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Freiburger Blickwinkel

Freiburger Blickwinkel

Bigamie ist strafbar, ich bin schon verheiratet! Doch wer in ein Freiburger Bächle tritt, muss eine Eingeborene heiraten. Glücklicherweise passiert mir das nicht. Von der Dreisam gespeist, fließt das kristallklare Wasser durch unzählige Gassen der Altstadt. Diese Rinnen sind übrigens auch der Austragungsort des einzigartigen Bächleboot-Rennens.

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Dann gehe ich doch gleich einmal zur Dreisam hinunter. Wasser macht eine Stadt lebenswert und lebendig. Ich fühle mich auch so. Trotz unheilvoller Krebsgedanken im Kopf und Chemotherapie im Blut geht es mir recht gut.

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Der Weg ins brodelnde Stadtzentrum zurück führt an einem Mahnmal für die Drogentoten nicht nur dieser Stadt vorbei. Aufgestellt vom Förderverein Drogenhilfe Freiburg. Respekt für die Offenheit. Drogen aller Orten. Und Tote. Auch hier. Es lässt mich innenhalten.

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Fahrradfahren könnte hier erfunden worden sein. Unendliche Scharen von Velozipedisten umschwirren mich wie Wespen das Nest. Ich bin zu Fuß unterwegs, sonst würde ich mich jetzt ärgern, denn dummerweise muss man das Velo abstellen, wenn man in das Herz der Stadt vordringen will. Im innersten Zirkel der Radhochburg ist das Radeln verboten, schön blöd. Zu Fuß drängen sich viele über die Kajo, die Kaiser-Josep-Straße, zum Münsterplatz hinüber.

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Das Freiburger Münster steht erhaben und gigantisch vor mir. Es im Ganzen zu erfassen, spare ich mir, unmöglich. Aber ich will reingehen, wie fast immer, wenn ich eine Kirche sehe. Es ist voll. Voller Touristen. Und ein Organist haut in die Tasten, dass die Pfeifen nur so dröhnen und schreien und vibrieren, als gäbe es kein Morgen mehr. Klasse, wie er das macht. Dieser Sound schraubt meine Sinneswahrnehmungen in ungeahnte Höhen. Gänsehaut pur. Wow, was für ein Gefühl. Ehrfürchtig schaue ich mich um und staune. Das Kirchenschiff ist innen noch viel imposanter als von außen.

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Wieder draußen streife ich über den Freiburger Münstermarkt, der sich rund um die Kirche befindet. Lebendige Stadt, gut gestimmte Leute, nette Atmosphäre. Und viele interessante Stände. Neben Deftigen wie der „Langen Roten“, die es beim „Taifun“ auch in der veganen Variante gibt, trifft sich hier auch die Slow-Food-Szene der Umgebung zum Schoppen. Der Kauf von Zutaten für ausgefallene oder anspruchsvolle Gerichte scheint problemlos. Die Essensstände lasse ich heute mal außen vor. Die Handwerksstände sind mir wichtiger. Körbe, Blumengestecke, Kunstwerke mit einer eigenen Geschichte aus hochwertigen recycelten Materialien in verschiedenen Farben und Formen gibt es reichlich. Eine Holzmanufaktur für Haushaltswaren mit ihren lachenden Löffeln finde ich besonders gut.

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An der Südseite des Münsters strahlt mich das historische Kaufhaus mit seiner unglaublich attraktiven, rot dominierten und reichlich verzierten Fassade an. Einfach nur schön.

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Wäre ich nicht gerade Abstinenzler, würde ich mir ein Viertele Roten von der „Dog Selektion“ an der „Alten Wache“ gönnen. Übrigens, vor Corona, als ich hier rund um die Weihnachtszeit über den Platz schlappte, gab es sehr guten Glühwein. Und nicht zu knapp, sage ich euch!

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Apropos schlappen. Eine sehr beliebte Kneipe ist der „Schlappen“ in der Löwenstraße. Mit einer Latrine aus dem 11. Jahrhundert im Keller, antikes Mobiliar und antiquierte Theaterplakate in den drei Gasträumen, einem Flair und Charme von unendlichen Geschichten und Ereignissen, ist sie für mich ein feste Institution, wenn ich in Freiburg bin. Von vormittags bis spät in die Nacht, an 365 Tagen im Jahr, geht hier die Post ab. Besonders am Heiligabend, wenn viele irgendwie nicht zum Christbaum nach Hause wollen oder niemanden haben, zu dem sie wollen könnten, stehen sie in Dreierreihen vor dem Tresen. Die Musik wabert durch die Birnen und der Gintonic schmeckt mir dann besonders gut. Heute bleibt es beim alkoholfreien Bier.

