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Drei Tage Nürnberg - Ein Reisebericht

Drei Tage Nürnberg - Ein Reisebericht

Vor einigen Wochen, bei schönstem Sommerwetter mitten im September, habe ich mit Freunden diese wundervolle Stadt besucht. Drei Tage lang waren wir unterwegs, haben viele Eindrücke gewonnen und eine herrliche Zeit verbracht. Ihr sollt nun auch daran teilhaben, hier ist mein Bericht mit mehreren Teilen, die ihr auch einzeln anklicken könnt: Felsengänge / Bei Nacht / Stadtführung / Sebalduskirche / Burggarten

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Historische Felsengänge in Nürnberg - Reisebericht

Unser Tourguide Stefan ist mir sofort sympathisch, da er keine Fisimatenten mit den Eintrittskarten veranstaltet, sondern einfach davon ausgeht, dass jeder ein gültiges Ticket hat. Nach einem kurzen Hinweis auf nicht vorhandene Toiletten unter dem Pflaster von Nürnbergs Altstadt und eine vorsorgliche Leerung der Blase marschiert unsere Gruppe von gut zwanzig Personen zum Eingang hinter dem Denkmal von Albrecht Dürer auf dem gleichnamigen Platz.

Drei Tage Nürnberg – Ein Reisebericht, Dürer Denkmal

Auf der ersten Ebene sammeln wir uns und Stefan streift zunächst die Ereignisse der letzten Kriegstage mit der völligen Zerstörung der Altstadt und der Rettung Vieler dank der Felsenkeller. Respektvoll und politisch korrekt sind seine wohlgesetzten Worte. Schließlich steigen wir ein in die richtige Tiefe.

Drei Tage Nürnberg – Ein Reisebericht, Treppe in einen Keller hinab

Knapp 14 Grad lassen die Chicas frösteln; hier und da werden Jäckchen angezogen und Reißverschlüsse geschlossen. Aber die Kälte ist wichtig. In den Felsenkellern sollte das Bier bei der richtigen Temperatur gären und gelagert werden können. Urkundlich erwähnt wurden die Felsengänge ab 1380. Im späteren Mittelalter und der frühen Neuzeit gab es bis zu 42 Brauereien und jeder musste einen Keller haben. Dekorativ platzierte Fässer runden die von unserem Guide vorgetragene Geschichte eindrucksvoll ab.

Drei Tage Nürnberg – Ein Reisebericht, Bierfässer im Felsenkeller

„Wir Nürnberger sind dem Bier und seiner Geschichte verpflichtet“, bemerkt der Kellerexperte. „Zur traditionellen, untergärig gebrauten und stärker gehopften Biersorte gehört zum Beispiel das Rotbier.“ Ich schlucke, schon etwas trocken im Schlund. Später werde ich es probieren, das rote Gerstengetränk, mit Sicherheit. „Unser Bier bremst nicht, es gleitet durch die Kehle,“ ergänzt Stefan. Wow, wie fein formuliert. Man merkt ihm an, dass er von seiner Stadt begeistert ist und uns Touris mit großer Freude durch die Felsengänge führt. Weiter geht es. Bis zu vier Stockwerke tief sind die Höhlen. Sehr beeindruckend. Es ist wieder einmal so, dass mir die Gegenwart wie ein besonders deutlicher Rückblick in die Vergangenheit erscheint. Erlebbare Geschichte pur.

Drei Tage Nürnberg – Ein Reisebericht, Mann im Keller stehend mit Beleuchtung

Stefan begeistert nicht nur mich mit seiner ungezwungenen, lockeren Art. Es folgen noch viele Details, die es wert wären, hier Erwähnung zu finden. Aber nach gut einer Stunde ist auch mir kalt, ich will nach draußen. Im hellen, warmen Tageslicht laufen wir zurück zum Hof der Altstadtbrauerei, wo wir noch ein weiteres Highlight bewundern dürfen: die Whiskydestille Altstadthof. „Nach der Reifung in neuen Fässern aus amerikanischer Weißeiche wird der Organic Ayers Red naturbelassen von Hand abgefüllt, nicht kältegefiltert, nicht gefärbt“, erläutert uns zum letzten Mal der Nürnberger Untergrundguide. „Hier kann jeder sein eigenes Fass Whisky bestellen und lagern lassen.“ Cool, denke ich.

