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Bieneneinlauf

Bieneneinlauf

„Na, wo laufen sie denn hin?“, hätte ich Roland fragen können, nachdem er mich gestern Abend von der Fernsehcouch geholt hat. Und seine Antwort wäre vielleicht gewesen: „Na hier, hinein in meine Einraumbeute!“ Ihr versteht nur Bahnhof? Ging mir auch so. Also der Reihe nach.

Mein Freund und Nachbar Roland hat ein nicht so gewöhnliches Hobby, er beschäftigt sich mit Bienen. In einem früheren Artikel habe ich schon einmal darüber geschrieben. Eines seiner beiden Bienenvölker hat den Winter nicht überlebt, folglich war er auf der Suche nach einem neuen. Eigentlich wollte er darauf warten, dass sein anderes Volk schwärmt. Dann hätte er es eingefangen und neu einlogiert. Aber es kam anders. Am Vorabend rief ihn eine befreundete Imkerin an, ob er nicht ihren eingefangenen Schwarm haben wolle. Er sei gerade in „Kellerhaft“, damit die Bienen sich von der Aufregung erholen und beruhigen können. Gesagt, getan. Und jetzt sind die rund 20.000 Bienen in der Schwarmfangkiste und fragen sich wahrscheinlich aufgeregt, wie ihre Zukunft aussehen wird.

Der von den Bienen vor dem Schwärmen aufgenommene Honig reicht ca. drei Tage fürs Überleben und Start in einer neuen Behausung. Um den Anfang etwas komfortabler zu gestalten, lässt Roland einen Vorrat an Honig des alten Schwarms in der Einraumbeute. Das ist übrigens die Bezeichnung für die Kiste, in der die Bienen leben.

Viele Imker packen den Bienenschwarm aus der Schwarmfangkiste direkt in die Beute, indem sie sie „reinklopfen“. Das ist jedoch für die Bienen sehr stressig und entspricht nicht dem natürlichen Verhalten der Bienen. Roland möchte den Schwarm selbst, das heißt aus freien Stücken, in seine leere Einraumbeute einlaufen lassen. Da nicht auszuschließen ist, dass die eine oder andere Biene vom Weg abkommt und vielleicht einen Menschen sticht, setzen wir uns Schutzhauben auf. Sehe ich nicht sehr professionell aus?

Es geht los. Roland spannt ein weißes Tuch über zwei Holzleisten vor das Einflugloch der Einraumbeute. Das Tuch endet genau am Eingang. Sieht nett aus. Ob das die Bienen auch so sehen?

Der Bienenschwarm hängt in der Schwarmfangkiste innen am Deckel. Roland hebt jetzt den Deckel mit den meisten Bienen heraus, die wie eine riesige Traube aussehen. Ein bizarrer Anblick. Und Respekt einflößend.

Mit einem kleinen Ruck werden sie gezwungen, den Deckel loszulassen. Sie fallen auf das gespannte Tuch und verharren.

Erst jetzt wird mir klar, wieviele Bienen das sind. Gigantisch. Es ist ein spanndender Moment. Nehmen sie ihr neues Zuhause an? Das werden die nächsten Minuten zeigen. Roland besprüht sie leicht mit Wasser, damit nicht so viele auffliegen. Eine reine Vorsichtsmaßnahme, die vielleicht nicht notwendig wäre. Wir warten und beobachten das Volk. Der größte Teil der Bienenmasse sitzt immer noch an dem Platz, wo sie ausgeschüttet worden sind. Aber plötzlich laufen einige Bienen reflexartig nach oben. Sobald sie das Flugloch entdeckt haben, geben sie ihren Schwestern ein Pheromonsignal und weisen ihnen den Weg. Und schlagartig wird es eng am Flugloch.

Ganz wichtig ist, dass die Königin ihre neue Behausung annimmt. Ohne Bienenkönigin wäre das Bienenvolk nicht überlebensfähig und sie würden auch nicht in der Kiste bleiben. Die Queen ist schwach gelb gezeichnet, wir können sie innerhalb der Bienenmasse gut erkennen.

Nach rund einer Stunde sind zwei Drittel des Schwarms in die Beute hineingekrabbelt, auch die Königin. Der Rest verharrt auf dem Tuch. Es scheint schon etwas zu kühl zu sein. Die Bienen sind dadurch nicht mehr so aktiv. Außerdem wird es dunkel. Am nächsten Morgen mit den ersten wärmenden Sonnenstrahlen kommt Bewegung in den restlichen Schwarm. Roland hilft mit einer Feder etwas nach. Eine kleine Motivationshilfe, sich in Richtung Einflugloch zu bewegen. Es dauert nicht lange und es wird wieder eng am Einflugloch.

Nach einer halben Stunde sind alle drin. Schon am frühen Nachmittag fliegen einige Bienen aus, um Nektar zu sammeln. Sie zeigen ein ganz ruhiges Verhalten, die Aktion hat geklappt, der Schwarm richtet sich im neuen Bienenstock ein. Roland ist bei diesem schönen Anblick glücklich und zufrieden. Sein neuer Schwarm ist zu Hause angekommen. Die Gesamtheit der Bienen nennt man übrigens den „Bien“. Interessant. Das habe ich, wie so vieles Andere über Bienen, nicht gewusst. Toll und danke Roland, dass ich dabei sein durfte.

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