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Panama selbst erkunden - Reisen auf eigene Faust

Panama selbst erkunden - Reisen auf eigene Faust

„Oh, wie schön ist…“ So beginnt ein Kinderbuch mit der abenteuerlichen Entdeckungsreise durch dieses Land in Mittelamerika. Wir, Melanie und Thomas, reisen auf eigene Faust durch Panama. Auch wenn wir schon lange dem jugendlichen Backpacker-Alter entwachsen sind, fahren wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch Panama und nehmen euch mit zu unseren Entdeckungen, Herausforderungen und Traumstränden. Haben kleiner Bär und kleiner Tiger recht? Riecht Panama von oben bis unten nach Bananen? Wir finden es heraus! Zunächst aber erst einmal ein paar praktische Tipps für eine Rundreise durch Panama auf eigene Faust.

Und damit ihr gleich ein paar Eindrücke für eine Rundreise durch Panama auf eigene Faust bekommt, bitteschön, hier unser Video zum Reisebericht Panama:

Beim Anklicken werdet ihr zu YouTube weitergeleitet

Ankunft in Panama – Rundreise auf eigene Faust

Der übliche Ankunftsort für Panama dürfte der Flughafen Tocumen (PTY) in der Hauptstadt Panama City sein. Air France, KLM, Iberia und Turkish Airlines fliegen von Europa direkt in das mittelamerikanische Land. Aus Deutschland ist jeweils ein Zwischenstopp notwendig. Bei 15 bis 18 Stunden Reisezeit gibt es die billigsten Economy-Flüge für rund 600 Euro hin und zurück.
Auf dem überschaubaren Flughafen stempelt die Grenzkontrolle ein 30 Tage Touristenvisum in den Pass und schon stehen wir im Ankunft-Bereich. Dort ziehen wir am Automaten etwas Bargeld.

Geld

Die Währung in Panama heißt Balboa (PAB). Noch nie gehört? Kein Wunder, sie existiert nicht in Scheinen, nur in kleinen Münzen und ist 1:1 fest an den Dollar gebunden. Bezahlt wird hier mit der US-Währung und auch die Geldautomaten werfen die Dollarscheine aus. Die maximale Abhebesumme beträgt bei der Debit-Karte 250 Dollar. Dafür berechnen nahezu alle Banken eine Gebühr von 6,50 Dollar. Hotels, Geschäfte, Lokale und Ausflugsagenturen akzeptieren zumeist Kreditkarten, wenn auch in abgelegenen Orten dabei gelegentlich bis zu acht Prozent Aufschlag dazu kommen.

Transport - Nahverkehr

In Panama-City existiert eine Metro, die als Hochbahn vom Flughafen bis zum Busbahnhof am anderen Ende der Stadt die staugeplagte City durchquert. Für den Zutritt zu den sauber-modernen Bahnhöfen und Zügen benötigen wir eine Metrokarte (eine kleine Plastikkarte), die dann jeweils am Automaten aufgeladen werden kann. Die Karte gibt`s für zwei Dollar schon am Flughafen und die Fahrt kostet 35 Cent.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Metro in Panama City

Taxifahrer suchen vom kleinsten Aygo bis zum dicken SUV in ihren gelben Kutschen mit den schwarzkarierten Streifen in Massen nach Fahrgästen und bieten gerne mit einem Hupen ihre Dienste an. Ein Taxameter ist nicht vorhanden, in kleineren Orten klebt am Fenster eine Preisliste. Der Preis scheint vielfach Verhandlungssache.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Taxi in der Altstadt von Panama City

Wir haben in Panama-City fast ausschließlich „Uber“ genutzt. Einmal die App installiert, lassen sich Abhol- und Zielort problemlos eintragen; sofort mit Preisanzeige. Nach wenigen Minuten kreuzt ein Fahrer mit seinem gepflegten Fahrzeug auf und transportiert die Fahrgäste zu einem sehr günstigen Preis zu ihrem Ziel. Durch die hinterlegte Kontoverbindung zieht „Uber“ den Fahrpreis bargeldlos von der Kreditkarte oder dem PayPal-Konto ein.

Transport – Fernverkehr

Auf den längeren Strecken verkehren große Reisebusse, häufig auch etwas beengte mittelgroße Fahrzeuge mit 20 – 30 Plätzen für einen geringen, entfernungsabhängigen Preis von fünf bis 15 Dollar. Gemeinsam haben sie die Angabe der beiden Endstationen in großer Schrift auf der Windschutzscheibe.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Busse im Busbahnhof von Santiago

Die Schaffner sind ausgesprochen hilfsbereit und merken sich auch im vollen Bus die gewünschte Ausstiegstation. Oft steht dort schon der Anschluss-Bus und es geht zügig weiter. Und wenn nicht – irgendwer kümmert sich.

Unterkünfte und Essen

Panama ist nicht so günstig, wie wir es aus Thailand von unserer Rundreise durch Thailand kennen. Ein schönes Doppelzimmer mit etwas Luxus liegt pro Nacht zwischen 60 und 120 Euro. Eine möglichst frühzeitige Buchung bringt die größte Auswahl.
An hervorragenden Restaurants bietet Panama-City eine riesige Auswahl, aber auch in den kleineren Orten konnten wir ausgezeichnet essen. Neben lateinamerikanischer Küche sind Sushi und Pizza nicht unbekannt. Meist ist auch etwas für Vegetarier dabei. Ceviche, also roher kleingeschnittener Fisch, durch die Säure von Limetten oder anderen Zitrusfrüchten „gegart“, findet sich auf jeder Speisekarte und ist für Fischliebhaber ein kulinarisches Muss.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Sushi in einem Restaurtant in Panama