Drei Tage Nürnberg – Ein Reisebericht, Mann vor Fässern stehend

Wir sind in der 72. Minute der Führung und ich will jetzt ein Bier und zwar zügig. Im Innenhof der Brauerei verkaufen sie sogar welches. Und eins, zwei, drei habe ich ein eiskaltes Rotes in der Hand. Was für ein schöner Tag, denke ich noch, benetze Lippen und Mundraum, lasse es gluckern und genieße den Augenblick.

Drei Tage Nürnberg – Ein Reisebericht, Mann mit Bierglas in der Hand auf einem Hof

Nürnberg bei Nacht - Reisebericht

Der Himmel verwandelt sich von dunkelblau über orangerot zu samtschwarz. Richtig hübsch oder wie der Berliner sagen würde „nicht voll hässlich“, das ist Nürnberg des nächtens. Wir laufen die Bergstraße hoch Richtung Burg und sind sofort mittendrin im lustigen Treiben. Vor dem Turm des „Tiergärtnertors“ lagert das Volk auf dem Pflaster, in der einen Hand ein Pizzastück und in der anderen ein Bier. Viel anders wird das im Mittelalter hier auch nicht gewesen sein, denke ich mir.

Drei Tage Nürnberg – Ein Reisebericht, Steinturm nachts erleuchtet mit vielen Leuten davor auf dem Boden sitzend

Eigentlich steht mir der Sinn danach, es den Leuten gleichzutun. Aber im Hof der Altstadtbrauerei haben wir es uns gut gehen lassen und schleppen unsere dicken Bäuche knapp über den Granitsteinen hängend durch die Gegend. Essen und Trinken ist jetzt beim besten Willen nicht möglich. Ich brauche Bewegung. Nach einigen Metern muss ich aber doch wieder stehenbleiben. Die Szene ist einfach zu fesselnd. Ein Feuer jonglierender Gaukler erfreut die Menschen auf dem Platz. Er schleudert seinen brennenden Stock hoch in die Luft, fängt ihn wieder auf, dreht ihn und scheint unverletzt. Wie macht der das?

Drei Tage Nürnberg – Ein Reisebericht, Mann mit brennenden Stock auf einem Platz in der Nacht

Das spitzbogige „Tiergärtnertor“ besteht aus einem Torturm mit quadratischem Grundriss, dessen Ursprung auf das späte 13. Jahrhundert geschätzt wird. Wir gehen hindurch in Richtung Burggarten, den wir tagsüber besuchen werden. Der Tunnel ist ziemlich lang, der Burgwall, die eigentliche Stadtauer sehr breit. Alles ist ansprechend illuminiert. Der Weg macht einen kleinen Bogen nach rechts und da sitzt er. Ich bin fast ein wenig erschrocken, denn ich glaube fast, meinen Vater zu sehen. Was für eine Ähnlichkeit. Der deutlich alte Musiker stimmt gerade sein Instrument und spielt leider nicht. Gerne würde ich hören wollen, ob er auch wie mein Vater klingt.

Drei Tage Nürnberg – Ein Reisebericht, alter Mann mit Gitarre in einem Tunnel bei Nacht

Nach einem kurzen Spaziergang entlang des Burggrabens kehren wir um und gehen zurück. An einer Karte orientieren wir uns, wo wir sind und in welche Richtung es weitergehen soll. Derer Möglichkeiten gibt es viele, so scheint es, doch was wollen wir noch unternehmen?

Drei Tage Nürnberg – Ein Reisebericht, Kartenausschnitt

Der Tag war lang, besonders weit wollen uns die Füße nicht mehr tragen. Sicherlich nehmen wir noch einen Absacker. Und bis sich uns dafür die richtige Örtlichkeit öffnet, wird geschlendert. Die Nacht ist warm, das Leben unbeschwert, die Stimmung hervorragend. Was will man mehr? In der Albrecht-Dürer-Straße passieren wir die Agnesgasse (das war seine Frau) und gelangen über die Füll zur „Sebalduskirche“. Der eigenartige Name Füll soll von einem ehemaligen Stadtgraben stammen, der im Rahmen der Stadterweiterung aufgefüllt worden ist. Die Kirche sieht bei Nacht mindestens genauso erhaben aus wie am Tage. Nicht nur die Türme, sondern auch die einzelnen Bögen sind angestrahlt und machen echt was her. Die werden wir uns morgen ansehen.

