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Berliner Brückengeschichten – Ein Gastbeitrag von Klaus Tolkmitt

Berliner Brückengeschichten – Ein Gastbeitrag von Klaus Tolkmitt

Berlin – Stadt der Brücken

Berlin kann mit Recht behaupten, mehr Brücken zu besitzen als Venedig. Doch die genaue Zahl bleibt ein Rätsel: Statistiker schwanken zwischen 1.000 und 2.000 Bauwerken. Ein Spaziergang entlang der Spree von Moabit bis ins historische Zentrum zeigt, wie vielfältig und geschichtsträchtig diese Brücken sind – eingebettet in die Historie der Bezirke, Ortsteile und Kieze. In lockerer Folge erscheinen hier verschiedene Brückenberichte.

Beginnen wollen wir den Spaziergang am S-Bahnhof Bellevue, der direkt an der Moabiter Brücke liegt, die gerne auch als „Bärenbrücke“ bezeichnet wird, weil an beiden Enden der Geländer große gusseiserne Bärenskulpturen die Steinbrücke schmücken.

Die Moabiter Brücke

Berliner Brückengeschichten, Moabiter Brücke, Bärenbrücke

Die Brücke selbst wurde in den letzten Kriegsmonaten gesprengt, aber in ihrer ursprünglichen Form wieder errichtet. Die ehemals bronzenen Bärenskulpturen, die im zweiten Weltkrieg eingeschmolzen wurden, sind 1981 vom Bildhauer Günter Anlauf ersetzt worden.

Berliner Brückengeschichten, Bär in Nahaufnahme der Moabiter Brücke

Aus Stein war sie übrigens nicht von Anfang an. An gleicher Stelle stand seit 1821 eine Holzbrücke, die der Hofzahnarzt Pierre Baillif als „Privatbrücke“ erbauen ließ. Diese Überführung wurde mit einem Klappendurchlass (aufklappbares Mittelstück) versehen und später von der Stadt Berlin übernommen. Bis etwa 1870 war die Moabiter Brücke die einzige feste Verbindung zwischen dem Stadtzentrum Berlins und der Gemeinde Moabit.

Berliner Brückengeschichten, Tafel an der Berliner Brücke

Und in Moabit war immer etwas los. Es gab mehr als ein Dutzend Wirtshäuser und Tanzetablissements, zu denen die Berliner am Wochenende pilgerten, um sich zu vergnügen. Dazu gehörten auch Gondelfahrten auf der Spree oder die überdachten Ausflugsboote für 20 oder mehr Personen, die ein Leierkastenmann mit seinen Gassenhauern und Volksliedern in Stimmung brachte. „Wasserkorsos“ verbanden die Lokale entlang der Spree – ein lebendiges Bild des Berliner Freizeitvergnügens.

Straße der Erinnerungen und Spreebogen

Berliner Brückengeschichten, Glastürme am Spreebogen mit Moabiter Brücke und Bär

In Sichtweite erhebt sich der markante Bürobau mit den zwei charakteristischen Glastürmen, einst Sitz des Bundesministeriums des Innern (BMI). Was inzwischen in Vergessenheit geraten ist, Steuerzahler kommen vermutlich noch bis 2027 für Mietzahlungen auf, obwohl das Ministerium unter der Leitung von Thomas de Maizière bereits 2015 mit 1.400 Mitarbeitern ausgezogen ist. Der Hintergrund: Das BMI zahlte nach seinem Auszug weiterhin hohe Mieten für das ehemalige Dienstgebäude am Spreebogen, da der Mietvertrag eine Klausel enthielt, die eine hohe Abschlusszahlung vorsah, wenn der Vertrag auslief. Hinter der Moabiter Brücke beginnt die „Straße der Erinnerungen“ mit Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kultur und Politik, die sich für Freiheit und Menschenrechte eingesetzt haben.

Berliner Brückengeschichten, Helmut Kohl als Skulptur auf der Straße der Erinnerungen

Hier erinnern auch Skulpturen und Teile an die Berliner Mauer. Für alle Stücke zeichnet die Ernst-Freiberger-Stiftung verantwortlich.

Berliner Brückengeschichten, Berliner Mauer als Skulptur

Carl Bolle und die „Bolle Meierei“

Hier im Spreebogen ist in den letzten Jahren sehr viel Neues entstanden. Wo früher in den ehrwürdigen Backsteingebäuden die Kutschwagen mit frischer Milch beladen wurden, haben sich Medien- und Dienstleistungsunternehmen etabliert. Aus der ehemaligen „Bolle Meierei" im 19. Jahrhundert ist der moderne Büro- und Gewerbepark Spreebogen entstanden, mit Restaurants, Geschäften und einem Festsaal für alle Anlässe.

Berliner Brückengeschichten, Bolle Meierei Gasse im Spreebogen

Carl Bolle oder auch “Bimmel-Bolle" wie ihn die Berliner liebevoll nannten, begann 1879 damit, die Stadt mit Milch und Milchprodukten zu beliefern, die von seinen Kühen stammten, die unweit seiner Baumschule am Lützowufer weideten und ursprünglich als Düngerlieferanten gebraucht wurden. Der Verkauf der Milch begann zunächst vor Ort in einer Milchbar, dann zunehmend auch über Milchmädchen, die Kannen mit Handwagen durch die Stadt zogen.

Berliner Brückengeschichten, Bolle Meierei Schild

Ab etwa 1881 wurden Pferdegespanne eingeführt, die mit einem Jungen als Kutscher und einem Milchmädchen (Bolle-Mädchen) besetzt waren, dass die Milch austrug. In einer umgebundenen Ledertasche hatte sie die Kasse dabei. Beide waren uniformiert. Bolle und Bolle-Mädchen galten als beliebter Bestandteil des Stadtbilds und verbreiteten Neuigkeiten und freche Sprüche.

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Weitere Brücken-Geschichten werden folgen: Lutherbrücke, Moltkebrücke, Weidendammer Brücke, Schlossbrücke, Jungfernbrücke – die älteste Brücke Berlins

Wer sofort mehr entdecken möchte, kann die interaktive Tour über die Web-App lialo nutzen. Über diesen Link kommt man direkt zur Tour https://www.lialo.com/de/tour/kwxo, die viele versteckte Kleinode entlang der Spree aufspürt und insgesamt etwa 6,5 Kilometer lang ist. Sie beginnt am S-Bahnhof Bellevue und endet im historische Zentrum Berlins.

Brandenburgs bunte Flecken

Brandenburgs bunte Flecken