Die Preise liegen leicht unter dem deutschen Niveau. Die Dose einheimisches Bier kostet meist zwei Dollar. Das Cerveza Balboa schmeckte uns am besten. Aber auch die importierten Weine aus Chile und Argentinien sind ausgezeichnet. Dazu bieten die Lokale sehr gute Cocktails zwischen acht und 15 Dollar an. Besonders betonen möchte ich den erfreulichen Umstand, dass nahezu überall kostenfreies gekühltes Leitungswasser auf den Tisch kommt. Trinksicher, in Panama-City allerdings mit merklichem Chlorgeschmack.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Wasserkaraffe

Kommunikation

Jedes Hotel, jedes Restaurant, jedes Café bietet kostenloses W-Lan. Oft mit einer ausgezeichneten Bandbreite zum Surfen, für Video-Telefonie oder zum Abrufen von E-Mails, wenn man es denn gar nicht lassen kann. Zusätzlich hatten wir auf unserem Handy eine E-Sim installiert, um ohne Roaming-Kosten ins Internet zu kommen. Gerade für das Bestellen von „Uber“-Fahrzeugen ist das sehr praktisch.

Sprache

¿Hablas español? Wäre schon gut, gerade in abgelegenen Orten. Aber auch ohne Spanisch konnten wir uns sehr gut mit unseren Englischkenntnissen verständigen. Und wenn gar nichts geht, hilft etwas Pantomime.

Sicherheit

Wir haben Panama als ausgesprochen sicher empfunden. Auch in der Nacht fühlte es sich in El Valle, Santa Fé, Boquete und auf den Bocas del Toro sehr angenehm an. In Panama-City gibt es allerdings Straßen, die nicht so vertrauenswürdig wirken; manchmal direkt um die Ecke von Wohlfühlorten. In der Altstadt, im Bankenviertel und auf der Promenade ist das alles kein Problem, zumindest am Tag. Des Nachts nutzten wir allerdings auch hier den Fahrdienst „Uber“. Panama lässt sich hervorragend bereisen, auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Es bietet schöne Strände, abenteuerliche Urwälder und interessante Orte. Es ist perfekt für eine Rundreise auf eigene Faust geeignet und es ist so viel mehr als nur Bananen.

Auf unserer Rundreise durch Panama nehmen wir euch mit zu folgenden Orten:

El Valle de Antón / Santa Fé / Boca Chica / Boquete / Bocas del Toro / Panama-City / San Blas Inseln

El Valle de Antón – Reisebericht Panama auf eigene Faust

Im Vorhinein bin ich immer etwas unruhig. Im Nachhinein weiß ich, es war unbegründet. Aber so ein Busbahnhof in einem fremden Land mit viel Gewusel ist im ersten Moment auch ein wenig verwirrend. Auf dem Zentralbahnhof Albrook von Panama City brubbelt es im Bauch, doch der Schalter mit der Überschrift „El Valle de Antón“ ist nicht zu übersehen. Der Ticketverkäufer sieht uns ankommen, hat schon zwei Zettel in der Hand: „Si, si, dos Personas El Valle, nine Dollar fifty, follow him!“, und schon begleitet uns ein Helferlein zum wartenden Bus. Dort schnappt der Schaffner unsere Koffer, verstaut sie im Heck und uns im Fahrzeug. Zwei Minuten und zehn Sekunden hat die Aktion gebraucht und nach zehn Minuten startet die Fahrt im Kleinbus. Zwei Stunden sind für die Fahrt geplant und der Fahrer setzt alles daran, seine Fuhre in neuer Bestzeit abzuliefern. Ein Stau auf der Panamericana und ständig zu- und aussteigende Gäste vermasseln Niki Lauda jedoch den Rekord. Nach knapp drei Stunden sind wir da.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Thomas Neuendorf steht am Bus in El Valle

Ein beschaulich-gemütliches Städtchen mit einer reichen Anzahl von Restaurants an der Hauptstraße laden die Touristen aus dem In- und Ausland zur ersten Erholung ein und tischen riesige Portionen auf. Eine Avocadocreme als Vorspeise kommt in einer Suppenschale mit einer rot-grün-gelben Taco-Flut daher und Enchiladas im Doppelpack sprengen jedes Essvermögen. Okay nicht jedes. Viele tragen hier die Errungenschaft von frittierten Essensbergen mit sich herum.

Was für ein Glück, dass El Valle de Antón zum Ausgleich eine Menge an Wanderwegen bietet. Das Örtchen mit seinen 7.500 Einwohnern hat sich vor Jahren im Talkessel eines Vulkans gegründet, der vor über einer Million Jahre entstanden ist. Heute sind die Kraterwände grün und erinnern eher an im Kreis angeordnete Berge.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Vulkanlandschaft in El Valle

Schon ein kurzer Aufstieg genügt und liefert einen weiten Blick in das saftige Tal und auf dem Weg dorthin stehen Bananenstauden, an denen sich die noch grünen Früchte in den Himmel biegen. Wie passend zu meiner Kinderbucherinnerung.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Bananenstaude am Baum

Dazu schauen bunte Vögel aus den Bäumen herab und auch ein Tukan schnappt sich mit seinem riesigen gebogenen Schnabel eine Frucht aus dem Geäst. Viel zu schnell für ein Foto. Dafür präsentiert sich ein Mot-Mot (er heißt wirklich so) ausgiebig in unmittelbarer Nähe.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Mot-Mot Vogel in El Valle

