Velten ab und führt zum Bahnhof Spandau. Ich habe hier noch nie eine Eisenbahn fahren sehen, musste aber schon diverse Male am Gleisübergang der Bötzow – Bahn an der Falkenseer Chaussee mit dem Auto warten.

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Nach einer langweiligen und nicht besonders ansprechenden Strecke entlang des Spandauer Damms, der Otto-Suhr-Allee und vorbei am Ernst-Reuter-Platz sind wir am Charlottenburger Tor. Dieses imposante, vor einiger Zeit restaurierte Denkmal ist 1907-1908 erbaut und 1937-1939 im Zuge der Straßenverbreitung auseinander gezogen worden. An ihrer Stelle befand sich früher eine hölzerne Klappbrücke über den Landwehrkanal, die einen Zugang zur damaligen Stadt Charlottenburg bildete. Es ist ein tolles Gefühl durch den Torbogen zu fahren.

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Durch den Großen Tiergarten fahren wir vorbei an den Hausbooten und am Gaslaternen-Freilichtmuseum, queren nochmals den Landwehrkanal an der Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffbau und sind am Ziel. Unmittelbar an der Schleuse Tiergarten schließen wir die Fahrräder an und gehen in den schon wieder gut besuchten Schleusenkrug. Hier war ich schon sehr oft und habe einige meiner Geburtstage gefeiert. Das letzte große Event war der Tag meiner Pensionierung vor rund elf Monaten.

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Nach den rund 21 Kilometern Strecke schmeckt das Bier besonders gut. Entspannt sitzen wir in der Sonne und genießen den Nachmittag. Nach ausgiebiger Stärkung geht’s zurück nach Falkensee. Ab Tegeler Brücke wählen wir den Weg direkt entlang der Spree und kommen erst an der Kolonie Spreeblick wieder im normalen Straßenverkehr an. Von dort müssen wir zwar noch einige Minuten entlang der Freiheit auf der Straße bis hinter das Rathaus Spandau fahren, sind dann aber zügig in der Parkanlage im Spektefeld. Nach einem Halbtagesausflug und insgesamt rund anderthalb Stunden Rückfahrt biegen wir auf‘s Grundstück und sind wieder zuhause.

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I'm paddling in the rain

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Wassersport im Sonnenschein? Kann jeder! Anständiger Nieselregen unter wolkentrüben Graunuancen ist das Erlebnis beim Stand Up Paddling. Okay, ich gebe zu, es war nicht so gewünscht. Nun sind die Boards aber am Schlachtensee reserviert und die Verabredung mit der Freundesfamilie steht. Und das erweist sich als Glücksgriff. Wann hat man den Schlachtensee schon mal exklusiv für sich? Keine Luftmatratzen, Badenudeln oder Schwimmenten weit und breit.

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Da paddle ich nun gemeinsam mit den fünf anderen über das Spiegelwasser und es ist unfassbar still. Fast. Gelegentliches Schreck-Kieksen zeigt an, dass wir alle keine Meister des Stehpaddelns sind. Dazu dominiert ein Kuckuck akustisch den See. Hätte ich die Rufe nach dem alten Spruch gezählt: „Lieber Kuckuck sag mir doch, wieviel Jahre leb‘ ich noch?“, ich bräuchte mir für die nächsten 50 Jahre keine Gedanken machen. Der Regen wird stärker und zeichnet Millionen von Mini-Wasserkreisen auf dem graudunklen Wasser mit herrlichem Kontrast zum regenfeuchten Ufergrün.

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Im Regen ist es heute zwar auszuhalten, aber eine Wasserabkühlung finde ich nun auch unnötig. Wie schnell der unerwartete Abgang sein kann, weiß ich von meinem ersten Versuch „Auf Wasser stehen“ .

Für waghalsige Ufermanöver gehe ich daher lieber in die sichere Hocke und versuche durch die regenvertropfte Brille den lauten Rufer vom See oder die Fischreiher auf ihrem Pausenzweig zu entdecken.

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Schneller als gedacht vergeht die 15 Euro-Genussstunde auf dem „Privat“-See und das Board muss zurück zur Verleihstation SUP Verleih Schlachtensee an der Fischerhütte.

Es war fast schöner als im Sonnenschein. Und nur einer ist reingefallen (ich war es nicht!).

