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Reisebericht Australiens Ostküste im Wohnmobil

Reisebericht Australiens Ostküste im Wohnmobil

Fünf Wochen lang waren wir mit einem Camper von Sydney nach Cairns entlang der Ostküste von Australien unterwegs. Durch Anklicken des Namens kommt ihr direkt zu den einzelnen Berichten:

Blue Mountains / Port Stephens / Port Macquarie / Coffs Harbour / Byron Bay / Gold Coast / Brisbane / Noosaville / Rainbow Beach / Maryborough / Hervey Beach / Fraser Island / Agnes Water / Town of 1770 / Clairview / Mackay / Airlie Beach / Whitsunday Islands / Townsville / Mission Beach / Paronella Park / Port Douglas / Daintree National Park / Mossman / Kuranda / Marreba / Atherton / Malanda / Great Barrier Reef / Cairns

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Blue Mountains und Port Stephens

Der Blue-Mountains-Nationalpark 80 Kilometer westlich von Sydney ist unsere erste Station. Leider regnet es, als wir auf dem Camping Platz in Katoomba ankommen. Wir machen uns trotzdem auf den Weg und werden mit ein paar Sonnenstrahlen belohnt, als wir an der Klippe zumTal stehen und auf die Berghügel gegenüber schauen. Blau leuchten die übrigens nur, wenn die Sonne mit aller Kraft auf die Eukalyptusbäume scheint. Jetzt sehen sie nur normal grün aus. Man kann von der Scenic World Valley Stations aus mit einer Glasbodenseilbahn zum höchsten Punkt fahren, um auf die Three Sisters zu schauen. Wir sparen uns das teure Vergnügen und genießen den Anblick vom Echo Point aus.

Auf dem Roundwalk laufen wir durch den Wald entlang der Kante zum Jamison Valley und haben Glück, es regnet nicht mehr und wir können den Weg genießen.

Zurück auf dem Campground sind wir beim Abendbrot, als uns die Gelbhaubenkakadus einen Besuch abstatten. Sie sind scharf auf alles Essbare und werden hier als echte Plage beschrieben. Sie gelten als anpassungsfähige Vögel, die in einer Vielzahl von Vegetationsregionen vorkommen.

Wir finden sie einfach nur niedlich und sind auch nicht gestört. Als sie merken, dass sie nichts von uns bekommen, fliegt die ganze Gang davon und sucht sich ein neues Opfer.

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In der Gegend rund um Port Stephens finden wir ein sehr netten Campground in der Nähe von Anna Bay und freuen uns, den Starkregen auf dem Highway gelassen zu haben. Es klart auf und wir wollen an den Strand. Am Eingang zum Birubi Beach ziehen wir unsere Schuhe aus und gehen runter zum Wasser. Der Anblick ist unglaublich. Über uns ziehen die Wolken ins Landesinnere ab. Das Licht ist noch nicht ganz klar, die Sonnenstrahlen kämpfen sich erst langsam nach unten durch. Das Meeresrauschen ist laut, die brechenden Wellen zeugen vom Sturm, der hier noch vor wenigen Stunden gewütet hat. Die Stimmung ist irgendwie unheimlich.

In der Ferne sehe ich die gewaltigen Dünen. Es sollen die größten beweglichen Küstendünen der südlichen Hemisphäre sein. Die 32 Kilometer lange Sandlandschaft erreicht Höhen von 40 Metern und Neigungen von 60 Grad. Es ist das erste Mal auf unserer Reise, dass ich einen Eindruck von der schieren Unendlichkeit dieses Kontinents bekomme. Weit entfernt kann ich ein paar Menschen am Strand sehen. Sie verschwimmen im Dunst des Sandstaubs, der noch immer über der Landschaft liegt.

Reisebericht Australiens Ostküste im Wohnmobil, Dünen und Meer im Dunst

Wie ich nachgelesen habe, gibt es hier viele Möglichkeiten, die Dünen zu erkunden. Wir könnten Kamele oder Pferde nötigen, unsere Last die Dünen hochzuschleppen. Oder wir nehmen ein Allradfahrzeug. Am wenigsten umweltschädigend ist noch die Möglichkeit, mit einem Sandboard den Hang runterzurutschen wie dereinst in der Oase Huacachina in Peru. Wir werden nichts dergleichen unternehmen. Wir freuen uns einfach nur, hier in Australien an einem unglaublich beeindruckenden Strand zu sein.

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Blauer Himmel, 26 Grad, kaum eine Wolke, wir werden heute an der Shoal Bay den Tomaree Head besteigen. Diese Landspitze nordöstlich von Port Stephens ist zwar nur 161 Meter hoch, hat es aber in sich. Rund einen Kilometer lang geht es recht steil über Steintreppen und Metallstufen bergauf. Die Sonne brennt kräftig auf den Schädel, Sonnenschutzfaktor 50 ist Pflicht. Glücklicherweise bietet der Wald immer wieder genügend Schatten. Nach 45 Minuten sind wir oben und genießen den sehr lohnenswerten Ausblick.

Ich schaue hinunter auf den Fingal Beach mit der Spitze Fingal Split, die bei wenig Wasser eine Landbrücke zum Shark Island hat. Falls man den Rückweg dann zu spät antritt, hat man ein Problem. Einfach mal locker hinüberzuwaten oder zu schwimmen, kann wegen der Strömung gefährlich werden. Ich möchte mir die Stelle gerne genauer ansehen. Also hurtig abgestiegen und eins, fix, sieben sind wir am Strand. Der Wind bläst schon wieder recht kräftig und die Landbrücke ist weg. Die Wellen von beiden Seiten kämpfen verbissen um die Vorherrschaft. Es sieht eigentlich gar nicht so gefährlich aus. Ob ich es wagen soll?

Nee, lieber nicht. Ich scheue das Risiko, zu Recht. Es bedarf nicht mal der warnenden Worte meiner Frau. Ich bin auch so einsichtig. Wir gehen auf der anderen Seite der Landzunge zurück. Hier chillen ein paar Seevögel auf einem aufgehäufelten Stück Sand und lassen sich von uns auch nicht stören. Warum auch? Wir sind ja friedlich. Und hübsch sehen sie aus, die kleinen Biester.

Port Macquarie und Coffs Harbour

Koalas sind in der freien Natur nur selten zu entdecken. Deshalb wollen wir das Koala Hospital in Port Macquarie besuchen. Von dem Parkplatz in der Lord Street aus können wir bereits den Eingang zur Pflegestation dieser bedrohten Tierart sehen.

Der Eintritt ist frei; über eine kleine Spende freut man sich aber, wir geben 10 AUD. Es gibt eine gut gemachte Ausstellung mit vielen interessanten Details und ein halbes Dutzend Freigehege, in denen verletzte Tiere in Ruhe gesund werden können. Natürlich sehen wir die nachtaktiven Tiere nicht in Bewegung. Nur schlafend hängen sie in den Eukalyptusbäumen.

Reisebericht Australiens Ostküste, Koala schlafend im Baum

Die Ursachen für die Verletzungen sind vielfältiger Art. Zusammenstöße mit Fahrzeugen sind die häufigsten. Einfach deshalb, weil die Tiere langsam und grau und damit schlecht zu sehen sind. Und nachts der Autofahrer sie erst spät, oft zu spät, entdeckt. Es gibt auch unliebsame Begegnungen mit Hunden und Opfer von Waldbränden. Wir alle erinnern uns sicher noch an die anrührenden Bilder im Zusammenhang mit den verheerenden Buschbränden hier in Australien, als die Tiere von Helfern von den Bäumen gerettet werden mussten. Viele sind damals elendig verbrannt.

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In Coffs Harbour sind wir auf einen Campingplatz der Big4-Kette, die man insgesamt sehr empfehlen kann. Nach dem Einchecken fahren wir zum Hafen und genießen erst einmal einen wunderbaren Chai Latte in einem vegetarischen und veganen Café.

Die Landungsbrücke in Coffs Harbour ist ein absoluter Hingucker. Und wenn dann noch eine Möwenpatrouille im Sand Siesta macht, ist das Fotomotiv perfekt.

Ich bin mir übrigens sicher, diese riesige Landungsbrücke steht nur deshalb hier in der Gegend rum, damit Touris wie wir gute Fotos machen können. Denn, dass hier irgendwelche großen Schiffe anlegen, ist doch sehr unwahrscheinlich. Bei Ebbe ist es möglich, unter der Brücke ziemlich weit nach vorne zu gelangen. Ich gehe auf dem nassen Sand an der Seite entlang und unter die Brücke zwischen die Stelzen. Ich stehe im seichten Wasser und kann es kaum fassen. Der Anblick dieser Höchstleistung zimmermannscher Handwerkskunst ist überwältigend. Und dazu die Spuren des aggressiven Meerwassers. Das braun-schwarz-weiße Holzständerwerk ist mit Muscheln bewachsen und stark angegriffen, trotzdem hält es noch die Last der Brücke, hoffe ich.  

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Den nächsten Tag beginnen wir relaxend vor unserem Wohnmobil und genießen den Urlaub durch Nichtstun; ist auch mal wichtig. Am Nachmittag dieses herrlich sonnigen Tages mit erträglichen 29 Grad wollen wir zum Ullidarra Nationalpark, der gut sieben Kilometer von Coffs Harbour entfernt ist. Unterwegs auf dem Pacific Highway unterhalten wir uns darüber, dass wir noch gar kein Känguru in freier Wildbahn gesehen haben und somit noch nicht wirklich in down under angekommen sind. Ich verspreche meiner Frau ins Blaue hinein, dass es heute soweit sein wird. Aber zunächst will die Strecke in den Nationalpark bewältigt sein. Der Camper müht sich den Tuff Trail hoch. Ich will mir nicht vorstellen, was ich machen soll, wenn mir jetzt ein Bus von oben entgegenkommt. Aber es sind nur wenige kleinere Fahrzeuge, das kann ich gut bewältigen. Auf halber Strecke, auf der Bruxner Road, interessiert mich ein Schild an einem glatten, hellen Baumstamm, direkt an der Straße. Es ist ein Eukalyptus Grandis, der zu Ehren des Forstministers Roy Vincent 1961 dessen Namen erhielt. Er war mit 65 Metern einer der höchsten Bäume Australiens und rund 500 Jahre alt. Leider brach 2013 die Spitze in einem Sturm ab. Jetzt ist er nur noch ein Schatten seiner selbst. Aber ich kann mir sehr gut vorstellen, wie er einmal ausgesehen hat.

Wir fahren weiter. Mit dem Wohnmobil komme ich inzwischen sehr gut klar. Die ersten 1.000 Kilometer haben wir ja auch schon hinter uns. Bevor ich losfahre, sage ich zu mir immer: „First look right and then drive left!“. An einem scheinbar einsamen Picknickplatz, mitten im Wald vor einer Brücke, die über einen kleinen malerisch dahin fließenden Bach führt, machen wir für eine Erholungspause und ein Foto Halt.

Kaum habe ich mich möglichst fotogen am Bach postiert, kommt ein Fahrzeug durch den Wald auf uns zu. Wir treten zur Seite, um Platz zu machen. Das Auto stoppt aber und die Leute im Auto quatschen uns freundlich an. Nach einigen Floskeln löchern wir sie nach den Kängurus, die wir endlich sehen wollen. Sie haben einen Tipp parat: Shelly Beach. „G'day“ sagt man zwar zur Begrüßung, rutscht mir aber als Verabschiedung raus. Milde lächelnd sagt der Aussi: „G'day! Hooroo!“

Wer sagt es denn? Man muss nur an die Kraft des sich selbst erfüllenden Schicksals glauben. Oberhalb des im milden nachmittäglichen Tageslicht daliegenden Strandes des Shelly Beachs tummeln sich die komisch aussehenden Tiere. Scheu sind sie nicht, nur aufmerksam. Meistens fressen sie und haben den Kopf unten. Schmeckt es ihnen nicht mehr, springen sie davon. Ihre Fortbewegungsart ist irgendwie absurd, aber sie funktioniert. Der Shelly Beach in der Serenity Bay ist eigentlich nur der unbekanntere, kleinere Bruder des berühmten Emerald Beach. Aber er ist genauso malerisch und fast leer.

Wir wandern über die grüne Langzunge zurück zum Camper. An der Straße stellen wir fest, dass die Kängurus hier wohl eher eine Plage als eine Attraktion sind. Eine große Gruppe der Tiere grast in Nachbars Vorgarten. Die Chefin der Familie hat den Kopf hoch und fixiert uns gespannt abwartend. Aber sie weiß ja grundsätzlich, was die Touris wollen: Fotos und mehr nicht.

Reisebericht Australiens Ostküste, mehrere Kängurus

Zurück auf dem Campground mache ich mich ans Arbeiten. Bilder auf den PC laden, sortieren, bearbeiten, bewerten und schließlich schreiben. Meisten noch etwas recherchieren zu den Fakten; eine Menge zu tun also. Und was bei Thomas und Melanie bei ihrem Thailand Trip auf eigene Faust das eiskalte Chang Bier ist, ist hier bei uns in Australien das Coopers.

Reisebericht Australiens Ostküste, Bier mir PC

Byron Bay und Gold Coast

Die Indigenen erheben bis heute Anspruch auf ihr Land; sie nannten ihren Treffpunkt „Cavvanbah“. Als 1770 James Cook in dieser Bucht ankerte, gab er ihr den Namen „Cape Byron“ nach dem Mitsegler und Vizeadmiral John Byron. Und heutzutage liegt hier die 6.000 Einwohnerstadt Byron Bay. Wir stehen oberhalb des Arakwal Nationalparks und schauen auf den nahezu unendlichen Strand.

Reisebericht Australiens Ostküste, endloser Strand

Der Weg führt uns weiter bergauf zum Leuchtturm, der auf dem östlichsten Punkt Australiens liegt. Auch von weitem ein absoluter Hingucker.