Drei Tage Nürnberg – Ein Reisebericht, Kirchenfenster von außen, angestrahlt, bei Nacht

Wir lassen uns treiben, überqueren die Pegnitz und sind irgendwie wieder besser zu Fuß unterwegs. Nach gut einer halben Stunde gelangen wir zur Kartäusergasse, die zwischen Kornmarkt und Frauentormauer liegt. Hier gibt es etwas Neues und sehr Modernes zu bewundern. Es ist die Straße der Menschenrechte, eine weiträumige Außenskulptur vom israelischen Künstler Dani Karavan aus dem Jahr 1988. Vor dem Eingangstor steht eine Wand aus weißem Sichtbeton und innen über eine Länge von 170 Metern in gerader Linie eine Reihe aus 27 Rundpfeilern aus Beton. Das sieht auch im Dunkeln sehr beeindruckend aus.

Drei Tage Nürnberg – Ein Reisebericht, Betonmauer mit Tor, angestrahlt bei Nacht

So langsam schleiche ich mehr auf dem Zahnfleisch als auf meinen leptosomen Beinchen durch die Gassen. Es reicht. Da wir uns in der Nähe unseres N9-Hotels befinden, das in der Färbergasse liegt, lassen wir das mit dem Absacken. Ich fühle mich eh schon wie ein alter Sack.

Stadtführung durch Nürnberg - Reisebericht

Gigi, Gerhard Irgendwas mit noch einem G, erwartet uns auf dem Hauptmarkt, wenige Meter entfernt vom „Schönen Brunnen“. Bevor es losgeht, ist noch etwas Zeit, ich ziehe schon mal vor und erkunde dieses Objekt. Als Ensemble mit der „Frauenkirche“ dominiert er mit seiner sich nach oben verjüngenden Pyramidenform den Platz. Ich kann vier Figurenreihen erkennen. Wie uns später Gigi erläutern wird, stammt der ursprüngliche Wasserspender aus dem Jahr 1385. Was ich jetzt hier bewundern kann, ist ein Nachbau, errichtet Anfang des 20. Jahrhunderts.

Drei Tage Nürnberg – Ein Reisebericht, Brunnen und Kirche

Wir sind im „Heilig-Geist-Spital“. Stefan, der Untergrundführer war jovial, umgarnend und etwas süffisant. Gigi hingegen ist viel jünger, quirlig und fast überbordend mitteilungsbedürftig. Nicht unangenehm, ganz im Gegenteil. Auch bei ihm ist die Geschichte Nürnbergs in guten Händen. Aufmerksam lausche ich seinen Ausführungen zu den Besonderheiten dieses Krankenhauses, das im Mittelalter als Wohnstätte für Alte und Behinderte fungierte und heute ein Seniorenwohnheim ist.

Drei Tage Nürnberg – Ein Reisebericht, Innenhof mit Bögen und Blumen in der Sonne

Das Spital ist zum Teil über die Pegnitz gebaut. Wir queren den Fluss mittels zweier Brücken und marschieren an der anderen Uferseite die Pfarrgasse entlang. Unser Guide füttert uns mit vielen Details zur Pegnitz, wovon ich vor allen Dingen behalte, dass die Feindschaft zwischen dem flussabwärts liegenden Fürth und Nürnberg auch vom Dreck herrührt, den die Pegnitz früher mit sich führte. Denn so ein Fluss war im Mittelalter nicht nur Lebensader einer Stadt, er war auch die Müllabfuhr. Und Fürth bekam das alles ab. Aber heute sieht die Pegnitz schmuck und sauber aus und umschmeichelt leise vor sich hin brabbelnd die Mauern des Spitals.

Drei Tage Nürnberg – Ein Reisebericht, Fluss mit Häusern direkt am Ufer in einer Stadt

Wir stehen nun an der Fleischbrücke, die nach einem in der Nähe gelegenen Schlachthaus benannt worden ist. Daneben, direkt am Ufer, steht ein Haus mit einem Portal. Gigi hat eine besondere Schnurre drauf: „Die lateinische Inschrift lautet auf Deutsch, dass alle Dinge einen Anfang und ein Wachstum haben, doch dass niemals dieser Ochse ein Kalb gewesen ist. Viele Nürnberger benutzen den Spruch ,Na, des hätt mer der Ochs aff der Fleischbrüggn aa g’sacht´ für jemanden, der ihnen eine unbefriedigende oder schon wohlbekannte Antwort gegeben hat.“ Wieder was gelernt.

