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Karibik und Mittelamerika mit der AIDAluna

Karibik und Mittelamerika mit der AIDAluna

Im folgenden Bericht beschreiben wir unsere Reise durch Mittelamerika und die Karibik. Zu den einzelnen Beiträgen könnt ihr durch Anklicken auf den Namen springen:

Ankunft auf Jamaika / Costa Rica im Regenwald / Cartagena, heiß und historisch / Dominikanische Republik / Martinique / Antigua / St. Maarten / Tortola / Letzter Tag auf Jamaika / Bilanz

Ankunft in Jamaika

Joe-El ist mir sofort sympathisch, denn er ist nicht nur unglaublich locker, unser karibischer Busfahrer, er beliebt auch zu scherzen. Für ein Bier, das allerdings 45 Jamaikadollar kosten soll, wird er für die beiden Fahrgäste im Bus, die keinen Sitzplatz mehr bekommen haben, eine Lösung finden. „Ya, man!“ Er kurbelt die Scheibe runter und brüllt irgendetwas Richtung der anderen Busse, die uns alle zur AIDAluna bringen sollen. „Alright, no problem!“ Die beiden etwas zerknautscht aussehenden Mitflieger aus dem Airbus 330 können den Bus wechseln. Das Bier sollen sie selbst trinken, er will’s nicht, war ein Scherz. „Ya, man!“

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Nach rund zehn Stunden Flug sind wir aus Frankfurt am Main hier in Montego Bay auf Jamaika gelandet. Es heißt ja, hier würden alle ständig tanzen, Reggae und so. Das stimmt jetzt nicht wirklich. Aber auf dem Gang bei der Passkontrolle schallt Weihnachtsmusik auf Jamaikanisch aus den Boxen und alle, wirklich alle sind freundlich und lächeln dich an. An den Wänden sind riesige gemalte Bilder, Szenen aus dem Leben eines Jamaikaners oder Jamaikanerin, lebendig und interessant. Wir sind zwar ziemlich müde, aber dieses Lebensgefühl springt sofort über.

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Inzwischen steuert Joe-El den Bus locker auf der falschen, linken Seite der Straße in den Abendverkehr. Auch er hat Musik an. Bob Marley, natürlich. Das ist so dermaßen klischeehaft und kitschig, ich kann es kaum glauben. Unser Fahrer fährt vor allen Dingen mit der Hupe. Warum? Weil die anderen sonst wohl nicht verstehen, was er vorhat, glaube ich. Nach einigen hundert Metern bremst er kurz ab, um einen anderen Rasterman die Mitfahrt zu ermöglichen. Locker springt er in die geöffnete Tür, der Bus rollt noch. Weiter geht’s. Kurz vor der Einfahrt in das Hafengelände springt er wieder raus. „Yo, brother, see ya!“

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Der Checkin läuft routiniert, die Koffer werden direkt vom Flieger auf die Kabine gebracht. Nach zehn Minuten sind wir drin, im Schiff, auf der AIDAluna. Die nächsten zwei Wochen werden meine Frau und ich Mittelamerika mit Costa Rica, Panama und Kolumbien besuchen und anschließend einige der Karibischen Inseln unsicher machen, unter anderem die Dominikanische Republik, Martinique und Antigua. Und ich werde hier in lockeren Abständen darüber berichten.

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Nach deutscher Zeit ist jetzt Mitternacht, wir nehmen unsere ersten Drinks und freuen uns wieder einmal auf einem AIDA-Schiff zu sein. Es ist einfach schön, wir fühlen uns wohl und werden die Zeit genießen. Die Crew wird vorgestellt, dann ist das Auslaufen dran. Mit zwei Sektplastikgläsern promenieren wir auf Deck zwölf und schauen mal hier und mal da. Der Hafen ist ziemlich eng, die AIDAluna dreht fast auf der Stelle. Es dauert ziemlich lange bis das Schiff zwischen den grünen Lichtern steuerbords und den roten Lichtern backbords das Hafenbecken verlässt. Jetzt wird sie schneller, so ungefähr 19 Knoten, schätze ich. Sie stößt mit den Bug in das schwarze Nass. Der Himmel ist fast klar, Sterne sind nur wenige zu sehen.

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Wir kehren zur Poolbar zurück und stellen die Sektbecher ab. Der DJ hat übernommen. Es wird Zeit für uns, es ist nämlich schon 4 Uhr früh, ab in die Koje.

Hoffentlich seid ihr auf die folgenden Stationen genauso gespannt wie ich. Bis dahin schaut euch doch einfach meine letzte AIDA-Kreuzfahrt an. Einfach hier raufklicken.

Costa Rica im Regenwald

Dass Faultiere auch schwimmen können und vor allen Dingen auch wollen, ist mir neu. Jedenfalls behauptet das unser Guide unter anderem. Wir sind auf einem Boot in einem Kanal von Tortuguero im Regenwald in Costa Rica, in der Nähe der Hafenstadt Puerto Limón. Das Faultier, was wir erspäht haben, ist faul und bewegt sich nicht, so wir es sich für dieses Lebewesen gehört. Die bleiben normalerweise rund eine Woche lang auf einem Baum und wechseln dann den Platz; es soll vorkommen, dass sie dazu den Kanal durchschwimmen. Sehr langsam, versteht sich.

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Hinter der nächsten Biegung stoppt unserer Bootskapitän plötzlich und zeigt ans Ufer. Auf einer kleinen Sandbank liegt ein kleines Reptil, ein Kaiman, noch ein Baby, wie süß. Wir verharren eine Weile und starren das Vieh an. Es bewegt sich aber nicht, es sonnt sich.

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Wir gleiten jetzt sehr langsam, quasi ohne Motorkraft an der anderen Uferseite entlang, als es plötzlich laut kracht. Alle Köpfe drehen sich zur Seite. Eine mittelgroße Echse rappelt sich auf. Sie ist wohl ob ihres Gewichtes vom Baum gefallen; der Ast war zu schwach. Witzig. Was hier alles los ist! Die Dichte an lebenden Tieren, die sich uns auch zeigen, ist erheblich.