Aber nicht der Mot-Mot ist das berühmte Tier des Tales, sondern der Golden Frog, den es weltweit nur hier gab. Aber auch unsere intensive Suche nach diesem schwarz-gepunkteten gelben Frosch muss erfolglos bleiben. Es gibt ihn nicht mehr. Erst von sammelwütigen Menschen reduziert, raffte ihn eine Pilzkrankheit endgültig dahin. Nur wenige Exemplare wurden gerettet und leben jetzt in Terrarien des Golden Frog Sanctuary. Wegen der guten Erklärungen zum Schicksal der Amphibie durchaus einen Besuch wert, auch wenn die Schau-Terrarien eine Auffrischung gebrauchen könnten.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Golden Frog in El Valle

Im Ort lockt noch eine weitere Attraktion die Urlauber an: ein Schmetterlingsgarten. Unter einem Netz flattert es wie wild in Blau, Rot, Gelb, Grün. Winzig klein und handtellergroß. Hübsch anzusehen, aber mit sieben Dollar für die 30qm Schaugarten auch kein Schnäppchen.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Thomas Neuendorf im Schmetterlingshaus

Recht günstig sind dafür die Taxifahrten. Die gelben Toyotas cruisen die Hauptstraße auf und ab und transportieren die winkenden Gäste für drei Dollar zur Unterkunft am Ortsrand. Allerdings sollten keine hohen TÜV-Ansprüche an die fahrenden Schüsseln gestellt werden.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Taxifahrer in El Valle

Wer jetzt noch etwas mehr wandern möchte, dem sei der Camino Serra La Silla empfohlen. Bis zum Einstieg stöhnt sich ein Taxi für sieben Dollar eine Schotter- oder besser gesagt Felsbrockenpiste hinauf. Die Tour ist eigentlich ein Tipp für den Sonnenuntergang, aber auch am Tage durchaus seine 45 Minuten Aufstieg wert. Durch die niedrige Vegetation bietet sich ein phantastischer Rundumblick und am Gipfelkreuz winkt der Pazifik aus der Ferne.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Camino Serra La Silla

Zur Rückkehr ist der Weg etwas länger bis zur Hauptstraße; dort stoppt nach fünf Minuten beim zweiten Versuch ein Minibus und bringt uns für einen Dollar wieder zurück in den freundlichen Ort. El Valle de Antón ist absolut empfehlenswert für Naturliebhaber und Wanderer. Da kann man doch nur sagen: perfekt für eine Rundreise durch Panama auf eigene Faust.
Morgen geht es weiter nach Santa Fé mit einer etwas komplizierten Verbindung. Es brubbelt in meinem Bauch, aber hoffentlich nur im Vorhinein.

Santa Fé – Reisebericht Panama auf eigene Faust

Natürlich klappt’s. Der Kleinbus wartet in El Valle de Antón noch ein Weilchen auf weitere Fahrgäste, bis er sich nach einer halben Stunde nach Penonomé in Bewegung setzt. Drei Dollar kostet die Fahrt. Im Preis enthalten ist eine wilde Achterbahnfahrt mit allem Drum und Dran. Einzig der Looping fehlt. Nach einer guten Schleuder-Stunde ist das Ziel erreicht und wir stehen an einer Haltestelle auf der Panamericana. Noch während wir nachsinnen, wie es weitergeht, hält ein großer Bus und der Schaffner ruft unser nächstes Umsteigeziel Santiago aus. Koffer verstaut und schon geht es für zwei Stunden weiter im plüschigen Wohnzimmer mit Häkeldeckchen. Mit fünf Dollar pro Person schlägt die Sänfte zu Buche.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Melanie im Reisebus

Und wie nicht anders zu erwarten, klappt auch in Santiago der Umstieg in den Bus nach Santa Fé. Diesmal ist er mittelgroß und quält sich behäbig über die löchrige Straße in die Coffee-Mountains. Für unsere drei Dollar hat der Busfahrer noch ein Extra auf Lager: An der Endstation sollen wir sitzenbleiben und zu unserer großen Überraschung fährt er uns noch einen halben Kilometer weiter vor die Haustür unserer Unterkunft. Dort stört uns auch nicht der einsetzende Tropenregen, kein Wunder bei diesem Terrassenblick.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Blick in die Landschaft von Santa Fé

Es hätte mich stutzig machen können: Für das gebuchte Dinner im Regenwald stehen Gummistiefel parat. Und auf der Fahrt zum Candlelight-Dinner wird auch klar, warum. Der Regenwald hat seinen Namen nicht von ungefähr. No problem, das Plätzchen ist überdacht. Tja, wäre kein Problem, wenn der Regen sich an die übliche Fallrichtung halten würde. Heute gibt’s ihn aber waagerecht von links und uns ein Gefühl von stürmischem November an der Ostsee. Man könnte auch sagen: Das Dinner ist ins Wasser gefallen.

Im anschließenden Night-Walk durch den finsteren Dschungel ist das Wetter passender und auch die Gummistiefel gehören hier irgendwie besser dazu. Gluckernde und glucksende Dunkelheit gibt dem Walk das Abenteuer-Feeling und bringt neben Spinne und Frosch auch diesen Kolibri ins Taschenlampenlicht. Er hat sich ein trockenes Plätzchen unter einem Blatt gesucht.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Kolibri im Taschenlampenlicht

Dagegen liegt ein grüner Regen-Genießer oben auf seiner grünen Unterlage: eine Saumfinger-Echse.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Saumfinger-Echse auf Blatt

Auch auf der geführte Tour am nächsten Tag sind die Gummistiefel dabei. Logisch, es ist eine Flusswanderung. „Reichlich Wasser heute, aber es wird schon gehen!“, hören wir zur Einstimmung von unserem Guide. Und schon die erste Querung des sprudelnden Wassers bietet eine nicht so neue Erkenntnis. Gummistiefel machen nur so lange Sinn, wie das Wasser nicht über den Schaft steigt. Gluggelgluck füllt sich erst der linke und beim nächsten Schritt der rechte Schuh.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Flusswanderung