Drei Tage Nürnberg – Ein Reisebericht, Portal mit Ochsen und Inschrift

Es geht weiter an der Pegnitz entlang. Auf der Maxbrücke in Richtung Kettensteg entdecke ich im Wasser etwas Seltsames. Eine Konstruktion aus Holzstangen, die offenbar bewohnt ist; jedenfalls hängt Wäsche auf der Leine. Ist das erlaubt? Gigi kann ich gerade nicht fragen, der ist an der Spitze der Truppe und weit weg; ich hinke wegen meines Fotowahns wieder einmal deutlich hinterher.

Drei Tage Nürnberg – Ein Reisebericht, Holzkonstruktion im Wasser eines Flusses

Da ich eh schon den Anschluss verloren habe, kann ich auch noch ein weiteres Foto von einem Turm und einem Haus direkt am Wasser hinter mir machen. Sie wirken als Gesamtformation überaus ästhetisch, ja geradezu künstlerisch wertvoll auf mich. Es handelt sich dabei einerseits um den „Wasserturm“, der einst ein Mauerturm der vorletzten Nürnberger Stadtbefestigung war und andererseits um den „Weinstadel“, der im Mittelalter reichsstädtisches Weinlager war. Dieses Haus ist mit 48 Metern Länge der größte Fachwerkbau in Deutschland. Beide zusammen werden heute als Studentenwohnheim genutzt. Das nenne ich mal ´ne geile Bude.

Drei Tage Nürnberg – Ein Reisebericht, Haus und Turm aus Stein am Wasser eines Flusses

Der Pegnitz entkommt man hier in Nürnberg nur schwer. Aber wir versuchen es jetzt. Ein letztes Mal gehen wir über eine Brücke, den Kettensteg. Sie gilt als die älteste erhaltene eiserne Kettenbrücke in Kontinentaleuropa. Am anderen Ufer tauchen wir ein in die malerische Weißgerbergasse. Etwa zwanzig mittelalterliche Fachwerkhäuser haben die schweren Luftangriffe auf Nürnberg überstanden. Weißgerber verarbeiteten im Mittelalter im Gegensatz zu den Rotgerbern die rohen Tierhäute zu feinem, hellem Leder, dem sogenannten Weißleder. Diese Gasse wird als die schönste in Nürnberg beschrieben. Ich glaube, die Leute haben recht.

Drei Tage Nürnberg – Ein Reisebericht, Gasse mit alten Häusern

Wir schwenken nach links und dann wieder nach rechts und geradeaus und, und, und ... Gigi gibt alles und ich kann mir nichts mehr merken, leider. Wie schon am Abend davor sind wir am „Tiergärtnertor“ angelangt. Das ist ja auch das Zentrum des berühmtesten Künstlers der Stadt: Albrecht Dürer. Hier gibt es sein Geburts- und Wohnhaus, sein Atelier, seine Straße, seinen Platz, seine Statue und ein Bronzehase, der mir gestern Abend gar nicht aufgefallen ist. Fairerweise muss man aber dazu sagen, dass dieser Hase nur wenig mit Dürer zu tun hat. Okay, es ist eine Hommage an den Künstler von Jürgen Goertz, aber sonst? Dieser Frankenhase kokettiert mit der Ästhetik des Hässlichen und übertreibt dabei monströs. Eine gelungene Verfremdung, ja sicher, aber eine, die nicht nur kindliche Gemüter frösteln lässt.

Drei Tage Nürnberg – Ein Reisebericht, Figur eines Hasens in Bronze

Die Tour mit Gigi ist over und vorbei. Alle sind dankbar und zufrieden. Ich finde, er hat einen wirklich guten Job gemacht, danke Gerhard! Nicht nur wir Boys, auch die Damen sind nun durstig, deshalb streben wir zügigst ein Glasbiergeschäft an. Der uns glücklich machende Laden ist das „Bratwursthäusle bei St. Sebald“. Die Bedienung ist auf zack. Bevor wir uns überhaupt richtig setzen können, ist das Bier ist schon auf dem Tisch. Und wie schon Felsgrottenführer Stefan sagte: „Es bremst nicht“.