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Vor der Bootstour haben wir schon den Veragua Regenwald besucht, sind Gondel gefahren, haben uns einen Wasserfall angesehen und Schlangen, leider gefangen, bewundert.

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Kurz bevor wir den Bus besteigen, zeigt unser Guide uns ein besonderes Exemplar einer Spinne, die bei ihm auf dem Oberarm sitzt. Gewaltig, ich halte lieber Abstand. Aber schön ist sie, bestimmt ein Weibchen, obwohl das mit den Schönheit in der Tierwelt ja wohl anders herum ist.

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Mit vielen positiven Eindrücken fahren wir zum Schiff zurück und freuen uns schon auf den nächsten Ausflug.

Panama mit Kanal und Zug

Ich komme mir vor wie damals im Wilden Westen, obwohl ich dort noch nicht war und schon gar nicht zur fraglichen Zeit! Aber auf der Plattform von diesem alten, historischen Wagon der Panama Canal Railway Company zu stehen, sich den Wind um die Ohren blasen zu lassen, den unglaublichen Lärm, den die Lok macht, ausgesetzt zu sein, das löst bei mir dieses Gefühl aus. Es ist ein tolles Gefühl. Auch wenn es regnet. Das ist normal hier in Panama. Neun Monate lang regnet es quasi durchgehend. Im Sommer, in den Monaten Januar, Februar und März, regnet es nur zwei bis drei Mal am Tag, wir haben jetzt Januar. Also, was soll’s! Bei der Abfahrt in Colón scheint immerhin die Sonne.

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Wir fahren an einem Gefängnis vorbei und unsere Reiseleiterin Rosetta sagt, wir sollten den Kindern die Augen zuhalten, denn die Gefangenen hätten beim Duschen im Freien natürlich nichts an und würden dem Zug zuwinken mit allem, was sie haben. Interessant. Wir donnern aber so schnell vorbei, dass ich nichts Derartiges sehe.

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Wir rattern den Schienenstrang weiter entlang. Auf der einen Seite der Kanal, auf der anderen der Dschungel. Ich stromere durch den Zug, der von AIDA komplett gemietet wurde. Einer der Wagons ist leer und die Tür steht offen. Ich schaue hinein und bin gefangen von diesem Moment.

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Wir bringen die rund 80 Kilometer bis zum Pazifik hinter uns und sind nach 40 Minuten in Panama Stadt angekommen. Kurz vor dem Aussteigen erzählt uns Rosetta noch von einem großen Krokodil, was vor einigen Jahren zur Vollbremsung des Zuges geführt hatte, weil es quer über dem Gleis lag. Es war riesig, wollte nicht weg und hat seinen Ausflug auf die Gleise nicht überlebt. Es bekam den Namen Johnny und ist jetzt ausgestopft in der Bahnhofshalle ausgestellt.

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Gleich werden wir in den Bus umsteigen, um etwas von der Umgebung der Stadt zu sehen. Ich laufe noch einmal zum Zug zurück und schaue mir die Lok von Nahem an. Toll, wie die aussieht. Ich bin begeistert.

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Wir sind an der Skyline von Panama Stadt entlanggefahren, haben einen Blick auf die Slums geworfen, sind in einem Touristenzentrum ausgestiegen und es hat nicht geregnet. Wer eine Skyline mag, findet wahrscheinlich auch diese hier ganz schön. Wir finden sie eher hässlich.

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Jetzt sind wir an den Agua Clara Schleusen angekommen, die zur Erweiterung des Kanals 2016 neu gebaut wurden. Der Panamakanal hat seitdem drei Fahrstreifen. Für die Besucher hat man gleich ein Museum mit errichtet. Hier wird das Projekt genau erklärt und die Bauphasen werden detailliert beschrieben. Und welch ein Glück. Der zwischenzeitliche zweite Regenguss des Tages hört gerade auf als wir aussteigen und ein riesiges Containerschiff fährt auf die Schleuse zu. Eigentlich fährt es nicht selbst, sondern wird von Schleppern gezogen und geschoben. Ganz langsam, Stück für Stück. Es ist spektakulär.

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Auf dem Weg zurück zur AIDAluna regnet es wieder, zum dritten Mal. Und als wir am Schiff aussteigen, hört es gerade auf. Seltsames Klima.

Cartagena, heiß und historisch

31 Grad im Schatten und ich stehe in der Sonne, die in Cartagena wegen der Äquatornähe fast senkrecht über mir hängt. Ich setze kurz das Käppi ab, mein Schädel braucht Luft. Wir haben gerade den Hop on-Hop off Bus verlassen und sind jetzt zu Fuß in der Altstadt unterwegs. Gleich links hinter dem Eingang zur Altstadt, an der zweiten Ecke, gibt es eine namentlich sehr vertraute Location, ein Hard Rock Cafe.

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Wir marschieren aber weiter und gehen auf der Stadtmauer entlang. Hier oben sind wir vor den Straßenhändlern einigermaßen sicher, die mit einer hohen Zugewandtheit, wie ich das schon aus Peru kenne, ihre Waren loswerden wollen. „No, gracias“, wird ganz offen ignoriert, die Händler verfolgen die ach doch so reichen Kreuzfahrer minutenlang. Warum man vor allen Dingen keine Wasserflasche will, wo wir Gringos doch so transpirieren, geht in ihre Köpfe nicht rein. Und auch der Panamahut würde der Madame doch hervorragend stehen. Da sind mir die beiden Frauen mit ihren Mangos doch viel lieber, die für einen Dollar für’s Foto posieren.

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Von hier oben kann man auch sehr gut zur Neustadt von Cartagena hinüberschauen; eine Skyline, die uns nicht besonders beeindruckt. Dahin wäre der Hop on-Hop off Bus auch noch gefahren. Wir wollten aber nicht, sondern lieber mehr Zeit in der Altstadt verbringen.

