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Die schönsten Parks in Berlin

Die schönsten Parks in Berlin

Warum in die Ferne schweifen, denn der Park ist doch so nah. In unserer Serie „Die schönsten Parks in Berlin“ stellen wir euch nach und nach sehenswerte Ecken der Berliner Grünanlagen vor, stöbern aber auch überraschende Stellen und unbekannte Eindrücke auf.

In unserer Serie der schönsten Parks in Berlin sind bisher erschienen:

Bürgerpark Pankow / Großer Tiergarten / Freizeitpark Marienfelde / Treptower Park

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Bürgerpark Pankow und die Panke - Die schönsten Parks in Berlin

Unsere Tour zu den schönsten Parks in Berlin startet an einer Stelle, an der man an alles denkt, nur nicht an eine idyllische Grünanlage: Döner für 3,99 in der Badstraße Ecke Prinzenallee.

Bürgerpark Pankow und die Panke, Dönerladen in der Badstraße

Voll den Geruch „Einmal mit Alles“ in der Nase biegen wir an der Travemünder Straße in den Grünzug an der Panke ab. Der Name des 29 Kilometer langen Flüsschens ist allen in Berlin bekannt. Aber wer hat schon mal an seinem Ufer gestanden? Okay, Ufer ist vielleicht die falsche Bezeichnung. Das Wasser ist eingemauert, liefert aber trotzdem einen unerwarteten plätschernden Natureindruck. Dazu scheint der Straßenlärm wie ausgeschaltet.

Bürgerpark Pankow und die Panke, Flüsschen mit Mauer und Brücke

Die Quelle der Panke liegt in Bernau, wo sie dann Buch, Pankow und Gesundbrunnen durchfließt und schließlich unterirdisch in Rohren von der Oberfläche verschwindet. Ein alter Spruch beschreibt den Mündungspunkt: „Am Schiffbauadamm Numma zwee, da fließt de Panke in de Spree.“ In der Zeit der Industrialisierung wurde dem Gewässer vieles an Abwässern zugemutet, was ihr den Namen Stinke-Panke einbrachte. Davon ist heute nichts mehr zu riechen. Ganz begeistert genießen wir den Kräuter-Blüten-Grün-Duft unter ausladenden Bäumen am klaren Wasser.

Bürgerpark Pankow und die Panke, Bäume und vieles mehr am klaren Wasser

Wir staunen, wie schnell uns vom brodelnden Wedding diese Naturoase umfängt. Mit ausgeglichenem Schritt begegnen wir entspannten Menschen. Is dit noch Berlin? Ja, so sagt uns das gewässerte Mietfahrrad im Bachlauf. Aber sonst „vermissen“ wir Müll und Hundekot. Und die Kolonnaden am Rosengarten im Bürgerpark empfangen uns mit gepflegten Sandsteinsäulen.

Bürgerpark Pankow und die Panke, Kolonnaden mit Rosengarten und Steinsäulen

Sie führen zum Musikpavillon des Rosengartens, wo gelegentlich Konzerte stattfinden sollen. Ein Programm finden wir nicht und so genießen wir auf den Zuschauerbänken die sonnige Ruhe, ganz nach dem Zitat von Wilhelm Busch: Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden.

Bürgerpark Pankow und die Panke, Musikpavillon mit Bänken

1856 erwarb ein Zeitungsverleger Hermann Killisch von Horn hier das Gelände einer ehemaligen Papiermühle und ließ einen Landschaftsgarten nach englischem Muster anlegen. Es wurde der Landsitz für ihn und seine Familie und bekam als standesgemäßen Zugang ein dreiteiliges Eingangsportal nach dem Vorbild italienischer Triumphbögen. Nicht kleckern, sondern klotzen!

Bürgerpark Pankow und die Panke, Hirsch mit Eingangsportal

Aber auch die reichsten Menschen sind nicht vor ihrem natürlichen Ende gefeit, sie können sich allenfalls eine etwas pompösere Grabstelle erschaffen lassen. Direkt neben dem Bürgerpark befindet sich ein alter Landschafts-Friedhof, den wir auf unserem Spaziergang mit einbeziehen. Denn auf alten Friedhöfen gibt es oft was zu entdecken. Und dort stoßen wir auf das Mausoleum des mit 65 Jahren an Diabetes verstorbenen Killisch von Horn.

