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Buch-Hitliste

Eintauchen, untertauchen und in anderen Welten atmen. Im Früher, im Jetzt oder in der Zukunft leben. Der Faszination des Unbekannten erliegen, in den Tiefen der Vorstellungskraft eines Anderen schwelgen und sich manchmal von einem schönen altdeutschen Sturm- und Drang-Schauer durchlaufen lassen. Das geht mit einem guten Buch, oder?

Mit welchen Büchern wir reisen, wie wir die Momente des Eintauchens in die Welt der unendlichen Möglichkeiten erleben, wollen wir euch mit unserer Buch-Hitliste vorstellen. Es ist keine Bestsellerliste aus irgendwelchen Wochen-Magazinen, sondern unsere ganz persönliche Buchempfehlung. 

Die Serie hat zwei neue Buchtipps und am Ende des Artikels einige Hinweise auf ältere Rezensionen.

Imago / Die goldene Stadt / Die Lebensabschiedspartnerin

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Buch-Hitliste - Imago, ein neuer Roman von Frank Müller

Unser guter Freund, eifriger Leser unserer Website und Romanautor Frank Müller, hat ein neues Buch geschrieben. Martin hat mal hineingeschaut und berichtet darüber.

Der Protagonist des Romans ist ein Dieb, ein Betrüger, ein Geschäftemacher übelster Sorte und titelgebender Verwandlungskünstler, ein „Imago“. In der Zoologie ist es der erwachsene Schmetterling, der seiner Gattung die endgültige Form oder das endgültige Bild liefert, unter dem man das Tier gemeinhin kennt. In der Psychologie benennt der Begriff die innere Vorstellung, somit das eigene Bild, das man – oft unbewusst – von sich hat.

Ich lerne Emil Schulze kennen, ein Kind, das kurz nach der Wende zum zwanzigsten Jahrhundert in eine Fischerfamilie hinein geboren wird und sich zu einem schlauen und rücksichtslosen Erwachsenen entwickelt. Er leidet sehr unter der Seekrankheit und weigert sich daher, den Beruf seiner Vorfahren zu ergreifen. Aber das Netzflicken liegt ihm, was ihm im zweiten Teil seines Lebens einmal einen leichteren Zugang zu neuen Freunden verschaffen wird.

Buch Hitliste, Fischer Netze knüpfend

Am Ende muss er während des 2. Weltkriegs nach Spanien fliehen, als er in Südfrankreich als Soldat stationiert ist, da seine letzten Aktivitäten aufzufliegen drohen. Auf der Flucht wechselt er die Identität mit den Papieren eines anderen deutschen, toten Soldaten und entschließt sich, dessen Rolle im Leben fortzuführen. So wird er Arnold Meier und fortan versucht er, dessen Identität immer weiter auszufüllen. Diese Verwandlung und die unterschiedlichen Stadien sind vergleichbar mit den Entwicklungsstufen eines Schmetterlings. Der Roman endet in einem kleinen Fischerdorf an der Costa Brava, in Cadaqués.

Buch Hitliste, Fischerdorf an der Costa Bravo

Copyright Anthiro 57 via Wikimedia Commons

Ich frage Frank, wie er auf die Idee zu diesem Roman kam:

„Ich hatte bei „Imago“ das Setting einer grundsätzlichen Wesensänderung eines Protagonisten im Kopf, aber keine Vorstellung, was diesen Wunsch in ihm auslöst. Viele Details entwickeln sich erst beim Schreiben. Ich lasse mich im besten Sinne überraschen, wenn ich z.B. Sachen in den Text hineinschreibe, von denen ich am Anfang nicht genau weiß, was ich damit anfangen kann.“

„Und wie kamst Du auf den Ort Cadaqués?“

„Cadaqués ist ein wunderschöner Ort, an dem ich schon immer eine Geschichte spielen lassen wollte. Berühmt wurde das Fischerdorf durch seinen bekanntesten Einwohner Salvador Dalí, der ihn zu einer pittoresken Künstlerkolonie hochstilisierte. Sein Geheimnis liegt darin, dass Cadaqués keine spektakulären Strände hat, wie viele andere Küstenorte an der Costa Brava. Dieser Umstand verschonte ihn von der touristischen Bauwut der Sechziger- und Siebzigerjahre und erhielt seinen ursprünglichen Charakter. Außerdem sind die gesamte Halbinsel und die Küstengewässer ein Naturschutzgebiet von unvergleichlich herber Schönheit.“