„Das Bein nach hinten anwinkeln, dann läuft es wieder raus!“, bekommen wir als Tipp und beherrschen die Bewegung nach der fünften Füllung ganz perfekt. Abenteuerlich geht es durch Stromschnellen, über glitschige Felsbrocken und durch tiefe Tümpel. Das ist hier nichts für Angsthasen und gute Körperbeherrschung schützt vor einem Wasserbad bis zum Hals. Ich „genieße“ zwischendurch einen Rückwärts-Plums und bin nun bis zum Bauchnabel erfrischt. An einigen Stellen reicht der reißende Fluss aber auch geplant bis zum Oberschenkel.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Guide bei Flusswanderung Santa Fé

Nach knapp drei Stunden erreichen wir den beeindruckenden Wasserfall, an dessen Fuße sich ein Badetümpel zur Erfrischung anbietet.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Guide vor Wasserfall Santa Fé

Nass sind wir ja eigentlich schon, aber uns steht mehr nach Entspannung und kurzer Stärkungspause. Denn zurück geht es jetzt anstrengend auf und ab über matschigen Boden und durch dichten Dschungel, vorbei an einem wilden Kakao-Baum, der eine kleine Blüte an seinem Stamm leuchten lässt.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Blüte am wilden Kakao-Baum

Nach fünf Stunden sehen wir unseren 4x4-Toyota und werden schließlich wieder zum Hotel gebracht. Eine großartige Trekkingtour für Mutige, die über gute Kondition verfügen und sich nicht vor Nässe und Schlamm fürchten. Und siehe da, die Sonne kommt raus und lässt unsere durchnässte Kleidung wieder trockenen.
Ach ja, Sonnenberge bietet Santa Fé genauso. Der Weg dort rauf ist ebenfalls eine Herausforderung, auch ohne Gummistiefel. Es geht praktisch nur 20 % bergauf oder 20 % bergab. Ein gemütlicher Spaziergang ist anders.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Landschaft bei Santa Fé

Boca Chica – Reisebericht Panama auf eigene Faust

Boca Chica, was für ein Name! Habt ihr da nicht auch den Sonnen-Palmen-Schönheitsstrand vor Augen? Boca Chica am Pazifik ist unser nächstes Ziel, zu dem uns wieder der mittelgroße Bus die Straße hinunter nach Santiago hoppelt. Dort das gleiche Prozedere: kaum ausgestiegen, werden wir zum nächsten Fahrzeug geleitet. Wieder ein mittelgroßer Reisebus in Richtung David. Wir sagen den Abzweig nach Boca Chica als Ausstieg an und lassen uns vertrauensvoll kutschieren. Drei Stunden später stoppt das vollbeladene Gefährt und spuckt uns an einer weltverlassenen Kreuzung am Highway aus.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Melanie wartet mit Gepäckstücken an der Straße in Richtung Boca Chica

Ein etwas durchgeknallter Latino im echten Used-Look, also zerfetzter Jeans und löchrigem T-Shirt, zitschelt durch seine Zahnlücken etwas auf Spanisch. Wahrscheinlich auch mit entsprechenden Sprachkenntnissen nicht zu verstehen. Wir bleiben entspannt; zu recht. Etwa zehn Minuten später stoppt ein gelbes SUV Allrad-Taxi mit Sitzbänken auf der Ladefläche und chauffiert uns für immerhin zehn Dollar zu unserem 20 Kilometer entfernten Bungalow. Dort kündigt eine Mitarbeiterin einen „Nice View“ vom Balkon an. Aber bitte, entscheidet selbst:

Rundreise Panama auf eigene Faust - Aussicht Hotel Seagull in Boca Chica

Aber wie das manchmal so kommt, ist der View zwar nice, aber Strand und Wasser nicht ganz der pazifische Traum. Im Zusammenspiel mit den umliegenden Mangroven ist der Meeresgrund etwas schlammig und somit die Wasserfärbung eher Marke Wannsee im Hochsommer. Also kein Badetraum, doch für ein Kajak-Abenteuer allemal geeignet.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Thomas Neuendorf auf Kajak

Sekundenkurz streckt eine Meeresschildkröte ihren Kopf aus dem Wasser und später platscht ein Rochen mit seinen Flügeln auf das Wasser. Leider alles zu kurz, um es wirklich zu genießen. Dafür stehen die Palmen still und symbolisieren mit ihren Wedeln vor blauen Himmel das tropische Urlaubsfeeling bei 35 Grad.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Palmen bei Boca Chica

Bei dieser Temperatur ist ein Badeausflug doch eine super Idee und für 25 Dollar schnell gebucht. Es ist Wochenende und somit drängen wir uns zwischen einheimische Ausflügler auf dem gut belegten Schnellboot. Mit aufheulendem 85PS-Yamaha-Außenborder hebt sich die Bootsspitze in die Höhe. Kann das Ding fliegen? Fast! Die Hälfte ist schon in der Luft, um Sekunden später wieder auf der Wasseroberfläche aufzuknallen. Für schwache Rücken ist der 30-minütige Ritt keine Freude.

Der Badestrand ist mit malerischen Palmen gesäumt und bietet genügend schattige Plätze, auch wenn es so aussieht, als ob halb Panama das gleiche Ziel gewählt hat. Urlaub unter Einheimischen, sehr interessant und etwas anders. Vier Bass-Boxen-Besitzer wetteifern um die durchdringendste Reggae-Beschallung des Strandes. Der Bademeister im Prinzenbad würde durchdrehen. Bei Grillfleisch vom Lagerfeuer und kühlen Flüssigkeiten aus den mitgebrachten Kühlboxen in Gefriertruhengröße scheinen sich alle Ausflügler daran zu erfreuen. Wir auch!