Die Sebalduskirche in Nürnberg - Reisebericht

Ich bin nicht zwar nicht besonders gläubig, doch diese Kirche betrete ich mit sakralem Feingefühl. Schon von außen hat sie einen nahezu umwerfenden Effekt, denn die Türme mit den vier Glocken sind mehr als 60 Meter hoch.

Drei Tage Nürnberg – Ein Reisebericht, Kirche mit zwei Türmen

Namensgeber ist der im 8. Jahrhundert in der Gegend von Nürnberg lebenden Einsiedler Sebaldus, der nicht wirklich ein Heiliger war, sondern nur ein einsamer Mensch. Aber die Nürnberger ließen nicht locker. Am 26. März 1425 wurde Sebaldus durch Papst Martin V. in den Kanon der katholischen Heiligen aufgenommen. Ich wusste gar nicht, dass es einen Papst meines Namens gab; was man nicht alles lernt, wenn man eine Reise macht. Das Besondere am St. Sebaldus ist außerdem, dass die Reliquien eines von der römisch-katholischen Kirche kanonisierten Heiligen in einer evangelischen Kirche aufbewahrt werden. Das hat mit den Wirren der Reformation zu tun. Man wollte da Grab nicht entfernen, nur weil man den Glauben reformierte.

Drei Tage Nürnberg – Ein Reisebericht, Grab in einer Kirche

Ich stehe am Eingang dieses riesigen Kirchenschiffs, mein Blick findet kaum Halt in der Weite. Die schiere Höhe betont das Gefühl von Größe und Ehrfurcht. Es ist nicht nur die erhabene Atmosphäre, die von jahrhundertelanger Andacht und spiritueller Hingabe zeugt, sondern Kirchen faszinieren mich auch wegen der architektonischen und kulturellen Leistung, die einem Bauwerk des Glaubens innewohnen. In befinde mich ganz eindeutig in einer Welt vergangener Epochen.

Drei Tage Nürnberg – Ein Reisebericht, Kirche von innen

Mein Blick geht nach oben. Die hohen Gewölbedecken ragen majestätisch empor. Auch hier perfekte Harmonie von Funktionalität, Architektur und Kunst. Wie ist es nur möglich, dass Menschen schon vor ziemlich langer Zeit in der Lage waren, so etwas Kompliziertes zu bauen? Keine Ahnung! Ich frage auch niemanden, denn ich bin sprachlos und das passt ja auch, weil man in einer Kirche sowieso eher die Klappe halten sollte.

Drei Tage Nürnberg – Ein Reisebericht, Kirchendecke

Ich stehe am Altar, dem Zentrum der religiösen Handlungen, vor mir schmückt ein Kreuz aus Glasbruch den Tisch des Herrn. In der Ferne erfreut das Licht, was durch die bunt verglasten Kirchenfenster schräg in das Haus Gottes fällt, meine Augen. Aber stärker ist noch etwas Anderes. Der erste Eindruck, wenn man die massiven hölzernen Türen einer Kirche öffnet, ist ja oftmals olfaktorischer Art; der Duft von altem Holz und Weihrauch umfängt die Sinne. Bei mir ist es jetzt so, hier am Altar. Ich schließe die Augen und atme tief ein und aus. Ich könnte schwören, dass gerade Weihrauch verbrannt wird, aber es sind wohl nur die Kerzen.

Drei Tage Nürnberg – Ein Reisebericht, Kreuz aus Glassteinen in einer Kirche

Die Gesamtatmosphäre ist geprägt von Stille, Andacht und einer tiefen Verbindung zur Geschichte und zum Glauben. In Kirchen kann die Zeit stillstehen; ich verstehe, was damit gemeint ist, ich fühle es auch. Schließlich verlasse ich den Timeslot, trete nach draußen und bin sofort wieder gefangen von der Gegenwart Nürnbergs mit Jubel, Trubel, Heiterkeit. Lasst uns weiterziehen.

Im Burggarten Nürnbergs - Reisebericht

Ob Kaiser Federic hier als Gespenst noch immer durch die Rabatten stromert? Auf jeden Fall hätte er damit ziemlich viel Ausdauer bewiesen. Die Gärten wurden im 11. Jahrhundert rund um die Burg angelegt, als ebendieser Herrscher hier residierte. Am letzten Tag unseres Kurztrips nach Nürnberg besuchen wir die historischen Gärten rund um die Kaiserburg, die in dieser Form mehr als 600 Jahre alt sind. Wir kommen die Burgstraße hoch und queren Schild- und Schmiedgasse. Vor uns liegt ein markanter Granitblock, der „Affenfelsen“.