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Happy Birthday, Vadder

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Mein Vater Horst, von uns Söhnen immer als „Vadder“ angesprochen, wäre heute 93 Jahre alt geworden. In einer Urne liegt seine Asche nunmehr seit fast neun Jahren in der Erde des Waldfriedhofs in Falkensee. Der ist zwar nicht so prominent wie der Friedhof an der Berliner Heerstraße, welcher unlängst im Blog-Beitrag Zehn unentdeckte Kleinode von Berlin und anderswo Eingang gefunden hat, aber hier ist nun mal mein Vater beerdigt. Der war auch recht bekannt, aber nicht prominent. Ich werde mit ihm jetzt ein Gläschen Sekt schlürfen, auf seinen Ehrentag anstoßen. Das mache ich jedes Jahr so.

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Zu seinen Lebzeiten war er mein Vorbild und Orientierungspunkt, prägend in mannigfaltiger Hinsicht. Folgerichtig und zwangsläufig hat er nach seinem Tod in meinem Hippocampus eine Großzahl von Synapsen aktiv belegt und belegt sie heute noch. Warum auch nicht? Es stört mich nicht, wenn ich häufig an ihn denke. Denn schließlich ist die elterliche Sozialisation das Fundament der späteren Persönlichkeit. Und meine Basis ist sehr solide betoniert worden.

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Einen letzten Schluck noch am Grabstein, dann setze ich mich zum Abschied auf eine Bank und versinke in Gedanken. Ich fühle in mich hinein. Wer geht es mir heute? Bin ich zufrieden? Bin ich im Reinen mit mir? Was kommt? Was war?

Alles ist gut. Ich schaue nicht zurück, sondern nach vorn und blicke auf den Weg, der sich klar vor mir abzeichnet. Jeder Tag ist neu und kann etwas Besonderes sein. Es liegt an mir, was ich daraus mache. Ich schließe die Augen, kehre den Blick nach innen.

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Als ich wieder Licht auf meine Netzhäute fallen lasse, sehe ich einen Schmetterling vorbeiflattern und erinnere mich an ein Gedicht, das ich vor ein paar Tagen zufällig auf meinem Schreibtisch wiedergefunden habe:

Wer Schmetterlinge lachen hört,
der weiß, wie Wolken schmecken,
der wird im Mondschein ungestört
von Furcht, die Nacht entdecken.

Der wird zur Pflanze, wenn er will,
zum Tier, zum Narr, zum Weisen
und kann in einer Stunde nur
durchs ganze Weltall reisen.

Er weiß, dass er nichts weiß,
wie alle anderen auch nichts wissen,
nur weiß er, was die andern
und er noch lernen müssen.

Der in sich fremde Ufer spürt
und Mut hat sich zu recken,
der wird allmählich ungestört
von Furcht, sich selbst entdecken.

Abwärts zu den Gipfeln
seiner selbst blickt er hinauf,
den Kampf mit seiner Unterwelt
nimmt er gelassen auf.

Wer mit sich selbst in Frieden lebt,
der wird genauso sterben
und ist selbst dann lebendiger
als alle seine Erben.

Diese Zeilen finde ich einfach schön, sie berühren mich. Sie gehören zu einem Liedtext (1975) der Band „Novalis“ (1971 – 1985), der aus der Feder von Carlo Karges (1951 – 2002) stammt, den ich auch als Gitarristen und Songschreiber für Extrabreit, Bleibtreu und Nena kannte.

Ich denke auch über die eigene Sterblichkeit nach. Das ist ein Thema, mit dem wir uns alle irgendwann beschäftigen müssen. Ich bin vor einigen Tagen auf eine Website gestoßen, die einen guten Überblick vermittelt, welche Angelegenheiten man selbst in die Hand nehmen kann: Bestattungsvorsorge

Nach einigen Minuten erhebe ich mich und gehe. Ein letzter Gruß zum Grab und ein „Auf Wiedersehen“ an Vater Horst, meinem großen Vorbild.

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Bei Pino in der Trattoria Muntagnola

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Das Mädchen von den Bergen, die „Muntagnola“, ist die Mutter von Pino. Sie ist schon mindestens 85 Jahre alt, wenn ich mich nicht verrechnet habe, und immer noch guter Dinge. Ich bin nach der Corona-Krise zurück in der Fuggerstraße in Berlin-Schöneberg und besuche meinen Lieblingsitaliener, die Trattoria Muntagnola.

