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Gartenzeit ist Lebenszeit - Ein Gastbeitrag

Gartenzeit ist Lebenszeit - Ein Gastbeitrag

Ich sitze am PC und suche nach Inspirationen für unseren Garten. Was können wir verbessern, wo sind Ressourcen, was fehlt oder wo bekommen wir was her? Beim Surfen stoße ich auf die Website von Matthias Jünger. Er betreibt die Plattform Garden-Shop.at und scheint seine Leidenschaft fürs Gärtnern mit jeder Handvoll Erde voll auszuleben.

Der Typ interessiert mich. Ich nehme Verbindung auf. Nach ein wenig Smalltalk komme ich zur Sache. Ich will wissen, was ihn umtreibt, was seine Motivation ist. Und Matthias erzählt so spannend von seiner Leidenschaft, dass ich ihn schließlich bitte, einen Gastbeitrag zu verfassen. Hier ist er:

Wie Gärtnern Körper, Geist und Genuss in Einklang bringt

Der Garten hat nicht nur mein Körpergefühl verändert, sondern auch mein Denken, mein Alltagstempo und mein Verständnis von Genuss. Er ist – egal ob Stadtbalkon oder Bauerngarten – der vielleicht unterschätzteste Ort für ein richtig gutes Leben.

Als ich das erste Mal in diesem Frühling barfuß durch die feuchte Erde gelaufen bin, war’s wieder da – dieses Gefühl von Angekommen-Sein. Ein bisschen kühl war’s noch zwischen den Zehen, aber der Duft von Schnittlauch, feuchtem Holz und frischer Erde – herrlich. Ich stand da mit einer Tasse Tee, irgendwo zwischen meinem aufplatzenden Komposthaufen und einem Beet, in dem noch nicht viel war, außer Hoffnung.

Gartenzeit ist so eine Art Jahresauftakt für die Seele, finde ich. Während manche Leute mit Yoga oder Digital Detox ins Gleichgewicht finden, reicht mir manchmal ein Spaten, eine Schaufel und zehn Minuten Ruhe zwischen Tomatenpflanzen. Und obwohl ich keine Ahnung habe, warum der Regenwurm plötzlich ausgerechnet neben dem Pflücksalat auftaucht, freue ich mich wie ein Kind über jedes Zeichen von Leben da draußen.

Es ist schwer, einem Außenstehenden zu erklären, was einen Garten so besonders macht. Vielleicht liegt es daran, dass er nicht sofort funktioniert. Dass man nicht einfach auf „Start“ drückt. Dass man warten muss, manchmal scheitert, nochmal pflanzt, sich ärgert, dann staunt – und plötzlich erntet.

Gartenzeit ist Lebenszeit, Mann im Garten mit Werkzeug und Pflanzen

Bewegung mit Sinn – Gärtnern als aktives Leben

Neulich meinte ein Bekannter zu mir beim Kaffee: „Du bist aber fit geworden – gehst du wieder ins Studio?“ Ich hab gelacht und gesagt: „Studio? Mein Beet ist mein Fitnesscenter!“ Klingt vielleicht übertrieben, aber wer mal zwei Stunden lang Rasenkanten abgestochen oder einen Kompost umgesetzt hat, weiß, was ich meine. Da brennt der Rücken, da melden sich Muskeln, von denen ich nicht mal wusste, dass ich sie besitze. Und im Gegensatz zum Laufband weiß ich hier am Ende des Tages ganz genau, wofür ich’s getan habe: für einen lebendigen Ort, für Wachstum, für echtes Leben.

Was ich am Gärtnern so liebe, ist dieses stille, unauffällige Aktivsein. Kein Leistungsdruck, keine Uhr, kein „noch drei Wiederholungen“. Stattdessen Bewegung mit Bedeutung. Erde schaufeln, Stauden zurückschneiden, Gießkanne schleppen, Pfähle einschlagen – alles Arbeit, aber mit einem Ziel, das viel weiter geht als bloße Fitness. Ich spüre meinen Körper wieder – nicht im Spiegel, sondern in der Bewegung selbst. Und genau diese Verbindung zwischen Körper und Natur, dieses natürliche Tun, macht für mich den Unterschied. Der Garten bringt Bewegung zurück in mein Leben – aber auf meine Art. Und ja, mit Muskelkater, aber ohne Monatsbeitrag.

Gartenzeit ist Lebenszeit – Was bleibt, wenn man pflanzt

Ich weiß noch, wie ich vor Jahren meine erste Zucchini ausgesät habe. Nicht im Hochbeet, sondern irgendwo hinten bei der alten Regentonne, zwischen Unkraut und Skepsis. Es war ein Versuch, mehr nicht. Aber aus diesem Versuch wurde eine grüne Pflanze mit riesigen Blättern, gelben Blüten und irgendwann – tatsächlich – Zucchini. Keine perfekte, gerade gewachsene, sondern ein krummes Ungetüm mit Schrammen und einem komischen Fleck. Aber sie war mein. Und ich schwöre, sie hat besser geschmeckt als alles, was ich je im Supermarkt gekauft habe.