Der Bau des Turms zerstörte einen bedeutenden Zeremonienplatz der Arakwal-Männer, wovon eine Ausstellung berichtet. Es gibt einen leichtgängigen Rundweg auf der felsigen Landzunge, der auch zur tatsächlich östlichsten Spitze von down under führt.

Zurück am Cape Byron Lighthouse, der bereits 1901 erbaut worden ist, genießen wir die Aussicht. Er verhinderte übrigens nicht, dass doch einige Schiffe ihr nasses Grab vor der Küste fanden, obwohl das Licht bis zu 50 Kilometer weit in die Ferne strahlt. Ganz in weiß, wie eine Braut, steht er da und verlangt Eindruck heischend Anerkennung und Respekt. Soll er haben.

Zurück am Parkplatz, versuche ich die offensichtlich indigene Hüterin der raren Plätze zu einem Foto mit mir zu überreden. Ich bleibe leider erfolglos. „Oh no, Sir, sorry, I`m not styled, sorry!“, antwortet sie. Ich überlasse ihr meine Visitenkarte. Vielleicht schaut sie ja mal auf unseren Blog.

Am Nachmittag diesen 30 Grad heißen Tages mit stahlblauem Himmel stromern wir durch die Stadt. Sie gilt seit Jahrzehnten als Hüter der Alternativkultur und Trendsetter neuer Strömungen. Die Offiziellen im Rathaus sorgen mit einer restriktiven Bauordnung dafür, dass es rein optisch auch so bleibt. Es gibt nur flache Häuser, keine Ampeln und keine Fastfood-Ketten; stattdessen locken mehr als 100 Cafés und Restaurants zum Verweilen. Außerdem versuchen Kunstgalerien, Klamottenläden und Surfshops den Touristen das Geld abzunehmen. Für den Abend und die Nacht buhlen Clubs um die Gunst des Volkes. Ob wir da reinwollten?

Die Frage erübrigt sich, weil wir abends immer auf einem Campingplatz sind, der in der Regel selten fußläufig von einer Innenstadt entfernt liegt. Im Übrigen kämen wir Senioren wohl kaum am Türsteher vorbei, gell? Obwohl… wenn ich mich so neben dem hippen Gitarristen auf dem Plakat sehe… Vielleicht doch!

Der Tag klingt liegend an dem Strand aus, den wir vor einigen Stunden von oben bewundert haben. Er ist ganz gut besucht. Die Leute fallen aber überhaupt nicht auf, weil in der fast perfekten Unendlichkeit des feinen Sandes sich alles verläuft, auch das Volk.

Unser hiesiger Campground liegt glücklicherweise nur wenige Gehminuten entfernt, so dass wir mit den nassen und sandigen Klamotten nicht weit zu laufen brauchen. Ein perfekter Tag geht zu Ende. Was haben wir für ein Glück, hier sein zu dürfen.

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Aufbruch zur nächsten Location; wir wollen in die Stadt Gold Coast, die an der gleichnamigen Küste liegt. Unser Navi führt uns, gut gemeint eine Abkürzung zum Motorway 1 anbietend, rund vier Kilometer lang über eine Sandpiste, die unser Wohnmobil des Öfteren ins Schwanken bringt.

Schließlich sind wir wieder gesittet auf glattem Asphalt unterwegs und erreichen nach einer weiteren Stunde das Rentnerparadies mit Casinoanschluss. Am Burleigh Beach finden wir einen Parkplatz; die Parkgebühren bezahlt man mittels Kreditkarte direkt am Automaten oder mittels App CellOPark AU, die Parkzeit, Ort und Gebühren schnell und sicher managt. Der Himmel ist bedeckt, die Luft 26 Grad warm. Also recht angenehm. Wir schlendern auf der Esplanade entlang. Das Ambiente ist irgendwie eigenartig. Rechts rauschen die Wellen und links ragen die Wolkenkratzer in den Himmel. Hier kann der junggebliebene Greis aus dem 70. Stock auf´s Meer blicken und überlegen, ob er mit Nachbarin June gleich zum Käffchen in das „Le Café Goumand“ geht oder erst einmal mit Georg zum Senioren-Yoga das „Floating Lotus Studio Helensvale“ aufsucht.

Wir entscheiden uns für zwei Latte mit Extrasahne und zweimal Zucker für jeweils fünf AUD, rund drei Euro fünfzig. Die Bedienung ist wie alle Leute hier in Australien megafreundlich und bringt uns nach der Bezahlung mit Kreditkarte direkt am Tresen einige Minuten später die liebevoll arrangierten Heißgetränke. Wir genießen die kaffeehaltigen Erfrischungen und fühlen uns rundum wohl. Die Tour läuft super und ohne Probleme.

Eine Flasche Wasser ist im Service übrigens oft mit dabei und sieht im gestylten Glaskörper wie der Tequila von José Cuervo aus; jedenfalls entziffere ich die Schrift so.

„Sachen gibt´s“, sage ich zu meiner Frau und gieße mir ein Schluck Tafelwasser ein. Es ist kein Tequila und leicht gechlort. Muss man nicht mögen, absolut nicht.

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Auf dem Weg nach Brisbane stoppen wir am Tamborine Nationalpark, ein subtropisches Regenwaldgebiet. Die Schutzzone umfasst 14 Reservate; wir haben uns für die Joalah Section entschieden, wo es auch einen Wasserfall gibt. Der Name Tamborine bedeutet „Wilde Linde“, gemeint sind die Fingerlinden. Daneben wird der Wald aber eher durch die riesigen Eukalyptus und Red Cedar Bäume dominiert.

Der Lärm ist ohrenbetäubend. Die Zikaden geben alles, wir verstehen kaum unser eigenes Wort. Der Weg ist gut begehbar und nicht allzu lang. Es gibt Abzweigungen, die uns zu diversen Aussichtspunkten führen. Sehr beeindruckend finde ich die seltsam geformten Wurzelwerke. Sie bilden sogar kreisförmige Minibadewannen, die bei Starkregen vielleicht als Whirlpool für die Koalas dienen.

Der Curtiswasserfall ist dann eher ein Fällchen, da sind wir von unserer Kanada-Tour doch Anderes gewöhnt. Der Name stammt von der Familie Curtis, die hier einst eine Wassermühle betrieben, mit der das Holz der Red Cedar Bäume verarbeitet wurde. Das Ambiente ist zwar klein und niedlich, aber es sieht schon hübsch aus, wie der Cedar Creek über die Basaltfelsen springt und zwölf Meter tiefer ein türkisfarbenes Becken bildet.

Eine zweite Möglichkeit, hier in der Gegend den Regenwald zu erkunden, ist der privat geführte Tamborine Rainforest Skywalk, einige Serpentinen von unserem derzeitigen Standpunkt entfernt. Mit 20 AUD ist er nicht gerade umsonst, aber es lohnt sich. Der Trail führt uns auf brückenähnlichen Stahlkonstruktionen direkt unter die Kronen der Bäume. Das ist erstklassig gemacht. Auge in Auge mit dem Eukalyptus und zum Anfassen nahe.

Alle paar Meter gibt es Schautafeln, die erläutern, was es mit dem Ökosystem des Rainforest auf sich hat. Sehr reizvoll sehen auch die Palmen aus, die sich hier trotz aller Widrigkeiten gegen die Konkurrenz behaupten.

Die Palmen haben große Fruchtstände, die man sonst nur von weitem sieht. Hier könnte ich die kleinen roten Beeren direkt pflücken, so nah bin ich dran.

Reisebericht Australiens Ostküste, Beeren

Nach einigen hundert Metern verlassen wir die Stahlbrücken und wandern auf Sandwegen weiter. Kreuz und quer geht es vorbei an Zeugen des Werdens und Vergehens. Der Wald ist urwüchsig und ursprünglich. Hier wird nichts aufgeräumt, alles bleibt so, wie die Natur es herrichtet. Ein absolut empfehlenswerter Track.

Brisbane und Noosaville

In Meanjin, auch Brisbane genannt, gibt es Kängurus entweder entlang des Brisbane Rivers in den Parks am Rande der Innenstadt oder als Bronzefigur auf dem King George Square.

Queensland wird auch als Sunshine State bezeichnet. Rund 300 Tage im Jahr gibt der glühende Stern alles. Das merken wir. 30 Grad im Schatten und in den Häuserschluchten kein Windchen. Wir stehen vor der City Hall aus dem Jahr 1920 und schwitzen uns einen ab. Das Rathaus ist ein markantes Bauwerk mit einem schmalen Glockenturm obendrauf, errichtet im gotisch inspirierten Architekturstil. Die City Hall macht was her.

Wir wollen in der Gegend rund um den King George Square bleiben und schauen mal auf eine Straßenkarte im Handy. Sofort spricht uns ein Mann sehr freundlich an: „Are you lost?“ Ich bedanke mich verneinend. So sind sie, die Australier, immer sofort bereit zu helfen. Gleich hinter uns steht eine sehr ansprechend restaurierte Kirche, die aber inmitten der Hochhäuser verloren aussieht. Es ist die Albert Street Uniting Church.

Wir sparen uns diesmal den Blick in das Gotteshaus und ziehen weiter, immer straight ahead durch die Häusercanyons. Unser letzter Trip nach New York ist zwar sehr lange her, aber das hier erinnert mich doch sehr an Big Apple. So eng und so hoch stehen Häuser nicht in vielen Großstädten der Welt.

Wir kreuzen die Blocks downtown einmal längs und einmal quer und kehren nach rund drei Stunden ziemlich erschöpft zum Camper zurück. Brisbane hat uns beindruckt. Es ist doch schon erstaunlich, was aus einer ehemaligen Sträflingssiedlung werden kann.

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Unser heutiger Campingplatz liegt in Noosaville, direkt am Fluss. Sehr komfortabel, sauber, geradezu exklusiv mit einem Makel: kein WLAN! Nun gut, die Prepaidkarte von Vodafone, direkt nach der Landung am Flughafen erworben, bietet 40 GB, das hilft über eine erzwungene Internetabstinenz hinweg. Und eventuell aufkommende Langeweile vertreiben einem die ständig bettelnden Enten vom Noosa River.

Der erste Ausflug führt uns in den Noosa Nationalpark. Am Lions Park gibt es einen öffentlichen Parkplatz, wo wir unseren sieben Meter Boliden abstellen können. Das ist nicht immer ganz einfach, die meisten Parkbuchten sind zu klein, aber hier klappt es. Der Weg direkt am Ufer lang ist komfortabel ausgebaut, es geht leicht bergab und bergauf und der Blick auf die Lagune ist grandios. Hier zu wohnen, muss ein Traum sein.

Ständig kommen uns Jogger entgegen und Typen mit Surfbretter unterm Arm. Aber auch sehr viele Frauen schleppen ihre Brettchen durch die Gegend; einige von ihnen balancieren sie geschickt auf dem Kopf. Ein Blick hinaus auf´s Meer zeigt, wo sie hinwollen. Sie möchten auf den Wellen reiten und warten auf die beste Gelegenheit. Aber Neptun schläft noch und hat keine Lust Rabatz zu machen.

Ich beobachte die Gruppe eine ganze Weile. Ab und zu baut sich mal so etwas wie eine Welle auf. Alle versuchen auf ihr ein Stück weit zu surfen. Einer Amazone gelingt es richtig gut. Und mir gelingt es, sie auf meine Speicherkarte zu beamen. Wegen der Bildrechte will ich sie gerade um Erlaubnis fragen, da taucht sie ab, sie ist einfach zu schnell für mich. Sie wird`s mir verzeihen. Ganz sicher!

Wir passieren den Little Cove Beach. Die parallel neben dem Fußweg langführende Park Road endet, Fahrzeuge müssen hier wenden. Wir kommen jetzt in´s eigentliche Parkgelände. Es sind rund 30 Grad und ein stahlblauer Himmel bildet das Himmelzelt. Es wär nur schwer auszuhalten, gäbe es nicht über uns die schattenspendende Eukalyptus Bäume.

Weiter geht´s. Am Boiling Pot Lookout knallen die Wellen trotz des geringen Wellengangs ziemlich heftig gegen die Felsen. Auch hier wagen sich Surfer mit ihren Bretten in´s Wasser. Vorsichtig klettern die über die spitzen Steine. Dass die keine Angst haben! Respekt.

Hinter dem Granite Bay Beach wagen wir auch mal einen Abstieg zu den Felsen runter und legen eine Pause ein. Am Horizont zeigen sich kleine Wölkchen und geben dem Himmel einen hübschen Rahmen. Das Wasser gurgelt und verfärbt sich, je näher es dem Ufer kommt, von blau über türkis bis hellbraun. Die Felsen schimmern schwarz, wenn das Wasser sie anfeuchtet, ansonsten liegen sie trotzig fest und gut gebräunt im hellen Sonnenlicht. Ein chilliges Bild hat die Natur hier für uns gemalt. Danke dafür.

Schließlich sind wir an den Hell´s Gates. Die topografische Besonderheit eines schmalen Felseneinschnitts zwischen hohen Wänden sorgt normalerweise für hochspritzende Gischt und mächtigen Lärm. Ein gigantisches Spektakel, das heute wegen des recht ruhigen Meeres deutlich bescheidener ausfällt.

Aber der Marsch hier rauf lohnt sich dennoch unbedingt. Der Blick in die Weite zum Alexandria Beach rüber ist atemberaubend. Als ich mir das Foto etwas später genauer anschaue, denke ich, dass da doch etwas nicht stimmen kann. Die Wellenkämme sehen aus, wie mit Ölfarbe auf eine Leinwand gemalt, irgendwie surreal. Komisch.

Der Weg führt noch einige Kilometer weiter über Devil´s Kitchen bis zu den Paradies Caves. Uns genügt es heute aber; wir treten den Weg zurück an. Bilanzierend ist dies ein sehr empfehlenswerter, angenehm zu laufender Walk entlang der Küste des Noosa Nationalparks, auch wenn ziemlich viel Volk unterwegs ist. Aber so ist das nun mal, im Paradies ist man nicht allein, niemals.