Bürgerpark Pankow und die Panke, Mausoleum

Doch schnell zieht es uns wieder zu den Lebenden, Liebenden und Glücklichen. Auf der großen Wiese vom Bürgerpark gibt’s was zu feiern. Wir grüßen mit einem herzlichen Glückwunsch.

Die fliegenden Herzen stehen nicht nur für die fröhliche Gesellschaft; wir haben das Gefühl, sie symbolisieren die gute Laune in diesem Park. Genau wie dereinst Nena schauen wir den Ballons noch lange nach und sind uns sicher, dass es gewiss nicht nur die spätsommerliche Sonne ist, die diese Stimmung erzeugt.

Bürgerpark Pankow und die Panke, Ballons mit Zetteln daran am blauen Himmel

Nein, es sind die Menschen selbst, die hier gute Stimmung machen und die sich an dieser Stadtoase erfreuen. Und wie zum Beweis treffen wir auf Fatma und Jolin, regelmäßige Genießerinnen der Grünanlage. Wir wechseln ein paar entspannte Worte und dürfen ein Foto machen.

Bürgerpark Pankow und die Panke, zwei Frauen im Park, eine davon schwanger

Was für ein Glück, dass der Park allen Bürgerinnen und Bürgern offensteht: 1907 kaufte die Gemeinde Pankow das Gelände und verhinderte somit, dass der Park in der aufstrebenden Stadt ein Opfer von Bodenspekulationen wurde. Passt auch irgendwie in das Jahr 2023, so denken wir.

Bürgerpark Pankow und die Panke, Baum mit Wiese vor blauem Himmel

Wem nur „grün“ nicht ausreicht, der kann sich auch eine ganze Reihe von Skulpturen anschauen. Abstrakt, gegenständlich, historisch. So zum Beispiel eine Bronze von Johannes R. Becher. Wikipedia klärt uns auf: Er war ein deutscher expressionistischer Dichter, Minister für Kultur sowie erster Präsident des Kulturbundes der DDR. Bekannt ist er auch als Verfasser des Textes der Nationalhymne der DDR. Ach ja, wir sind in Pankow! Warum er aber so grimmig dreinschaut wissen wir nicht.

Bürgerpark Pankow und die Panke, Johannes R. Becher als Skulptur

Inzwischen sind wir gut zwei Stunden unterwegs und freuen uns auf eine kleine Pause. Was bietet sich da mehr an, als der Biergarten am Rosengarten. Am frühen Nachmittag verzichten wir allerdings auf den Gerstensaft und erfreuen uns an Brause, Kaffee und Zupfkuchen.

Bürgerpark Pankow und die Panke, zwei Männer am Tisch mit Kuchen

Zurück geht es dann wieder an der Panke entlang hinein in den Wedding. Die Menschen hetzen, die Autos hupen, die Pommes-Buden stinken. Wir fragen uns, kennen sie die glücklich machende Oase um die Ecke? Keine Ahnung! Aber ihr habt jetzt davon gehört und unser Tipp heißt: Hingehen! In einen der schönsten Parks in Berlin!

Großer Tiergarten - Die schönsten Parks in Berlin

Großer Tiergarten, die schönsten Parks in Berlin Statue mit Mann und Fahrrad davor