Ich stelle Frank abschließend noch die Frage nach dem Titelbild:

„Das ist vielleicht eines meiner schönsten Cover. Miron Schmückle, der Erschaffer dieses Details eines seiner Bilder, ist ein sehr erfolgreicher und hervorragender Maler, der sein ganzes Wirken einer erfundenen Pflanzenwelt widmet. Mit barocker Lust und Akribie erschafft er mit Zweihaarpinseln und einer bewundernswerten Geduld ganze Universen einer imaginierten Welt, in die sich nur selten auch Getier verirrt. So fragte ich ihn, ob er denn auf irgendeinem seiner Bilder auch einen Nachtfalter gemalt habe und er sagte: Ja, einen. Den sehen wir nun auf dem Buchtitel, ein Tier, das genauso erfunden ist wie der Rest seiner Schöpfung und wie die Geschichte meines Emil Schulze, der sich verpuppt und wie ein Nachtfalter als neuer Mensch Arnold Meier aus seinem Kokon schlüpft.“

Buch Hitliste, Buchcover mit Schmetterling

Mein Resümee ist durchweg positiv. Frank Müller entwickelt ein Plot, der fesselnd einen recht langen Zeitraum umfasst und mich immer wieder nachdenklich gestimmt hat. Wie ehrlich bin ich zu mir selbst und wie weit stimmt mein Bild von mir, das ich im Kopf habe, mit dem, das andere von mir haben, überein?

Ein absolut lesenswerter Roman, den ihr bei Amazon bestellen könnt.

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Buch-Hitliste - Die goldene Stadt

Martin hat sich diesem Leseabenteuer hingegeben und berichtet.

„Lügen“, sagte die Mutter. „Ach was“, sagte der Vater. „Der Junge hat Fantasie!“ Und wer, bitteschön, wer hat diese Flausen im Kopf? Es ist Rudolph August Berns, der Held des Romans von Sabrina Janesch, und dieser Wortwechsel ist ein Zitat auf den ersten Seiten des Buches „Die goldene Stadt“.

Die Buch-Hitliste, Sabrina Janesch

Copyright Frank Zauritz

Die Autorin beginnt das fesselnde Abenteuer quasi in der Kinderstube von Augusto, wie er sich später in Peru nennt, im Jahre des Herrn 1842. Wir befinden uns in Deutschland, in Ürdingen, nicht weit entfernt vom historischen Urdingi der Merowinger. Der Vater hat vom Großvater das Geschäft übernommen und verkauft Alkohol in verschiedenster Form, die Mutter ist Hausfrau und mit der Zeit gesellen sich noch ein Bruder und eine Schwester dazu. „Der hat sich was getraut“, ist ein Satz seines Vaters, der prägend das Leben des Protagonisten durchzieht. Das will er auch mal: sich etwas trauen. Der Junge, der anfangs am Rhein Gold wäscht, verliert sich aber immer wieder tagträumend in fremde Welten. Später zieht der Vater mit seinem Spirituosengeschäft nach Berlin. Dort trifft Rudolph den glühend verehrten Alexander von Humboldt und fragt ihn nach der sagenumwobenen goldenen Stadt der Inkas „El Dorado“. Der weist ihn ab und erklärt kurzerhand dessen Existenz für Humbug.

Die Buch-Hitliste, Alexander von Humboldt

Copyright public domain, via Wikimedia Commons

Für mich ist Rudolph ein Bursche, in den ich mich gut hineinversetzen kann. Es fällt mir ziemlich schwer, den Roman auch nur einmal zur Seite zu legen. Sabrina Janesch führt mich durch das Klassenzimmer der Sextaner im „Französischen Gymnasium“ in Berlin und lässt mich die Prinzessin Izabela aus Warschau kennenlernen. Ich darf die Strapazen einer Schlosserlehre nachvollziehen und als Kriegsdienstverweigerer an Bord der Concorde als Seemann schuften. Irgendwann erreicht unser Protagonist Peru, wo er eher zufällig zum Helden im Spanisch-Südamerikanischen Krieg wird und dann als Ingenieur der Eisenbahn Mittel für seine Expedition sammelt. Denn er will immer noch das „El Dorado“ finden.