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Wir werden noch zwei Tage am Noosa River bleiben und die freie Zeit genießen. Einfach weil es uns hier so gut gefällt und um unsere weitere Reise zu planen. Heute bummeln wir am späteren Nachmittag die Noosa Parade runter und bewundern die Häuser. So ein Wassergrundstück mit eigenem Strand ist doch recht nett, selbst wenn man nur eine Wohnung in der ersten Etage hat.

Nach rund 40 Minuten sind wir wieder am Lions Park angekommen und schauen gegenüber auf die Grundstücke am Witta Circle. Das abendliche Licht lässt die Villen direkt am Wasser noch pompöser erscheinen. Und dann liegt auch noch ein Motorboot am Steg! Das ist schon extrem, was es hier an Luxus gibt.

Reisebericht Australien Ostküste, Haus am Wasser in der Dämmerung

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Der nächste Tag ist verregnet, komplett. Es prasselt wie verrückt auf´s Dach des Campers. Erst gegen Nachmittag lichtet sich der Himmel und plötzlich wird es noch mal richtig schön. Die Erde dampft und die Luft ist wie frisch gewaschen. Wir gehen Richtung Fluss und stellen fest, dass der örtliche Pizzabäcker einen Ausflug macht und seinen Ofen dabei hat. Diese Situation müssen wir ausnutzen. Meine Frau holt schnell die Campingstühle, eine Flasche Chardonnay und zwei Gläser vom Camper und ich ordere die Pizzen.

Nur wenige Minuten später sitzen wir am Strand des Noosa Rivers und genießen unsere Beute. Petra hat eine Vegetarian Pizza und ich eine Garlic, beide superlecker. Wir schauen in die untergehende Sonne, nuckeln am Weißwein und knabbern an der Mafiatorte. Perfekt, besser geht´s nicht, wirklich!                   

Rund eine Stunde später ist es soweit. Wir sind satt und rund und leicht angesäuselt. Es dämmert. Der Feuerball küsst den Horizont und der Hüter aller Dinge knipst das Licht aus. Ein letzter Blick in die Ferne und ab zum Camper und in´s Bett.

Rainbow Beach und Maryborough

Auf der Gympie Kin Kin Pomada Road geht es Richtung Rainbow Beach. Die Straße erscheint uns zunächst harmlos, sie hat eine gute Asphaltdecke und ist überhaupt nicht „rough surface“, wie so oft mittels Warnschilder angekündigt. Das ändert sich nach einigen Kilometern. Rumpelnd wechseln wir auf eine Sandstraße, die aber auch noch okay ist. Sie führt durch grüne Wälder und Wiesen. Ein nettes Ambiente. Soweit so gut.

Reisebericht Australien Ostküste, Wohnmobil auf der Straße im Wald

Gemütlich mit 40 km/h zuckeln wir von Baum zu Baum, von Wiese zu Wiese. Ab und zu ein Grundstück, Pferde und Kühe. Vor Kängurus auf der Straße wird gewarnt und auch vor Koalas. Eine Gruppe Kängurus sehen wir friedlich auf einer Wiese grasen, Koalas sind Mangelware oder gut versteckt in den Eukalyptus Bäumen. Und außer uns ist kaum jemand unterwegs. Nach einer Stunde biegen wir nach rechts ab und wechseln auf die Tagigan Road und es wird haarig. Der Sand wird rot, der Wald verschwindet, nur noch niedriger Bewuchs und Steppe. So könnte es im Outback aussehen, denke ich mir. Und die Temperatur steigt, 31 Grad zeigt das Thermometer im Camper.

Der noch befahrbare Teil der Straße ist recht eng und fällt rechts und links deutlich nach unten ab. Darauf auszuweichen ist ungünstig, zumal die Vollkaskoversicherung nicht für Schäden durch Überschlag zahlt. Die wenigen Fahrzeuge, die uns entgegenkommen, sind durch ihre Staubwolke aber frühzeitig zu sehen und so kann ich mir gemütlich eine Ausweichstelle aussuchen. Nach dreißig Minuten Staubschlucken, wären wir in einem offenen Fahrzeug unterwegs, wechseln wir wiederum nach rechts auf die Tin Can Bay Road auf guten Asphalt und sind direkt in der Einflugschneise zum Rainbow Beach. Zum Regenbogen gehört Regen und der fällt. Als wir am Strand ankommen, hört der Niederschlag für einen Augenblick auf. Weiter weg, über dem Meer kommt aber reichlich Nasses runter. Wow, was für ein Anblick.

Reisebericht Australien Ostküste, dunkle Regenwolken über Meer

In der Ferne am Strand sammeln sich die Offroadjünger des Ortes in ihren 4-Wheel Drive Karren, um irgendetwas zu tun. Aber was? Angeln, Bier trinken, rumquatschen, abhängen oder fragenden Touristen Auskunft geben über das Leben im Allgemeinen und im Speziellen hier in down under? Keine Ahnung!

Der neue Regen hängt zwar drohend am Horizont, lässt aber noch einen kurzen Timeslot für Erkundungen. Auf der Wiese vor dem Weg runter zum Strand steht eine große Schiffsschraube des havarierten Schiffes Cherry Venture, das vor der Küste des Teewah Beach, gleich hier um die Ecke, am 6. Juli 1973 auf Grund lief und sank.

Apropos sinken: die Wolken brechen und zwar heftigst. Wir flüchten in den „Rainbow Beach Surf Life Saving Club“, deren Mitglieder sich der Ausbildung, dem Training und dem Einsatz von Lebensrettern widmen. Da die Mitglieder auch mal etwas essen und trinken müssen, gibt es hier ein Restaurant. Glücklicherweise dürfen nicht nur Members eintreten. Am Tresen begrüßt uns Steffi aus Freiburg, die work-and-travel-mäßig hier jobbt. Wir bestellen zwei Café Latte, einmal mit Soja- und einmal mit Mandelmilch. Tolles Angebot, hatten wir bisher noch nirgendwo. Mit dem Bestellnummernständer suchen wir nach einem freien Platz. Gut besucht der Laden, gar nicht so einfach. Auf der Terrasse ist jedenfalls nichts Trockenes mehr frei. Der Regen kommt nämlich schräg von vorn.

Es ist Highnoon und viele haben sich zum Mittagessen verabredet. Wir finden dann aber doch noch einen Platz. Steffi bringt uns die Milchkaffeeköstlichkeiten, nett angerichtet. Wir plauschen noch kurz und lassen schließlich den Rainbow Beach, der wegen der bunten Felsen- und Sandformationen so genannt wird, im Regen zurück und wenden uns dem nächsten Etappenziel zu. Wir wollen die berühmteste Nanny aller Zeiten besuchen. Ab geht´s.

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Mary Poppins heißt sie und war wohl recht klein. Aber sie ist ja nur eine Fiktion, erdacht von der Schriftstellerin Pamela Lynwood Travers, die hier in Maryborough am 9. August 1899 geboren wurde.

Die Stadt rühmt sich ihrer berühmten Autorin an vielen Stellen, sogar die Ampelfrauen sind ihr nachempfunden. Putzig!

Die Stadt, der Landstrich und auch die Protagonistin des Buches sind alle geprägt vom Fluss Mary, der ursprünglich Moonaboola hieß, der von dem ersten Europäer Wide Bay River genannt wurde und 1847 vom damalige Gouverneur von New South Wales den Namen Mary River nach dem Vornamen seiner Frau erhielt. Es ist doch bemerkenswert, woher die Namen der Städte und Flüsse hier in Australien oftmals stammen. Nicht nur, dass die Weißen den Ureinwohnern ihr Land genommen haben, nein, sie haben ihnen auch ihre Namen geklaut. Nicht gut, gar nicht gut! Wir laufen weiter durch Maryborough, das geprägt ist von vielen gut restaurierten Häusern des 19. Jahrhunderts, wie zum Beispiel das ehemalige Royal Hotel.

Wahr ist aber auch, dass einige Häuser leer stehen. Schade drum. Aber Kaufkraft und Nachfrage sind die Basis für die Finanzierung und den Betrieb solcher Gebäude. 22.000 Einwohner sind nicht allzu viele und ob sich hierher wirklich genügend Touristen verirren, wage ich zu bezweifeln. Außer uns sehe ich keine. Dabei ist Maryborough wirklich eine hübsche, kleine Stadt, die einen Besuch wert ist. Wir stromern weiter. Ich besuche die Town Hall, die unübersehbar neu hergerichtet worden ist und richtig schmuck aussieht mit der roten Backsteinfassade und den hohen Säulen am Eingang.

Im Innern gibt es eine Ausstellung, Toiletten und ansonsten nur verlassene Gänge. Kein Mensch zu sehen, alles wie ausgestorben. Ohne dass mich jemand daran hindert, kann ich mitten im Gebäude einen riesigen, völlig leeren Saal betreten.

Ich bleibe einen Augenblick stehen und lasse den Anblick auf mich wirken. Unheimlich ruhig, unheimlich einsam. Es erscheint mir das Sinnbild des Dilemmas dieser Stadt zu sein. Etwas bedrückt steigen wir wieder in unseren Camper. Beim Verlassen dieser unterschätzen Kleinstadt am Mary River werfen wir einen letzten Blick auf das Woodstock House, das neben der Town Hall für uns das am besten restaurierte Haus der Stadt ist.

Hervey Beach und Fraser Island

Wären wir in den Monaten Juli bis November hier in Hervey Beach, hätten wir eine Whale-Watching-Tour gebucht und würden vielleicht auf dem offenen Meer den Blauwal neben uns aus dem Wasser steigen sehen, so wie er vor uns als Modell am Treffpunkt für unsere morgige Fraser Island Tour steht. Beeindruckend und super gut gemacht das Teil.

Wir sind auf dem Windmill Caravanpark sehr gut untergekommen und wollen den späten Nachmittag nutzen, um uns den Ort anzuschauen. Am Strand nimmt das Meer gerade eine Auszeit und ist nicht so richtig anwesend, wir haben Ebbe.

Gerade aber dieser Anblick ist sehr ungewöhnlich und macht unseren Spaziergang perfekt. Wir laufen einige Zeit durch den nassen Sand, immer darauf achtend, sich nicht die Fußsohlen an den Muscheln aufzuschneiden. Ab und zu gibt es kleinere Wasserflächen und Priele. Endlich sind wir an der Landungsbrücke des Urangan Piers angekommen, die unendlich lang erscheint.

Es ist halb sieben und die Sonne geht unter. Jetzt zum Camper zurück und Essen machen in der Dunkelheit des Campingplatzes, ist kein Vergnügen, folglich suchen wir uns ein Restaurant. In der Esplanade finden wir das Bayswater, eine Bar mit Grillanschluss. Wir bestellen Pizza, einmal eine Roasted Pumpkin und einmal eine Vegetarian. Beide sind klasse, aber der Kürbis ist brillant, fürstlich, genial. Dazu das australische Bier XXXX Gold, das aus der Castlemaine Perkins Brauerei in Milton, Queensland, stammt.

Der Ursprung der seltsamen Bezeichnung hat viele Geschichten. Eine davon lautet, dass die Queenslander angeblich Beer nicht buchstabieren konnten.

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„Fasten seat belt“, kenne ich nur aus dem Flieger. Aber Dave, unser Guide und Busfahrer, besteht lächelnd darauf. Na gut, tun wir ihm den Gefallen.

Sekunden später wäre ich ohne Gurt entweder im Mittelgang oder an der Busdecke gelandet. Der Tourbus wühlt sich hin und her schaukelnd, hüpfend, stoßend, schnaufend in den Sand des tief ausgefahrenen Weges zwischen den Bäumen des Regenwaldes, dass jedem hier im Bus Hören und Sehen vergeht. Wir sind auf Fraser Island, der größten Sandinsel der Welt und hoffen inständig den ersten Stopp unverletzt zu erleben. Dank Dave, der nicht nur ein netter Geschichtenerzähler ist, sondern auch sein Driverhandwerk versteht, verlassen wir nach rund 50 Minuten unversehrt das Gefährt. Falls uns der Rest der Tour nicht gefallen sollte, diese Fahrt war schon das ganze Geld von immerhin 168 AUD pro Person wert. Erst einmal durchatmen.

Wir haben nun eine Stunde Zeit, um im Lake McKenzie zu plantschen. Er heißt eigentlich Boorangoora und die Insel K'gari. Immerhin verwenden die Veranstalter den traditionellen Name der Butchulla auf dem Bus als Werbung. Wir laufen ein paar Minuten durch den Wald. Der See empfängt uns türkisfarbend funkelnd. Das ist verlockend. Ich steige zügig aus den Klamotten und stürme ins Wasser. Herrlich, ziemlich warm, aber doch erfrischend.

Wir steigen wieder in den Bus, schaukeln wieder ein paar Minuten durch den Wald und stoppen an einem Informationspfad, der einige 100 Meter weit auf Holzbohlen an einem Bach entlang führt und ansprechende Viewpoints in die grüne Hölle bietet. Dave erläutert diverse Besonderheiten der Fauna und Flora und ist aufmerksam bemüht, dass ihn auch Deutsche wie wir verstehen. Aber er ist trotzdem nicht so leicht zu verstehen, finden wir jedenfalls. Nun ja, die Pflanzen um uns rum sprechen ihre eigene Sprache.

Der Bus durchbricht schwankend die grüne Wand und landet am Ufer des Pazifischen Ozeans. Jetzt geradeaus weiter und wir kommen direkt nach Chile. Aber Dave kurbelt am Lenkrad heftig nach links und so tangieren wir zwar die Wellen, fahren dann aber parallel zum Wasser auf dem offensichtlich festen Sandstrand. Nicht schneller als 80 Km/h mahnt ein Verkehrszeichen. Witzig. Wie soll man hier schneller als Schrittgeschwindigkeit fahren können. Dave kann das. Die vier unabhängig voneinander arbeitenden Riesenräder des Busses meistern auch diese Challenge und schon brettern wir ziemlich rasant auf dem Sand dahin. Irre spannend. Ich komme mir vor wie in einem Werbefilm für Allradfahrzeuge. Zumal uns noch diverse Autos dieser Art entgegenkommen.