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Wir schreiten die Verteidigungslinie auf der Mauer ab. Was für riesige Kanonen die damals hatten! Ob das wirklich erfolgreich war? Die Geschichte sagt eher nein. Beeindruckend sind die historischen Zeugnisse dennoch. Nach einigen hundert Metern begeben wir uns wieder auf Straßenniveau.

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Wir haben ein Restaurant erreicht, das nicht nur von Touris frequentiert wird, sondern auch von den Einwohnern dieser wirklich sehr sympathischen Stadt mit den vielen kleinen Gassen und gut erhaltenen Häusern. Sogar Vertreter der Ordnungsmacht essen hier zu Mittag. Die Speisekarte ist sehr fleischlastig und Fisch gibt es natürlich jede Mange. Wir wissen nicht so richtig, was wir machen sollen. Und die Preise in der Karte kommen uns auch komisch vor. Man sagte uns, dass alles in US-Dollar bezahlt werden kann. Das Zeichen vor den Zahlen ist das Dollarzeichen, denken wir, und die Zahlen dahinter, mit Komma und Nullen getrennt, der Preis oder wie? Ziemlich teuer. Wir checken unsere Dollarvorräte. Reicht noch! Auf Spanisch (sic!) kann ich schließlich eine Kombination von Salat, Pommes, Reis und gebackenen Bananen ordern, dazu eingeborenes Bier und Ketchup plus scharfer Soße. Sehr, sehr scharfer Soße.

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Bei „La cuenta“ stutzen wir und die Bedienung auch. „Dollar?“ Claro, denke und sage ich. Die Frau rauscht ab und kommt mit einem Rechengerät wieder. Zwei Essen und drei Bier kosten dann doch nur zwölf Dollar, wir hatten 36 ausgerechnet. Als Rückgeld gibt es kolumbianische Pesos, 12.000 Stück in Scheinen. Daher also die komischen Preise. Aber das Währungszeichen sieht verdammt nach Dollar aus, rechtfertigen wir uns gegenseitig. Wir verlassen die gastfreundliche Stätte mit den geringen Preisen. Beim Schlendern durch die schmalen Straßen wird der Blick auf die wunderschöne Kirche frei, in der gerade eine Messe gehalten wird.

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Aber uns treibt etwas ganz anderes um. Wie werden wir jetzt das Geld los, die Pesos? Souvenirs? Nein, eher nicht. Auch keine Hüte, Zigarren, Kaffee, Kakao. Zwei Frauen bieten Obst an. Hatten wir schon. Aber gut sehen die Beiden aus. Ich mache heimlich ein Foto.

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Also noch einmal Kneipe. Deutlich näher am Plaza Mayor und stark touristisch besucht. Zwei einheimische Biere, eiskalt und diesmal in Flaschen, stehen schnell von uns. Salud, wir prosten uns zu. Kalt rinnt das gute Zeug die Kehle runter. Uns gefällt es hier in Cartagena nicht nur wegen der Biere. Schöne Stadt, gut erhaltene Häuser, tolle Stadtmauer, nettes Volk trotz nervender Händler. Wir müssen los, zurück zum Schiff, obwohl ich nicht weg will. Noch schnell ein Foto mit der netten Bedienung, die unbedingt auf’s Foto drauf will. Na, bitteschön, no problema.

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Die Rechnung kommt: 27.500 Pesos! Spinnen die? Eben hatte ein Bier nur 4.000 Pesos gekostet. Und wir haben nur noch 12.000! Was jetzt? Natürlich könnten wir mit Dollar zahlen, hätten dann aber noch die Pesos übrig und bekommen womöglich noch Wechselgeld in Pesos zurück. Dieses Geld werden wir nie wieder los! Ich versuche zu erklären. Nach einigen Hin und Her soll ich zur Chefin an die Kasse kommen. Letztlich einigen wir uns auf eine kombinierte Zahlung, Pesos mit Dollar zusammen. Meine Herren, was für ein Quatsch, aber zum Schluss dann doch auch okay! Wir marschieren Richtung Mauerdurchgang. Dabei entdecke ich noch ein Motiv mit der Flagge der Stadt, die mit ihren bunten Farben zwischen Pflanzenranken und weißer Hauswand einfach toll aussieht.

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Am Treffpunkt ist kein Hop on-Hop off Bus zu sehen. Und sollten wir nicht an der Haltestelle Nummer 14 einsteigen? Wo zum Geier ist die? Jedenfalls nicht da. Auf Spanisch (sic!) frage ich und bekomme eine Antwort, die ich auch verstehe. Wir müssen Richtung Pier, immer geradeaus. Jetzt wird die Zeit aber knapp, also hurtig. Äußerlich versuchen wir locker zu bleiben, kurz huschen die Gedanken auf wie es ist, das Schiff zu verpassen. Letztendlich schaffen wir es noch gut und sind pünktlich auf die AIDAluna zurück

Dominikanische Republik

Wir wollen schnorcheln, in der Nähe der Insel Catalina, die zum Nationalpark von La Romana in der Dominikanischen Republik gehört. Unser Tourguide von der AIDAluna, Ronny aus Frankfurt an der Oder, bringt uns zum Katamaran-Schnellboot der deutschen Tauchschule von David, der uns auch gleich superfreundlich begrüßt. Außerdem noch mit an Bord der Captain mit seinem Gehilfen. Und natürlich die anderen Gäste, die auch schnorcheln wollen.

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Im Hafen müssen wir die Westen anlegen, wegen der Behörden. Langsam legt der Katamaran ab. Nach rund zehn Minuten sind wir außer Sichtweite der Hafenaufsicht; also Weste wieder ab. Jetzt gibt er Stoff, der Mann am Ruder und Gashebel. Ich habe die Motoren gesehen. Hammer. Zweimal 250 PS, von Yamaha gesponsert. Ab geht die Luzie. Ich kann gerade noch mein Käppi abnehmen. Da war doch mal was?

