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Oldtimerfan Horst

Oldtimerfan Horst

„Willste auch ‘nen Schluck?“, fragt mich Horst und legt seinen Zigarillo ab, um mir ein Glas hinzustellen und einzuschenken. „Für einen guten Rotwein ist es doch nie zu früh, oder?“, schaut er mich fragend an. Ich schüttle der Kopf oder sollte ich besser nicken? „Stört dich der Rauch?“ Ich finde endlich meine Sprache wieder. „Nein, lieber Horst, mich stört weder der Rauch deiner kleinen Zigarre noch habe ich etwas gegen ein Glas Rotwein zur Mittagszeit einzuwenden.“ Ich setzte mich an einen Tisch in der Werkstatt von Horst Higeist, dem weit über die Grenzen Brandenburgs bekannten Oldtimerenthusiasten aus Falkensee und nippe am kleinen Roten. Ich bin bei ihm zu Besuch, um mehr über seine Leidenschaft der Restaurierung und Erhaltung von alten Fahrzeugen zu erfahren.

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Horst hat an seinem PC Platz genommen und zieht noch einmal am glimmenden Tabak. “Wie das alles anfing, willst Du wissen?“, fragt er mich und fährt gleich fort: „Ganz einfach! Die Leidenschaft wurde uns in die Wiege gelegt, mir und meinem Bruder, von unserem Vater. Der hatte zwar selbst kein großes Talent zum Reparieren von Fahrzeugen, hat aber für seine Jungs immer mal wieder defekte Mopeds mit nach Hause geschleppt. Da durften wir dann schon mal üben!“, blinzelt er mir zu. Ich bin begeistert von diesem 75jährigen Oldie mit dem Oldtimertick von den Oldtimerfreunden in Brandenburg, der mich hier in seine Feinmechaniker- und Werkzeugmacherhöhle gebeten hat.

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„Was war denn dein größtes Projekt?“, frage ich ihn. Wir steigen über die kleine Stiege nach draußen unter das Vordach neben den Garagen. “Ganz klar mein Pkw Wanderer W10 IV von 1931, den ich ab 1981 restauriert habe.“ Horst öffnet die erste Garage und da steht er in voller Pracht. „Rausfahren kann ich ihn leider nicht, ich habe gerade keine Batterie eingebaut und schieben ist echt zu schwer.“ Schade, denke ich, aber auch so ist dieses Auto eine Offenbarung.

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„Zuerst habe ich den Motor und das Getriebe auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt. Danach wollte ich eigentlich mit der Karosserie weitermachen, da fehlten mir aber doch einige Fertigkeiten in der Blechbearbeitung.“ Horst hatte daher den Wanderer zunächst auf Eis gelegt, für eine ziemlich lange Zeit. Erst 2008 fühlte er sich gewappnet für die Karosse. Und dann ging es zügig voran, 2009 war das Schmuckstück fertig. Details kann man auf seiner Website nachlesen http://www.oldtimerfreunde-falkensee.de/index.html

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„Der Polsterstoff ist originalgetreu nachgearbeitet und die Farbe des Wagens habe ich vom Armaturenbrett kopiert. Das war die einzige Stelle am ganzen Auto mit einem originalen Farbton!“ Horst ist zu Recht stolz auf seinen Oldtimer. Und ich staune und staune. Was das für Arbeit gewesen sein muss! Und nicht genug des Wahnsinns. „Ich habe den Wanderer im Maßstab 1:8 als Modell nachgebaut. Alles wie im Großen, auch mit Motorengeräusch!“ Ich lausche fasziniert.

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Wir gehen zur nächsten Garagentür. „Dieses Motorrad ist aus einem Garten in Brieselang, lange vor der Wende. Habe ich für 100 Ostmark bekommen, totaler Schrott eigentlich. Aber die NSU hat mich gereizt.“ Horst setzt sich auf die 501T von 1928. „Gab es noch Ersatzteile oder hast du alles selbst gemacht?“, möchte ich wissen. „Da gab‘s kaum etwas. Ich habe fast alles in meiner Werkstatt Stück für Stück nachgebaut.“

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 „Hast du dir für die Zukunft noch andere Restaurationen vorgenommen?“, frage ich neugierig. „Ja, klar, sonst hätte ich ja Langeweile. Ich zeige dir mal die Schätze in der nächsten Garage.“ Horst will das Tor schließen, aber da fallen mir bunte Schilder und Plaketten auf, die innen an der Tür hängen. „Was ist das denn?“ Horst holt weit aus, nicht nur mit den Armen, sondern auch mit dem Erzählen. „Alles begann mit dem Beitritt in den MC Staaken-Falkensee 1980. Da bekam ich meinen ADMV-Ausweis und konnte damit zusammen mit den Oldtimerfreunden in der DDR an Oldtimertreffen und Orientierungsfahrten teilnehmen.“

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„Was bedeutet denn ADMV“, will ich wissen. „Du bist wohl ein Wessi, was?“ Ich nicke etwas irritiert. „Kannst ja nichts dafür, sei mal nicht sauer“, sagt er und grinst. „Das ist die Abkürzung für Allgemeiner Deutscher Motorsport Verband. Das war in der DDR der Dachverband für den Motorsport, total wichtig. Vor allen Dingen für die Ausfahrten, dafür brauchteste den Ausweis.“ Horst zeigt auf das ADMV-Schild und die übrigen Plaketten und erklärt, dass diese von den diversen Fahrten zeugen; die jüngsten immer mit dem Wanderer und immer mit den Oldtimerfreunden.

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Knarrend öffnet sich das dritte Garagentor. Vor mir steht etwa ein halbes Dutzend Motorräder, die der Bearbeitung bedürfen. Ich würde verzweifeln, Horst nicht. „Mein Gott“, stammle ich konsterniert, „das ist ja Arbeit ohne Ende!“ Er schaut mich spöttisch lächelnd an. „Ich bin Feinmechaniker und Werkzeugmacher, das macht mir nichts aus.“ Ich bohre nach: „Wie sieht denn dein typischer Tag aus?“ Horst erklärt mir, dass nach dem Frühstück zuerst die Lektüre der Tageszeitung folge. „Anschließend gehe ich fast immer direkt und ohne Umwege in die Werkstatt an meine Arbeit. Da bleibe ich dann auch mehrere Stunden!“ Und wo er sich mit den vielen großen und kleinen Details seiner Lieblinge beschäftigt.

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Schließlich sitzen wir in einer der Garagen, in welcher weiß ich nicht wirklich, es sind einfach zu viele, und quatschen noch ein wenig. Oder, besser gesagt, wir setzen dem heutigen Treffen ein bewusstes Ende, denn ich könnte Horst Higeist noch ewig und drei Tage zuhören, er hat viel zu erzählen.

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Ich verabschiede mich von Horst Higeist aus Falkensee und bitte schon einmal um Fortsetzung, denn es wird auf jeden Fall Berichte von einer seiner Ausfahrten geben, das ist sicher.

Zum Schluss noch ein Bild von dem Wanderer in ganzer Pracht und der Tipp: Schaut mal auf seiner Website vorbei, es lohnt sich. Und wer Kontakt zu Horst aufnehmen will, hier ist die Mail-Adresse: info@oldtimerfreunde-falkensee.de

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Wir sind übrigens immer auf der Suche nach interessanten Berichten, Geschichten aller Art und Hobbies jeden Couleur, schreibt bitte doch einfach an info@grad60.com

Wir melden uns umgehend bei euch, versprochen! Also ran, ran, ran!

Oldtimer Wanderer

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