Reisebericht Australien Ostküste, viele Fahrzeuge am Strand weit weg

Plötzlich stoppt unser Fahrer. Ein Kleinflugzeug versperrt uns den Weg. Mitten am Strand steht so´n Piperverschnitt. Was denn nun? Mir dämmert`s. Auf der Website des Anbieters stand etwas von Rundflügen. War uns aber zu teuer. Und was heißt überhaupt „Rundflug“. Worüber fliegen die rund? Ein Typ mit weißem Oberhemd, golden gestreiften Schulterstücken und etwas wirrer Frisur steigt in den Bus. Er wäre der Pilot, sagt er.

Er plaudert locker und sympathisch vom möglichen Höhentrip über Wasser, Strand und Grünzeug und fordert schließlich Interessierte auf den Arm zu heben. Um uns rum schnellen die Patschehändchen in die Höhe. Wie von selbst geht auch meine Hand nach oben, an Petras Arm muss ich kräftig ziehen. Der Flug ist gebucht, 100 AUD jeder, ein Schnäppchen, versichert der Pilot. Wenig später stehen wir als Team zwei vor dem Flugzeug. Sie rollt gerade aus, nach dem ersten Rundflug und Landung auf dem Strand.

Bezahlt wird mit Kreditkarte. Und in eine Liste müssen Vor- und Zuname wegen der Benachrichtigung der Hinterbliebenen und Körpergewicht wegen der maximalen Startlast eingetragen werden. Die Maschine hat außer dem Piloten sieben Sitze. Sieben Mal Jabba the Hutt geht nicht, im Team eins waren nur fünf Gäste mit an Bord, sieben kleine Geißlein wie wir, das geht. Wir steigen ein.

Es gibt noch eine Notfalleinweisung, ist ja Pflicht, und ab geht`s. Der Motor ballert los, die ganze Maschine vibriert wie blöd, es riecht etwas nach Benzin, der Pilot fummelt an den Armaturen rum, drückt die Schubhebel nach vorn und … mir fällt plötzlich Reinhard Mey ein, wer sonst!

Wir rubbeln über den Sand, werden immer schneller, aber heben nicht ab, denke ich. Ist aber falsch. Ich habe es nur nicht bemerkt. Sehr sanft gewinnen wir an Höhe. Wie zum Beweis kann ich unseren Schatten am Strand sehen.

Wir steigen. Aber über den Wolken, ist nicht, es gibt kaum welche und wir sind zu niedrig. Wir drehen sofort Richtung offenes Meer. Das Kleinflugzeug bewegt sich leicht, mal geht es etwas hoch, dann wieder etwas runter, doch insgesamt sehr ruhig. Ich fühle mich besser als bei manchen Interkontinentalflug. Der Ausblick ist grandios, außergewöhnlich, einfach Klasse. Ich sehe das Wrack im Wasser nahe am Strand, das wir als nächsten Stopp auf dem Programm haben. Ganz klein, mit Menschen wie Ameisen darum. Und unser Bus ist auch schon da, denn die Fahrt mit dem Tourbus geht während der Flüge weiter.

Nach einer viertel Stunde landen wir wieder und sind alle absolut geflasht. Das war Erlebnis pur. Gut, dass wir uns doch noch dafür entschieden haben. Wir steigen aus und gehen zum „Maheno Ship Wreck“. Die 1905 gebaute SS Maheno ist das berühmteste Wrack von Fraser Island und sollte 1935 zur Verschrottung nach Japan geschleppt werden. Als die Schlepper Queensland Waters erreichten, zerriss ein Wirbelsturm die Schleppketten und die Maheno trieb hilflos auf den Meeresstrand von Fraser Island, wo sie heute noch sehr fotogen in der Gegend rumliegt.

Wir spazieren zwischen Wrack und Bus hin und her, fotografieren wie wild und warten auf die Weiterfahrt. Insgesamt sind wir jetzt fünf Stunden unterwegs. Aber nur keine Hektik. Das ganze läuft ruhig, gesittet und entspannt ab. Schließlich fordert Dave alle zum Einsteigen auf. Petra ist die (vor-)letzte.  

Es folgt ein im Preis inkludiertes Mittagessen, auch vegetarisch, in der Central Station Rainforest. Durchaus genießbar. Wieder eine kleine Pause zum Relaxen. Die folgenden Programmpunkte sind die Pinnacles, eine bunte Sandsteinformation am 75 Meilen Strand und der Eli-Creek, der längste Fluss auf Fraser Island, der angeblich jede Stunde vier Millionen Liter Süßwasser ins Meer pumpt. Zum Erfrischen ausgesprochen gut geeignet.

Wir treten die Rückfahrt an. Kurz bevor wir vom Strand wieder in den Regenwald abbiegen, stoppt Dave den Bus abrupt und ruft Dingo. Ich kann ihn gerade noch mehr schlecht als recht auf die Speicherkarte bannen.

Um 17:30 Uhr verlassen wir die Fähre, die uns von Fraser Island zurück zur Kingfisher Bay gebracht hat. Diese Tour ist erstklassig, wundervoll und meisterhaft gemacht. Absolut empfehlenswert, auch der Flug übrigens.

Agnes Water und Town of 1770

Wir haben rund 2.000 Kilometer zurückgelegt und sind in Zentral Queensland angekommen. Unser Campingplatz der NRMA-Kette liegt direkt am Strand in der Kleinstadt Agnes Water. Nach der Platzname gönnen wir uns einen Cappuccino und planen den Ausflug für morgen.

Am nächsten Tag zum Frühstück schreckt uns eine Echse auf, die hinter uns durch das Gras watschelt. Der Aussi aus dem Camper neben uns meint, dass es sich noch um ein Baby handelt. Interessant, denke ich, wie groß wird dann wohl Papa Echse sein?

Die Tour führt uns zur Spitze der Landzunge, die ursprünglich als Round Hill bekannt war. Am Parkplatz steht das Denkmal für James Cook, der hier am 24. Mai 1770 an Land gegangen ist. Das später so bezeichnete Queensland wurde damit offiziell zum ersten Mal von einem Engländer betreten. Deshalb wird dieser Tag besonders gefeiert und dieses Dorf hier Town of 1770 oder korrekterweise Seventeen Seventy genannt.

Wir machen uns auf den Round Hill Creek Trail. Der leicht zu bewältigende, gut einen Kilometer lange Weg führt an der Küste entlang bis zum Bustard Bay Lookout. Nicht spektakulär, dafür aber ziemlich unaufgeräumt. Als ob hier lange Zeit niemand lang gegangen wäre. Eigenartig.

An der Bustard Bay, die übrigens von James Cook so bezeichnet wurde, weil die Matrosen hier eine Trappe geschossen und verspeist hatten, klettere ich trotz Protestes meiner Frau hinunter zum Wasser. Der Abstieg sieht schwieriger aus als er ist, aber Trittfestigkeit ist schon erforderlich. Unten angekommen, bin ich sofort drin in der eigenartigen Stimmung diese Ortes. Ich bin allein, das Meer flüstert nur, es rauscht kaum. Wie ein grünes Segeltuch mit weißen Spitzen liegt es da. Der blaue Himmel ist mit weißen Streifen überzogen. Der Sand ist hellbraun, die Steine wohl geformt und wie aneinandergepappt. Ich stelle mich zwischen einen großen Solitär und der Felswand, die nach oben zum Viewpoint führt. Ich atme ruhig und tief. Schön. Es sind auch diese Momente, die eine Reise wertvoll machen.

Oberhalb des kurzen Strandes treffe ich auf eine Gedenktafel für die getötete Besatzung des Fischerbootes Dianne. Das Drama ereignete sich 2017, als hier vor der Küste das Schiff in schwerer See kenterte und sank. Sechs Besatzungsmitglieder starben, einer überlebte.

Wir treten den Rückweg an. Ich bin in Gedanken versunken und muss aufpassen, wo ich hintrete. Der Trail ist nicht unbedingt der Burner, aber man kann auch mit dem Auto bis zur Spitze fahren und dann runter zum kleinen Strand gehen, das lohnt sich. Und kurz der Seeleute gedenken, sie haben es bestimmt verdient.

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Amphibienboote sehen echt kurios aus. Wenn sie dann noch pink angestrichen sind, ist der Anblick nicht zu toppen. Unser Boot heißt LARC und das bedeutet übersetzt leichtes, amphibisches, Nachschub- und Fracht-Boot. Die LARC`s waren in Vietnam im Einsatz und lange Zeit auch bei der Australischen Armee und in der Antarktis. Auch heute noch sind sie in verschiedenen Ländern auf der ganzen Welt in Betrieb.

Die großen Ballonreifen sorgen für Federung an Land und für Auftrieb im Wasser. Ansonsten ist das Teil aus Aluminium, mindestens 35 Jahre alt und soll immer noch fahrbereit sein. Wir machen jetzt die einstündige Nachmittagstour mit der Firma 1770 LARC! Tours für 45 AUD pro Person. Vorher hatte ich gespannt beobachtet, wie die Halbtagestour zurückkam und das LARC an Land fuhr.

Reisebericht Australien Ostküste, Amphibienfahrzeug im Wasser

Wir sitzen drin. Das Boot ist voll, auch einige Kinder darunter, die besonders aufgeregt sind. Unser Guide heißt Macca, ein blonder, sympathischer Typ. Er zieht kurz und knapp die Rettungswesteneinweisung durch und fragt dann, ob wir bereit wären für ein „big adventure“?

Klar sind wir das, alle grölen. Die Stimmung ist bestens. Und schon startet der V 8 Diesel. Die Auspuffrohre hinter uns dröhnen und kurz ist der blaue Himmel rauchgeschwärzt. Rumpelnd und schwankend geht es nach links über die Straße Richtung Ufer. Dann fährt das Boot die Böschung runter und platscht ins kühle Nass. Wir schwimmen.

Wir tuckern wie ein normales Motorboot über die Bucht und steuern auf die 1770 Sand Bar zu. Es herrscht Ebbe und die Sandbank ist deutlich zu sehen. Der Umschaltvorgang von Schraube auf Räder ist mir ein wenig unheimlich. Der Bootsführer muss den Moment doch sehr genau abpassen, oder? Es funktioniert jedenfalls tadellos und wir schwimmen nicht mehr, sondern fahren über Sand. Nach ein paar Minuten stoppt Macca und wir machen Pause. Wir können aussteigen, uns umsehen und unsere Amphibie bewundern.

Die Sandbank an sich ist eher langweilig. Nach einigen Minuten steigen wir wieder ein. Zweimal geht es dann mit Schwung und Anlauf von der Sandbank in´s Wasser. Es spritzt wie verrückt und alle jauchzen. Wie bei den kleinen Kindern heißt es „Once more, once more!“ Dieses phänomenale Vergnügen findet dann aber doch sein Ende. Wir schaukeln gemächlich zum Ufer zurück und fahren wieder an Land. Das hat richtig Spaß gemacht! Abends vor dem Camper sprechen wir noch lange über diesen Tag. Und wir haben Bergfest und resümieren: Tolle Reise!

Clairview und Mackay

Kurz vor dem Verlassen unseres Campingplatzes in Yeppoon bittet mich George höflichst um ein Selfie. Er ist ein Emu, der zusammen mit seiner Frau Georgina die Sanitärräume bewacht. Soll er haben, ich bin ja nicht so.

Der Bruce Highway ist heute unsere Straße. Wir rollen mit 100 km/h entspannt bei schönstem Wetter in Richtung Norden und sind der Klimaanlage dankbar. Das Außenthermometer zeigt stolze 34 Grad, die Luft wabbert über dem Asphalt. Der Verkehr ist gering. Aber diese Roadtrains, die uns öfter entgegenkommen oder in die gleiche Richtung fahren, erfordern volle Aufmerksamkeit. Sie haben neun Achsen und zwei Sattelauflieger und sind damit zwar kürzer als im Outback, aber doch Respekt einflößen.

Die Tankanzeige springt auf Reserve, das bedeutet aktuell noch 130 Kilometer Reichweite. Das klingt nach viel, ist aber in Australien relativ wenig. Da stehen schon mal Schilder am Straßenrand mit dem Hinweis „Next Fuel 90 Km“. Also tanken bei der nächsten Gelegenheit.

Die erste Tankstelle, die wir sehen, ist der Yaamba Stockman`s Country Store, der wirklich besonders ist. Als ich vorfahre und keine Dieselzapfsäule finde, erscheint eine Frau im Rollstuhl am offenstehenden Eingang zum Laden und versucht mir einen Schlüssel zuzureichen. Sie stützt sich auf die Armlehnen ihres Rollchairs und ich verrenke mir die Schulter, dann habe ich das Teil in der Hand. Im ziemlich genuschelten Englisch erklärt sie mir, dass die Zapfsäule um die Ecke wär und ich nach dem Tanken ein Foto zwecks Bezahlung machen soll. Okay, mache ich.

Im Shop gibt es übrigens alles, was man in der Gegend zum Arbeiten und Überleben brauchen könnte; nicht nur Benzin oder Diesel, der unterschiedlich zwischen 1,87 und 2,10 AUD kostet. Mit gefülltem Tank sind wir „on the road again“. Die Strecke ist heute ungewöhnlich weit: 375 Kilometer. Durchfahren muss da nicht sein. In der Regel suchen und finden wir ein Shop mit Café im Angebot. Aber es kommt nichts. Deshalb fahren wir einfach bei der nächsten Möglichkeit nach rechts ab und zuckeln ein paar Kilometer neben dem Bruce Highway auf einer Nebenstraße dahin. Und siehe da, eine Raststation mit Strandblick. Zwar kein Café, aber immerhin. Beim Aussteigen merken wir, dass es sich um eine kleine Ortschaft handelt: Clairview, eine „wellearned roadside stopover“. Na dann schauen wir mal. Der erste Eindruck: Vorsicht!