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Die Ausrüstung ist top. David erläutert noch ein paar Basics; es sind aber alle schon mal geschnorchelt. Wir springen von Bord. Luft 29 Grad, Wasser 28, oder ist es umgekehrt? Jedenfalls alles sehr angenehm.

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Das Riff heißt „The Wall“. Nun ja, viele von den Korallen sind nicht mehr am Leben! Aber es gibt jede Menge kleiner Fische, die sehr zutraulich sind. Fast kann ich sie anfassen. Sie umkreisen uns ständig und wollen wohl gefüttert werden. Wir haben aber nichts dabei.

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Wir schnorcheln mal hier und mal dort, bleiben aber in der Nähe des Bootes. Wir fühlen uns gut. Und Ronny ist auch nicht weit weg. Er passt auf.

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Nach 45 Minuten ist Schluss. Alle zurück zum Boot. Es reicht auch. Trotz des warmen Wassers wird mir langsam kalt. Ich setze die Maske ab und fühle mich leicht derangiert. Die Schlange an der Leiter ist lang, ich muss also warten. Petra hat sich wohl vorgedrängelt! Jedenfalls ist sie schon an Bord.

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Wir sitzen wieder alle im Boot und es gibt Rum mit Cola. Ich muss sofort an unseren Tauchurlaub in Cuba denken, vor rund 32 Jahren. Die Stimmung ist gelöst. Ich frage den Mann am Ruder auf Spanisch wie er heißt. „One Day“, sagt er. Wie bitte? Ich frage noch einmal. Gleiche Antwort. Ich glaube es nicht und balanciere auf dem schwankenden Deck zu David. Der sagt mir, dass der Captain Cristal heißt, aber eigentlich nur Wonder genannt wird. Ah ja, comprendo! Und sein Bursche? Felipe!

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Inzwischen sind wir am Strand von Catalina angekommen; wir haben jetzt Zeit zum Relaxen. Es gibt Empanadas und Obst und natürlich Rum mit Cola. Rum? Si, claro, por que no? Der ist so mild und so gut. Ich weiß nicht, wie der Tag enden soll.

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Wider Erwarten erreichen wir die AIDAluna gegen 14:30 Uhr unverletzt, aber deutlich angeheitert. Ab in die Kabine, kurz frischmachen und los in Richtung Hafenstadt La Romana. Wir wollen uns treiben lassen, ohne bestimmtes Ziel. Diverse Taxifahrer möchten zu gerne unsere Driver sein. Wir lehnen dankend ab. Kurz bevor wir das Hafengelände verlassen, kommen uns zwei Mädels entgegen, die wir mal beim Essen kennengelernt haben, Vanessa und Marina. Die fragen uns, ob wir mit Ihnen zusammen zur Tropfsteinhöhle wollen. Tropfende Steine sind gerade nicht so unser Ding. Aber ich wollte ursprünglich mal zum Künstlerdorf „Altos De Chavón“, was Höhe über dem Fluss Chavón heißt. Ich brauche nicht lange zu reden, wir sind uns schnell einig.

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Aber welches Taxi nehmen wir? Die am Hafen sind zu teuer. Wir versuchen es außerhalb. Da werden uns nur „Motos“ angeboten. Das wollen wir nicht. Aber einer der Fahrer hat einen Kumpel, der würde uns hinfahren, für 30 Dollar. Ob er ihn anrufen soll? Ich denke ja. Die Mädels und auch meine Frau müssen erst überzeugt werden. Als er dann kurze Zeit später da ist, wollen die Frauen erst nicht einsteigen. Mann, oh, mann! Dabei ist der ganz in Ordnung, wie sich später herausstellt. Und er heißt: „German Mercedes“! Jedenfalls steht das auf seiner Lizenz. Und das ist nicht sein Auto. Er fährt einen Hyundai.

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Das Künstlerdorf ist Stein gewordener Traum des ehemaligen Gulf and Western Präsidenten Charles Bluhdorn, das in den 70er Jahren als Kopie eines mediterranen Dorfes errichtet wurde. Zum Bau verwendete man hauptsächlich den reichlich vorhandenen Korallenkalkstein. Wir schlendern durch reizvolle Gassen, queren diverse Plätze, besuchen ein Amphitheater, plätschern an einem Brunnen, lassen einige Restaurants links liegen und beobachten eine Hochzeitsgesellschaft. Es gibt auch Souvenirshops, klar! Und Künstlerateliers, jede Menge, daher auch der Name: Künstlerdorf.

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Dieses Dorf ist bestens geeignet für große Feiern, Fotoshootings, Seminare für gestresste Manager oder einfach nur zum Anschauen. Das machen wir reichlich. Auch die Parkanlagen sehen richtig gut gepflegt aus. Dass hier alles in Schuss zu halten, kostet bestimmt Einiges. Wir haben zwar Eintritt bezahlt, aber viel war das nicht, sechs Dollar pro Person. Wer also finanziert diese Anlage? Wir wissen es nicht und bekommen es auch nicht raus.

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70 Minuten später sind wir wieder bei unserem Taxifahrer, der geduldig gewartet hat. Logisch, denn wir haben noch nicht bezahlt. Er fährt uns bis zum Schiff, kassiert nur die 30 Dollar und nicht mehr! Danke, mein Lieber, dass Du uns nicht enttäuscht hast!

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Bevor wir auf’s Schiff gehen, kosten wir unterwegs noch etwas einheimischen Rum. Der eine heißt seltsamerweise „Spicy Rum“, obwohl der gar nicht scharf ist. Ein anderer heißt „Mamajuana“, der ist süß und süffig. Als wir einige Zeit später frisch geduscht zur „Happy Hour“ in der AIDA Bar sitzen, brauche ich erstmal eine „Bloody Mary“ zum Runterkommen. „Das können wir aber nicht jeden Tag so machen“, sage ich zu meiner Frau, „das geht zu sehr in die Birne“. Sie nickt selig und nuckelt an ihrem Strohhalm aus Plastik, der in einer Piña Colada steckt. Na dann, Prost oder Salud, wie der DomReper sagt.