Buch-Hitliste, Kannoniere bei der Bedienung einer Kanone

Copyright public domain, via Wikimedia Commons

Im sechsten Kapitel, das „Vierzehntausend Fuß über dem Meer“ heißt, ist Augusto Berns Mitglied eines Vermessungstrupps, der eine Eisenbahnverbindung zwischen Juliaca und Cuzco vorbereiten soll. Der Chef der Truppe verteilt jeden Morgen als Erstes Kokablätter an seine Männer. Und spätestens an dieser Stelle muss ich an unseren fantastischen Peru-Urlaub 2019 denken. Kopfschmerzen, Schwindelgefühle, Übelkeit und Luftnot in den Bergen der Anden haben uns damals auch mächtig zugesetzt. Und die im Roman erwähnte Orte sind uns alle bekannt, wie zum Beispiel Cusco.

Die Buch-Hitliste, Cusco, Kirchturm mit Palmen

Später, mit dem Geld, das er verdient hat, besteigt Augusto mit dem Amerikaner Harry Singer erneut die Höhen der Anden und arbeitet sich durch den tiefen Dschungel. Er gründet, mehr unbewusst als beabsichtigt, den Ort Aqua Calientes, weil er eine heiße Quelle findet und dort eine Holzfabrik aufbaut, um damit weiteres Geld zu verdienen.

Die Buch-Hitliste, Aqua Calientes, Bahn auf Bahngleisen

Schließlich gelangt er an einen Ort, der fantastischer ist als alles, was er sich je vorgestellt hat: Machu Picchu.

Die Buch-Hitliste, Machu Picchu

Ich merke beim Lesen dieses fantastischen Buches, dass Sabrina Janesch ihren sympathischen Helden intensiv zu lieben scheint. Sie schreibt ihm das Nicht-scheitern-wollen mit viel emotionaler Kraft auf den Leib und lässt ihn alle Widrigkeiten stemmen; fast alle...

Die Buch-Hitliste, Buchcover des Romans "Die goldene Stadt"

Erst seit einigen Jahren weiß man, dass das sagenumwobene Machu Picchu in Peru von einem Deutschen entdeckt wurde. Die Tafeln am historischen Ort erwähnen davon nichts.

Die Buch-Hitliste, Tafeln an einer Felswand

Wahrhaft meisterhaft recherchiert, begibt sich Sabrina Janesch einfühlsam auf die Spuren des vergessenen Entdeckers. Sie erzählt uns eine aufregende Geschichte, die ich als Reisender, der in Peru unterwegs war, besonders spannend finde.

Die Buch-Hitliste, Mann mit Inka-Mütze

„Die goldene Stadt“ ist ein historischer Bericht und eine Abenteuererzählung in einem. Faktenreich und detailverliebt. Absolut empfehlenswert.

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Buch-Hitliste - Die Lebensabschiedspartnerin

Uns erreichte vor einigen Wochen ein kostenloses Exemplar dieses Taschenbuches mit dem Begleittext „Klassische Werbung brauche ich nicht, aber an der Nutzung der Reichweite (von grad60.com) wäre ich natürlich schon interessiert.“ Dieser Satz ist im hohen Maße interpretationsbedürftig. Was will uns der Zusender damit sagen? Was soll das heißen? Wir sind ein wenig ratlos.

Buch Hitliste Die Lebensabschiedspartnerin - Taschenbuch liegt auf Laptoptastatur

Und auch das kleine rote Fähnchen „Nach dem Lesen bitte weitergeben!“ deutet ja nicht unbedingt auf das Ziel eines Verkaufsschlagers hin. Thomas ist neugierig geworden und steigt in die Lektüre ein.