„Auf in den Indian-Summer!“, schlägt Martin vor und meint damit den Berliner Tiergarten. Okay, der gut zwei Quadratkilometer große Park in der Mitte Berlins gehört natürlich in unsere Serie „Die schönsten Parks in Berlin“. Als er nun aber ergänzt: „Da finden wir auch Elche!“, ist für mich klar, er war zu lange mit dem Camper in Kanada. Er legt nach: „Ey, mit den touri-langweiligen Bauten rund um den Großen Tiergarten locken wir hier niemanden vor‘s Handy-Display, wir entdecken die unbekannten Geheimnisse!“ „Na klar, Geheimnisse zwischen dem Wahrzeichen Deutschlands und der Siegessäule“, belächle ich seine Idee. Und dann sein Vorschlag zum Treffpunkt: das Haus der Kulturen der Welt. „Ach wie originell“, stöhne ich auf, „die schwangere Auster – kennt ja auch keiner!“ Doch als wir auf das geschwungenen Dach und seine Wasserspiegelung schauen, strahlt der Bau aus dem Jahr 1957 eine unerwartete Mystik aus. Eine unfassbare, schwungvolle Dynamik, gebaut mit einem Aufwand, den sich heute niemand mehr für einen Zweckbau leisten mag.

„Und“, lästere ich, „jetzt geht’s zum unbekannten Schloss Bellevue?“ „Nee“, Martin überhört meinen Sarkasmus und schwingt sich auf‘s Fahrrad, „jetzt fahren wir zum Elch!“ Wir haben extra unsere Räder mitgenommen, denn der Große Tiergarten macht seinem Attribut alle Ehre. Eine einfache Umrundung summiert sich locker auf acht Kilometer und selbst der direkte Weg vom Charlottenburger zum Brandenburger Tor bringt dreieinhalb Kilometer auf den Tacho. So weit radelt mein Ranger aber nicht. Er stoppt am Floraplatz und zeigt auf den massigen schwarzen Elch: „Hinknien!“ Und versöhnlich ergänzt er: „Für’s Foto“.

Ich bin beeindruckt, als das riesige Tier so frisch glänzend auf mich herabschaut. Eigentlich hat der Bronze-Elch rund 120 Jahre auf dem Geweih, denn Kaiser-Wilhelm II. ließ ihn nach dem Vorbild des George-Washington-Denkmals in Philadelphia gießen und im Jahr 1900 hier aufstellen. Der zweite Weltkrieg verpasste ihm und den sieben Tiergenossen um ihn herum ein paar Einschusslöcher oder gar den Tod durch Einschmelzen. Vor zwei Jahren wurde er frisch gestriegelt und poliert und röhrt nun im Wettstreit mit Grizzlygebrüll und Stiergeschnaufe oder im Duett mit dem einheimischen Rothirschen.

Berliner Stadtparks- Tiergarten- Hirschskulptur am Floraplatz umrahmt von Bäumen

„Und jetzt liefere ich dir den Indian-Summer, hier gleich um die Ecke am Venusbassin.“ Die Venus gibt’s übrigens nicht mehr. Da hatte der olle Wilhelm auch seine Finger im Spiel. Er ließ die Venusskulptur durch ein Denkmal für Beethoven, Haydn und Mozart ersetzen, die jetzt unter einem vergoldeten Kuppeldach an der Stirnseite des Teiches sitzen. Hier stoppt Martin und blickt von dort auf das Wasserbecken. Und tatsächlich spiegeln sich im Goldfischteich orange-gelb-braun-grüne Blätterfarben wie in den kanadischen Wäldern.

Mir fehlt noch ein bisschen „rot“. „Kannste haben, auf zur Luiseninsel!“ Hier ging Königin Luise im 19. Jahrhundert gerne spazieren und zu ihrer Ehre wurde ein Denkmal gesetzt und ein Schmuckgarten angelegt. Trotz des schönen Wetters ist Luise nicht da. Klar, sie wäre heute 246 Jahre alt. Vermutlich gab es zu ihren Lebzeiten auch noch nicht den leuchtenden Rot-Ahorn, der seinem Namen alle Ehre macht.

Herbstlich beschwingt radeln wir weiter, bis Martin ernst auf einen grauen Block zeigt. Es ist das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen. Die Nazis hatten 1935 den §175 verschärft, nun galt schon ein Kuss zwischen Männern als Straftat. Erst 2008 wurde das Denkmal eingeweiht. Ziemlich spät, finde ich. „Und nicht nur das“, ergänzt Martin, „wegen der häufigen Beschädigungen muss es von außen videoüberwacht werden.“ Ein Blick hinein zeigt einen schwarz-weiß Film mit sich küssenden Männern und Frauen.

