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Mit Klaus durch den Olympiapark - Ein Gastbeitrag

Mit Klaus durch den Olympiapark - Ein Gastbeitrag

Bei einem Spaziergang Sport und Geschichte erleben.

Der Olympiapark mit dem Olympiastadion im Zentrum erinnert an die olympischen Spiele von 1936 und ist Geschichtsort monumentaler Bauweise aus der Zeit des Nationalsozialismus. Aber schon 1912 gab es in Berlin den olympischen Gedanken, davon später mehr.

Mit der kostenlosen App von www.lialo.com sind die Spuren von 1936 leicht zu finden. Auf der Tour, vorbei an Stadion, Glockenturm und Waldbühne, werden die Ereignisse der damaligen Zeit noch einmal lebendig. Die App muss nicht auf das Handy heruntergeladen werden und kann problemlos immer wieder genutzt werden. So ausgerüstet mache ich mich am Haupteingang zum Olympiastadion auf den Weg.

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Ohne das Olympiastadion betreten zu müssen, erahnt man bei einem Blick durch die beiden Türme Bayernturm (links) und Preußenturm (rechts) am Haupteingang die Ausmaße des großen Ovals, das 1936 zur Eröffnung der XI. Olympiade 110.000 Zuschauern Platz bot. Nach diversen Umbaumaßnahmen und Renovierungen können heute knapp 75.000 Zuschauer auf den Rängen Platz finden. Das Stadion wäre noch höher und gewaltiger, wenn die Erbauer den Unterring nicht in die Erde eingelassen hätten. Von 1936 bis 1950 hieß das Olympiastadion „Reichssportfeld" und war zur damaligen Zeit das größte Stadion der Welt!

Was nicht so bekannt ist, bereits 1916 sollte es in Berlin eine Olympiade geben. Das „Deutsche Stadion" war schon gebaut, da machte der erste Weltkrieg den Sportlern die Teilnahme unmöglich. Das Stadion befand sich genau an der Stelle des heutigen Berliner Olympiastadions. Das Deutsche Stadion hatte neben einem Fußballfeld eine 600 Meter lange Laufbahn, eine 666 Meter lange Radrennbahn und ein 100 Meter langes Schwimmbecken.

Schaut man durch die Türme auf das Vorfeld des Stadions, fällt rechts eine 200 Jahre alte Traubeneiche auf, die „Podbielski-Eiche“, die zu Ehren von Victor von Podbielski, dem langjährigen Vorsitzenden des Reichsausschusses für Olympische Spiele, den Namen erhielt und heute ein geschütztes Naturdenkmal ist. Eine Gedenktafel für den Sportförderer befindet sich am Marathontor im Stadion.

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Auf dem Weg in den Olympiapark „umrunde“ ich das Stadion und gehe rechts am Besucherzentrum vorbei in Richtung S-Bahnhof und biege dann aber schon nach ca. 180 Metern rechts in den Carl-Schuhmann-Weg ein. Nach weiteren 200 Metern stehe ich vor dem Südeingang des Olympiastadions auf dem Coubertinplatz. Durch das Zaungitter sehe ich links im Hintergrund eine große Glocke. Sie war das Symbol der Olympischen Sommerspiele 1936. Die 4,28 Meter hohe Glocke mit einem Durchmesser von etwa 2,80 Metern und 9,6 Tonnen Gewicht war nach der feierlichen Überführung in die Deutsche Reichshauptstadt am 11. Mai 1936 in den Glockenturm am Maifeld gehoben worden.

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Im Zweiten Weltkrieg wurde die Anlage durch britische Soldaten gesprengt, die Glocke „überlebte" den Anschlag mit einem kleinen Riss und wurde schließlich auf dem Vorplatz des Olympiastadions vergraben. 1956 erinnerte man sich an das „Versteck" und buddelte die Glocke wieder aus. Heute ist die historische Olympia-Glocke mit der Inschrift: „Olympische Spiele 1936“ und „Ich rufe die Jugend der Welt“ Denkmal, Sehenswürdigkeit und Treffpunkt vieler Besucher des Olympiastadions.