Es ist Anfang März, genau im gefährlichen Zeitraum des Box Jelly Fish, auf Deutsch: Würfelqualle. Hoffnung macht Punkt drei: „Gib nicht auf, die meistens Opfer genesen wieder.“ Na dann, ist ja gar nicht so schlimm, oder? Doch, wie wir nachlesen können, Kontakte enden mitunter tödlich. Aber wir wollen nicht ins Wasser, sondern nur mal runter an den Strand gehen. Der zweite Eindruck: Bizarr!

Es herrscht offensichtlich im Augenblick Ebbe. Und doch stehen die Bäume noch im seichten Wasser. Bei Flut müssen sie folglich komplett vor Salzwasser umspült sein. Sie sehen ganz eigenartig aus und verlocken mit ihren Formen zum Fotografieren.

Ich kann mich gar nicht sattsehen an dieser Landschaft. Absolut exotisch.

Wir bleiben viel länger als geplant an diesem Strand und laufen wie verzaubert zwischen den Bäumen hin und her. „Aber nicht ins Wasser“, mahnt meine Frau. Ja, ich weiß, die Würfelquallen! Am Weg nach oben bleibe ich noch an einer seltsamen Palmenart stehen, die gerade Früchte trägt und zwar auf Augenhöhe.

Was ist das denn, frage ich mich. Ich bemühe mal Google, werde aber nicht so richtig fündig. Es könnte eine weibliche Sago Palme sein. Sicher bin ich mir nicht. Auf jeden Fall passt sie in die exotische Gegend. Wer hier vorbeikommt, anhalten, aussteigen, staunen. Es lohnt sich.

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Wir sind auf dem Black Beach Holiday Park in der Nähe von Mackay untergekommen und besuchen heute den Eungella-Nationalpark, der ein ganzes Stück entfernt im Landesinneren liegt. Zwei Tierarten wollen wir suchen und finden: Flughunde und Schnabeltiere. Guten Mutes sind wir auf der Eungella Dam Road unterwegs. Am Ende des Tals windet sich eine recht steile Serpentinenstraße den Berg hoch. Hier wird gebaut und der Verkehr ist durch eine Ampelschaltung geregelt. So kann mir auf der engen Straße niemand entgegenkommen. Beim ersten Stopp hören wir schon auf dem Parkplatz den Lärm einer Kolonie von Flughunden, die riesig sein muss. Der erste Blick nach oben bestätigt den Eindruck. Alle Bäume hängen voll mit der einzigen Säugetierart, die aktiv fliegen kann.

Der Pfad hinein in den Regenwald ist unwirtlich. Es geht nur moderat bergauf, aber der Weg ist blockiert durch umgestürzte Bäume. Und alles ist voller Palmblätter und sonstiger Pflanzenreste. Es scheint so, als ob der Trail absichtlich unpassierbar aussehen soll, damit die Tiere nicht durch die vielen Touris gestört werden.

Wir beugen uns diesem vermuteten Hinweis anonymer Tierschützer und kehren um. Es gelingt mir noch ein gutes Foto eines Burschen, der offensichtlich nur an einer Kralle hängt. Wie macht der das?

Auf dem Weg zurück versuche ich noch einen Flughund bei der namens gebenden Tätigkeit auf´s Foto zu bannen. Mit etwas Glück gelingt es mir. Batman lässt grüßen.

Gerade als ich mich umdrehe und endgültig zurückgehen will, kreuzt ein gar nicht mal so kleiner Waran meinen Weg und erstarrt wie ich in seiner Bewegung. Langsam und vorsichtig hebe ich die Kamera. Ich kann ihn einfangen, bildlich natürlich nur.

Diesen Abschnitt Wald sollte man nur ein kurzes Stück betreten, der Flughunde wegen. Aber trotz weniger hundert Meter, was man dann zu sehen bekommt, ist genial anziehend, einfach großartig. Wir fahren weiter die Straße nach oben zum Sky Window Lookout.

Der Blick geht weit in die Landschaft hinein. Sanft erheben sich beidseitig die Hügel und bilden das Tal. Wir können bis zu den flachen Bergen des Turrawullagebietes schauen. Ein erhabener Anblick. Aber wir sind ja nicht zum reinen Vergnügen hier. Weiter geht´s, Schnabeltiere suchen.

Leider müssen wir mit einem Exemplar aus Fieberglas Vorlieb nehmen. Der echten Tiere lassen sich nicht blicken. Man kann nicht immer Glück haben. Aber der Wald hier am Broken River ist auch ohne Schnabeltiere interessant anzuschauen.

Die Mischung von Eukalyptus Bäumen, Würgefeigen, Palmen, Magnolien, Farnen und anderen Bodendeckern ist außerordentlich. Altes zerfällt und überall entsteht neues Leben. Spannend!

Reisebericht Australien Ostküste, Farn im Entstehen

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Wir verbringen einen freien Tag ohne weitere Tour-Aktivitäten auf dem wunderbar am Black Beach gelegenen Campingplatz und wandern am Strand entlang. Am südlichen Ende gibt es eine Spur von Steinen.

Wo die wohl hinführen? Ganz einfach, zum nächsten Strand, der hinter dem Felsen beginnt. Und der Blick zurück ist auch nicht von schlechten Eltern.

Auf den Wegen des Campgrounds sind ständig lustige Vögel unterwegs, die auch mal ganz schräg gucken können. Und ich schwöre, ich habe ihm nichts getan.

Ich habe nachgelesen, es ist ein Maskenkiebitz. Etwas später abends, es wird ab 19:00 Uhr dunkel, sitzen wir am Strand und schauen zum Mond hoch, der aber meistens von Wolken verdeckt nur im Geheimen strahlt. Bei einer kurzen Unterbrechung des Versteckspiels schieße ich ein Foto und verabschiede mich für heute.

Ach und dann waren da noch die Kookaburra, die einen lustigen Lärm veranstalten. Einfach auf das Video klicken und Ihr könnt Euch den lachenden Hans auf YouTube anhören (zu erkennen sind sie nicht).

Airlie Beach und Whitsunday Islands

Tropisches Klima und hippen Lebensstil, die beiden Dinge erwarten wir mindestens von Airlie Beach. Und einen fantastischen Ausflug zu den Whitsunday Islands. Das fetzig gemachte Ortsschild sieht jedenfalls vielversprechend danach aus.

In der angesagtesten Stadt globetrottender Backpacker in Australien lässt es sich gut leben, haben wir nachgelesen. Und in der Tat. Laute Livemusik, klappernde Biergläser, jede Menge lustiges Volk, Läden ohne Ende und ausgelassene Stimmung, wohin man auch schaut. Der Level unseres Urlaubgefühls ist sowieso schon hoch, aber es geht noch etwas höher. Auch wir sind also sehr guter Dinge, erfreuen uns eines herrlich sonnigen Nachmittages und schlendern am Strand entlang. Im Wasser ist niemand. Zu Recht. Denn der Box Jelly Fish kann auch in den Gewässern rund um Airlie Beach eine unangenehme Begegnung sein. Aus diesem Grund gibt es eine kleine, hübsch gemachte Lagune im Park direkt am Meer, mit Sand, Palmen, gut aussehenden Lebensrettern und quallenfreiem, türkis schimmernden Wasser.

Die Namensgebung diverser Städte und Flüsse ist ja hier in Australien immer spannend. In diesem Fall ist es mit ziemlicher Sicherheit der Spleen eines hiesigen Politikers gewesen, der aus der Nähe der Gemeinde Airlie in Schottland stammte und etwas Heimatliches um sich herum haben wollte, als ein Name für diese neue Ansiedlung am Meer gesucht wurde. Auf jeden Fall klingt er gut und geht sanft von der inzwischen doch sehr trockenen Zunge. Suchen wir doch mal nach etwas Trinkbarem.

Reisebericht Australien Ostküste, 2 große Gläser mit Bier

„Two glases of four X gold draught, please“, hat diese beiden wunderbaren Lebensspender in meine Arme gezaubert. Wir sind im Pub des Airlie Beach Hotels. Er ist typisch gut organisiert, wie auch schon ein Restaurant in Hervey Bay. Man bestellt selbst am Tresen, Festes und Flüssiges getrennt, bezahlt, nimmt das Getränk gleich mit und nennt für das Essen die Tischnummer.

Es gibt fast immer Livemusik und riesige Bildschirme für Football und Pferderennen. Zwischen den Tischen wuselt unglaublich viel Personal hin und her und hält die Tische minutenschnell auf Vordermann. Die jungen Leute sind oftmals work-and-travel Beschäftigte und kommen aus aller Herren und Frauen Länder. Läuft und zwar sehr gut. Unsere vegetarische Pizza kommt nach wenigen Augenblicken, eine reicht für uns beide. Sie ist supergut belegt, riesig und schmeckt hervorragend. Wenn wir zwischen zwei Bissen den Kopf heben, geht der Blick hinaus auf´s weite Meer, wo so fern unsere Heimat liegt.

In der schnell einsetzenden Dunkelheit wollen wir nun zurück zum Campingplatz, der gut zwei Kilometer entfernt ist. Schön wäre jetzt ein Taxi oder der Bus. Aber nichts da. Wir stellen uns zu blöd an. Auf Handzeichen reagiert keiner der Taxidriver und der Bus an der Haltestelle kommt nicht. Also heißt es, Kalorien abarbeiten.

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Punkt 07:30 Uhr holt uns ein Bus am Campingplatz ab und bringt uns zum Hafen, von wo aus die Tour zu den Whitsunday Islands beginnt.

Dank online-pre-check-in bei Explore Whitsundays geht es zügig zur Anprobe des Schnorchelanzuges, der vor den Stichen der Würfelqualle schützen soll.

Reisebericht Australien Ostküste, Mann mit Taucheranzug

Passt, sitzt und ab geht es an Bord eines Doppelrumpfbootes mit großen Außenbordern. Wir sind insgesamt zirka 30 Personen, die diesen Trip gebucht haben, jetzt in mehreren Reihen brav hintereinander sitzen und gespannt der Dinge harren, die da kommen mögen. Wir auch.

Isaak heißt der blondgelockte Bootsführer. Attraktiver Bursche. Er steht am Steuer und wartet bis einer der beiden Guides, deren genuschelten Namen wir nicht verstanden haben, uns erklärt hat, wie wir im Falle des Kenterns doch vielleicht überleben.

Wir verlassen Coral Sea Marina mit kräftigem Schwung und wild schreienden Motoren. Unterhaltung ist nicht mehr und Käppi auf dem Kopf auch nicht. Es geht weit hinaus auf´s offene Meer, hindurch zwischen diversen Inseln bis zum ersten Stopp in der Tongue Bay für einen Spaziergang zum berühmten Hill Inlet Lookout. Nach rund 45 Minuten landet das Boot direkt am Ufer an. Zum Aussteigen kurz mal die Zehen in`s lauwarme Wasser getaucht und schon stehen wir am Strand.

Über einen Hügel geht es zur anderen Seite der Landzunge mit dem überwältigen Blick auf den Whitehaven Beach. Wir haben ja inzwischen schon einige grandiose Strände gesehen, aber das haut uns um.

Nachdem wir wieder atmen können ob der spektakulären Aussicht, folgt kurz ein Abstecher zum Klo, wo ein mittelgroßes Spinnenexemplar den Besuch der Örtlichkeit überwacht. Hübsches kleines Ding, nicht wahr?

Aber das ist noch gar nichts. Auf dem Weg zurück entdecke ich ein noch etwas größeres Exemplar der gleichen Gattung, das mir dankeswerter Weise der Rücken zuwendet und ganz still hält. Es ist übrigens eine goldene Seidenkugelweberspinne, sagt Google und für den Menschen ungefährlich. Aber Vorsicht! Das Foto ist nichts für schwache Gemüter.

Wir steigen wieder auf`s Boot, umkurven die Landzunge und legen am Strand von South Whitehaven an, den wir eben von oben bewundert haben. Der weiße Quarzsand ist so gleißend hell, dass selbst mit Sonnenbrille die Augen schmerzen.

Für den Badespaß steigen wir in die schwarzen Strampelanzüge. Ich versuche mich im Stand-up Paddling. Um meinen Erfolg mit ehrlichen Worten zu beschreiben: geht so!

Rund zwei Stunden stehen uns insgesamt zur Verfügung, um diesen herrlichen Strand zu bewundern. Nach dem Badevergnügen schälen wir uns wieder aus den Anzügen und wandern am Wasser entlang von einer Seite bis zur anderen. Und Achtung. Das Paradies hat außer den netten Würfelquallen noch eine andere Überraschung parat: Sandflöhe. Also einsprayen! Schließlich geht es wieder an Bord der Whitsunday Bullet.

Es folgt ein schneller Ortswechsel zum Border Island zum Schnorcheln und zur Beobachtung von Meereslebewesen.

Viel zu sehen ist ehrlich gesagt nicht. Das Wasser ist nicht besonders klar und die wenigen Fische sind ziemlich scheu. Dann fotografiere ich eben eine Koralle, die nicht abhauen kann.

50 Minuten später bin ich einigermaßen aufgeweicht und freue mich, dass unser Guide mich wieder aufnimmt.

Es geht auf halb vier zu, diese fantastische Tour ist bald zu Ende. Alle sind wieder an Bord, die Anzüge und Schnorchelausrüstungen sind abgegeben. Entspannt den Motoren lauschend und den Fahrtwind genießend, rauschen wir in Richtung Coral Sea Marina. Wieder ein schöner Tag auf unserer Ostküstentour.