Seitdem ist der Garten für mich nicht nur ein Ort, wo ich arbeite oder mich erhole – er ist ein Zeitzeugnis. Jede Pflanze erzählt eine Geschichte, jeder Rückschnitt eine Entscheidung, jedes Jahr ein Kapitel. Ich sehe an meinen Beeten, was gelungen ist – und was nicht. Und ich merke, dass ich mit der Erde auch Geduld pflanze. Man kann nichts erzwingen im Garten. Und genau das ist es, was mir gut tut. Diese Langsamkeit, dieses Wiederkommen der Jahreszeiten, das Wissen: Auch wenn etwas vergeht, kommt etwas Neues. Vielleicht nicht sofort, aber es kommt.

Der Garten hat mich gelehrt, dass Zeit nicht nur „vergeht“, sondern auch gestaltet werden kann. Ich denke an die älteren Menschen, die ich aus der Nachbarschaft kenne, mit ihren riesigen Parzellen und Beeten, in denen alles seinen Platz hat. Viele von ihnen sagen: „Ohne Garten wär das nix mehr.“ Und ich verstehe das jetzt besser. Weil ein Garten mehr ist als Hobby. Er ist ein Rhythmusgeber. Ein Lehrer. Und irgendwie auch ein Freund. Einer, der bleibt, wenn man ihn pflegt. Und der viel zurückgibt – nicht auf einmal, aber auf Dauer.

Gartenzeit ist Lebenszeit, Mann bei Gärtner  mit vielen Pfalnzen

Mehr als ein Hobby: Mein Garten ist mein Lieblingsort

Wenn ich heute durch meinen Garten gehe, sehe ich nicht nur Pflanzen. Ich sehe Momente. Den Tag, an dem ich mich über die erste reife Erdbeere gefreut habe. Das verregnete Wochenende, an dem ich trotz allem draußen war, weil die Radieschen dringend in die Erde mussten. Ich sehe Fehler – zu eng gesäte Möhren, vergessene Gießkannen, verpasste Rückschnitte. Und ich sehe Erfolge – Kräuter, die jedes Jahr wiederkommen, Blumen, die genau dann blühen, wenn ich sie am meisten brauche.

Was als Ausgleich zum Alltag angefangen hat, ist für mich zur Quelle geworden – für Ruhe, für Bewegung, für ganz viel Genuss. Und manchmal auch für Demut. Denn egal, wie gut ich plane, der Garten macht, was er will. Und vielleicht ist das genau das Schöne daran. Man lernt, sich einzulassen. Auf das Wetter. Auf den Moment. Auf sich selbst.

Also ja: Gartenzeit ist Lebenszeit. Weil sie echt ist. Weil sie wächst. Weil sie mich mit mir selbst verbindet. Wer einen Garten pflegt, pflegt auch ein Stück Seele. Und wer einmal mit den Händen in der Erde gestanden hat, weiß: Das Leben fühlt sich da draußen manchmal echter an. Probier’s aus. Und wenn du keinen eigenen Garten hast – vielleicht reicht schon ein Topf auf dem Balkon. Hauptsache, es wächst etwas, das du selbst gesät hast.

Gartenzeit ist Lebenszeit, Mann mit Haus und Garten

Quellen

BUND Baden-Württemberg. (n.d.). Frühlingszeit ist Gartenzeit: naturnahes Gärtnern. https://www.bund-bawue.de/tipps/detail/tip/fruehlingszeit-ist-gartenzeit/

Ich lebe grün! (n.d.). Gartenzeit! Warum ich Pflanzen lieber vorziehe. https://www.ichlebegruen.de/Artikel/1065/Gartenzeit-Warum-ich-Pflanzen-lieber-vorziehe

Salzburger Nachrichten. (2024, März 17). Der eigene Garten: Ein Begleiter durch die Lebenszeit. https://www.sn.at/leben/wohnen/der-garten-ein-begleiter-lebenszeit-165210142

Kurzporträt des Autors

Was als Hobby begann, ist längst zur Berufung geworden – mit einem besonderen Fokus auf nachhaltige Gartenkultur, Permakultur und klimaresilientes Gärtnern. Aufgewachsen zwischen Kompost und Kompromissen, liebt Matthias Jünger das Experimentieren mit Anbaumethoden, die nicht nur heute funktionieren, sondern auch morgen noch Früchte tragen.

Durch seinen Online-Shop Garden-Shop.at kennt er die Fragen, die Gärtnerinnen und Gärtner heute umtreiben – von Trockenheit bis Torffreiheit, von Mulch bis Mikroklima. Sein Ziel: Gartenzeit für alle zugänglich und sinnvoll gestalten.

Vielleicht habt ihr ja Lust, uns eure Gartenbilder zuzuschicken, wir würden uns freuen. Wenn ihr zustimmt, dann können wir sie hier auch veröffentlichen. Am besten per Mail an info@grad60.com

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Am Anfang des Artikels steht „Werbung unbezahlt“, das heißt, dass dieser Artikel ohne Beeinflussung und Bezahlung geschrieben wurde. Warum der Vermerk trotzdem dort steht, erfahrt ihr auf unserer Seite „Transparenz“.

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