Polen Reiseblog
Dzień dobry, Polen liegt direkt nebenan und ist doch so unbekannt. In diesem Polen Reiseblog stellen wir euch in lockerer Folge die schönsten Städte und Regionen von Polen vor.
Posen - Reiseblog Polen
Der Berliner reibt sich die Augen: Kein gespraytes „THC“ an der Wand, kein Edding-Gekrakeltes am Verteilerkasten und auch Laternenpfähle sind frei von Stickern. Hier schmeißen alle ihre leeren Zigarettenschachteln und vollgerotzten Taschentücher in den Mülleimer. Posen ist rundum sauber. Wie angenehm. So verwundert es mich nicht, nirgendwo bettelnde Suchtkranke auf der Straße zu sehen. Und wie zur Bestätigung finde ich in der ganzen Stadt nur einen einzigen Mann vor der Pfarrkirche St. Stanislaus, der um etwas Geld bittet.
Die Kirche wurde von den Jesuiten während der Gegenreformation im 17. Jahrhundert erbaut, in einer Zeit, in der die katholische Kirche versuchte, ihre Macht durch Pracht und Spektakel zu bekräftigen. Und mit den hoch aufragenden Säulen und den kunstvoll bemalten Decken scheint mir das auch gelungen.
Deutlich jüngeren Ursprungs sind die zwei bronzenen Ziegen in unmittelbarer Nähe, obwohl ihre Geschichte noch ein Jahrhundert früher datiert. Nach der Legende versuchte ein Koch ein Bankett zu retten, indem er zwei Ziegen als fehlenden Gang verwenden wollte. Die widerspenstigen Tiere entkamen und kletterten auf das Rathaus von Poznań. Seitdem sind sie das Stadt-Maskottchen.
Aber auch an ihrem Zufluchtsort sind die beiden Ziegen zu sehen. Jeden Tag zur Mittagszeit sammeln sich Touristen auf dem Marktplatz vor dem Rathaus und beobachten, wie sich am Rathausturm ein Türchen öffnet und die mechanischen Ziegen ihre Hörner zwölf Mal gegeneinanderstoßen.
Der Alte Markt, Stary Rynek, ist das pulsierende Herz von Poznań. Er entstand mit der Stadtgründung im Jahr 1253 als quadratischer Platz von 140 x 140 Metern mit dem Rathaus in der Mitte. Ursprünglich im gotischen Stil erbaut, wurde es nach dem Zeitgeschmack des 16. Jahrhunderts in den Renaissance-Stil umgestaltet. Und ich bin sehr froh, dass man das nicht nach dem Sozialismus-Geschmack des 20. Jahrhunderts wiederholt hat.
Rund um das Rathaus stehen die Kaufmannshäuser, ein Kaleidoskop bunter Fassaden, die eine Mischung aus Gotik, Renaissance, Barock und Moderne darstellen. Nachdem ein Großteil des Platzes im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, bauten die Posener die Häuser sorgfältig rekonstruiert im historischen Charme wieder auf.
Eher selten findet sich eine Bank in den Räumlichkeiten als vielmehr Restaurants und Bars, die mit Anreißern die Besucher in ihre Ausschankgärten locken. Natürlich finden sich neben Sushi, Pizza und Döner auch die polentypischen Piroggen. Wir lassen uns die gebackene Variante in der Pierogarnia Stary Młyn (Alte Mühle) schmecken.
Mit den frischen Teigtaschen im Bauch steigen wir in die alte Geschichte Polens ein und laufen zur Kathedrale von Posen. Ach, übrigens läuft es sich hervorragend durch die Stadt mit ihren rund 550.000 Einwohnern. Kaum nähere ich mich einem Zebrastreifen, stoppt sofort der motorisierte Verkehr. Und zwar schon fünf Meter vor mir, niemand huscht mit seinem Auto noch schnell vorbei. Auch, wenn ich nur ein Foto haben möchte.
So erreichen wir entspannt und unbeschadet die Dominsel mit der ältesten Kathedrale Polens. Die St.-Peter-und-Paul-Kathedrale stammt aus dem 10. Jahrhundert und ist eng mit der Gründung Polens verbunden. Wie so oft bei diesen alten Gebäuden zerstörte ein Brand im 14. Jahrhundert das Gotteshaus und, wiederaufgebaut, ließen die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs die Kathedrale erneut in Trümmern zurück. Nach dem Krieg wurde sie mit ihren Zwillingstürmen im gotischen Stil wieder aufgebaut.
Wer jetzt noch nicht genug von steinernen Zeitzeugen hat, dem bietet Posen gleich zwei Stadtschlösser an. Das Königliche Schloss, die Residenz der Könige von Polen, und das Kaiserliche Schloss, das Kaiser Wilhelm II. Anfang des 20. Jahrhunderts erbauen ließ. Zweimal besuchte der Kaiser das Schloss bis Posen nach den Versailler Verträgen wieder an Polen ging. Mit dem furchtbaren Überfall von 1939 auf unser Nachbarland veranlasste Adolf Hitler den Ausbau des Posener Schlosses zu einer repräsentativen „Führerresidenz“, die er jedoch niemals besuchte. Zum Umbau gehört auch eine Treppe, die mit ihrer Gigantomanie die Überheblichkeit der Nazizeit symbolisiert.
Eine Führung mit Audioguide öffnet interessante Einblicke in die Geschichte des Hauses. Zum Abschluss bleibt bei uns der Gedanke, wie schön es ist, heute die freundlichen Menschen und die sehenswerte Stadt als Nachbar besuchen zu dürfen. Von Berlin dauert die Fahrt nach Posen mit der Bahn oder dem Flixbus bequeme drei bis vier Stunden. Das Preisniveau liegt leicht unter den deutschen Preisen und überall wird die Kreditkarte akzeptiert. Selbst an der 2 Zloty-Schranke an der Toilette vom Einkaufszentrum. Hier auf unserem Reiseblog Polen können wir einen Kurztrip nach Posen wärmstens empfehlen.