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In der Grünwälder Straße lockt mich die Markthalle an ihre Stände. Drinnen gibt es Essen und Trinken aus aller Herren Länder. Arabisch, asiatisch, indisch, italienisch, mexikanisch, orientalisch und alemannisch-badisch-regional, vieles wird hier geboten. Und es sieht schick aus. Die Details bezaubern mich wieder. Nicht nur am Weihnachtsfest, wo man hier quasi kaum rein- und schon gar nicht wieder rauskommt.

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Und der Alkohol lockt natürlich auch. Aber ich bleibe standhaft. Heute mal nicht.

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An der mittleren Bar, knapp unter den Leuchtern fängt ein schrill bunt leuchtendes Kunstwerk meine Blicke ein. Ob dieses Bild im Aperol-Spritz-Rausch entstanden ist?

Nein, sicher nicht. Ich gehe durch die kleinen Gassen der Halle. Nach einem ausgiebigen Rundgang bin ich wieder auf der Straße und ziehe weiter. Am Fischerau entlang des Gewerbekanals muss ich doch noch einmal mein Spielzeug, die Glaskugel, ausprobieren. Faszinierendes Ergebnis, oder?

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Die Sonne brennt auf meinen Schädel und das tut sie hier mehr als 1.700 Stunden im Jahr, sagt die Statistik. Sie wärmt mich gut durch und trocknet mich aus. Der Durst plagt mich. Ich suche nach Trinkbarem. Und in einer kleinen Gasse werde ich fündig. Das „Saftlädele“ in der Schusterstraße ist bestens geeignet, mir in dieser misslichen Lage zu helfen.

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Die Brombeer-Banane-Apfel-Orange-Vitaminbombe schmeckt ausgezeichnet. Entspannt genieße ich meinen Drink und will eigentlich gar nicht mehr weg von hier.

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Beschwingt und gestärkt schreite ich weiter voran. Ich lasse mich treiben. Das geht sehr gut hier in Freiburg. Nach einigen Augenblicken bin ich wieder auf der Kajo und sehe vor mir mein Namensvettertor mit dem rekonstruierten Torturm und der großen Uhr. Im frühen 13. Jahrhundert zur Verteidigung gebaut und jetzt einfach nur imposant. Die Uhr interessiert mich heute weniger, aber die Metalltür in der Turmbasis und die grün-braun-roten-blauen Steine sind ein Blickfang.

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Ich gehe zurück zum Rathausplatz und setze mich in Sichtweite der katholischen Kirche ein wenig in den Schatten vor dem Brunnen zu Ehren für Berthold Schwarz, der angeblich das Schwarzpulver erfunden haben soll. Das kann allerdings in das Reich der Fabeln verwiesen werden; es war schon im späten 12. Jahrhundert in China und Arabien bekannt. Trotzdem eine nette Sichtachse mit Berthold und dem Kirchturm.

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Ich sitze und atme. Tief ein und aus. Friedliche Gedanken fließen durch meinen Kopf, ich ruhe in mir selbst. Freiburg, eine rundum freundliche Stadt mit wohl gesonnenen Menschen und einer zum Dableiben verführenden Aura. Ich drehe mich einmal um die eigene Achse und sauge das Ambiente in mich auf. Ein letztes Mal für heute. Schließlich bleibt mein Blick an den Geranien des reich verzierten Rathausdoppelfensters hängen. Wie kitschig schön!

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Tschüss, Freiburg, ich komme wieder, versprochen! Spätestens zu Weihnachten bin ich wieder da und werde nach der Chemo im Schlappen ein Gintonic genießen, mit Sicherheit!

Der Artikel ist ohne Vorteilsnahme oder Beeinflussung geschrieben worden. Details dazu können >hier< nachgelesen werden.

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Paul:

Tolle Bilder und schön geschrieben!

Chemo ist ätzend

Chemo ist ätzend

Ende eines Ausflugs! &nbsp;(Warum einen Fahrradhelm?)

Ende eines Ausflugs!  (Warum einen Fahrradhelm?)