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Der Tag geht und wir sind zufrieden und leicht, wirklich nur sehr leicht, angetrunken. Der nächste Tag kann kommen. Auf jeden Fall!

Martinique

Wir streifen durch die Straßen von Martinique und befinden uns damit auf französischem Staatsgebiet. Das ist angenehm, wir können mit dem Euro zahlen, im Internet surfen und einen Telefonanruf nach Hause mit der besorgten Mutter führen. Wenn ich in Richtung Hafen blicke, sehe ich im Hintergrund unser Kreuzfahrtschiff riesig groß aufragen. Das sieht irgendwie surreal aus. Die Einwohner von Fort de France scheint es nicht zu stören. Wahrscheinlich ist der Anblick eines Kreuzfahrtschiffes eher etwas Angenehmes für sie. Bedeutet es doch, dass die Touris Geld in der Stadt lassen.

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Wir wollen zur Markthalle, sie ist leicht zu finden. Die Stadt ist nicht besonders groß, die ganze Insel ist eher klein. Kaum größer als Berlin und lediglich von rund 400.000 überaus freundlich wirkenden Menschen bewohnt. In der Halle faszinieren mich vor allen Dingen die Stände mit den Hunderten von verschiedenen Flaschen und Fläschchen mit Ingredienzien aller Art.

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Meine Frau bleibt natürlich bei der Ständen mit Klamotten hängen; reizt mich nicht so. Ich bleibe in der Nähe, schaue mir aber lieber die Menschen genauer an. Und das, was sie anbieten. Die Natur der Insel bringt im hügeligen Hinterland alles hervor, was köstlich und essbar ist: Papayas, Guaven, Orangen, Zimt, Zitronengras. Nach rund 30 Minuten streben wir wieder nach draußen. Am Eingang sitzt ein grimmig dreinschauender und ebenso gefährlich aussehender Mann, den ich unbedingt fotografieren will. Aber ich traue mich nicht, ihn anzusprechen. Ich werde heimlich mit dem Tele ein Foto schießen. Ich entferne mich also ein Stück und drehe mich zu ihm um. Sein Blick schweift aufmerksam durch die Gegend, er sieht mich aber nicht direkt an. Er scheint so eine Art Aufpasser zu sein. Verdammt, ich will ihn auf keinen Fall verärgern. Was tun? Soll ich oder soll ich nicht? Der Ehrgeiz des Fotografen siegt! Ich mache es einfach, das Foto, und suche anschließend zügig das Weite, bevor der Typ mir seine kreolischen Häscher auf den Hals jagt.

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Einige Zeit später und einige Gassen weiter betreten wir einen Friedhof, ehrfurchtsvoll. Mein schlechtes Gewissen wispert, lass die Toten ruhen, mach kein Blödsinn! Mache ich nicht, nur ein paar Fotos. Wir gehen durch die Reihen. Meine Frau geht weiter, ich muss stehen bleiben. Der morbide Charme verfallender Grabstätten nimmt mich gefangen, ich kann nicht anders. Was für eine Geschichte könnten die Steine erzählen? Was ist aus den Familien geworden? Warum kümmert sich keiner mehr um das Grab?

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Auf der Rue Victor Sévère merken wir, dass Weihnachten noch nicht so lange her ist. In den Bäumen hängen bunte Pakete. Kitschig, aber auch irgendwie anrührend. Überhaupt haben wir auf der Reise bisher des Öfteren Weihnachtsdekorationen gesehen. Ist irgendwie komisch, wenn es warm ist und der Stern vom Himmel brennt und man an das Weihnachtsfest erinnert wird.

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Napoleon hat dereinst eine sehr schöne Frau von der Insel Martinique geheiratet, sie hieß Joséphine de Beauharnais. Es soll eine Statue in einem Park geben, aber wir suchen vergebens. Auf diese Frau sind die Einwohner nämlich nicht sehr gut zu sprechen, sie wollte damals die Sklaverei wieder einführen. Deshalb wird die Statue immer wieder beschädigt; jetzt haben sie sie wohl ganz gestohlen.

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Wir machen uns auf den Weg zurück zum Schiff. Die Insel erscheint uns liebenswert. Hier ließe sich's leben.

Antigua

Im Taxi ist es zu acht recht kuschlig, ich sitze links (!) vorne. Ja, die fahren hier auf Antigua schon wieder auf der falschen Seite und sprechen Englisch. Das ständige Wechseln der Sprachen und der grundlegenden Verkehrsverhältnisse ist gewöhnungsbedürftig, aber wohl eher ein Luxusproblem. Der Taxifahrer ist locker, wie alle in der Karibik und fährt uns für drei Dollar pro Person so schnell es die Speedbumps erlauben Richtung Fort Bay, im Osten der Insel, die 365 Beaches haben soll.

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Nach 20 Minuten sind wir am Strand und wollen zwei Liegen mieten. "Twenty Dollar, man!" Wie bitte? Ich wollte die Liegen nicht kaufen, die außerdem ihre besten Tage hinter sich haben. "No, thanks!" Es wird auch ohne gehen. Der Strand ist lang und wir marschieren mit den Füßen im Wasser bis fast an's Ende der Bucht.

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Der Sand ist weiß, das Wasser schimmert unnatürlich blau und es ist Badewannenwasser warm. Das Gefühl, etwas wirklich außerordentlich Schönes zu erleben, ist jetzt wieder besonders stark. Ich mache Albernheiten im Wasser und freue mich des Lebens. Jeden Tag zu genießen als den besten meines Lebens, das versuche ich wieder einmal umzusetzen. Es gelingt mir ziemlich gut.