Drei Tage Nürnberg – Ein Reisebericht, Affenfelsen mit Burg im Hintergrund

Der Name leitet sich von einer Sage ab, die erzählt, dass Kaiser Friedrich II. (1194-1250) auf dem Weg zur Burg von einem Affen begleitet wurde. Interessant, aber heute gibt es hier keine Primaten. Es geht noch ein Stück höher. Einmal links und geradeaus und ich habe einen herrlichen sonnendurchfluteten Blick durch zwei Torbögen mit bestens restauriertem Mauerwerk. So toll sah das hier früher bestimmt nicht aus.

Drei Tage Nürnberg – Ein Reisebericht, Torbogen auf einer Burg mit Sonnenlicht

Ich möchte gern mal rein. Mal sehen, ob mir jemand aufmacht. Wie war noch mal der Code? Ich klopfe: drei Mal kurz, drei Mal lang, drei Mal kurz. Ach nee, das ist ja etwas mit SOS. Nichts rührt sich. Die wollen mich nicht.

Drei Tage Nürnberg – Ein Reisebericht, verschlossenes Tor  mit Mann davor

Einige wenige Meter weiter erfreut mich der Anblick einer reizenden, fast orchestral zusammengestellten Formation von Fachwerk, Türmchen, Treppchen und Blumen. Es ist das Burgamtmannsgebäude der Burggrafenburg. Bei diesem Ambiente würde ich diesen Job eventuell in Erwägung ziehen.

Drei Tage Nürnberg – Ein Reisebericht, Turm, Haus, Treppe, Blumen auf einer Burg im Sonnenschein

Auf einem sehr gepflegten Weg, gesäumt von dichten Bäumen, kommen wir nun zum eigentlichen Burggarten. Es ist ein kleines, etwas verstecktes Paradies auf einer der Bastionen der Kaiserburg, oberhalb des „Tiergärtnertors“.

Drei Tage Nürnberg – Ein Reisebericht, Weg mit Bäumen

Eine Gartenanlage mit Rosenbeeten und sogenannten Schnurbäumen empfängt uns. Es ist heute nicht besonders gut besucht, so dass ich mich ungestört dem Betrachten und Fotografieren hingeben kann. Die nach oben ausgezupften Bäume, die wie auf Stelzen mittendrin stehen, erinnern mich an ein Hochgeschwindigkeitsfoto, bei dem der Tropfen gerade das Wasser berührt hat und es um ihn herum nach oben spritzt. Oder etwa nicht?

Drei Tage Nürnberg – Ein Reisebericht, Bäume auf Stelzen mit Wiese und Blumen

Wer Nürnberg bereist und neben anderen Aktivitäten auch mal meditieren will, sollte hier in diesen Garten kommen. Viele alte Bäume verleihen ihm ein ausgeglichenen Charakter. Es ist vielleicht nicht immer so ruhig wie heute, aber es ist einfach schön hier und einige der großen Bäume bieten willkommene schattige Bereiche. Ich könnte meinem Gehirnströmen auf einer Bank sitzend freien Lauf lassen oder wie ein Schneider vor einem der kleinen Kunstwerke aus Stein Platz nehmen.

Drei Tage Nürnberg – Ein Reisebericht, Steinfiguren von Kindern und Bienenstock

Ich kann gar nicht aufhören zu schwärmen. Die Blumenbeete sind hübsch arrangiert und verschiedenste Sichtachsen erfreuen mein Gemüt, berühren meine Seele. Ich drehe mich einmal im Kreis und es ist wieder der „Tiergärtnertorturm“, der mir seinen Gruß entgegenschickt.

Drei Tage Nürnberg – Ein Reisebericht, Turm mit Blumen und Garten davor

So könnte ich noch stundenlang weitermachen, aber nun ist Schluss, wir wollen wieder nach Hause, die drei Tage Ausflug nach Nürnberg sind vorbei. Es hat mir sehr gut gefallen und meine Empfehlung ist eindeutig: Macht es, kommt hierher, genießt diese Frankenhochburg, ihr werdet es nicht bereuen.

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