Deutlich ruhiger fahren wir weiter bis wir zu einem Steinkreis kommen. Fünf Geschliffene 30-Tonner liegen dort und wir recherchieren die interessante Geschichte dahinter. Sie kommen von jedem Kontinent der Erde und haben dort jeweils einen Partnerstein. Die geschliffenen Reflexionsflächen der Steine sollen so ausgerichtet sein, dass alljährlich zur Sommersonnenwende am 21. Juni durch die Sonnenstrahlen eine Verbindung entsteht. Dies soll die Verbundenheit der Menschen in aller Welt symbolisieren. Ich lehne mich freudig auf den polierten Stein und spüre selbst ein wenig davon. Nur ein paar Schmierfinken verkritzeln das Erhabene mit ihren Eddings.

Würde Autostraßen den Tiergarten nicht lärmlaut durchschneiden, wir könnten uns in stadtferner Natur wähnen. Kleine Wasserläufe mäandern idyllisch durch das Herbstgelb.

Der Rosengarten zeigt jetzt im Oktober nicht mehr seine Blüten, verzaubert uns dafür mit rotbelaubten Arkaden.

Hier ist es ruhig, eine Frau liest auf einer Bank in ihrem Roman, ein Mann genießt die milde Herbstsonne und bei uns wächst die Erkenntnis, einen altbekannten Central-Park ganz neu gefunden zu haben. Vielleicht auch für euch ein paar unbekannte Geheimnisse? Wir haben jedenfalls Spaß und inzwischen auch Durst. So lassen wir Marmor-Goethe, Albert Lortzing und Bismarck auf ihren Sockeln stehen und steuern zum Café am Neuen See auf ein Erfrischungsbier.

Frisch gestärkt gehen wir zurück zu den Rädern. Sie sind noch da. In Berlin trotz teurer Schlösser nicht selbstverständlich. Von der Lichtenstein Allee aus biegen wir wieder ab nach links hinein in den Großen Tiergarten. Es bleibt die Frage: „Fehlt noch etwas, wollen wir uns noch etwas ansehen?“

Wir fahren noch eine Biege Richtung Bremer Weg, vorbei am Karl-Liebknecht-Denkmal und stoppen ein letztes Mal, um Natur pur zu bewundern. An den äußersten Ausläufern des Neuen Sees haben sich einige abgestorbene Bäume mit ihren Ästen malerisch ins Wasser gelegt. Sie scheinen uns sagen zu wollen: „Schaut her, wir sind zwar keine stattlichen, großen Bäume mehr. Aber ihr könntet auf uns langlaufen und mit einem wagemutigen Sprung ins smaragdgrüne Nass tauchen!“

Warm genug wäre es ja; aber wir sind halt doch Großstadtweicheier und schwingen uns wieder auf unsere Räder, um zurück zum Ausgangspunkt zu radeln. So nebenher trödelnd sind wir uns ganz sicher, es ist ein Glücksgriff, diesen schönen Indian-Summer-Tag in einem Berliner Park der Extraklasse zu nutzen.
Und wenn ihr nun noch 85 Sekunden Zeit für einen Blick auf den bewegten Tiergarten habt, dann könnt ihr auf das folgende Bild klicken. Damit werdet ihr zu unserem Video auf YouTube weitergeleitet.

Freizeitpark Marienfelde - Die schönsten Parks in Berlin

Brüllend bringt der Diesel die 15 Tonnen Doppeldeckerbus X83 in Fahrt und wird doch von einem Sattelschlepper übertönt, der vom Nahmitzer Damm in die Motzener Straße abbiegt. Hinter dem Gelben kreischen kaum weniger laut die Vorort-SUV auf dem Weg zu ihren Einfamilienhäusern.
An dieser Lärmecke bin ich mit Martin für unsere Serie „Die schönsten Parks in Berlin“ verabredet. Auf meinem Fahrrad höre ich aus diesem Krach ein blubberndes Donnern heraus. Unser alter Rocker Martin reist mit seiner Harley an, der er schon eine eigene Liebesgeschichte geschrieben hat. Die Kolben wetteifern um den lautesten Zündungsknall, bevor der Auspuff beim Ausschalten noch ein bockiges „Rums“ auswirft.