Buch-Hitliste, Mann liest

Johann zählt ein paar Frühlinge mehr in seinem Leben als die meisten von uns im grad60-Alter. Er ist fit, naja, zumindest ist das sein eigener Eindruck. Seine Pflegerin oder besser gesagt Gesellschafterin hat dazu den Blick für besondere Extras. Ihm geht es gut. Bis zu seinem unerwarteten Tod. Was stimmt hier nicht? „Ältere Menschen werden mit dem Verlust eigener Bedeutung manipulierbarer, umso mehr, wenn familiäre Zerrüttung und Vereinsamung hinzukommen.“ So heißt es auf dem Klappentext. Symbolisch setze ich mich in den Rollstuhl und spüre die Kälte der Einsamkeit.

„Über Geld zu verfügen, kann sich als gefährliche Falle herausstellen“ heißt es weiter. Ich tauche ein in die Geschichte von Johann und seiner Familie. „Wie konnte das passieren?“ und „So funktioniert das mit alten Menschen?“ pocht es in mir. Welche Rolle spielt Schwester Anne, die Pflegerin? Gefesselt lese ich Seite für Seite, bis ich plötzlich selbst ein Teil der Geschichte bin. Und dann verstehe ich …

Ganz begeistert berichte ich Martin von meiner Leseerfahrung, der mich sogleich mit diversen Fragen überfällt:

Glaubst Du, dass es eine Pflegerin Anne Schuster mit genau diesem Namen gibt oder ist der Name frei erfunden? Ganz frei erfunden erscheinen mir die Namen nicht, der Roman basiert ja angeblich auf einer wahren Geschichte. Vielleicht sind sie etwas abgewandelt.

Ob sich die Protagonisten aus dem Roman wiedererkennen? Da bin ich mir sehr sicher. Wer dabei war, muss sich einfach wiedererkennen, dafür sind die Details zu genau. Und falls die Ereignisse nicht erfunden sind, sowieso.

Was denkst du, wie nah ist die Geschichte an der Realität? Ich glaube, dass der Handlungsstrang im ersten Teil aufgrund der immensen Fakten- und Detailrecherche sehr genau rekonstruiert und dann etwas abgewandelt dargestellt worden ist. Der andere Strang scheint mir 1:1 das zu sein, was der Autor erlebt hat.

Ob der Autor befürchten muss, wegen der Verletzung von Persönlichkeitsrechten verklagt zu werden? Eigentlich nicht. Wenn er sich gut hat beraten lassen und sehr genau darauf geachtet hat, dass ein normaler Leser nicht auf die tatsächlichen Personen schließen kann, sollte eine Klage keinen Erfolg haben.

Die große Gefahr ist doch, wenn die Pflegerin heute noch arbeitet, dann wird sie weiter alte Menschen ausnehmen oder sogar töten, nicht wahr? Ja, das ist in der Tat fatal. Und so wie ich den Autor verstanden habe, arbeitet sie noch. Und außerdem gehe ich davon aus, dass es weitere Betroffene gibt.

Gibt es einen Verlag? Kann man das Buch käuflich erwerben? Einen Verlag gibt es nicht. Aber zum Selbstkostenpreis von 10,-- Euro zzgl. Porto 2,25 Euro kann man Bestellungen mit Adressangabe per Mail an dielebensabschiedspartnerin@gmx.de abgeben. Und der Autor hat uns noch mitgeteilt, dass er mittlerweile 300 Exemplare kostenfrei versandt hat, vorwiegend an offizielle Stellen, um für eine gewisse Verbreitung zu sorgen.

Abschließend ziehe ich ein sehr positives Resümee. Der Roman liest sich leicht einfach so weg und die Story fesselt. Obendrein stellt der Roman eine Warnung für alle diejenigen dar, die sich entweder selbst in einer ähnlichen Situation befinden oder die Angehörige haben, die Opfer einer „Pflege-Anne“ werden könnten.

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Schon vor dem Start unserer Buch-Hitliste haben wir spannende und lesenswerte Werke beschrieben und bewertet. Hier ein Überblick:

Jakobsweg – Camino Francés – Erfahrungsbericht

Jakobsweg – Camino Francés – Erfahrungsbericht

Los! Beweg‘ dich!

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