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Wir sind zurück in St. Johns, nehmen einen Mittagssnack an Bord der AIDAluna und überlegen, was wir am Nachmittag machen können. Im Hafenbereich, kurz hinter dem Pier, gibt es reichlich Leute, die ihre Dienstleistungen verkaufen wollen. Ich würde gern den Norden der Insel mit dem Flughafen, Long Island, Cedar Grove und Dickenson Bay sehen. Gesagt, getan. Da die meisten Ausflügler schon weg sind, haben wir das sehr große Großraumtaxi für uns allein und der Fahrer, Franklin aus Brooklyn NYC, gibt uns eine Privatführung. Am Atlantik sehen wir Kite-Surfer, die spektakulär die Wellen entlang reiten.

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Er erzählt uns viel zur Insel und stellt die rhetorische Frage, was die ganzen Chinesen hier eigentlich wollen. Außerdem plaudert er nett und unaufdringlich über sein Privatleben und erklärt uns, dass er zwar auf Antigua geboren wurde und den New Yorker Winter immer als Fahrer in St. Johns verbringt, sonst aber in den Staaten lebt. Bei Cedar Grove sehen wir die riesigen Villen mit unverbaubarem Blick auf's Meer. Und auf Long Island, einer vorgelagerten sehr kleinen Insel, hat zum Beispiel Eddie Murphy ein Anwesen. Nach rund 70 Minuten machen wir Stopp an der Dickenson Bay und schauen uns den angeblich schönsten Strand der Insel an. Nun ja, Ansichtssache. Wir sind recht spät dran, es wird schon alles zusammengepackt.

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Auf dem Weg zurück zur AIDAluna passieren wir die eine und andere Bar. Es ist schließlich deutlich nach High Noon, da dürfte man doch schon. Wir können uns aber nicht so recht entscheiden, obwohl das Ambiente immer interessant ist.

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Zurück auf dem Schiff gibt's dann auf dem Pool-Deck "Sex on the Beach" zum halben Preis. Na also, geht doch! Ein alkoholfreies, gutes Gewissen ist mir Schnuppe, ich nehme das schlechte. Wir haben schließlich Urlaub!

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St. Maarten

Der Schweiß brennt in den Augen und der Sabber tropft aus Nase und Mund. Ein noch schnellerer Atemrhythmus ist nicht drin. Die Pumpe ist auch am Anschlag. Wenn wir nicht gleich oben angekommen sind, muss ich anhalten und schieben. Gedanken an den Salkantayaufstieg in Peru werden in mir wach. Aber da habe ich auch nicht aufgegeben. Durchhalten! Wir sind auf unserer ersten Biketour auf St. Maarten und bemühen uns, den primären Aufstieg zum Aussichtspunkt hinzubekommen. Alex, unser Guide fährt vorneweg und merkt nichts.

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Ich hätte nicht gedacht, dass diese AIDA-Touren mit dem Fahrrad so anspruchsvoll sind. Ich bin übrigens nicht der einzige, der sich quält. Rund ein Drittel der Truppe schiebt bereits und ein Drittel fährt vorneweg ohne Probleme, offensichtlich. Das letzte Drittel keucht. Kurz vor dem Zusammenbruch sind wir oben. Wir 15 Frauen und Männer, die diese Tour gebucht haben. Was für ein Gefühl. Irre!

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Nach einem kurzen Stopp geht es weiter zur Landesgrenze mit Frankreich, der einzigen weltweit. Die Insel ist nicht genau in der Mitte geteilt, weil der Franzose den Holländer beim Abmessen mit gutem Wein besoffen gemacht hat, sagt die Legende. Ich glaub's, die Franzosen sind so. Natürlich muss ein Foto mit dem Grenzstein sein.

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Nach weiteren rund 60 Minuten landen wir an der Mullet Bay, die einigermaßen hohe Wellen haben soll. Und tatsächlich, es knallt mächtig. Die Gewalt des Wassers hat schon ziemlich viel Strand ins Meer gespült. So geht's auch den Badenden, wenn sie nicht aufpassen. Die guten Bedingungen werden von Surfern ausgenutzt. Ich schaue ihnen sehnsüchtig zu. Das hätte ich auch gern mal gekonnt.

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Der Badestopp hat allen gut getan. Erholt geht es weiter. Wir passieren Schiffwracks aller Art, die durch den Hurricane “Irma" 2017 auch an Land geschleudert wurden. Der französische Teil von St. Maarten war zu 95% zerstört, im holländischen war es etwas weniger stark. An einer Brücke halten wir und ich kann ein Schiffsgerippe im Wasser fotografieren.

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Weiter geht's zum Maho Beach, wo es einen der zehn gefährlichsten Flughäfen der Welt gibt, den Princess Juliana International AirPort. Die Maschinen müssen quasi am Strand mit zwei Rädern im Wasser landen. Und beim Start gilt es, über den sehr nahen Berg hinweg zu kommen. Leider sind wir für die richtig großen Flugzeuge zu früh. Die kommen erst am späteren Nachmittag. Beeindruckend sind aber die Landungen der kleinen Flieger auch.

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Auch auf dem Rücksturz zur Basis auf der AIDAluna gilt es nochmals den einen oder anderen Anstieg zu bewältigen. Meine Oberschenkel brennen jedesmal tierisch und der Atem pfeift. Aber auch der schwerste Treck geht mal vorbei und so sind wir gegen 14:00 Uhr zurück in Phillipsburg am Schiff und freuen uns wie die Schneekönige und Schneeköniginnen, diese Aufgabe bewältigt zu haben.