Das Stadion im Rücken, gehe ich über den Coubertinplatz bis zur Trakehner Allee und biege dort rechts ein auf die Jesse-Owens-Allee. Der US-Amerikanische Leichtathlet Jesse Owens war der herausragende Sportler der Olympiade. Er beherrschte die Laufstrecken (100 und 200 Meter) sowie den Weitsprung perfekt, was so gar nicht in die Welt der Nationalsozialisten um Adolf Hitler und zu deren Propaganda passte. Für sie zählten nur die Erfolge der deutschen Athleten.

Das Weitsprung-Duell zwischen Jesse Owens und dem Deutschen Carl Ludwig „Luz" Hermann Long gehörte zu den Höhepunkten der Olympischen Spiele. Aber es war noch viel mehr: Der von den Nazis beschworene Kampf der Rassen fand nicht statt, weil der blonde Deutsche mit dem schwarzen Amerikaner Freundschaft schloss und weil Long seinen Rivalen unter den Augen Adolf Hitlers sogar vor dem Scheitern bewahrte. Vor dem letzten entscheidenden Sprung soll Long Jesse Owens noch Tipps gegeben haben, die schließlich zum Sieg führten.

Vorbei am Reiterstadion biege ich in die Passenheimer Straße ein und stehe schon bald vor dem Glockenturm am Maifeld.

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Ziemlich weit oben im Turm hing die schwere Olympiaglocke, die jetzt am Olympiastadion steht. Heute hängt eine Nachbildung im Turm, die nur noch etwa halb so schwer ist (4,5 Tonnen).

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Das Maifeld, zwischen Olympiastadion und Glockenturm war von den Nationalsozialisten als Platz für die Mai-Aufmärsche (daher der Name) und andere propagandistische Veranstaltungen vorgesehen. Das Maifeld ist 112.000 Quadratmeter groß und war für bis zu 250.000 Besucher konzipiert! Die Tribünen bieten noch einmal Platz für 60.000 Zuschauer. Während der Sommerspiele fanden hier Polowettbewerbe und Dressurwettkämpfe der Reiter statt.

Von 1953 bis 1994 war das Feld Teil des Hauptquartiers der Britischen Streitkräfte in Berlin. Hier fanden bis 1994 die alljährlichen – von tausenden von Berlinern besuchten – Geburtstagsparaden der britischen Truppen für Königin Elisabeth II. statt. Zudem nutzten die britischen Truppen das Maifeld für ihre Cricket-, Rugby-, Polo- und andere Wettkämpfe, die sie hier veranstalteten.

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Aber auch große Open-Air-Konzerte haben in den letzten Jahrzehnten hier stattgefunden, wie z.B. von Genesis, Pink Floyd und Tina Turner. Jährlich findet auf dem Maifeld die Pyronale statt, ein Wettbewerb der Höhenfeuerwerker. 2013 kam es allerdings auch zu einem Flugunfall im Zuge einer Großübung. Zwei Polizeihubschrauber kollidierten und stürzten ab. Zu beklagen waren ein Todesopfer und mehrere Verletzte.

Gegenüber dem Glockenturm ist der Eingang zur Waldbühne, die mit einem Fassungsvermögen von 22.000 Zuschauern noch heute zu den größten Open-Air-Arenen in Europa zählt. Während der Olympiade fanden dort die Turnwettkämpfe statt. Ihr Hauptzweck war aber Spielort für Aufführungen des Rahmenprogramms, der Oper Herakles von Georg Friedrich Händel und des Thingspiels Frankenburger Würfelspiel des völkischen Dichters Eberhard Wolfgang Möller.

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Der Bau der Waldbühne orientiert sich an dem antiken griechischen Theater in Epidauros. Wie in antiken Arenen steigen die Sitzränge mit der Entfernung von der Bühne zunehmend an, was der Akustik zugutekommt. Möglich wurde der Bau durch den natürlichen Murellenberg mit dem Talkessel, der sich hier gebildet hat. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente die Arena als Freilichtkino (u. a. Spielort der Berlinale), dann nutzte man sie für Boxkämpfe. Heute wird das steil abfallende Halbrund hauptsächlich für Konzerte genutzt. Gleich nebenan komme ich, nach dem Passieren einer Schranke, auf das eigentliche Gelände des Olympiaparks. Fußgänger und auch Radfahrer haben während der Tageszeit freien Durchgang. Auf der Friedrich-Friesen-Allee zieht mir „Landluft“ in die Nase. Kein Wunder, denn links und rechts des Weges sind Pferdesportanlagen. Gleich dahinter ist das Amateurstadion, in dem der Nachwuchs von Hertha BSC seine Spiele austrägt.