Rundreise Panama auf eigene Faust - Ausflugsinsel bei Boca Chica

Am Abend geht der Sound auch in der Strandbar in unserem Hotel weiter. Der Spicy-Margarita mit Chilirand lässt die Hüften von alleine schwingen. Also nicht bei mir, aber bei einigen Gästen, jetzt eher aus der US-Amerikanischen Community.

Morgen geht es weiter nach Boquete. Diesmal werdet ihr aber nichts von Taxis und Umsteigeverbindungen hören. Ein liebes Pärchen aus der Schweiz, Testpartner in der Bar und Begleiter auf dem Bade-Ausflug, nimmt uns mit ihrem Mietwagen mit.

Boquete – Reisebericht Panama auf eigene Faust

Boquete, das kleine, geschäftige Städtchen liegt etwas geschützt im Schatten der umgebenden Berge und Vulkane und bekommt somit nicht die volle Ladung Regenwolken ab, sondern lässt sich gelegentlich im Sonnenschein nur etwas besprühen.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Linienbus Boquete - David

Durch die 1.200 Höhenmeter lässt sich eine leichte Wanderung auch ohne Schweißbäche absolvieren. Ein bestellter „Uber“ bringt uns für fünf Dollar hinauf auf den Berg zu unserer geplanten Tour über die Hängebrücken. Und da stehen wir nun wie die Dilettanten im leichten Shirt und kurzer Hose in querfliegenden Regenwolken. Hier oben hält nichts mehr das Wetter auf. Hier ist es so feucht, da haben sogar die Zaunlatten einen Moosüberzug.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Bemooster Zaun bei Boquete

Mit unserem Outfit ist die Tour nicht möglich. Um nicht völlig umsonst hier hochgefahren zu sein, beschließen wir zurückzulaufen. Mit jedem Meter in Richtung Tal bessert sich unsere Stimmung, da gelegentlich die Sonne auf unsere Gänsehaut scheint und die mit Bromelien überwachsenen Bäume anstrahlt.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Bromelien auf Baum bei Boquete

Nach elf Kilometern erreichen wir wieder Boquete und beschließen einen Neustart am nächsten Tag, dann aber besser präpariert und als Komplettpaket für 35 Dollar gebucht. Professionell ausgestattet bringt uns der Tourbus am nächsten Vormittag wieder nach oben: Sonnenschein, T-Shirt-Wetter! „Ja, es wechselt hier schnell“, bestätigt unsere Führerin und schließt den Zugang zur Hängebrücken-Tour auf. Die Seilkonstruktionen scheinen schon einige Jahre auf den leicht rostigen Drähten zu haben.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Hängebrücke Boquete

Bei jedem Schritt ächzt und schaukelt die Brücke und gibt zwischen den Bodengittern den Blick in 50 Meter Tiefe frei. Für Ängstliche eine brachiale Höhentherapie. Von hier sehen auch große Farne niedlich klein aus.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Blick von Hängebrücke bei Boquete nach unten

Leider ist nur eine Gruppen-Begehung möglich: Wir hätten gerne noch länger als 90 Minuten die Baumwipfel-Anblicke und Landschafts-Ausblicke genossen.

Aber auch für den Kaffee ist die Gegend bekannt und somit gehört der Besuch einer Kaffeeplantage zum Programm. Carlos bringt uns auf 1.800 Meter Höhe und erzählt Geschichten von „Oh wie schön ist Panama“ und dass das German Book hier niemand kennt. Dazu bekommen wir Informationen über die Geschichte des Kaffees und lutschen dazu süße Kaffeebeeren. Die Roten und die Gelben sind reif, die Grünen sollen hängen bleiben.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Kaffee-Beeren auf Kaffefarm bei Boquete

Ernte, Trocknung, Fermentierung, Röstung… ein nur kurz beschriebener Weg des aufwändigen Verfahrens zur genussfertigen Kaffeebohne. „Kauft niemals gemahlenen Kaffee, da ist nur der Abfall drin!” Und George Clooneys Kapseln kommen auch nicht gut weg. Dafür lobt Carlos den besonderen Geisha-Kaffee aus Panama. Erst nach zehn Jahren trägt der Kaffeestrauch wenige Beeren von besonderem Aroma. Ein Sack mit 60 Kilo kostet schon beim Produzenten 5.000 Dollar.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Melanie mit Kaffeesäcken bei Boquete

Dann geht es an die Verkostungszeremonie. Riechen mit und ohne Wasser, vernehmlich Schlürfen vom Probierlöffel: schokoladig, zitronig, würzig, kräftig, mild, dann aus der Tasse trinken und ich stehe da wie der Depp. Ja, es gibt Unterschiede, aber ein Kaffee-Sommelier werde ich nicht. Ein Lavazza-Cappuccino schmeckt mir auch. Ich glaube, Carlos würde verrückt werden.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Thomas Neuendorf riecht an Kaffeeproben bei Boquete

Wie auch immer, spannend ist es schon, so viel über Kaffee zu hören und empfehlenswert ist diese Tour allemal.
Unser nächstes Etappenziel ist die Rennstrecke für Touristen auf einer Rundreise durch Panama auf eigene Faust: Bocas del Toro. Dafür gibt’s das Paket Kleinbus und Fähre für 35 Dollar und das nehmen wir.