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Wenn ich bei Pino aufkreuze, ist seine erste Frage, wie es denn der Mamma, meiner Mamma, gehe. Dass Pino ein Familienmensch ist und dass er die Elterngeneration sehr schätzt, merkt man sofort. Sein Vater, der Pizzabäcker aus der süditalienischen Basilikata, verstarb leider viel zu früh. Aber die Mutter hatte alle Rezepte im Kopf, begleitete ihren Sohn nach Berlin und legte damals vor nunmehr fast 29 Jahren (Eröffnung am 1. Juli 1991) die Basis für ein ländlich rustikal geprägtes Speisenangebot aus dem Herzen des Südens zwischen Apulien, Kampanien und Kalabrien. Mein Favorit ist die Auberginen Carponata mit Tomaten, Rosinen, Sellerie, Mandeln und Pinienkernen. Und kein Thema, „La Mamma“ bestimmt nach wie vor und unumstritten die Richtlinien der Küchenpolitik. Will ihr Sohn mal was ausprobieren, dann nutzt er sicherheitshalber die raren Tage, an denen sie nicht da ist.

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Nach dem Corona-Lockdown kann ich heute Abend endlich wieder an der Fuggerstraße sitzen und entspannt den Blick entlang dem Kopfsteinpflastertrottoir schweifen lassen. Das ist hier eine Gegend, die mir wohl vertraut ist. Hier habe ich mal gleich nebenan gewohnt, im Zentrum der gleichgeschlechtlichen, männlichen Liebe. Und ich bin standhaft hetero geblieben, auch wenn die Angebote damals wie heute oftmals sehr eindeutig waren und sind.

Nach dem wie immer sehr guten Essen, ich hatte heute eine Pizza Vegetariana, stromere ich durch den Laden, der ziemlich leer ist. Vor Corona war das anders. Da gab es ohne Reservierung kaum einen Platz. Aber, wird schon wieder. Qualität setzt sich immer durch. An der Bar gibt es noch ein Gruppenfoto mit den „Molto belle Donne di Servizio“, die locker und flockig, immer etwas frech, mit italienisch geprägtem Akzent, superzuvorkommend die Speisen und Getränke servieren.

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Vor der Begleichung der durchaus angemessenen, ordentlichen Rechnung gönne ich mir noch einen Grappa. Und zwar einen Grappa Nonino Monovitigno Chardonnay.

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Bis zum nächsten Mal, Pino!

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Kleinodsuche

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Eure grad60-Schreiber sind weiter auf der Suche nach den versteckten Hinguckern der Stadt. Und wir sind fündig geworden. Es wird diesmal ein Industriedenkmal mit einem faszinierenden Hof. Und so viel können wir verraten: das wird wieder spannend. Auch Martins Rütteln an allen Türen wird belohnt.

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Wir finden einen unverschlossenen Eingang und schleichen durch’s Treppenhaus. Kleine Schmierfinken waren vor uns hier und haben die Stahltür zu der verlassenen Industrieetage „verziert“. Weiter oben unter dem restaurierten Dach finden sich fotogene Seilzugrollen.

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Und damit nicht genug. Ein Tisch und zwei Stühle stehen dort. Als wenn wir erwartet worden wären. Also folgen wir der Einladung, sichten schon mal unsere Fotos und kritzeln Notizen für den Blog “zehn-unentdeckte-kleinode-von-berlin-und-anderswo” in’s Merkheft.

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Dabei stellen wir fest, gar nicht so einfach, diese interessanten Orte zu finden. Denn das heißt, unterwegs die Augen aufhalten und mit Gespür das Besondere entdecken. Dazu brauchen wir eure Hilfe. Gebt uns doch bitte Tipps für die kleinen Schmuckstücke, die auf die grad60-er warten. Auf uns Schreiber und auf euch Leser. Und wenn ihr Lust habt, uns persönlich diese Stelle zu zeigen, dann machen wir das gerne gemeinsam.

