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Narben verblassen, aber bleiben ein Leben lang - Ein Interview mit dem Autor

Narben verblassen, aber bleiben ein Leben lang - Ein Interview mit dem Autor

Vor knapp einem Jahr sprachen wir mit dem Autor Udo Martens über sein Buch „Narben verblassen, aber bleiben ein Leben lang“ und jetzt besuche ich seine Lesung im Foyer des Polizeipräsidiums Berlin. Mit auf dem Podium sitzt Ayla Işik, die Ausschnitte aus ihrem Buch „BeHauptet“ vorträgt. Sie bezeichnet sich als gläubige Muslimin, die sehr eindrucksvoll ihre Gefühle beschreibt als sie das Kopftuch ablegt, auf welche Ablehnung und Skepsis sie trifft und mit welchen Selbstzweifeln sie kämpft, wo sie doch weiterhin voll hinter ihrem Glauben steht. Moderiert wird die Veranstaltung von der Journalistin Swantje von Massenbach.

Der Vortrag setzt für mich neue Akzente für den Blick auf das selbständige und unabhängige Leben einer Muslima. Aufschlussreich. Zusätzlich freue ich mich darüber, an meiner alten Wirkungsstätte auf die Polizeipräsidentin zu treffen und mit ihr ein paar Worte zu wechseln. Sie folgt dem kompletten Vortrag und das „trotz ihres engen Zeitplans“ wie Udo Martens erfreut feststellt.

„Am Anfang habe ich verschiedene Buchhandlungen angeschrieben, um mit Lesungen auf mein Buch und das Thema aufmerksam zu machen. Es folgten nur Ablehnungen, weil ich mein Buch nicht über einen Verlag vertreibe, sondern , ,Selfpublisher´ bin“, so berichtet Udo. „Dafür meldeten sich der NDR und bat um ein Interview, das ich gerne gegeben habe. Es folgten Beiträge in verschiedenen Zeitungen und Magazinen wie zum Beispiel ,Zeit online´ und auch für RTL. Die Sendung soll demnächst ausgestrahlt werden. Inzwischen habe ich dann auch rund 20 Lesungen abgehalten“.

„Eingeladen zu diesen Lesungen wurde ich durch verschiedene Verbände und Organisationen, die sich für Frauenrechte einsetzen. Und da sehe ich ja auch meine Heimat. Klar freue ich mich über 500 verkaufte Exemplare, aber der Sinn meines Engagements besteht ja darin, auf Missstände hinzuweisen“, berichtet Udo weiter, der mir auch erklärt, wie er sich über das positive Feedback freut: „Ich höre immer wieder: Genauso wie die Frauen in deinem Buch es beschreiben, so ist es auch mir ergangen!“

Bei unserem Gespräch spüre ich, wie Udo auch als Pensionär noch immer für das Thema brennt und einen Großteil seiner Freizeit dafür aufwendet. Bereits acht weitere Lesungen stehen für die nächste Zeit an. Unter anderem am 23. November 2023 im Rathaus Neukölln. Dann auch wieder gemeinsam mit Ayla Işik. Ich kann einen Besuch nur empfehlen und dazu ist der Eintritt auch noch kostenfrei. (Gerade haben wir erfahren, dass der Termin wegen einer Haushaltssperre auf das nächste Jahr verschoben wird!)

Narben verblassen, aber bleiben ein Leben lang
…so der Titel für ein aufwühlendes Buch über Häusliche Gewalt, Stalking und Bedrohung und mögliche Wege zurück in ein normales Leben. Wir sprechen mit dem Autor Udo Martens, einem pensionierten Kriminalhauptkommissar vom LKA Berlin.

Narben verblassen, aber bleiben ein Leben lang zwei Männer sitzen sich gegenüber und schauen auf das Buch

Thomas von Grad60: Hallo Udo, schön, dass du Zeit für uns hast. Aber, als Pensionär müsste davon ja genug vorhanden sein!?

Udo Martens: Naja, seit das Buch erschienen ist, reihen sich die Termine aneinander.

T: Das Leitmotiv unseres Blogs ist ja „Jetzt haben wir Zeit für uns“; war das Buch dein Beschäftigungsplan für den Ruhestand?

U: Nein, ganz und gar nicht. Ich bin musikbegeistert und wollte mich noch stärker als Tourmanager und „Mädchen für Alles“ um die Tribute-Band „The Magic of Santana“ und ganz neu um die Saxophonistin „Tina Tandler“ kümmern.

T: Und wie kam es dann zu diesem Buch?

U: Oh, da muss ich etwas ausholen: Die letzten sechs Dienstjahre, und ich möchte fast sagen, es waren meine besten und intensivsten Jahre, habe ich im Bereich „Gefährdungsbewertung und Opferbetreuung“ geleistet. Das ist eine Dienststelle, die sich um Betroffene und Opfer von Häuslicher Gewalt, Stalking und Gewalt im Namen der Ehre kümmert.
Dabei lernte ich zunächst rein dienstlich die Schauspielerin Almila Bagriacik kennen. Ihr Film „Nur eine Frau“ ist die Geschichte der von ihrem Bruder ermordeten Hatun Aynur Sürücü; einer Frau, die der Gewalt in der Ehe entfliehen wollte und Opfer eines sogenannten „Ehrenmordes“ wurde. Almila wollte abklären, wie weit sie durch die Darstellung im Film selber gefährdet sein könnte. Daraus entwickelte sich unsere lockere Freundschaft. Wenige Tage nach meiner Pensionierung trafen wir uns in einem Café und dabei erzählte ich davon, durch meine nun gewonnene Zeit wieder mit dem Tagebuchschreiben anzufangen. Da hakte Almila ein und meinte, es müsse ein Buch werden über meine Arbeit und die Schicksale der geschundenen Frauen. Meine Skepsis „Wer soll das denn lesen?“ ließ sie nicht gelten und setzte mir einen Floh ins Ohr: Warum eigentlich nicht?