Bocas del Toro – Reisebericht Panama auf eigene Faust

Diesmal ist es, wie erwartet, ein Touribus, der sich auf dem direkten Weg in gut drei Stunden über die Cordillera Los Andes von Boquete nach Almirante an der Karibikküste quält. Am Fähranleger ausgekippt, wartet unsere Dänisch-Amerikanisch-Deutsch-Fuhre auf den Inseltransport und wird derweil mit Ausflugsangeboten zugetextet.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Transportboot auf die Inseln Bocas del Toro

Schließlich bringt uns mit krachender Geschwindigkeit ein kleines Schnellboot auf unsere Urlaubsheimat für die nächsten fünf Tage: Bocas del Toro. Und was spricht dagegen, die Insel mit dem Fahrrad zu erforschen? Die Berge! Doch unerschrocken strampeln und schieben wir die klapprigen Stahlgesellen zur anderen Seite: Playa Drago. Außen nass durch Schweiß befeuchten wir in einer kleinen Bar auch unsere Innenseite mit einem eiskalten Cerveza. Den Blick gibt’s gratis dazu.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Sandstrand Bocas del Toro Playa Drago

Für den Rückweg schlägt meine Navigations-App komoot die Strecke an der Küste vor und leitet uns auf eine Modder-Berg- und -Talfahrt durch tropfend-schwülheißen Urwald. Kleine Frösche springen aufgeschreckt hinein in die Büsche und im ersten Moment glauben wir uns als Humboldt der Neuzeit: Vor uns hüpft der ausgestorbene Golden Frog!

Rundreise Panama auf eigene Faust - Erdbeerfrosch in gelb auf Bocas del Toro

Aber nein, es dürfte der nicht ganz so seltene Erdbeerfrosch in Gelb (sic!) sein. Bislang ist es nur eine anstrengende Fahrt, jetzt wird es Abenteuer. Die Straße endet: Privado! Wieder 20 Kilometer zurück? Nein, wir probieren es und treffen auf einen Mann, der uns tatsächlich andeutet, dass wir einen schmalen Dschungelpfad zum Weiterkommen benutzen können. Und so schieben, drücken und heben wir unsere Räder über steile und glibbschige Pfade durch den Urwald. Das Herz pumpt, die T-Shirts tropfen, der Modder spritzt.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Mit Fahrrad zwischen Felsen im Dschungel

Wir zweifeln, dass wir hier wieder auf einen irgendwie befahrbaren Weg stoßen. Also doch wieder zurück? Das Dickicht umgibt uns, die Mangroven schmatzen, Lianen „fangen“ Sattel und Lenker. Ist da links die Andeutung von einem Trampelpfad? Nee, eher rechts. Wir irren umher und so langsam meldet der Bauch: „Gar nicht gut!“

Wir wollen zurück. Nur, wo ist zurück? Durch das Gestrüpp? Ne, das sah anders aus… Die Nerven zerren. Es wird langsam dämmrig! Nur durch Zufall blitzt eine bekannte Stelle für den Rückweg auf. Völlig genervt erreichen wir den Strand im Nirgendwo. Wir wollen und können nicht mehr weiter.

Okay, wir rufen uns ein Boot zum Abholen, so der erleichternde Gedanke. Nur, wenn das Handy oben rechts kein einziges Symbol anzeigt, heißt das schlichtweg: kein Netz! Wollen wir die Nacht hier bleiben? Nun, die Wasserflaschen sind leer! So sammeln wir die letzten Kräfte und ackern uns zurück zum letzt-gesehenen Menschen. Es ist schon fast dunkel, als wir ihn erblicken. Er schaut uns modderbedeckte und durchnässte Gestalten etwas irritiert an, kann aber schließlich über sein Sattelitentelefon ein Taxi ordern. Wir haben noch nie so gerne 80 Dollar für die Rückfahrt bezahlt.

Schon in Boca Chica durften wir Alina und Adnan aus der Schweiz kennenlernen und bekamen nicht nur die Mitfahrgelegenheit, sondern teilten seit dem schon mehrere sehr unterhaltsame Abende. Heute wollen wir mit unserem Dschungelabenteuer prahlen und hören ihre noch wildere Geschichte: Ein aus Boquete mitgereister Skorpion findet die Störung in seinem Reißverschluss-Versteck nicht witzig und sticht Adnan in die Hand. Doktor Google sagt sofortiges Ableben voraus, bis der richtige Arzt im nahegelegenen Krankenhaus abwinkt: „Der schwarze ist schlimm, der braune macht nichts…!“

Rundreise Panama auf eigene Faust - Skorpion Bocas del Toro

Den nächsten Tag gehen wir alle bedeutsam ruhiger an. Sichernder Blick in die Taschen und ausschließlich befestigte Straßen, Handyempfang und einwandfreie Orientierung. Das heißt in diesem Fall „Bocas Town“. Uns fasziniert der Ort mit seiner Unordnung, verschlammten Straßen und aufstrebenden Hotels. Am Markt werden Kochbananen für kleines Geld verkauft, während nebenan die ersten Boutiquen eröffnen.

Die Qualität der Speisen und Cocktails in den zum Wasser ausgerichteten Restaurants ist beeindruckend gut. Selten haben wir bessere Ceviche gegessen: limettig, saftig, frisch. Dazu die ausgebackenen Bananen als Panama-Cracker.