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Helmtest

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Ich habe einen neuen Fahrradhelm, den will ich testen. Natürlich nur ob er sitzt und nicht bei einem Sturz. Meinem Drahtesel fehlt sowieso der Auslauf, also rauf auf’s Bike und los geht die Tour am Teltowkanal entlang in Richtung Teltow. Der Streckenabschnitt ist mir gut bekannt und trotzdem begeistert mich dieses grüne Band, vorbei am Klinikum Steglitz durch Lichterfelde, immer wieder durch die entspannte, autoverkehrsfreie Stimmung.

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In Teltow schlage ich einen Nebenweg in Richtung Ruhlsdorf ein und gerate in eine Baustelle mit aufgerissenem Weg, über den riesige Grubber und Planierraupen rattern. Das Fahrrad schlingert, der Helm sitzt. Ein Bauarbeiter mahnt mich freundlich zu warten, bis die Ungetüme passieren. Danach geht’s wackelig weiter. Dann „rechts“ sagt mein Navi und schickt mich in eine Brenneselwüste. Es zeckt an den Beinen, aber der Helm hält. Weiter führt die Strecke über einen asphaltierten Feldweg und eine Bank lädt zur kurzen Pause ein. Für einen kräftigen Schluck Saftschorle setzte ich die Flasche an. Der Helm bleibt da, wo er hingehört.

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Die Route wird zum holprigen Plattenweg, entlohnt aber mit blau-weißen Wölkchenhimmel und grünem Feldblick an Gräsern vorbei. Kein Mensch ist hier unterwegs, nur ein Vogel zetert über meinen Fotostopp.

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Die Wege schlängeln sich weiter an den Feldern vorbei und wechseln zwischen glattem Asphalt und festgefahrenem Sand. Aber überall sind die Kastanien in voller Spätblüte und bilden weiß-rosafarbene Blütenteppiche auf den Wegen. Statt über Kies laufe ich im Biergarten über diesen flauschigen Boden. Der Helm darf sich ausruhen.

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Noch ein Stückchen auf dem Mauerradweg führt mich zurück nach Berlin. Nach 50km ist die Tour beendet. Kein Vergleich mit den Mehrtagestouren Rad nach Prag und erst recht nicht mit den 2600 km nach Barcelona. Aber Spaß hat es gemacht und mein neuer Begleiter auf dem Kopf hat mich nicht enttäuscht. Test bestanden – glücklicherweise auch ohne Sturz.

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Ein neuer Sommer-Gin

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Die goldgelbe Flüssigkeit ergießt sich langsam, ganz langsam in das kleine Likörglas. Tropfen für Tropfen. „Bitte, jetzt nur nicht kleckern“, denke ich. Meine Hand zittert aber nicht. Es gelingt. Ich bin fertig, das Glas ist fast voll. Ich setze die Flasche ab und führe das Glas an meine Nase.

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Der Tanqueray Flor de Sevilla Gin knallt mir sofort seine Bitterorangen auf den Riechkolben. Das habe ich auch erwartet, aber so intensiv haut es mich doch fast aus den Socken. Neben den Orangen rieche ich noch Koriander, vielleicht Ingwer und -naturalmente- Wacholder. Vorsichtig nippe ich an der goldgelben Flüssigkeit. Ich behalte ihn lange im Mund. Er bleibt am Gaumen ebenso fruchtig wie in der Nase und es verstärkt sich noch einmal das kräftige Aroma von Bitterorange. Der erdige Wacholder kann jetzt etwas deutlicher nach vorn treten, der würzige Koriander folgt ihm auf dem Fuß. Bevor ich den Schluck am Zäpfchen vorbeigleiten lasse, legt sich noch die fast schon schwere Süße dieses Gins auf meine Geschmacksknospen. Ich bin überwältigt..

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Für den Gin-Cocktail schneide ich dann die Orangen, drücke das gefrorene Wasser aus den Eiswürfelbehältern ins Glas und gebe den Gin dazu. Anschließend tröpfle ich das Tonic von Thomas Henry darüber. Obwohl guter Stoff, zuviel davon könnte alles zerstören.

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Es ist vollbracht. Ich setze mich neben meinen Buddha, proste euch allen zu und genieße.