Berliner Stadtparks - Marienfelder Park Zwei Männer stehen mit Harley und Fahrrad nebeneinander

Aber nicht unsere Fahrzeuge sind heute Thema, sondern die Grünanlage im Süden Berlins. An dieser Straßenecke beginnt der Freizeitpark Marienfelde mit einem kleinen See in einer Senke. Es ist der Freseteich, der bereit 1777 als Teil des Entwässerungsgrabens für die Marienfelder Feldmark angelegt wurde. Die Böschung geht steil hinunter und bietet am Wasser einen erstaunlichen Lärmschutz. Nur wenige Meter von der Verkehrskreuzung entfernt, erwarten wir fast Biber und Reiher. Nur BAUHAUS leuchtet rot/weiß über die Baumwipfel hinaus.

Berliner Stadtparks - Marienfelder Park Zwei Männer stehen am Freseteich

Ein kleiner Trampelpfad am Ufer erweist sich nicht so zum Laufen geeignet und so biegen wir auf einen regulär angelegten Kiesweg ab. Auf dem Weg kann ich Martin aus meinen Kindheitserinnerungen erzählen: „In den 60-ern gabs die Hochhäuser von Marienfelde noch nicht. Das waren Felder, zwischen denen wir mit unserem Bonanza-Rad lang geradelt sind. Und hier war eine Müllkippe der Stadtreinigung.“ Jeder Meter bringt uns weiter weg von dem städtischen Straßenlärm in die angelegte Wildnis des Parks.

Berliner Stadtparks - Marienfelder Park Mann läuft auf Kiesweg neben Wiese

Tatsächlich wurde die Mülldeponie bis 1981 betrieben und anschließend zum Park umgebaut. Mit dem vielen Müll im Bauch musste das Freizeitgelände allerdings fürchterlich pupsen. Um das einigermaßen erträglich zu gestalten, leitete man das Methangas zur Wärmeerzeugung in eine Fabrik. Hört sich verdammt zeitgemäß an. Trotzdem hatte der Müllberg weiter Blähungen und die entluden sich 2001 in einer Methangas-Verpuffung. Zur Sicherheit schloss man das Gelände für vier Jahre und die Natur entwickelte sich ungestört.

Berliner Stadtparks - Marienfelder Park lila blühende Distel vor ausgetrockneter Wiese

Inzwischen soll das Gas abgefackelt werden. Entsprechende Feuertürme sehen wir allerdings nicht, sondern vor uns breiten sich weite offene Naturwiesen aus. Hier brummen keine Autos, sondern Hummeln und Abgasgeruch ist gegen Kräuteraroma ausgetauscht. Es duftet herrlich, der Berg furzt jedenfalls nicht. Wir laufen durch eine Heidelandschaft weit weg von der Stadt. Mitten auf der trocknen Wiese hat sich ein grünes „Tabak“-Blatt gehalten.

Berliner Stadtparks - Marienfelder Park Mann steht auf vertrockneter Wiese und hält ein grünes Blatt hoch

Die Entfernungen überraschen uns. Der Park ist weit größer als wir erwartet haben: 40 Hektar Grünfläche. Das sind 400.000 Quadratmeter oder, zur besseren Vorstellung, rund 280 Fußballfelder. „Oh Mann!“, höre ich es neben mir, „über die Stahlkappen kann ohne Schaden ein Lkw fahren, aber weit laufen geht mit den Harley-Stiefeln gar nicht!“ Unser Martin ist, sagen wir mal, nicht gerade mit Wanderausrüstung unterwegs. Noch 100 Meter und dann reichts. Er geht auf Socken weiter.

Harley Stiefel und Lederjacke liegen auf Sandboden

So ist es auch kein Wunder, dass uns eine blonde Frau kritisch beäugt, als wir zum Skaterpark gelangen. Sie beaufsichtigt die pirouettenschlagende Kids auf ihren Brettern. Nicht nur sportlich, sondern bunt ist es hier. Wie bunt, dass könnt ihr in unserer Serie Straßenkunst nachlesen. Aber selbst hier drängt die Natur in einer Restpfütze vor. Keine Ahnung, ob Herr Frosch ein paar Flips, Grinds und Slides für seine nächste Balzsession einstudiert.