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Tortola

"Drive left, man!" Recht hat er, der Taxidriver. Obwohl gerade noch bei der Fahrradeinweisung durch Alex betont wurde, dass hier auf Tortola, der Hauptinsel der Britisch Virgin Islands, links gefahren wird, bin ich unaufmerksam beim Verlassen des Hafenbereichs auf der gewohnten rechten Seite gefahren. Aber es passiert nichts und das Abschiedshupen des Rastafari ist freundlich gemeint. Wir machen unsere zweite Tour mit dem Bike, weil uns die erste auf St. Maarten so gut gefallen hat, trotz aller Anstrengungen. Heute soll es aber gesitteter zugehen. Kaum Höhenmeter, knapp 30 km Strecke, Fotostopps, Badestopps und ausreichend Stopps zur Wasseraufnahme.

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Das spanische Wort Tortola bedeutet Turteltaube. Und man kann sich hier durchaus wie im Paradies fühlen. Die Wanderwege rund um den Mount Sage sollen wunderschön sein. Aber wir haben uns für die Tour entlang der Küste entschieden.

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Es gilt halt bei den kurzen Besuchen während einer Kreuzfahrt auszuwählen, man kann nicht alles haben. Bevor wir zur Straße kommen, fahren wir noch an der Tourimeile entlang und ich entdecke ein interessantes Angebot für meine Frau. Ich hoffe, dass sie mir dann ihren zweiten Drink rausbringt.

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Den Wind am Ufer entlang hatte Alex kurz erwähnt; im Augenblick ist das kein Problem, er kommt von hinten. Ich versuche trotzdem Windschatten zu fahren, es gelingt mir ganz gut. Der nächste Stopp ist die Pusser Bar mit Yachthafen. Dort liegen die Schiffe der ganz Reichen und Gelangweilten. Wer zum Beispiel ein rund sechs Meter langes Schnellboot für maximal vier Personen mit drei Mal 350 PS hat, gilt als leicht untermotorisiert. Die British Virgen Islands sind nicht umsonst das Steuerparadies überhaupt: keine Einkommenssteuer, keine Gewerbesteuer! Auf Tortola gibt es daher circa 800.000 Briefkastenfirmen, die keinen Briefkasten mehr haben, das wäre viel zu aufwändig. Da hat der Pförtner nur noch eine Liste, ya, man!

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Wir cruisen zunächst weiter und drehen dann um. Jetzt bedeutet Windschattenfahren zu können, wirklich ein Vorteil zu haben. Nach einiger Zeit machen wir einen Badestopp mit Pool. Eine willkommene Abwechslung, die ich mit Freuden wahrnehme. Hier kann ich auch mal ein paar Bahnen schwimmen, es macht mir richtig Spaß.

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Nach der Radtour gehen wir noch etwas durch Road Town, der Hauptstadt der aus 60 Inseln bestehende Gruppe der British Virgin Islands. Den Namen verdankt die Inseln übrigens der fanatischen Glaubenstreue von Kolumbus, der einen Vergleich mit der heiligen St. Ursula zog, die dereinst in Köln mit ihren 11.000 (die Anzahl ist strittig) Jungfrauen von der Hunnen in den Märtyrertod getrieben worden ist. In Road Town sind unter anderem die Ruinen des Dutch Fort, die Angelican Church, der botanische Garten und auch der kleine Queen Elizabeth Park sehenswert. Schließlich begeben wir uns wieder in die Hafenzone, wo vor den Toren die karibische Variante der Zeugen Jehovas versucht, Unglückliche glücklich zu machen. Na, wer's braucht. Wir jedenfalls nicht, wir sind schon happy.

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Letzter Tag auf Jamaika

Ochos Rios und Montego Bay auf Jamaika sind unsere beiden letzten Stationen dieser Kreuzfahrt mit der AIDAluna. Nochmals erleben wir die unglaubliche Leichtigkeit des Seins hier in der Karibik und wir sind uns sicher, wir werden das alles schmerzlich vermissen: die Menschen, die Stimmung, das Licht, das Blau des Wassers, die Palmen, die einfach immer gute Laune um uns rum.

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Bei Ochos Rios gibt es die Dunn’s River Falls. Das sind rund 200 Meter hohe, terrassenförmige Wasserfälle mit kleinen Lagunenpools. Auf den Steinen mitten im Wasser kann man mit ein wenig Geschick hinaufklettern. Badeschuhe sind hilfreich, es ginge vielleicht auch ohne, aber wir haben sie für zehn US-Dollar gekauft. Es gibt mehrere Ein- und Ausstiege, wir fangen natürlich ganz unten an. Dort fließt der Dunn’s River ins Meer, der Start beginnt damit am Strand. Am schwierigsten sind die kleinen Löcher, in die man aus Versehen treten kann und damit eine Verstauchung oder Zerrung riskiert. Hier gilt es aufzupassen. Es gelingt uns aber, ohne Sturz bis ganz nach oben zu gelangen. Nach rund 70 Minuten ist der Spaß leider vorbei.

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Am Nachmittag sind wir dann im Bamboo Beach Club, den unser Taxifahrer empfohlen hat. Wir sind etwas enttäuscht. Es könnte eine entspannende Oase sein, in der wir einfach nur unsere Schuhe ausziehen und Musik, gute Stimmung und jamaikanisches Essen am Strand genießen. Aber wir haben einen schlechten Tag erwischt. Der starke Wind drückt das Wasser bis an die Stufen der Bar heran, sodass kaum Strand zum Liegen freibleibt. Das drückt auch auf die Stimmung. Die aus Bambus gebauten und mit wundervoll weichen Polstern ausgestatteten kleinen Entspannungsinseln kosten leider 45 US-Dollar; nicht zum Mitnehmen, sondern zum Draufliegen. Das ist doch too expensiv, thank you.