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Der Tanqueray Flor de Sevilla Gin wurde 2018 als Sommer-Gin vorgestellt und ist ein mit Sevilla-Bitterorangen und Orangenblüten veredelter Tanqueray London Dry Gin, der mit 41,3 Vol%. in die Flasche kommt. Ich hatte ihn schon länger im Visier, habe ihn dann aber leider aus den Augen verloren. Vor ein paar Tagen trat er dann wieder in mein Leben. Die “Drinking Buddies” von der „Tastillery“ postete ihn auf Instagram und ich dachte, „jetzt oder nie!“ Gesagt, getan, bestellt, ausgeliefert, ausgepackt und probiert. Klasse!

Übrigens ist uns Beiden als passionierte Gin-Tester der Hersteller Tanqueray durchaus ein Begriff. Er gehört zweifelsohne zu den ganz Großen im Gingeschäft und verfügt über eine breite Produktpalette. Flagschiff des Hauses ist der klassische Tanqueray London Dry Gin, dessen charakteristische grüne Flasche weltweit in keiner Bar fehlen darf. Wir haben ihn schon des Öfteren genießen dürfen. Vielleicht nehmen wir ihn demnächst einmal in eine besondere Testreihe mit auf. Bis dahin: „Gin, Gin!“

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Entdecken und genießen

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Ein spannender Tag liegt hinter uns. Wir haben ein neues Kleinod entdeckt und ausgekundschaftet. Hier ganz in der Nähe. Mehr verraten wir in Kürze in unserer Serie „Zehn unentdeckte Kleinode von Berlin und anderswo“

Jetzt stärken wir uns bei einem Stück Pflaumen-Tarte für Martin und Aprikosen-Tarte für mich. Ist es nicht toll, endlich wieder im Café sitzen zu dürfen und die Sonne genießen zu können? In unserer Besprechung ging der Kuchen so schnell weg, dass wir erst danach an ein Foto gedacht haben. Ihr wisst ja: ich liebe Süßkram.

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Aber wir erfreuen uns nicht nur an Sonne, Kaffee und Kuchen. Wir strahlen wie unser glühender Erdenstern über die vielen neuen Leser unseres Blogs. Die Fernsehreportagen bei rbb-zibb, rbb-24 und ARD livenachneun haben reges Interesse erzeugt und uns vor allem Zuschauer und Leser gebracht, die mitmachen möchten. Wir haben schon jetzt so viele interessante Menschen kennengelernt, da wird eine Menge spannender Berichte folgen. Und für alle, die noch überlegen: schreibt uns an info@grad60.com. Von eurem Hobby, eurem Lieblingsbaum, der letzten Wanderung, euren Kochkünsten. Es gibt so viel zu erleben, wir wollen daran teilhaben und unsere Leser auch!

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Der Garten fordert

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Wenn der Rindenmulch dann ausgebracht ist, freut sich der Mensch und kann in Ruhe Kaffee schlürfen. Dem geht aber alljährlich sehr viel Basisarbeit voran. Bäume und Büsche beschneiden, Unkraut entfernen (dabei unterscheiden zwischen gutem Kraut und dem anderern), das abgeschnittene Pflanzenzeug abfahren (lassen) und schließlich Rindenmulch ausbringen.

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Rindenmulch hält den Boden feucht, reichert ihn mit Humus an und unterdrückt das Unkraut. Bei der Anwendung von Rindenmulch gibt es aber Einiges zu beachten, damit er den Pflanzen nicht schadet. Davon habe ich wenig Ahnung. Ich habe aber eine Frau, die weiß das.

Ist es fertig, kann es ganz schön aussehen.

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Anschließend gehe ich wohlwollend der Flora zunickend durch den Garten und bleibe bei den Rhododendren stehen, von denen einige schon blühen. Ich sinniere und lausche. “Hat sich doch gelohnt, Alter, oder?”, strahlen mich die Blüten an, als gäbe es kein Morgen. “Chapeau”, denke ich, “erwischt!” Es gefällt mir, sie gefallen mir, die Blüten, alles gefällt mir heute, komisch … wo doch Gartenarbeit gar nicht so meine Stärke ist.

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Am Anfang des Artikels steht “Werbung unbeauftragt”, das heißt, dass dieser Artikel ohne Beeinflussung und Bezahlung geschrieben wurde. Warum der Vermerk trotzdem dort steht, erfahrt ihr auf unserer Seite “Transparenz”.

Making of "grad60.com bei zibb"

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Brisbane-Sunshine Coast

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