Berliner Stadtparks - Marienfelder Park Laubfrosch in Pfütze

„Müssen wir da wirklich hoch?“, grantelt der besockte Martin beim Anblick des Alpengipfels. So heißt tatsächlich der 80 Meter hohe Buckel im Freizeitpark Marienfelde. Schnell gibt er sich geschlagen und tippelt über die spitzen Kiesel zum Gipfel, um den Blick nach Berlin zu genießen. Erstaunlich, dass ein kleines Hügelchen so eine Weitsicht bietet. Nach dem Abstieg genießen wir eine Baumstammpause und saugen noch einmal die Natureindrücke in uns auf. Zweieinhalb Stunden haben wir für unseren Besuch eingeplant und ziehen als Bilanz: hier kann man locker länger bleiben. Erst einmal weg von der Straße ist der Park eine erholsame Landschaftsidylle.

Berliner Stadtparks - Marienfelder Park Zwei Männer sitzen im Grünen auf Baumstammundschauen sich um

Und auf dem Rückweg zieht der tänzelnde Martin noch einen weiteren Schluss: „Nächstes mal packe ich Sportschuhe ein!“
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Treptower Park - Die schönsten Parks in Berlin

Sagt euch Gustav Meyer was? Nun, er war Städtischer Gartendirektor zu Berlin und hat den Treptower Park entwickelt, ganz im Sinne seines Lehrbuches der schönen Gartenkunst mit besonderer Rücksicht auf die praktische Ausführung von Gärten und Parkanlagen. Die Planungen begannen 1865, der Bau startete 1877. Im selben Jahr starb Gustav Meyer und sein Werk wurde von Hermann Mächtig vollendet. In Gedenken an den Gartenarchitekten schuf der Bildhauer August Carl Manthe eine Büste von Gustav Meyer.

Berliner Stadtparks - Treptower Park - Büste Gartendirektor Gustav Meyer

Hinter ihm erstreckt sich eine weite Wiese, die mein städtisches Auge aufatmen lässt. Viel zu oft endet der Blick am nächsten Häuserblock, hier hat er freie Bahn und erholt sich von der Enge der Straßenschluchten. Es könnte fast auf dem Land sein, aber das Autogebrumm zerrt mich auf den Boden der Stadt zurück.

Berliner Stadtparks - Treptower Park - Blick zwischen grünen Baumblättern auf weite vertocknete Wiese

Es ist in diesem Park nicht die einzige Ambivalenz, die mich trifft. Nicht kleckern, sondern protzen: das Sowjetische Ehrenmahl. Von der Straße am Treptower Park kommend, lädt ein Triumphbogen aus grauem Granit zum Besuch ein. Weit im Hintergrund ist eine Skulptur zu entdecken, deren Größe aus der Entfernung gar nicht abzuschätzen ist.

Berliner Stadtparks - Treptower Park - Triumphbogen aus grauem Granit als Zugang zum Sowjetischen Ehrenmal

Beim Näherkommen zeigt sich die Statue als Sinnbild einer trauernde Frau, die um ihre gefallenen Söhne weint. Sie misst stolze drei Meter Höhe und ist dennoch winzig in dieser atemberaubenden Anlage. Mir bleibt schlicht die Luft weg. Nicht unbedingt vor Begeisterung. Ein breiter Weg, gesäumt von Hänge-Birken, führt in riesigen Ausmaßen zum Hauptfeld des Ehrenmals hin zu zwei Skulpturen von bewaffneten Soldaten. Von dort öffnet sich der Blick auf ein zwölf Meter hohes Monument. Im wahrsten Sinne monumental. Mit Hügel und Sockel ragt es 30 Meter in die Höhe.