Die Inseln der Bocas del Toro haben deutliches Potenzial. Für eine Rundreise durch Panama auf eigene Faust liegt hier ein roher Diamant, der bestimmt in naher Zukunft von Hotel-Konzernen geschliffen wird. Dann wird es eine andere Insel sein und nicht mehr das Urwald-, Strand- und Surfer-Eldorado.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Surfer Bocas del Toro

Wahrscheinlich würden die Pauschaltouristen auch voller Schreck aus ihren Betten kippen, wenn sie der gurgelnden Schrei der Brüllaffen am Morgen weckt. Die braunen Burschen markieren vor unserem Fenster ihr Revier mit einem markdurchdringenden Geheul, das zu den lautesten Rufen im Tierreich gehört.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Brüllaffe auf den Bocas del Toro

Doch nicht nur die Hauptinsel mit Bocas-Town hat seine Reize. Wenige Bootsminuten entfernt besticht die Insel Bastimentos mit weiteren traumhaften Stränden. Die Badehandtuch-Dichte beträgt eins auf 1000 Meter.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Palme, Strand und Meer Bocas del Toro

Trotz des wechselhaften Wetters hätten wir hier gerne mehr als fünf Tagen verbracht. Weiter geht es diesmal mit einem anderen Verkehrsmittel und nicht mit einem Kleinbus, wie der, der uns auf der Insel zu den Stränden transportiert hat.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Bus auf Bocas del Toro

Ein Turboprop-Flieger brummt uns direkt nach Panama City.

Panama-City – Reisebericht Panama auf eigene Faust

Die Propellermaschine brummt los und hebt auf der kurzen Startbahn von Bocas del Toro steil in den Himmel ab. Gerade mal eine knappe Stunde später tauchen die Hochhäuser von Panama Stadt im Kabinenfenster auf. Gut, dass wir weit über 200 Meter in der Luft sind, denn sonst würden uns 22 dieser Dinger im Weg stehen. Ein Turm erreicht sogar die Marke von 280 Metern.

Am Boden ist die Kulisse erst recht eindrucksvoll. Bei einem Spaziergang auf der Uferpromenade Cinta Costera leuchten die Fassaden in der Mittagssonne.

Zum Meer begrenzt ist der Weg mit einer kleinen hellblauen Mauer, auf der das Laufen verboten ist. Nicht alle halten sich daran und betteln possierlich nach Essbarem.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Thomas Neuendorf an Uferpromenade Panama City mit Waschbären

Wie kleine Hunde haben die Waschbären den Mitleidsblick drauf und erweichen mit ihrem „Männchen-Machen“ so manchen Passanten. Nicht nur hier im Zentrum, auch auf dem Aussichtspunkt im nahegelegenen Parque Natural beobachten Tiere jeden knisternden Beutel.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Nasenbär

Hier sind es Nasenbären. Wir blicken währenddessen auf die Skyline hinüber.

Rundreise Panama auf eigene Faust -

In den engen Schluchten zwischen den Wolkenkratzern ist der Eindruck auch atemberaubend, aber eher durch die Abgase der Schritt-Tempo-Automassen. Daher flüchten wir in die Casco Viejo (Altstadt) mit ihrer Kolonialarchitektur.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Haus in der Altstadt von Panama City

Bei einem Cappuccino genießen wir des Urlaubers Vorstellung von historischen Städten. Viele frisch renovierte Gebäude erstrahlen zwischen Souvenirshops, Cafés und Boutiquen. Dazu ein paar Frauen vom Volk der Kuna, eine indigene Ethnie Panamas, die hier ihre bunten Handwerksarbeiten feilbieten.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Am Platz in der Altstadt Kuna bieten Waren an

Und ist der Cappuccino ausgeschlürft, lässt sich der Nachmittag doch hervorragend mit einem Cocktail auflockern. Panama City ist dafür das geeignete Pflaster. Meist sind die Hahnenschwänze von hervorragender Qualität und Martin würde den Lazotea Sunset mit Gin, Vermouth, Ginger und Lemon in unserer Serie Gin-Gin-Gin auch verbal gustieren.

Rundreise Panama auf eigene Faust - 2 Cocktails im Hintergrund Skyline von Panama City

Doch wer uns kennt, weiß, allzu lange halten wir es in der gestriegelten Touristenwelt nun auch nicht aus und so treibt es uns zum Fischmarkt, der von 37 gleich wirkenden Einfach-Restaurants umrundet am Hafen liegt. Kein Schritt ist möglich, ohne dass uns ein Pappschild mit den Angeboten eines rot- weiß- oder grünbestuhlen Lokals vor die Nase gehalten wird. Unsere Wahl fällt auf das „Blaue“. Nicht wegen der Speisekarte. Hier beträgt die Latino-Schlager-Box-Lautstärke „nur“ 100 dB.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Ceviche und Bier am Fischmarkt von Panama City

Dafür ist die Ceviche, also mit Limettensaft gesäuerter roher Fisch, wiedermal von hervorragender Qualität. Ein idealer Imbiss, um die Sehenswürdigkeit Panamas zu besichtigen, die wirklich jeder mit diesem Land in Mittelamerika in Verbindung bringt: den Panamakanal. Genaugenommen ist es das Besucherzentrum an der Schleuse Miraflores, das die Besucher trotz der stolzen 20 Dollar Eintritt in Massen anzieht. Dafür beeindruckt dann auch ein 200-Meter-Riese, der um 16 Meter in der Schleuse sinkt.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Schiff in der Schleuse Miraflores beim Besuchszentrum Panamakanal

Wer das Spektakel beobachten möchte, sollte sich vorher unbedingt über die Schleusungszeiten informieren, denn oft passiert hier über Stunden nichts! Übrigens, der 20 Dollar Obolus ist nichts gegen die Kosten einer Kanal-Passage. Große Containerschiffe zahlen bis zu einer Million Dollar.

Uns zieht es zum Abschluss noch mal auf eine Insel im San Blas Archipel. Simple Unterkunft, einfach nur schön, das soll das Motto sein. Wir sind gespannt.

