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Gastbeitrag Monica Mählmann: Bayern und Pfalz, Gott erhalt‘s

Gastbeitrag Monica Mählmann: Bayern und Pfalz, Gott erhalt‘s

… dieser Spruch fällt mir ein, als sich Besuch aus Bayern ankündigt.

In unserer Umgebung ist dieser Spruch bekannt und geht zurück auf das Lied „Fröhlich Pfalz, Gott erhalt’s“ aus der Operette von Carl Zeller “Der Vogelhändler“ von 1891. Doch die erste Verbindung zwischen Bayern und Pfalz erfolgte bereits 1231 durch die Heirat zwischen Kronprinz Otto von Bug und Agnes von der Pfalz. Bis heute diskutieren wir immer wieder gern‘ und lang: gehört die Pfalz zu Bayern oder Bayern zur Pfalz! Da fühle ich, als gebürtige Bayerin in der Pfalz lebend, die Verpflichtung, meinem Besuch etwas zu bieten. So entsteht beim Frühstück schnell die Idee: Wir besichtigen die Reichsburg Trifels bei Annweiler.

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Das Wetter ist zwar durchwachsen, aber es regnet nicht und die Temperaturen sind auch für mich erträglich. Eigentlich bin ich dafür bekannt, dass meine Wohlfühltemperatur so zwischen 23 und 25 Grad schwankt. Ich gebe zu, der Wohlfühl-Spielraum ist sehr gering. Diese Burg ist eine von drei Burgen auf drei Hügeln eines Höhenzuges über der Stadt Annweiler. Von den Burgen Anebos und Scharfenberg sind heute nur noch Ruinen übrig.

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Die Burg Trifels wurde 1841 durch das damalige Königreich Bayern wieder aufgebaut. Zu dieser Zeit gehörte die Pfalz zu Bayern. 1866 wurde dann der Trifelsverein gegründet, der sich seither um die Burg und deren Erhalt kümmert. Der Trifels war im 12. und 13. Jahrhundert eine der wichtigsten Burgen im salisch-staufischen Reich. Erbaut aus Sandstein, thront sie auf einem stark zerklüfteten Felsen und sieht schon von unten sehr imposant aus. Der Weg nach oben schlängelt sich durch einen Laubwald und ist steil. Zumindest für mich, denn ich bin schnell außer Atem. Ich schnaufe wie eine Dampflok den Berg hoch, mein Puls rast und an Sprechen ist nicht zu denken. Ich bin wieder bestätigt, Wandern ist nicht mein Ding. Ok, meine Begleiter bewältigen den Aufstieg leichtfüßig, aber die sind viel jünger und sportlicher.

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Nach 20 Minuten habe ich es geschafft und ein erster toller Blick über die Pfalz belohnt mich. Die Wolken hängen tief, aber das ergibt einen ganz eigenen Effekt. Die dunkel bewaldeten Hügel heben sich von der hellen Regenfront ab, über der eine noch dunklere Wolkenmasse alles erdrückt. Meinen Besuch ziehen die Grautöne ebenfalls in den Bann und wir sind einhellig der Meinung, dass dieser Effekt beeindruckender ist, als bei strahlendem Sonnenschein.

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Die nächste Hürde ist vor uns: Die Kasse und die davor wartenden Besucher. Wir haben jedoch Glück und die Wartezeit ist wirklich kurz. Ich genieße die fünf Minuten, jetzt wieder bei Atem, für den Blick über die Hügel des Naturschutzgebiet Pfälzerwald. Wir dürfen für 30 Minuten auf die Burg, wird uns an der Kasse erklärt. Gut, das dürfte reichen. Die Burg ist nicht gerade Neuschwanstein, aber immerhin hat sie geschichtlich einiges zu bieten. Die Trifels beherbergt die Reichsinsignien des Heiligen römischen Reichs: Krone, Zepter und Reichsapfel. Allerdings als Nachbildung. Die Originale sind im Kunsthistorischen Museum in Wien in der Hofburg ausgestellt.

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Dank „Corona“ darf ich selbst die Nachbildungen nur durch das geschlossene Gitter bewundern. Doch selbst auf diese Distanz erahne ich die Schönheit der Insignien. Dank des guten Kamerazooms kann ich mir die Schätze anschließen im Detail ansehen. Der Reichsapfel hat es mir am meisten angetan. Die Kugel besteht aus einer Harzmasse, die mit Goldblech ummantelt und 21 cm hoch ist. Die Spangen und das Kreuz sind mit Edelsteinen und Perlen besetzt. Mein Faible für Schmuck lässt mein Herz höher schlagen bei dieser Handwerkskunst.

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Als weiteres Highlight erfahren wir von Tafeln, dass die Trifels den Saliern und Staufern als Staatsgefängnis für Prominente diente. Der wohl bekannteste war der englische König Richard Löwenherz. Er war nur drei Wochen hier gefangen, bis er gegen ein für England fast ruinöses Lösegeld freigelassen wurde. Die Summe betrug 100.000 Mark in Silber und entsprach dem doppelten Jahressteueraufkommens Englands. Mir als pfälzische Bayerin gefällt die Vorstellung, dass Bayern und die Pfalz geschichtlich zusammengehören. Wenn man sich die Chronik der Burg Trifels ansieht, stellt man fest, dass die Burg 1410 an das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken übertragen wurde. Was hat das jetzt mit Bayern zu tun? Ganz einfach: Das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken ist eine Seitenlinie der Wittelsbacher. Hier schließt sich dann der Kreis, denn Ludwig II. gehört dem Hochadelsgeschlecht der Wittelsbach an und war als Märchenkönig der Erbauer von Neuschwanstein. Auf dem weiteren Rundgang blicke ich immer wieder durch die Burgfenster auf die hügelige, bewaldete Pfalz. Die Aussicht ist wunderschön, aber ich bekomme auch ein Gefühl, wie es sich als Burgherrin anfühlt: Ungemütlich, kalt und feucht! Gerade bei trüben Wetter. Dann ist die Burgromantik sehr schnell dahin. Die Lebenserwartung lag damals zwischen 35 und 40 Jahren, falls man die Geburt der Kinder überhaupt überlebt hat. So wäre ich als Burgherrin gar nicht erst zur Blogschreiberin auf grad60 geworden.

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Nach 35 Minuten gehen wir wieder zurück zum Auto und freuen uns auf ein Glas Wein mit einem Pfälzer Teller in der Weinbar „Siener-Weingut-Ausschank“ in Birkweiler. Ich bin schon sehr froh, im 20. und 21. Jahrhundert zu leben. Meinem bayerischen Besuch hat der Ausflug übrigens so gut gefallen, dass sie im Sommer eine Woche Urlaub machen werden, um noch mehr über die Gemeinsamkeiten von Bayern und Pfalz zu erfahren.

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