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Wir gönnen uns zum wiederholten Male einen freien Tag ohne besondere Aktivitäten auf diesem sehr nett angelegten Campingplatz in Airlie Beach. Als ich nachmittags von einem Rundgang zurückkomme, versperrt mir ein Gruppe halbstarker Alarmanlagen Imitatoren den Weg. Diese Vogelart kann viele Geräusche nachmachen. Quietschende Türen, das Piepen rückwärtsfahrender LKW`s oder eben Auto Alarmanlagen. Ich mache einen Schritt vorwärts, fünf des halben Dutzends verschieben ihren Standort gemächlich aufs Grün. Der sechste bleibt auf dem Weg stehen und knurrt mich mit langgezogenem Hals an.

Reisebericht Australien Ostküste, langgezogener Vogel stehend

Okay, der größere gibt nach. Ich mache einen Bogen um ihn rum und weiche auch auf dem Rasen aus, er soll seinen Triumph haben. Vögel gibt`s. Meine Recherchen später am Abend unter dem sehr hellen Schein des Mondes ergeben, dass es sich wahrscheinlich um einen Busch Stein Brachvogel handelt. Toller Vogel und toller Mond.

Townsville und Mission Beach

Ich stelle mir gerade vor, morgens vor dem Frühstück entspannt unter den Bäumen auf dieser herrlichen Uferpromenade in Townsville langzujoggen, als mich etwas am Kopf trifft. Der Blick nach oben entlarvt den Übeltäter: ein schwarzer Papagei zerfleddert die grüne Hülle einer Frucht.

Townsville hat einen durchaus sehenswerten Strand, aber auch hier sollte man wegen der Marine Stingers, den Stichen der Würfelqualle, besser nicht ins Wasser gehen.

Es gibt aber einen abgegrenzten Abschnitt mit Quallennetzen im Wasser und einem hübschen Lifeguardhäuschen im Backyard.

Wir laufen den Weg am Wasser noch ein Stück weiter und kommen an riesigen Würgefeigen vorbei, die als Solitär außerhalb des Dschungels nichts zum Erwürgen haben, aber mit ihren Luftwurzeln kolossal aussehen.

Wir würden gern im Café einen Cappuccino zu uns nehmen, aber das elegant aussehende Restaurant hat noch geschlossen.

Reisebericht Australien Ostküste, Café ohne Leute am Strand

Okay, dann eben später. Wir steigen wieder in den Camper und fahren zum Castle Hill hoch.

Eben noch unten und schon blinzeln wir oben auf dem Berg in die Nachmittagssonne und genießen den weiten Blick in die Landschaft.

Was mich die ganze Zeit schon beschäftigt: Wieso heißt dieser Ort eigentlich „Stadtstadt“? Eine Inschrift auf einer Säule löst das Rätsel. Robert Towns war ein Geschäftsmann und Unternehmer, der in dieser Bucht einen Hafen bauen ließ, der die ganze Region bedienen sollte. Mit ihm begann der wirtschaftliche Aufschwung der Gegend und bald steppte hier der Bär oder besser boxte das Känguru. Als Dank für die erfolgreiche Entwicklungshilfe wurde die Stadt 1865 nach ihm benannt und das Suffixe -ville für Stadt angehängt.

Wahr ist natürlich auch, dass das Land den Aborigines gehörte und es niemals Entschädigungen gab. Aber das ist eine andere Geschichte.

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Wir wollen zu den Wallaman Falls, den mit 269 Meter höchsten Wasserfall Australiens. Der Weg führt zunächst über eine einsame Landstraße, schnurgerade durch grüne Felder, die voller Rinder aller Farbnuancen sind. Und diese Straße wird offensichtlich so selten benutzt, dass die Tiere nicht nur Wiesen und Auen, sondern auch den Asphalt als ihr Habitat ansehen.

Sie liegen und stehen auf dem Fahrweg rum und verstoffwechseln dabei fleißig das gefressene Gras. Diesen Kufladen auszuweichen, ist quasi unmöglich. Andauernd klatscht der Dung gegen Reifen und Karosserie. Der Geruch wird uns wohl noch länger erhalten bleiben. Bei Annäherung weichen die Tieren gemächlich aus und lassen sich am Straßenrand nieder, um die Touris mehr oder weniger interessiert anzuglotzen.

Nach einer ganze Weile verlassen wir das Tal mit den an Gelassenheit nicht zu übertreffenden Kühen. Die Anzahl der Bäume rechts und links nimmt zu. Die Straße führt nun hoch auf Wasserfallniveau. Auch hier scheint mir die Strecke nicht enden zu wollen. Rund 30 Kilometer geht es serpentinenartig durch den Wald. Wieder herrscht wenig Verkehr, die Not ausweichen zu müssen, bleibt mir erspart. Endlich sind wir oben. Der Anblick ist hinreißend prächtig.

Der Stony Creek stürzt sich über die Felskante als gäbe es kein morgen. Aus der Tiefe hören wir das gewaltige Rauschen des Wassers. Wir sind im Girrigun Nationalpark und wollen noch ein wenig in der Gegend bleiben. Wir fahren die Straße am Campingplatz vorbei bis zu einer Brücke, die nirgendwo hinzuführen scheint, obwohl sie stabil aussieht. Auf der gegenüberliegenden Seite gibt es nur noch einen Sandweg, der steil nach rechts oben führt, wohin auch immer. Google Maps können wir nicht fragen, es gibt kein Netz. Ich komme mir vor wie in einem alten Vietnamfilm, wo sich die Protagonisten mit ihren Militärfahrzeugen durch den Dschungel gekämpft haben und nun dem scheinbar einfachen Weg über die Brücke misstrauen. Wir trauen uns auch nicht und stoppen unsere Exkursion.

Der Weg runter vom Berg geht zügiger als der Anstieg. Bei einem Viewpoint bremse ich und parke unseren Camper an der Felsenkante. Der Halt lohnt sich absolut, der Ausblick macht die immense Ausdehnung des Regenwaldes deutlich. Alle Hügel sind dicht an dicht bewachsen. Eine geschlossene grüne Decke bis zum Horizont. Bemerkenswerte Natur!

Vorsichtig steuere ich den Mercedes Benz Sprinter mit Wohnambiente wieder auf die Straße, die gut ausgebaut ist. „Drive left“, höre ich immer wieder meine innere Stimme sagen. Das ist mir aber inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen. Sicher kurve ich vom Parkplatz runter und touchiere noch nicht mal die Leitplanke.

Unser heutiger Campingplatz liegt am South Mission Beach und begeistert uns vom ersten Moment an. Er gehört zur Tasman bzw. BIG4-Gruppe und liegt direkt am Strand.

Wir finden einen Stellplatz unter Palmen, nahe den neu aussehenden, sehr sauberen sanitären Einrichtungen, haben gutes Internet und kaum Nachbarn. Was will man mehr?

Wir springen noch kurz in den Pool und erfrischen uns. Bei knappen 34 Grad im Schatten eine echte Wohltat. Apropos Schatten. Je weiter wir in den Norden vordringen, desto heißer wird es. Da ist das Wort „spenden“ in Bezug auf Schatten deutlich inhaltsschwerer als üblich. Egal, wo wir unterwegs sind, nur raus aus der Sonne.

Am nächsten Morgen müssen wir schon wieder weiter, die freien Tagen ohne besondere Aktionen sind fast aufgebraucht. Die Sachen sind schnell verstaut und der Camper mit wenigen Handgriffen reisefertig gemacht. Dann hoch auf den Bock und den Boliden starten. Der Mercedes springt sofort an. Dieses Auto ist wirklich tiptop in Ordnung, lässt sich sehr leicht fahren, bietet eine gute Übersicht, hat auch für 36 Meter lange Roadtrains genug Power unter der Haube und vermittelt mir ständig das Gefühl: „Du schaffst das schon!“ Und diese Beurteilung darf ich mir erlauben, denn immerhin haben wir jetzt deutlich über 3.000 Kilometer zurückgelegt und sind im letzten Drittel unserer Tour angekommen. Bei der Abfahrt geht ein letzter Blick zu den Palmen am Strand. Ein bisschen wehmütig, der Aufenthalt war vielleicht zu kurz.

Paronella Park und Port Douglas

Wir schreiben das Jahr 1913. Der Katalane José Paronella lässt seine Verlobte in Spanien zurück, um in Australien sein Glück zu versuchen. Elf Jahre später kehrt er als reicher Mann wieder zurück, doch die Frau seines Herzens ist vergeben. Kurzer Hand nimmt er die jüngere Schwester Margarita zur Frau und verbringt die Flitterwochen in der Nähe des Flüsschens Mena Creek in Queensland. 1929 beginnt er aus Heimweh nach Katalonien ein Wohnhaus und ein kleines Schloss nach spanischen Vorbild zu bauen. Später wird dieses Anwesen Paronella Park genannt. Wir sehen uns die Reste des Schlosses heute an.

Und was soll der Schirm? Ganz einfach: Der ist erstens gut gegen Feuchtes vor oben, denn bei diesem tropischen Klima regnet es oft ganz plötzlich heftigst und zweitens gut gegen sonnige 34 Grad. Wir sind aber verwegen und verzichten. Unser Guide heißt Ben und kommt aus Wien. Die Führung ist trotzdem in Englisch, wir beiden Deutschen sind in der Minderzahl. Wir treten durch den Bogen ein in ein katalanisches Märchen.

Ben führt uns mit zwei Zwischenstopps und viel Geschichte hinter das Schlösschen, das zwar ganz schön renovierungsbedürftig aussieht, aber dennoch als ganz reizendes Miniexemplar eines spanischen Castillo daherkommt.

Auf dem Feld vor der Springbrunnenanlage, die vom Mena Creek gespeist wird, gab es früher einen Tennisplatz. Jetzt dient er bestuhlt als Veranstaltungsfläche abendlicher Events. Gleich daneben stehen die Reste der Küche, auf deren Dach das Orchester spielte.

Auch hier finden Erhaltungsarbeiten statt. Die Halbruine sieht aber dermaßen fotogen aus, dass ich als Hausherr nichts ändern würde. Ben führt uns jetzt durch die Kauri Avenue in den Märchenwald. Diese auch Kaurifichten genannten Bäume kommen sehr häufig im tropischen Regenwald vor. Sie können bis zu 50 Meter hoch wachsen und 1.000 Jahre alt werden. Sehr eindrucksvoll stehen die noch jungen Burschen schnurgerade rechts und links des Weges. Jung deshalb, weil José sie erst vor rund 100 Jahre gepflanzt hat.

Die camouflagefarbene Oberfläche der Stämme diente der australischen Armee übrigens als Vorlage für ihre Tarnanzüge, erklärt uns Ben. „O really?“, fragt ein australisch kurzbehostes, mittelblondes Girlie zweifelnd und mit hochgezogenen Augenbrauen. „Sure“, entgegnet unser Wiener ganz locker. Er ist die Sicherheit in Person und lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Der Weg führt nun zum Wasser runter. Der Mena Creek bildet einen kleinen Wasserfall, der ab 1933 ein Wasserkraftwerk antrieb. Es war das früheste in North Queensland und versorgte den gesamten Park mit Strom.

Huch, das Wasser hat ja die Terrasse überschwemmt! Stimmt. Zurzeit führt der Mena Creek Hochwasser, da kommen die Fische bis in den Vorgarten.

Ben überrascht mit weiteren interessanten Details zum Park und beendet nach rund 40 Minuten die Führung. Gut gemacht, mein Lieber. Nachdem die anderen weg sind, plauschen wir ein wenig mit ihm auf Deutsch. Er ist eigentlich Opernsänger und trägt bei der Abendveranstaltung zum Abschluss immer eine Arie vor. Irre. Auf dem Weg zurück zum Eingang werfen wir noch einen Blick in das liebevoll hergerichtete ehemalige Wohnhaus der Paronellas, das jetzt ein Museum ist.

Fazit dieses Besuches: Die Geschichte des Katalanen José ist spannend und das Ambiente des Ortes hinreißend. Es lohnt sich unbedingt.

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Wir haben auf unserer Tour Cairns zunächst links liegen gelassen und sitzen im Café des Hotels Peinsula an der Strandpromenade in Port Douglas, bestellen beim wahrscheinlich italienischstämmigen Kellner Antonio zwei Cappuccini und planen die nächsten Tage.

Heute werden wir auf jeden Fall in der Stadt bleiben und uns etwas umsehen. Das Wetter ist angenehm, blauer Himmel mit Schäfchenwolken und richtig frisch, es sind nur 29 Grad. Wir machen uns auf den Weg. Der berühmte Four Mile Beach, den wir gar nicht so besonders finden, wir sind aber auch verwöhnt, endet an einer felsigen Landzunge, die zum kleinen Yachthafen führt. Dort steht mitten auf der Wiese unter Palmen eine hübsche kleine Holzkirche.

Falls Nicole Kidmann nochmals Tom Cruise heiraten möchte, würde ich ihr diese Kirche als ideale Location für die Zeremonie empfehlen. Von außen bildschön restauriert, haut mich der Blick in das Innere um: schlicht und edel dekoriert, weiß, blau und braun die Farben und die Rückwand zum Meer hin offen mit einem großen Fenster. Wie abgefahren ist das denn bitte.

Und wenn Maverick und Nikki nach der Trauung zum Champagner bitten, ist die Port Douglas Sugar Wharf der ideale Empfangsort. An der Landungsbrücke wurde früher der Rohrzucker verladen und heutzutage kann auf der Brücke gefeiert werden bis die Holzbalken splittern.

Die Landungsbrücke bildet den Abschluss des Yachthafens zum Meer hin. Die Palmen grenzen den kleinen Park ab und ein wenig Strand gibt es auch noch. Ich gehe weiter vor und schaue, ob es noch etwas Lohnenswertes zum Fotografieren gibt. Ich will die Kamera gerade wieder wegstecken, da gleitet als dekorative Fotobeigabe, wie von Zauberhand herbeigewünscht, ein Segelboot in den Hafen. Was für ein Glück. Dankeschön, Merlin!

Im ANZAC War Memorial Park stolpere ist fast über eine voll fette Wassermine, die verdammt echt aussieht. Wie ich nachlesen kann, ist die auch echt. Wow, was für ein Ding!