Berliner Stadtparks - Treptower Park -Sowjetisches Ehrenmal - Skulptur knieender Soldat mit Gewehr im Hinergrund Monument

So sehr ich mir auch bewusst mache, dass dies eine Gedenkstätte für die gefallenen Soldaten im Kampf gegen Nazi-Deutschland ist, so muss ich noch mehr an die gegenwärtige Situation denken. Wie traurig aktuell ist doch die Inschrift von Stalin: „…dass der vaterländische Krieg bei uns tausende von Heldinnen und Helden hervorbringt, die bereit sind, für die Freiheit ihrer Heimat in den Tod zu gehen.“ Nur meinte er damit sicher nicht die Ukraine.

Berliner Stadtparks - Treptower Park -Sowjetisches Ehrenmal - Tafel mit Inschrift von Stalin

Ich gebe es ehrlich zu, ich war noch nie in dieser 10 Hektar großen Anlage. Jetzt kann ich es aber allen sagen, denen es so geht wie mir: unbedingt besuchen, es ist eindrucksvoll und unfassbar, so und so!
Nachdem ich mich sehr klein gefühlt habe, wachse ich auf den breiten Parkwegen wieder zu meiner Normalgröße heran, obwohl auch hier die Parkbäume mit imposanter Höhe den Besucher überschatten.

Berliner Stadtparks - Treptower Park - Mann geht auf Parkweg unter Bäumen

Ein Reiher lugt starr auf das Wasser vom Karpfenteich. Keine Ahnung, ob die namensgebenden Fische hier gründeln. Für den Reiher wären sie mit Sicherheit eine Nummer zu groß. Die überhängenden Bäume geben mit ihrem Grün auf jeden Fall ein schönes Ambiente.

Berliner Stadtparks - Treptower Park - Blick zwischen grünen Baumblättern auf Karpfenteich

Leider durchschneidet die Puschkinallee lärmend den Park und zwingt beim queren auf die Spreeseite zum Menschengalopp. Auf der Wasserseite führt mich eine gebogene Brücke auf die Insel der Jugend. Völlig unbedarft schlappe ich rüber, ohne zu ahnen, dass es sich um die erste Stahlverbundbrücke Deutschlands handelt. Nach Untersuchungen und Bruchversuchen der Berliner und Dresdner Universitäten wurde sie mit einer Ausnahmegenehmigung 1916 erbaut. Verglichen mit derartigen Bauten dieser Tage, hielt die Konstruktion erstaunliche 64 Jahre lang, bis in den 70ern eine Sanierung anstand.

Berliner Stadtparks - Treptower Park -Brücke und Torhaus Insel der Jugend

Nach einer kleinen Grünbiege und Blick auf die zahlreichen im Wasser gefährlich schwankenden Tretboote mit Jugendbesatzung, geht es zurück auf die Landseite und von dort auf einen fest verankerten Kahn. Hier gibt’s Flamm- und Eierkuchen mit passenden Getränken. Der einmalig schöne Wasserblick mit querenden Haus- und Motorbooten findet allerdings auch bei den Preisen seinen Niederschlag.

Berliner Stadtparks - Treptower Park -Restaurantboot auf der Spree

Der Weg zurück zum Ausgangspunkt führt vorbei am allseits bekannten Gartenlokal Zenner durch einen herrlich blühenden Garten mit Stauden und Gräsern. Bevor die S-Bahnstation Treptower Park erreicht ist, zeigen 30 angelegte Ausflugsdampfer an, dass Berlin ganz nah am Wasser gebaut ist.

Berliner Stadtparks - Treptower Park -Stauden und Gräser

Für mich gehört der Treptower Park zu einem der schönsten Berliner Parks, da er Natur und Geschichte auf engstem Raum sehr eindrucksvoll verbindet. Dazu ist er ausgezeichnet an den ÖPNV angebunden. Ein Besuch ist sowohl für zwei Stunden geeignet, kann aber mit dem Plänterwald und Ausgangspunkt für eine Dampferfahrt locker auf ein Tagesprogramm verlängert werden.

passt.gut.dazwischen

passt.gut.dazwischen

Drei Tage Nürnberg - Ein Reisebericht

Drei Tage Nürnberg - Ein Reisebericht