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Hinter dem kleinen, schmucken Stadion ist das Olympia-Schwimmstadion. Die 1935 errichtete Anlage besteht aus einem großen Schwimmbecken, einem kleinen Sprungbecken mit Zehn-Meter-Sprungturm, zwei Nichtschwimmerbecken und anschließender Liegewiese. Während der Olympischen Spiele verfolgten hier über 18.000 Zuschauer die Schwimmwettbewerbe.

Ich spaziere 200 Meter weiter und biege an der Straßenkreuzung links in den Gutsmuthsweg ein. Nach 100 Metern überquere ich wieder die Friedrich-Friesen-Allee und stehe nach weiteren 70 Metern hinter der großen Turnhalle vor dem Jahnplatz, der von den Skulpturen „Stier“ und „Kuh“ flankiert wird. Sie sind Sinnbilder für Stärke und Fruchtbarkeit.

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Um das Außen-Schwimmbecken (Forumbecken) und den großen Innenhof (Jahnplatz) herum sind symmetrisch wuchtige Gebäude mit klarer Linienführung angeordnet. Das Bauensemble gehört zum 1936 fertiggestellten „Haus des Deutschen Sports“, das für seinen architektonisch auffälligen Kuppelsaal bekannt ist. Mit der hohen Pfeilerhalle, dem großzügigen Außen-Schwimmbecken und dem Skulpturenprogramm bildete der Jahnplatz einen feierlichen Rahmen für Sport- und Festveranstaltungen.

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Zurück auf der Friedrich-Friesen-Allee stehe ich nach ein paar Metern auf dem Adlerplatz. Nicht zu übersehen sind die beiden Säulen mit den goldenen Adlern. Sie stehen vor dem Eingang zu dem Haus des Sports bzw. zu dem Sportmuseum, in dem sich der eben erwähnte, imposante Kuppelsaal befindet. Der Adler war bereits im Altertum ein Königs-, Götter-, Herrschafts- und Machtsymbol und gilt als König der Vögel. Er wird vor allem wegen der Eigenschaften Kraft, Ausdauer, Leichtigkeit, Schnelligkeit und Freiheit bewundert, passt also hervorragend zu sportlichen Disziplinen und herausragenden Sportler:innen.

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Das Haus des Sports ist der repräsentative Mittelpunkt der Sportforumsbauten. Von 1952 bis 1994 war das Gebäude Sitz des Britischen Stadtkommandanten.

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Ich habe den Endpunkt des Rundgangs über das Olympiagelände erreicht, werfe aber noch einen Blick in den Fanshop vom Bundesliga-Club Hertha BSC, der auf dem Friesenhof seine Geschäftsstelle hat. Um zur U-Bahn zu kommen, folge ich dem Weg am Fan-Shop vorbei und gehe ein paar Meter bis zum Pförtnerhäuschen an der Hans-Braun-Straße. Von dort verläuft die Straße leicht abwärts bis zur Rominter Allee, in die ich rechts einbiege. Bis zum U-Bahnhof Olympiastadion sind es dann nur noch ca. 250 Meter.

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Eine genaue Beschreibung der Tour mit Hintergrundinformation bietet lialo in der App: „Sportlich durch den Olympiapark“. Mit dem Link: https://www.lialo.com/tour/vxgw kommt man direkt zur Tour und kann sofort losgehen. Wer die Strecke nicht an einem Tag absolvieren möchte, kann den Spaziergang jederzeit unterbrechen und zu einem späteren Zeitpunkt weitergehen.

Die Tour kann man sich zuvor schon mal zuhause auf dem Sofa ansehen und „durchspielen“. Allerdings, und das kann ich nach meinem Rundgang nur bestätigen, macht der Spaziergang durch den Olympiapark mehr Spaß und wird zu einem Erlebnis, wenn man an den Original-Schauplätze vorbeigeht.

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Unser Dank gilt Klaus Tolkmitt, der uns wieder einmal sehr detailliert und anschaulich Geschichte nahebringt und dabei auch noch zum sportlichen Spaziergang animiert. Wer auch eine Geschichte für uns hat, die er gerne veröffentlichen möchte, kann uns eine Mail schreiben an info@grad60.com

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