Diese Bombe gehört zusammen mit der Soldatenstatue zum Kriegsdenkmal zu Ehren der gefallenen Soldaten der beiden Weltkriege und des Vietnamkrieges. ANZAC ist übrigens die Abkürzung für das australische und neuseeländische Armeecorps. Wir stöbern noch ein wenig in den umliegenden Geschäften, leisten uns ein Eis und lassen die Palmendekoration am Strand mit nachmittäglicher Hintergrundbeleuchtung auf uns wirken. Ich weiß, das ist nicht das erste Motiv dieser Art, aber immer wieder schön, so schön.

Daintree National Park und Mossman

Mit rund 1.200 Quadratkilometern ist der Daintree Rainforest Teil des größten zusammenhängenden tropischen Regenwaldgebietes auf dem australischen Kontinent. Einer der Eingänge befindet sich südlich des Daintree-Flusses in der Mossman-Schlucht. Hier machen wir heute eine Bootstour mit anschließender, kurzer Wanderung und einer Bademöglichkeit.

Der Fluss selbst sieht unspektakulär aus, die Nebenarme sind dafür umso malerischer. Der Bootsführer schaltet ab und zu den Motor aus und lautlos gleiten wir unter dem grünen Blätterdach dahin. Auch das Wasser schimmert hellgrün, aufsteigende Blasen sehen blau aus. Was für ein Farbenspiel!

Wir kommen an ein verschlammtes Stück Fluss mit vielen Mangroven, wo mich keine zehn Pferde ins Wasser ziehen könnten.

Reisebericht Australien Ostküste, Mangrovenwald am Flussufer

Wäre auch unklug, hier in`s Wasser zu gehen, denn die bis zu sechs Meter langen Salzwasserkrokodile kennen keine natürlichen Feinde und fressen alles und jeden. Unser Guide hatte uns versichert, eines zu entdecken. Und richtig, da ist ein Exemplar.

Wer genauer hinschaut, erkennt, dass es sich um ein Jungtier handelt. Eltern, Onkel und Tanten haben wohl gerade dienstfrei, da muss halt der Kleinste ran. Im Infobüro am Eingang hängen Bilder von einigen am Fluss lebenden und namentlich bekannten Krokodilen. Ein Bursche heißt zum Beispiel Scarface, mit eigenem Instagram Account. Das Bild ist von David White, dem localen Crocodile Guide vom Daintree River.

Copyright by David White

Der rund 70 Jahre alte Scarface wird übrigens vermisst. Seit dem 11. Februar 2023. Bei Instagram wird schon um ihn getrauert. Nach einer guten Stunde legen wir wieder an. Die entdeckten Tiere waren überschaubar, aber das ist auch eine Reaktion auf den immer mehr zunehmenden Tourismus; das wilde Leben, the Wildlife, ist da, wo wir nicht sind. Besser so für die Tiere. Auf dem Weg zurück zum Bus stoppe ich bei unserem Tourguide, weil sich ein Schmetterling anscheinend in ihn verliebt hat. Immer wieder flattert er zwar los und landet dann aber wieder an einer anderen Stelle seines Shirts.

Next Stopp Mossman Gorge. Das ist der südliche Teil des Daintree Rainforest. Wir wandern ungefähr 500 Meter auf Holzstegen bis zum Regenwaldbach, den Mossman River. Hier wird jetzt gebadet und zwar kalt. Ganz schön frisch, ehrlich!

Der Fluss ist ziemlich reißend. Eigentlich würde ich gern in die Mitte zu dem großen Stein schwimmen, wo auch schon andere sind. Auf Bitten meiner Frau nehme ich davon Abstand. Sie hat natürlich Recht, wir haben ja noch einiges gemeinsam vor und sie fährt auch nicht so gern auf der linken Seite Auto. Dann vergnüge ich mich halt anderweitig und mache Faxen.

Ausgekühlt, aber herrlich erfrischt, wechsle ich das nasse Unterleibsteil gegen trockene Buxen. Und dann ab zum Bus und Rückfahrt.

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Wie so oft führt die Straße, auf der wir heute zur Stadt Mossman unterwegs sind, durch endlose Zuckerrohrplantagen. Und dauernd überqueren wir Bahngleise, vor denen großspurig gewarnt wird.

Aber es sind so Miniteile, ganz schmal, ungefähr 60 Zentimeter. Wofür oder für wen sie sie gedacht? Des Rätsels Lösung ist das Zuckerrohr, welches von großen Schneidemaschinen geerntet und über Loren-Bahnen zur Zuckerfabrik gefahren wird.

Von weiten sieht Sugar Cane fast wie Mais aus. Ich gehe in ein Zuckerrohrfeld hinein, weil ich genau wissen will, wie der Dickmacher aussieht.

Von Nahen betrachtet denke ich eher an Bambus oder Schilfgras als an Mais. Auf jeden Fall sehr groß und mit scharfkantigen Blättern. Ich trete wieder raus auf den Weg und denke mir so im Nachhinein, dass mich da auch eine Schlange hätte ärgern können. Die Neugier war größer, Glück gehabt. Ein letzter Blick auf die Gleise und eine Weiche. Ein wenig wie früher bei meiner Märklineisenbahn.

Das Zuckerrohr und dieses Transportsystem begünstigte die Gründung der Stadt Mossman, in der auch die erste Zuckerrohrfabrik errichtet wurde. Besonders sehenswert sind die riesigen Bäume zwischen Foxton Avenue und Mossman Street. Es sind Regenbäume, auch Saman genannt.

Sie können bis zu 25 Meter hoch werden, mit einer Krone bis zu 30 Meter im Durchmesser. Überwältigend groß, ich fühle mich wie ein Zwerg. Auf diesem Platz steht auch eine der Kirchen von Mossman. Es ist die denkmalgeschützte St. David's Anglican Church.

Die erste Kirche an dieser Stelle bestand aus Timberholz und wurde 1899 eingeweiht. Ein Zyklon machte 1911 in Mossman alles, was aus Holz war, platt, auch diese Kirche. Bereits 1912 begann man mit der Planung einer Steinkonstruktion. Es sollte aber bis 1952 dauernd, bis die neue Kirche eingeweiht werden konnte. An der Verzögerung waren auch die beiden Weltkriege Schuld. Dafür sieht sie jetzt umso schöner aus.

St. David, der walisische Schutzpatron als Namensgeber und St. Andrew, der erstberufene Apostel, schmücken zusammen mit Jesus eines der Kirchenfenster. Das ist Handwerkskunst in Vollendung.

Ich nehme mir einen Moment Zeit und setze mich in die Bank. Unsere Reise ist bisher glücklich verlaufen und so soll es auch bleiben. Ich sende diesen Wunsch an meinen Schutzengel und trete wieder nach draußen ins Helle. Auf der anderen Seite der Kirche gibt es den George Davis Park, von dem aus gibt es einen fantastischen Blick auf die Regenwaldberge.

Auf dem Weg zu unserem Campingplatz in Port Douglas passieren wir, wie schon den ganzen Urlaub über, dutzende Kreisverkehre. Diese Art kreuzende Verkehrsströme zu regeln, ist hier in Australien zur absoluten Kunst stilisiert worden. Am Anfang meiner Fahrversuche auf der für mich falschen Seite kamen mir die Roundabouts unheimlich vor. Aber jetzt geht es wie am Schnürchen.

Zurück auf dem Campingplatz springe ich zum Tagesausklang in den Pool und lasse mir das Wasser über den Kopf laufen. Eine Wohltat bei 34 Grad.

Kuranda

Siebeneinhalb Kilometer lang mit 32 Türmen, das ist die Skyrail Rainforest Cableway, die wir heute von Smithfield aus nutzen, um nach Kuranda, einem Bergdorf zwischen Cairns und Port Douglas zu kommen. Im Deutschen sagen wir ja Seilbahn und Gondel und in die steigen wir jetzt ein.

Da können sich die österreichischen Schluchtenfanatiker aber mal eine dicke Scheibe abschneiden. Nicht in technischer Hinsicht, sondern was den Schutz der Natur während der Bauphase angeht. Der Startschuss für dieses ehrgeizige Projekt erfolgte 1994. Es durften keine Straßen gebaut werden, der komplette Transport erfolgte mit Hubschraubern. Die Bauarbeiter gingen zu Fuß zu ihrem Arbeitsplatz. Oberboden und Laub wurden gesichert und entfernte Pflanzensetzlinge nach Abschluss der Bauarbeiten wieder eingepflanzt. Und nun schweben wir über den unversehrten Regenwald und staunen.

Es gibt zwei Zwischenstationen, bei denen wir auch aussteigen. Bei dem Barron Falls Halt haben wir einem fabelhaften Ausblick auf den gleichnamigen Wasserfall. Und das Wasser-Licht-Luft-Gemisch präsentiert außerdem einen herrlichen Regenbogen. Was will man mehr?

Nach insgesamt anderthalb Stunden sind wir im Dorf angekommen und machen Sightseeing per Pedes. Die Coondoo Street hat genauso wie die anderen Straßen ein buntes, überbordendes Angebot an Touri-Schnickschnack, dass einem gesunden männlichen Wesen die Sinne schwinden. Frauen sehen das sicherlich anders, claro! Auf einem rückwärtigen Grundstück am Kreisverkehr zwischen Therwine und Thooree Street gibt es aber den Kuranda Original Rainforest Market, den einen Besuch unisexmäßig wert ist.

Hier macht sogar mir das Stöbern Spaß. Es gibt viel esoterisch Angehauchtes und künstlerisch Verfeinertes zu bestaunen, aber auch kitschigen Quatsch.

Dazwischen liegen Cafés und Restaurants und alles befindet sich quasi in einem Stück Regenwald, terrassenförmig angelegt, wunderbar ansprechend arrangiert. Dreieinhalb Stunden durch das Bergdorf ziehen macht durstig. Und die Warnung auf diesem Schild will ich nicht ignorieren.

Rein in den Laden, zwei Four X Gold vom Hahn bestellt und ab zur ebenfalls stark dehydrierten Ehefrau.

Da laufen doch die Beinchen wie von selbst zurück zur Station. Aber die Seilbahn lassen wir rechts liegen und gehen zum Kuranda Scenic Railway Bahnhof, von dem ein historischer Zug zum Ausgangspunkt zurückfährt. Das ist eine sehr schöne Alternative.

Wir haben noch Zeit bis zur Abfahrt und schlendern auf dem Bahnsteig umher. Petra geht zwischen zwei Blumenrabatten durch, als sie plötzlich erstarrt und flüstert: „Eine Schlange.“

Niedlich, die Kleine und schlau. Sie schlängelt zur Bahnsteigkante und verharrt einen Augenblick. Der Kopf hängt ein wenig über. Sie bewegt ihn langsam nach rechts und links, als würde sie nach dem Zug schauen, der eine Überquerung der Gleise zur tödlichen Aktion machen würde.

Ich bin mir sicher, das macht sie nicht zum ersten Mal. Schließlich gleitet sie auf das Gleisbett hinunter, überquert zwei Gleise und verschwindet im Regenwald. Wir sind beide baff. Da latschen wir nun seit Wochen durch den Dschungel und nichts schlängelt sich vor unseren Füßen und jetzt das hier auf dem Bahnhof. Der Lokführer bläst zur Abfahrt, wir steigen ein und fühlen uns sofort wohl. Bildhübsch restaurierte Sitze mit rotem Leder und lackiertes Holz verströmen eine alte, aber doch junggebliebene Ästhetik. Sehr authentisch.

Reisebericht Australien Ostküste, Eisenbahnwagon von innen, sehr alt

Die Fenster sind alle offen, was die Hitze erträglich macht und natürlich auch einen besseren Blick nach außen zulässt.

Die Kuranda Scenic Railway ist eine denkmalgeschützte Touristenbahn, die von Cairns nach Kuranda verkehrt. Die 1891 gebaute Linie ist nur 37 Kilometer lang, braucht dafür aber fast zwei Stunden. Warum? Zunächst fährt der Zug sehr langsam, damit die Fahrgäste schön viel sehen können und außerdem gibt es noch zwei Stopps unterwegs mit jeweils zehnminütigem Aufenthalt. Der erste Stopp ist Barron Falls, den kennen wir schon von der Seilbahnfahrt. Wir steigen trotzdem aus. Petra hängt sich über`s Geländer zum Fotografieren des Wasserfalls und ich renne nach vorn zur Lok.

Es sind sogar zwei Lokomotiven, beide recht alt, zwischen 1966 und 1970 gebaut. Zehn Minuten vergehen schnell. Ich muss auch wieder zurückrennen, denn wir sitzen im letzten Wagen. Nach rund einer halben Stunde fahren wir über die Stoney Creek Falls Bridge.

Sehr vorsichtig, so scheint es mir, klappert unser Zug über die auf Schmiedeeisen ruhende Gleiskonstruktion. Da die Brücke in einer Kurve liegt, ist sie gut zu sehen. Es ist ein ausgezeichnet arrangiertes Landschaftsbild, das sich uns da zeigt: Granitfelsen, Wasserfall, bestens platzierte Bäume, nicht zu viele, sonst würde man ja nichts sehen und dazwischen die filigrane Brücke mit dem Zug. Ein Modelleisenbahnbauer könnte es nicht besser machen. Wir hängen am Fenster und finden den Anblick überwältigend. Der zweite Stopp ist Freshwater. Die Fahrt geht zwar noch bis Cairns weiter, wir steigen aber aus, denn der Busfahrer des gebuchten Trips nimmt uns hier wieder auf. Eine sehr interessante Tour, die durch die alternativen Transportmittel besonders spannend ist. Absolut empfehlenswert.