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Die Mädels setzen sich in die Bar, ich laufe am Strand entlang. Nach rechts ist bald Schluss, der Bereich ist privat, er gehört zum Riu-Hotel. Das gibt es gerade auf Jamaika recht häufig. Entweder ist der Strand für Besucher grundsätzlich gesperrt oder er kostet Eintritt, mitunter bis zum 25 US-Dollar. Ich gehe also nach links, ohne daran gehindert zu werden. Der Wind ist wirklich heftig und die Wellen respektabel. Aber die starken Wellen zaubern auch einige interessante Motive vor die Linse. Ich bleibe am Strand vor einem Villenkomplex stehen, der nicht gesperrt ist. Auf einer Landzunge stehen ein Tisch und mehrere Bänke aus Stein. Etwas weiter vorn steht eine weitere einzelne Bank direkt am Wasser. Jetzt bei diesem Wetter schlagen die Wellen wie verrückt geworden stürmisch darüber zusammen. Ein tolles Schauspiel. Fasziniert setze ich mich auf die eine Steinbank, die trocken bleibt und schaue den Wellen beim Spiel zu.

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Es ist Zeit, das Schiff wieder aufzusuchen. Ich gehe zur Bar zurück und lasse einen letzten Blick über das Ambiente streifen. Ich bin mir sicher, dass es hier auch sehr nett sein kann. Die Tischdekoration und die gemütliche Atmosphäre auf der mit Bambus überdachten Terrasse sind durchaus einladend. Die Musik stimmt, Reggae natürlich, nicht nur von Bob Marley, das Essen duftet gut und die Leute sind freundlich. Aber ich bin nicht der einzige, der denkt, heute ist es hier irgendwie … strange.

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Der berühmte Doctor’s Cave Beach Club in der Montego Bay lockt uns am nächsten Tag zum letzten Mal an einen Strand in der Karibik. Die sechs US-Dollar Eintritt sind moderat und es wird Einiges geboten. Auch für die Sicherheit. Obwohl der Strandabschnitt nicht sehr breit ist, stehen vier Lebensrettertürme da, die auch alle von aufmerksamen Rettungsschwimmern besetzt sind. Daneben gibt es eine ansprechende Bar, womit wohl? Ya, man, mit Reggae und Rumpunsch!

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Bilanz

Bevor wir die Heimreise antreten, streife ich noch einmal über einige der 14 Decks der AIDAluna. Sie ist fotogen, zweifelsohne, und voller schöner Dinge. Sie hat unter anderem acht Restaurants, einen super Fitnessbereich, ein tolles Theater und zwölf Cafés und Bars.

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Es gibt Entertainment den ganzen Tag über. Beschäftigungsangebote aller Art, Anregungen, Informationen und Geschäfte lassen niemals Langeweile aufkommen. Und in den Strandkörben kann man immer jemand Interessantes treffen.

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Und sie hat illustre Gäste, die AIDAluna. Beispielhaft möchte ich hier einmal einige auftreten lassen. Da ist der 4-Blocks-Clanchef auf Urlaub, begleitet durch eine maximal tätowierte Doppel-D-Tussi, die dem Glatzkopf beim allabendlichen Starauftritt im Marktrestaurant um nichts nachsteht. Oder die aufgeblasene Ultra-Natascha, dem ihr Sugardaddy jeden Wunsch von den dicken Lippen abliest. Ich soll nicht so zynisch sein, sagt meine Frau. Bin ich das? Ich weiß nicht. Ich beobachte nur. Eigentlich. Ich sollte damit aufhören. Ja, gleich. Aber ein Pärchen muss ich noch Revue passieren lassen. Mehrmals täglich, vor allen Dingen in der Nähe der Bar (spricht das gegen uns oder für die anderen?), begegnet uns der recht junge Pumper mit ungefähr gleich alter Freundin, die sich ihren Vornamen mitten auf den Bauch hat tätowieren lassen, damit sie ihn bei einer temporären Amnesie gegebenenfalls laut vorlesen kann. Oder? Oder wie? Da diese Personen alle anonym bleiben sollen, keine Namen, keine Fotos, keine weiteren Details. Natürlich! Dafür noch ein paar Bilder von der AIDAluna.

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Zum Schluss doch noch eine Geschichte. Und zwar eine, die uns tatsächlich mal gestört hat. Eines schönen Tages, als wir wegen eines Ausfluges sehr zeitig zum Frühstück mussten, sind wir unbeabsichtigt in die heilige, penibel abgesteckte, für Fremde verbotene Zone von eigenartigen Menschen mit fremdländlicher Sprechart eingedrungen. Wir sitzen am mittleren von drei Vierertischen vor einem Holz verkleideten Raumteiler und plötzlich, geradezu überfallartig, werden alle bis dahin noch freien Plätze an diesen drei Tischen von Personen unbekannter Herkunft besetzt. Zunächst merken wir nichts und essen weiter. Nach wenigen Minuten beugt sich der Herr, der rechts neben mir sitzt, zu mir rüber und fragt, ob ich den Begriff des „Leunaplatzes“ kennen würde. Wahrheitsgemäß verneine ich. „Ja, es war damals im Leunawerk nämlich so“, sagt er, „dass in der Kantine jeder seinen festen Platz hatte und dieses ungeschriebene Gesetz von jedem beachtet wurde.“ Er atmet hörbar tief ein und aus. „Ja, so war das gewesen, damals“, murmelt er und schaut wieder auf seinen Teller. Mir bleibt der letzte Krümel vom Müsli fast im Halse stecken. Selbstverständlich gibt es auf der AIDA keine Platzreservierungen. Weder im Restaurant noch sonst wo. Das sollten eigentlich alle auf diesem Schiff wissen. Ich behalte das aber für mich und suche den Blickkontakt mit meiner Frau. Wir nicken uns zu und verweilen nicht länger als unbedingt nötig an diesem Tisch und in dieser absurden Situation.

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Wenn Ihr Ähnliches erlebt habt, schreibt uns, wir veröffentlichen alles, versprochen! Mail an: info@grad60.com

Am Anfang des Artikels steht “Werbung unbeauftragt”, das heißt, dass dieser Artikel ohne Beeinflussung und Bezahlung geschrieben wurde. Warum der Vermerk trotzdem dort steht, erfahrt ihr auf unserer Seite “Transparenz”.

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