T: Wie ging es weiter?

U: Tja, der Gedanke ließ mich nicht mehr los. Durch meine Arbeit hatte ich noch Kontakt zu einigen betroffenen Frauen, von denen ich dachte, deren Geschichte könnte ich erzählen. Und als ich nachfragte, bekam ich durchweg begeisterte Zustimmung. Der Tenor war: „Vielleicht können wir anderen Frauen durch unsere Erfahrungen helfen!“

T: Hatte die Frauen keine Bedenken, dass ihre Geschichte publik wird?

U: Nein, ganz und gar nicht: „Wir unterstützen dich, damit andere Frauen sehen, dass man vorher abspringen kann, wie und wo es Hilfe gibt!“ Das gab mir den letzten Push für das Buch und ich fing mit dem Schreiben an. Einige Schicksale hatte ich ganz präsent im Kopf, da ich die Frauen über Monate und Jahre begleitet habe und ihnen teilweise helfen konnte, wieder in ein „normales“ Leben zurückzukehren.

T: Konnten die Frauen denn dein Manuskript gegenlesen?

U: Ja, sie waren durchweg begeistert davon. Doch ein paar von ihnen überraschten mich: „Es ist hier nur der Teil der Geschichte, ab dem wir uns dienstlich kennengelernt haben, wo das Fass übergelaufen ist. Es fing doch viel, viel früher an!“ Und so erzählten sie mir ihre ganze Geschichte. Bei einem Gespräch brach eine Frau in Tränen aus und erklärte: „Das habe ich noch nicht einmal meiner intimsten Freundin berichtet, aber ich bin froh, dass es raus ist!“

T: Stehen die Frauen im Buch mit ihrem richtigen Namen?

U: Einige Namen und Orte habe ich geändert. Aber eine Betroffene war dabei, die sagte:“ Ne, ich will mit meinem Original-Namen erscheinen, ich steh dazu!“

T: Und dein Name?

U: (lacht) Udo Martens ist nicht mein richtiger Name. Wie ich dazu kam, habe ich im Buch beschrieben.

T: So richtig losgelassen hast du damit aber von deinem Berufsleben nicht…

U: Naja, ehrlich gesagt, nein. Aber für mich ging auch in der Berufszeit das Engagement über den Büro-Feierabend hinaus. Die Pensionierung hat mir nun die Möglichkeit gegeben, dieses Projekt zu vollenden. So passt es dann doch zu eurem Thema „Jetzt haben wir Zeit für uns!“ Aber es war nicht nur die zur Verfügung stehende Zeit, sondern auch die Freiheit abseits der dienstlichen Zwänge. Und wenn das Buch auch nur einer Frau hilft, der psychischen oder physischen Gewalt zu entfliehen, dann hat es sich gelohnt.

T: Ein Buch zu schreiben ist die eine Seite, aber wie klappte es mit der Veröffentlichung?

U: Es gibt den Buchverlag „Books on Demand“, der ganz ökologisch und ökonomisch das Buch erst mit der Bestellung druckt. So halten sich die Kosten in sehr engen Grenzen. Aber viel wichtiger für mich: Eine Lektorin hat bei den Korrekturen geholfen, aber niemand hat inhaltliche Veränderungen vorgenommen und meinen Schreibstil konnte ich so belassen wie ich wollte.

T: Vielen Dank Udo für diese interessanten Einblicke und viel Erfolg mit deinem Buch.
Das Buch kostet 14 Euro und kann über Books on Demand und bei allen anderen üblichen Buchhändlern bestellt werden.

Wir von grad60.com haben eine kostenfreie Ausgabe des Buchs „Narben verblassen, aber bleiben ein Leben lang“ als Ansichtsexemplar bekommen. Der Artikel wurde ohne Beeinflussung und Bezahlung geschrieben. Weitere Informationen erhaltet ihr auf unserer Seite “Transparenz”.

Wir haben einen Kommentar von Frank Sieronski bekommen:
Sehr guter Artikel über einen über die Maßen engagierten Menschen.
Ich wünsche ihm viel Erfolg mit seinem Buch!
Ich finde es darüber hinaus sehr bemerkenswert, mit welcher Themenbreite sich euer Blog befasst, wie er sich von den Anfängen entwickelt hat - toll!
Auch euch, lieber Martin und Thomas, wünsche ich weiterhin viel Erfolg und noch viel mehr Interessenten und Follower eures Blogs! Danke und weihnachtliche Grüße ..
Frank
Martin und Thomas:
Vielen Dank für dein Lob und auch von uns ganz herzliche Grüße zurück.

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