Reisebericht Australien Ostküste, Emblem auf Eisenbahnwagon

Marreba, Atherton und Malanda

Wir müssen tanken und nehmen auf der Landstraße die erste Tankstelle, die wir sehen. Es ist eine kleine, privat betriebene mit einem ordentlichen Preis. Die können sich in der Provinz keinen teuren Sprit erlauben, die Gemeinde darum herum ist da sehr empfindlich, die Leute wandern sofort ab. Außerdem sind sie nicht dem Diktat eines Mutterkonzerns unterworfen. Während Petra bezahlt, sehe auf der anderen Straßenseite eine Ruine. Das ist für mich wie ein Magnet, da muss ich hin.

Es sind die Reste einer Sägemühle, die J. M. Johnston einst hier betrieben hat. Sie wurde 1914 erbaut und brannte 1963 ab, erklärt eine Tafel, auf der noch viel mehr Informationen stehen. Durch halbhohes Gras nähere ich mich vorsichtig dem Objekt meiner Begierde. Ihr wisst schon, Schlangen! Nach einigen Minuten stehe ich vor den Resten des Ofens.

„Danger, keep off!“ und „Heavy Penalties“ für´s Erklettern. Wer will mich bestrafen? Der Ort ist so tot wie etwas nur tot sein kann. Dennoch, sehr eindrucksvoll, dieses Zeugnis einstiger Holzverarbeitung. Schaut sie euch an, diese „Saw Mill“, unbedingt. Sie befindet sich Ecke Santowski Crescent und Peninsular Development Road auf dem Weg nach Mareeba. Außer diesem Ort werden wir heute noch Atherton und Malanda besuchen und einen Abstecher zu zwei Kraterseen unternehmen. Klingt wie eine lange Strecke, sie ist sind aber nur rund 68 Kilometer auf den Tablelands, von wo aus man einen schönen Ausblick auf dieses friedlich daliegende Tal hat.

Unser eigentliches Ziel in der Nähe von Mareeba ist der Granite Gorge Natur Park, der privat betrieben wird. Dort gibt es handzahme Wallabies, die gefüttert werden wollen.

Die Granitschlucht sieht aus, als hätte ein Riese Murmeln gespielt. Die Felsen liegen kreuz und quer durcheinander und dazwischen kämpft sich ein Bach mühsam durch die Steine, der in einen Weiher mündet.

Das Gebiet ist ziemlich groß und ohne die gelben Hinweise würden wir uns schnell verlaufen. Wir klettern hoch und steigen runter, halten uns an Geländern fest und versuchen, nicht hinzufallen. Es ist anstrengend und die 34 Grad im Schatten, wenn es welchen gäbe, machen die Sache nicht leichter. Nach knapp einer Stunde sind wir zurück am Eingang des Parks. Hier gibt es einige Vögel und Reptilien in Käfigen, was uns nicht so gefällt, aber auch freilaufende Pfauen und Truthähne.

Da kann mir einer sagen, was er will. Dieses Tier ist doch nicht von dieser Welt, oder? Wir steigen wieder in den Camper und fahren nach Atherton, zum berühmtesten und größten Curtain Fig Tree Australiens, auf Deutsch auch Würgefeige genannt.

Dieser Baum hat solche Ausmaße, dass ein Holzpfad gebaut wurde, um ihn einmal zu umrunden. Alles fing vor zirka 500 Jahren an, als ein Samen in das Blätterdach des Wirtsbaums fiel, Luftwurzeln bildete und allmählich den Gastgeber erwürgte. Als der tot war, stürzte er auf den Nachbarbaum, wo das perfide Spiel weiterging. Dieser Curtain Fig Tree ist schätzungsweise 50 Meter hoch, der Stammumfang ohne Luftwurzeln beträgt 39 Meter und die Vorhänge sind bis zu 15 Meter lang. Und er ist in seiner Größe nicht zu erfassen, absolut nicht; Ehrfurcht und Staunen vor den Wundern der Natur, mehr ist nicht drin.

Reisebericht Australien Ostküste, Vorhang aus Wurzeln

Auf der to-do-Liste des Tages stehen jetzt die Malanda Falls, wobei die ein Witz sind. Das Wasser fällt auf einer Breite von 30 Metern gerade mal vier Meter tief. Aber interessanterweise bilden sie einen sehr großen Swimmingpool, der vor allen Dingen den Campern von nebenan Erfrischung bietet. Obwohl… die Farbe ist gewöhnungsbedürftig, ob das abfärbt?

Reisebericht Australien Ostküste, riesiger, natürlicher Pool mit Wasserfall

Ich verkneife mir jedenfalls das Schlammbad und wandere mit Petra durch den Dschungel. Wir suchen Baumkängurus. Aber so sehr wie uns auch die Nacken verrenken, nichts zu sehen außer Wald. Sie verstecken sich zu gut. Stattdessen bewundern wir Wasserschildkröten im North Johnstone River, wie der Bach großspurig heißt.

Ich steuere den Camper wieder auf die Malanda Atherton Road, um zum Kratersee Nummer eins zu kommen, dem Lake Eacham. Dieser See hat keine Zuflüsse, die ihn mit irgendwelchen Sedimenten veruneinigen könnten. Er wird nur vom Grundwasser gespeist und ist deshalb glasklar.

Ein nahezu perfektes Spiegelbild zeigt sich uns in der Mittagssonne, herrlich. Wir laufen am Seeufer etwas entlang. Zum Umrunden fehlt uns heute die Ausdauer. Wir steigen wieder in´s Auto. Wenige Kilometer weiter stoppen wir am Lake Barrine, wo es ein Teahouse geben soll. Und tatsächlich, es gibt eines, das sehr gemütlich und exklusiv direkt mit Blick auf den ebenfalls glasklaren Kratersee gelegen ist.

Wir nehmen Platz und bestellen Chai Latte und Cheeselemoncake. Der Blick auf den See in dieser fantastischen Atmosphäre ist unglaublich. Das haben wir uns aber auch verdient. Schweigend und genießend warten wir auf die Bestellung, die etwas dauert. Schließlich serviert Miriam aus der Schweiz das Gewünschte. Das Warten hat sich gelohnt, wahrhaftig!

Es ist die ultimative Erfüllung eines jeden Kuchenfanatikers. Das ist nicht nur toll angerichtet, sondern überwältigend in Geschmack und Konsistenz. Und es wäre unbedingt etwas für Thomas´ Serie „Mein Süßkram - Beste Cafés in Berlin“.

Great Barrier Reef und Cairns

Die Caypso Blue bringt uns zum Great Barrier Reef zum Schnocheln. Wir werden drei Stopps machen und jeweils eine Stunde Zeit zum Fische gucken haben.

Wir legen ab, einer der Crewladys bittet zum Gebet. Wir stehen unter Deck und hören zu. Das Schiff ist noch im Hafen, als es dramatisch wird. Links hinter mir poltert es, ein Junge von ungefähr 15 Jahren ist auf den Schiffsboden geknallt. Sofort kümmert sich ein anderes Crewmitglied um den Bewusstlosen. Wir sollen alle ans Oberdeck. Klar, gaffen ist jetzt ganz schlecht. Im Augenwinkel sehe ich noch, dass der Junge auf dem Boden sitzt, er ist wieder zu sich gekommen. Das Schiff dreht um und fährt zum Steg zurück. Aus der Ferne höre ich schon eine Sirene. Das geht schnell. Nach 30 Minuten ist die ganze Familie des Jungen von Bord und wir starten den zweiten Versuch. Nunmehr lassen wir die Landungsbrücke von Port Douglas wirklich hinter uns und sind zügig auf dem offenen Meer.

Nach einer Stunde sind wir am ersten Tauch- und Schnorchelpunkt. Die Korallen sind deutlich zu erkennen, tief ist das nicht, vielleicht drei Meter. Das Boot macht an einer Boje fest. Wir ziehen die Quallenkontaktschutzanzüge an, bekommen Maske, Schnorchel, Flossen. Alles läuft sehr gesittet, ruhig und professionell ab. Zwei Spritzer Antifog in die Maske, für mich Vaseline für den Bart. Der Sitz der Kapuze wird überprüft und letzte Fragen beantwortet.

Es geht los. Das Schiff hat eine Badeplattform mit Stufen, wobei die letzte sich zirka einen halben Meter unter der Oberfläche befindet. Das erleichtert das Einsteigen erheblich. Zwei Schnorchelhelferinnen sitzen vor uns im Wasser auf Rettungsschwimmerbojen und beobachten das Volk vor ihnen. Das gibt Sicherheit, gut gemacht. Ein beherzter Sprung nach vorn, die Maske hält und ich bin mitten drin im Aquarium des Great Barrier Reef.

Mir fehlen die Worte, wobei Sprechen mit Schnorchel im Mund sowieso tunlichst zu vermeiden ist, das gibt schlimmen Wassereinbruch.

Wir schnorcheln hin und her und fassen die Vielfalt um uns rum nicht. Das ist absolut fantastisch. Wir sind in einer anderen Welt und plötzlich Teil dieses Urelements Wassers, mitten drin im Ursprung allen Lebens und sind glücklich. Ein tolles Gefühl, auch rein physisch. Das Wasser ist warm, zu warm für das Korallenriff auf Dauer, wie wir ja wissen.

Nach einer Stunde wird zum Sammeln geblasen. Ist Petra in der Nähe? Der Rundumblick ist ja bekanntermaßen durch die Maske eingeschränkt. Ich sehe, sie ist schon an der Plattform des Bootes. Gut, dann mache mich auch auf den Rückweg. Nach wenigen Metern kann ich das Seil erkennen, das unser Boot auf Position hält.

Vorsichtig löst ein weibliches Crewmitglied das Sicherungstau von der Boje. Die Frauen sind im Team eindeutig in der Überzahl. Das Boot dreht langsam und tuckert zum nächsten Punkt. Wieder ist das Korallenriff nur knapp über zwei Meter tief entfernt und die Fische sind überhaupt nicht scheu.

So geht das auch ein drittes Mal. Davor ist einmal Essen fassen angesagt. Durchaus abwechslungsreich, es gibt auch genug für Vegetarier. Alle sind prima guter Laune und genießen diesen Ausflug genauso wie wir. Beim letzten Wassergang gibt es noch einen Schnappschuss von uns beiden.

Die Doppelrumpfcalypso donnert Richtung Port Douglas Harbour zurück. Über den Bergen droht Ungemach. Es könnte ein nasser Empfang werden. Auch der Wind frischt auf. Da möchte der Union Jack mit dem Kreuz des Südens und dem Commonwealth Star gleich kräftig mitmischen.

Am Abend liegen wir total begeistert von Riff, Fischen, Wasser, Boot, Luft und Leuten in der Camperkoje und quatschen über das Erlebte. Viel Kommunikation ist aber nicht mehr drin, die Augen wollen immer zufallen, denn wir sind ziemlich erschöpft, obwohl Schnorcheln ja eher seichtes Baden bedeutet und nicht besonders anstrengend sein sollte.

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Cairns hat keinen Strand, nur schlammiges Tidewasser mit Quallenzugabe. Folglich braucht`s etwas Künstliches zum Baden, am besten eine Lagune.

Kunst am Bau kennt man ja. Hier ist es Kunst am Strand, respektive an der Strandpromenade. Die Skulptur von Dominic Johns stellt die im Wattenmeer rund um Cairns reichlich vorkommende Molluske dar, die auch als Mud Creeper bezeichnet wird. Sehr imposant, das Teil.

Auch die örtliche Graffitiszene ist nicht ohne, wie eine farbenfroh gestaltete Hauswand mit einem Eingang ins Nirgendwo zeigt.

Die Gegend an der Strandpromenade ist sehr gepflegt, auch gärtnerisch. Der Rasen ist immer sehr kurz geschnitten, dazwischen gibt es Palmen oder Würgefeigen oder andere Bäume und sogenannte Pflanzinseln, wo alles, was die Natur örtlich so bieten kann, zusammen präsentiert wird.                               

Wir gehen auf den Obst- und Gemüsemarkt, der alles bietet, was an Früchten und Grünpflanzen essbar ist. Auch diese Drachenfrucht.

Es geht auf den Abend zu, es ist der letzte auf unserer Camper-Tour von Sydney nach Cairns. Im „La Pizza“ bedient uns Max aus Berlin. Wir ordern Rosé und zwei vegetarische Pizzen und lassen das Erlebte stichprobenartig Revue passieren.

Die Bilanz ist durchweg positiv, … ach was, sie ist überwältigend, überschäumend, megapositiv. Wir hatten einen großen Anspruch und wir waren zugleich unsicher, ob alles klappen wird. Und nun ist morgen die Tour vorbei. Schade eigentlich. Wir haben uns gut eingegroovt, es könnte so weitergehen. Kismet! Max kriegt ein ordentliches Trinkgeld. Er bedankt sich auf Deutsch und verrät uns, dass er nicht wieder zurück will ins nasskalte Berlin. Verstehen wir. Schließlich bummeln wir noch am Wasser entlang und bewundern das ins Nachtlicht getauchte Cairns. Eine Stadt hat ja immer mehrere Gesichter. Und den größten Unterschied machen Tag und Nacht aus.

Auf dem weiteren Weg an der Esplanade entlang sehen wir auch noch einmal das Riesenrad, das uns am Tag nicht besonders aufgefallen ist. Jetzt ist es der Hammer. Wie es zwischen den Bäumen durchscheint, glitzert und funkelt. Irre gut gemacht!

Es ist fast wie mit einem Kater nach einer Feier aufräumen zu müssen. Es macht keinen Spaß und man will auch nicht so richtig. Aber, es muss leider sein. Der Camper war ein guter Begleiter, hat uns mehr als 4.500 Kilometer die Ostküste von Sydney nach Cairns mit vielen Abstechern ins Landesinnere transportiert. Nie gemuckt oder gezickt, immer brav den Anweisungen Folge geleistet. Und nun geben wir ihn in ein paar Stunden bei Apollo wieder ab. Adieu und Danke, lieber Freund.

Und unsere Reise durch Australien geht weiter: “Von Melbourne nach Adelaide über die Great Ocean Road”

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