San Blas Inseln – Reisebericht Panama auf eigene Faust

Heute geht es auf die Insel Nubesidup im San Blas Archipel. Korrekt heißt die Region Guna Yala und ist autonomes Gebiet der Kuna, einem indigenen Volk Zentralamerikas. Panama wollte Anfang des 20. Jahrhunderts die „barbarischen“ Gepflogenheiten der „Indianer“ zwangsweise beenden und führte „westliche“ Bräuche ein. Vor exakt 99 Jahren begehrten die Kuna in einer blutigen Revolution auf und erreichten letztendlich ihre Unabhängigkeit von Panama. Die Lebensphilosophie der „Barbaren“ kann so manchen Aktivisten erblassen lassen: Anhäufung von Kapital ist verpönt und erhöht nicht das Prestige; Land kann nicht gekauft werden, es gehört dem Volk; durch Eindringlinge gerodete Flächen werden aufgeforstet; nachhaltige Entwicklung hat oberste Priorität. Dazu leben die Kuna im Matriarchat: Der erwählte Mann zieht nach der Hochzeit auf die Insel und in die Hütte der Frau. Einen kleinen Einblick dazu gibt uns ein Museum in der Altstadt von Panama.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Trachten der Kuna

Bei diesen Prinzipien ist klar, auf den Inseln stehen keine Luxus-Bungalows, dafür erwarten uns Natur und Südseetraum. Damit wir das wirklich würdigen können, muss es erst beschwerlich sein. Ein röhrender V8-Nissan schaukelt uns in bester Achterbahn-Manier über die Berge der autonomen Region, wo wir an einem Kontrollpunkt unsere Pässe vorweisen müssen. Strenge Blicke mustern uns und geben schließlich den Weg zur Anlegestelle der Motorboote frei.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Boot zur Fahrt auf die San Blas Inseln

Statt leicht gekräuseltem Wasser erwartet uns ein heftiger Wellengang mit strammen Wind und beschert eine Salzwasser-Komplett-Dusche mit Wirbelsäulen-Tortur. Dafür zeigt sich unsere Insel als der erhoffte Traum im Spritzwasser.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Insel Nubesidup San Blas Insel

Am Landungssteg flattert eine Fahne im Wind, die zunächst befremdliches Staunen bei uns deutschen Besuchern auslöst. Jedoch ist die Flagge das Symbol der erfolgreichen Revolution der Kuna und geradezu das Gegenteil der unsäglichen deutschen Geschichte. Das Hakenkreuz symbolisiert einen Oktopus, der nach dortiger Überlieferung die Welt erschaffen hat.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Flagge der Revolution der Kuna

Bungalow No.1 ist für die nächsten zwei Nächte unser Refugium. Hier heißt es statt „frisch durchgefegt“ wohl eher „frisch durchgeharkt“.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Bungalow mit Sandboden auf Nubesidup San Blas Inseln

Als Klimaanlage dienen Bambuslücken mit Winddurchzug. Ein Einsiedlerkrebs hat mit seiner Muschelbehausung eine Krabbelspur im geharkten Sand hinterlassen und Strandkrebse warten in ihren Löchern darauf, dass die Luft rein ist. Duschen funktionieren im Schöpfbetrieb, wenn denn Wasser in der Tonne ist. Und wer auf der Toilette sitzt, erkennt man an den Füßen, unten am Türspalt. Das Spülwasser kommt per Eimer aus dem Meer.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Toilettenhäuschen auf Nubesidup San Blas Inseln

Aber ja, die Kuna leben, so weit es geht, im Einklang mit der Natur. Und wir nun auch. Gerade der fehlende Luxus macht die Inseln zu einem bewahrten Stück Schönheit. Andernfalls hätten Hilton, Sheraton und Riu schon zugeschlagen. Anderseits hätten sie aber nicht viel Platz. Nubesidup ist in fünf Minuten umrundet – wenn man kriecht! In Richtung Meer ist dafür reichlich Platz.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Melanie im Wasser auf de den San Blas

Zehn Inselbesucher verteilen sich somit ausgezeichnet, zumal uns die Kuna auch auf Ausflüge zu anderen Inseln mitnehmen. Ähnlich palmig, türkis, weiß. Zum Glück gibt es Vollpension, ein Supermarkt oder ein Restaurant sind nicht erreichbar. Gemeinsam gegessen wird, was auf den Tisch kommt. In der Regel Fisch, Lobster oder Pollo mit frittierten Bananen, Gurken, Reis. Für Vegetarier gibt‘s nur die Beilagen.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Gemeinsames Essen auf Nubesidup San Blas Insel

Ein Kuna ruft durch Blasen einer Muschel zur Mahlzeit. Keine Ahnung, ob er immer die selbe benutzt. Eine reiche Auswahl hätte er.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Muschelhäuser auf Nubesidup San Blas Inseln

Tja, so fließt der Tag beschaulich dahin. Mit dem sanften Patschen der Wellen, dem Rauschen der Palmwedel und dem Zischen des Windes. Lesen, Sonnen, Schnorcheln oder einfach im Sonnenuntergang ein wenig Schaukeln. Das ist Kuna-Life.

Rundreise Panama auf eigene Faust - Schaukel an Palme im Sonnenuntergang auf Nubesidup San Blas Inseln

Nach zwei Tagen geht es wieder auf dem beschwerlichen Weg zurück nach Panama City und was soll ich sagen: Wie ist das herrlich, strohigen Haare zu spülen, klebrige Haut zu duschen und salzverkrustete Klamotten zu wechseln.

Das Testament – Ein Gastartikel

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